Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

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Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 14:09

Vor Jahren habe ich die Schwingenlagerung meiner SR500 auf Sinterbronzelager umgebaut, die Lager kamen aus einer Sammelbestellung bei ANTAG.
Einbau war problemlos, die Schwinge spielfrei.
Jetzt - nach vielen 10tkm und regelmäßigem Schmieren sehe ich, daß die Lager Laufspuren haben.
Ich denke darüber nach, wieder neu zu lagern.

Für die Abmessungen der SR500-Schwinge (Lagerhülse 22mm, Innenmaß 29mm, nutzbare Länge für Lager ca. 26mm, passende Bundbuchse z.B. 22x29/36x28/3,5) finde ich nur Sinterlager.

Sinterbronze ölgetränkt hat eine zulässige spezifische Belastung statisch von 30-50 N/mm² je nach Werkstoff, dynamisch 10 N/mm².

Alternativ gibt es passende Sintereisen-Buchsen, auch Bundbuchsen.
Die statische Belastbarkeit ist da etwas besser, um 50N/mm², dynamische Belastbarkeit wie Sinterbronze.

Vollmaterial erträgt weit über 100N/mm² statisch.

Frage 1: Haben wir bei der Schwinge mit dem sehr kleinen Drehwinkel und niedriger Drehzahl eine statische oder dynamische Belastung?

Frage 2: Für welche Belastung soll die Lagerung ausgelegt sein?

Frage 3: Vielleicht doch wieder zurück zu Nadellagern? Sauber ausdistanziert natürlich, "spielfrei".
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Rei97 » So 16 Apr, 2017 15:15

Also:
Die Massivlager kommen dem Einsatzzweck am nächsten.
Die Belastung ist zwar schwingend, aber eher statisch als dynamisch.
Eine möglichst hohe statische Belastbarkeit ist Ziel.
Die Nadellagerung ist eine Folge der vorher oft verwendeten Plastikbuchsen, die oft nach kuzer Zeit spielbehaftet waren.
Leider war das ein Fehlgriff, weil Nadellager eher für dynamische Belastung taugen und wegen der hohen herzschen Pressung nach gehärteten Wellen und Buchsen schreien.
Wegen ein paar Riefen in den Buchsen würde ich mir aber keinen Kopf machen, solange die Schwinge ohne spürbaren Klapper läuft. Die Riefen kommen von eingedrungenem Sand, der natürlich reibt.
Deshalb nach einer Staubtour nicht nur die Kette pflegen, sondern auch die Schwingenlagerung.
Regards
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Richy » So 16 Apr, 2017 15:18

Ohne jetzt ein Experte zu sein:
Straßenschrauber hat geschrieben:
Frage 1: Haben wir bei der Schwinge mit dem sehr kleinen Drehwinkel und niedriger Drehzahl eine statische oder dynamische Belastung?

-->sowohl als auch:
- statisch, das Gewicht vom Mopped samt Fahrer lastet natürlich anteilweise immer auf dieser Lagerung
- dynamisch, Brems- und Antriebskräfte werden in Längsrichtung auf diese Lagerung übertragen, sind aber im Verhältnis deutlich geringer.
Frage 2: Für welche Belastung soll die Lagerung ausgelegt sein?

--> Könnt man ausrechnen, dazu wären ein paar Daten wie Abmessungen, Schwerpunktangabe vom Mopped samt Fahrer etc. nötig.
Frage 3: Vielleicht doch wieder zurück zu Nadellagern? Sauber ausdistanziert natürlich, "spielfrei".

--> Kenne jetzt die SR nicht so genau, aber vom Gefühl her würde ich bei solchen Lagerungen immer zur Gleitlagerung greifen, Nadellager sind bei sowas eher fehl am Platz (nahezu keine Drehzahl, nahezu kein Drehwinkel, immer die gleiche Position etc.). Bei der ES habe ich Iglidur-Lager drinnen und bin hochzufrieden.


Gruß,
Richard

edit: Mist, der Helmut war schneller... :-)
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 15:23

Leider finde ich keine passenden Massivlager mit 22mm außen, 29mm Innen und 22 bis 25mm Länge, vielleicht sogar als Bundbuchse.

