von Maybach » Mo 06 Feb, 2023 18:16
Ich bin keine Zwiderwurz'n.
Aber:
1. Ich habe vier Kinder großgezogen und zu 75% auch Erfolg dabei gehabt. Einer ist dabei, der meint immer noch, dass man direkt aus einem nicht abgeschlossenen Studium in eine opulente Pension gleiten könnte. Der Rest hat schon verstanden, dass man was leisten muss, um sich was leisten zu können.
2. Ich unterrichte seit 1999 an Universitäten. Und leider stelle ich fest, dass sogar so einfache Sachen wie Rechtschreibung immer weniger ausgeprägt sind. Ich frage die Heldinnen (meist sind es junge Frauen) dann schon, wie sie sich das eigentlich vorstellen in der Schulklasse. Und schaue in recht leere Augen, wenn ich denen sage, dass ich mich weigere eine Hauptseminararbeit zu korrigieren, die mit einem Großbuchstaben beginnt und mit einem Punkt endet. Dazwischen auf 30 Seiten Kleinschreibung ohne Interpunktion.
Aber um auch das zu sagen und klarzustellen: Es gibt prachtvolle Burschen und Mädels, die sich reinhängen. Sonst würde ich das eh nicht mehr machen. Aber das sind 5 bis 10 %Bezahlt bekomme ich das ja nicht ...
3. Mir wird angst und bange, wenn ich lese, dass 30.000 Lehrkräfte fehlen. Die müssen nicht alle den tiefen Teller erfunden haben, aber sie sollten halt in die Lage versetzt werden, Schüler zu unterrichten und auch festzustellen, wer das Zeug für eine weiterführende Ausbildung hat und wer nicht.
Aber das funktioniert ja nicht mehr: Da ist der Rechtsanwalt-Papa flugs dabei, so eine junge Lehrkraft mit einem Verwaltungsverfahren zu bedrohen, wenn der mißratene Bengel von Sohn nicht die erfoderlichen Leistungen zeigt und die Gefahr besteht, dass er nicht aufs Gymnasium gehen kann.
Aber es kann nicht funktionieren, wenn wir den Leuten, die wir notabene genau dafür mit viel Geld ausbilden, nicht die Beurteilung zutrauen über die ihnen anvertrauten Schüler/-innen. Vergessen wir bitte nicht: Die Lehrer/-innen haben idR mehr Zeit mit den Schülern verbracht als die Väter...
4. Und wir haben in unserer Gesellschaft auch noch ein grundlegendes Problem: Disziplin ist nicht mehr wirklich etwas, was Konjunktur hat. Dabei ist es genau das, was viele der erfolgreichen Absolventen auszeichnet.
Und mit Disziplin meine ich nicht Kadavergehorsam, sondern vor allem Selbstdisziplin. Und die bekommt man nicht, wenn man sie vom Nachbarn einfordert. Da muss man schon bei sich anfangen. Und vielleicht Eltern und Lehrer haben, die darauf Wert legen.
So, Schluss jetzt.
Maybach