Hallo die Damen und herren,
ich mu§t' erst mal 'ne kleine Pause machen, nachdem ich mich vorhin eingeloggt hatte.
Hab' halt einfach den Blues gekriegt. Hat' scheint's 'ne Woche gedauert, bis der
Schock richtig nachlie§.
Mit dem Sölk war's das dann für mich. Mit'm Fah'n seh' ich später.
Ich bin wieder daheim. Jetzt mit eineinhalb kaputten Beinen und 'nem angebrochenen
Herzen. Bei den 2500 km hatt' ich nicht ein Problem, aber
jetzt hat's wieder gekracht.
Ich war bei Freunden und bin gegen 17h30 Richtung Heimat losgezuckelt. Kleines
Strä§chen, schön kurvig, locker um die 40, 20 mehr geh'n da auch. Nach rund
5 km, alles nur Kurven, aus einer scharfen Links ca. 80 m Gerade, leicht nach rechts
gebogen in die nächste scharfe Links. Ich kenn' die Strecke auswendig.
Jedenfalls zieht die Kiste auf der Geraden nach links und ich krieg's nicht gebacken.
In die Eisen, aber grad doch noch in den "Graben" (10-20cm) auf der Bergseite.
Die Kiste stand auch nach 5 Metern, aber bei Meter 2,5 war halt der Felsbrocken.
Die Finger hab' ich noch rausgekriegt, aber für'n Sprung hat's nicht mehr gelangt.
Mein linkes Bein hat's rückwärts wieder ausgespuckt und mich auf dem Hintern links-
rum gedreht, so da§ ich rücklings über'n Beiwagen abgerollt bin, als die Fuhre
dann stand. In der Drehung hab ich schon das Elend vorbeifliegen seh'n.
Der Fu§ schlabberte nach hinten und ein Schei§knochen guckte raus.
Erst wollt' ich dem alten Weisbart böse sein, da§ er mir nicht mal 'ne Ohnmacht gönnt,
aber das hab ich dann später zurückgenommen. In der Ecke kommt Abends NIEMAND vorbei.
Kein Handy und die Suppe läuft. Erst mal Helm ab, Jacke aus, durchatmen und dann doch
erst mal um Hilfe Rufen - was sagen blos die Franzmänner und Damen in so 'nem Fall???
Ein Bi§chen "à l'aide" ähh "aidez moi" ähhhh "m' aider" AHH "Mayday" (geht auch bei
Teetrinkern!) gebrüllt. Mir war zwar schnell klar, da§ das in der Einöde Kraftver-
schwendung ist, aber immer noch viriler, als blos zu weinen. Der mächtige Nachhall
im Tal hat mir zumindest gezeigt, da§ meine Stimme noch ganz gut trägt (und da§ ich
wohl ziemlich allein sein mu§.)
Irgendwann dann halt Mund wieder zu, Opinel raus, Beiwagenplane aufgeschnitten und
Erstehilfepack rausgefischt. Aufstehen ging einfach nich.
Stiefel abgepfriemelt, Hose, Socke wegoperiert und dann Fu§ so lange nach unten gezogen,
bis er sich ohne grö§eren Widerwillen nach vorne drehen lie§, suppt immer noch schön
gleichmä§ig - keine Arterie, gut - noch 'n Knöchelchen auf der Seite entdeckt, Verband
drumgewickelt, am Rückenprotektor die Strapse abgesäbelt und Unterschenkel samt Fu§
draufbandagiert.
Ich möcht' das nicht nochmal und niemalsnicht bei jemand anderem machen müssen!
Helm und sonstige überflüssige Klamotten mittig auf der Fahrbahn verteilt - hier ist wer
par terre - Jacke wieder an, falls es später wird, Warnweste drüber für die Baumarktwerbung,
Tabak in die Brusttasche (für später), Opinel in die Hosentasche (kampflos kriegt mich kein
Wildschwein) Verbandstasche zwischen die Zähne (logo), Handschuhe an und rückwärts auf'm
Hintern losgerutscht das linke Fahrgestell auf'm Protektor im Schlepp.
Die Erschütterungen! vom Rollsplit waren unangenehm - sehr! Tempo rund 500 mh.
Nach rund 2 Stunden kam dann 'n Auto mit einem sehr netten Touristenpärchen. Nachdem ich
den beiden über den ersten Schock geholfen hatte ("nein, alles ok, nee nicht anfassen, mir
geht's bestens, ich tät nur gern mal telephonieren..."), war er dann auch bereit, wohin zu
fahren, wo sein Handy tut, während sie mir's Händchen hält.
Da hab ich mir dann auch endlich die Kippe gegönnt, die ich mir bisher aus Schi§, die Augen
zu verdrehen, verboten hatte. Es kam dann noch ein deutscher Mopedkollege, auch mit Namen Peter,
und ich hab mich schon weniger einsam gefühlt. 'Ne halbe Stunde später war'n die Pompiers da,
und haben mein wunderschönes Gebastel wegoperiert und durch was aufblasbares ersetzt.
Gerichtet mu§te nichts mehr aber alles desinfiziert werden. Der Feuerwerker hat mir 'nen guten
Liter rotes Zeug in die Wunden gespritzt, da§ mir die Augen rausgequollen sind und auch nicht
aufgehört, als ich wie'n Elch geröhrt hab. (die Augen meiner lieben Retterin waren nicht viel
kleiner als meine)((auf was man alles so achtet...
)). Nach meinem Empfinden hätt' das zischen
und grüner Rauch aufsteigen müssen.
Der gute Mann meinte nur grinsend, kürzlich habe seine Kollegin die wässrige mit der
alkoholischen Jodlösung verwechselt...
Der Notartzt kam dann auch und mit ihm endlich das Morphium.
Kurz nach halb elf war ich in Carcassonne im Krankenhaus, um elf im OP. Drei Stunden wurde
geschnitten, gewühlt, gebohrt, gehämmert und geschraubt. Vollnarkose wollte mir der Doc nicht
gönnen wegen Zustand und so, also wei§ ich jetzt, da§ der 45cm Stab in meinem Schienbein 'ne
Passung wie'n MZ-Schwingbolzen hat.
Dann gab's 'ne Woche am Tropf, sehr nette Schwestern
, weniger nettes Essen
und heute die Entlassung.
Auf dem Rückweg hab ich kurz nach der Emme geguckt
. Linkes Tauchrohr tiefe Schrammen, linker
Motordeckel wei§ nich, aber - Drehzahlmesserantrieb ist platt, Schalthebel umgeklappt, Fu§raste unterm
Schwingbolzen, Lufigehäuse zerdrückt und Lenker futsch... - mu§ genauer gucken!
Ich hab' mir hier mal den Kram kurz von der Seele geschrieben. Ich witzel dabei, weil ich 'ne Schei§angst
hatte und immer noch Verdauungsprobleme damit hab. Und weil ich heilfroh bin, da§ das vorbei ist
und ich wieder steh'. Und ich schreib's, um mich zu bedanken, bei allen, die mir da geholfen haben!
Und weil der Satz vom Indianerschrauber für mich jetzt mehr Farbe hat:
y'know, in my age, ev'ry day above ground and vertical is a good day
Auch nochmal an den Herr'n da oben: Entschuldigung - war Alles genau richtig!
Ich wünsch Euch nur frische Luft ringsum und festen Grund unter'n Reifen!
Liebe Gry§e vom Lallemang