Aber die Schwinge läuft ja immer noch spielfrei, da ist hoffentlich noch lange außer Abschmieren nichts zu tun.
Zuletzt geändert von Straßenschrauber am So 16 Apr, 2017 15:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon hiha » So 16 Apr, 2017 15:24

Richy hat geschrieben:- dynamisch, Brems- und Antriebskräfte werden in Längsrichtung auf diese Lagerung übertragen, sind aber im Verhältnis deutlich geringer.

Hab zwar kein Abitur, aber das ist statisch, nicht dynamisch.

Gruß
Hans
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Rei97 » So 16 Apr, 2017 15:25

Richy hat geschrieben:- statisch, das Gewicht vom Mopped samt Fahrer lastet natürlich anteilweise immer auf dieser Lagerung
- dynamisch, Brems- und Antriebskräfte werden in Längsrichtung auf diese Lagerung übertragen, sind aber im Verhältnis deutlich geringer.
Gruß,
Richard

Also:
Du solltest mal rechnen wie groß die Kräfte in der Kette und dadurch in der Schwingenlagerung beim Gasgeben und beim Bremsen gegen den Motor sind.
Das ist ein Vielfaches der statischen Gewichtslast. Um das klarer zu machen:
Benannte Kräfte schieben den Zuganker bei unter 100Nm Vorspannung in der Lochlaibung des Rahmens schlagartig hin und her , sodass auch Brüche des Zugankers durch die dabei auftretende Biegung und zwar pseudodynamisch, vorkommen....Überraschend, gell?
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 15:31

Kräfte schieben den Zuganker bei unter 100Nm Vorspannung in der Lochlaibung des Rahmens schlagartig hin und her
Da wäre es doch sinnvoll, diese Löcher auszubuchsen und genau fluchtend aufzureiben?
Zuletzt geändert von Straßenschrauber am So 16 Apr, 2017 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 15:35

@hiha: Gute Ingenieure reden mit erfahrenen Praktikern auf Augenhöhe, wie ich es z.B. hier im Alteisentreiberforum immer wieder sehe.
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Rei97 » So 16 Apr, 2017 15:46

Also:
Das wäre zwar ein theretischer Ansatz, aber er sprengt die Massenfertigung, weil spielfrei und Bohrungsflucht halt der Montage im Weg steht.
Besser ist halt, bei bestehendem Umfeld, die Vorspannkraft des Zugankers so hoch zu setzen, dass die Betriebskräfte per Reibung und nicht per Formschluss übertragen werden.
Um das in jedem Fall zu gewährleisten, wären Anzugsmomente des Zugankers in der Grössenordnung 160-180Nm je nach Spaltmaß Schwinge /Rahmen nötig.
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 15:50

Um das in jedem Fall zu gewährleisten, wären Anzugsmomente des Zugankers in der Grössenordnung 160-180Nm je nach Spaltmaß Schwinge /Rahmen nötig.
Macht das der originale Zuganker, ggfs. auch in der hohlgebohrten Version, mit?
Oder geht das nur mit einer Schraube als Zuganker?
Zuletzt geändert von Straßenschrauber am So 16 Apr, 2017 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Rei97 » So 16 Apr, 2017 15:59

Also:
Bei einer Schraube mit 10er Qualität geht bis zu 280Nm.
Bei dem Serienbolzen geht 160Nm und mehr sicher auch. Eine Schraube (auch der Bolzen) der nicht beim Anzug reisst, (das ist nämlich die höchste Belastung Zug & Tosion) ist sicherer als eine Schraube/Bolzen unter Biegung. Das mögen Verbindungselemente gar nicht!
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Maybach » So 16 Apr, 2017 16:03

Gott sei Dank verstehe ich nicht alles, was da geschrieben wird.
Ich hab nur in den XSsen überall Nadellager dring (natrlich mit gehärteten und geschlitzten Gegenstücken, damit auch das Fett dran kommt) und die laufen nun bei mir schon seit mindestens 120.000 km gut und spielfrei. Ich ziehe halt alle zwei Jahr die Schwingenachse und mache das sauber und vor allem wird häufiger die Fettpresse angesetzt.
Und wichtig: die Schwingen müssen gut ausdistanziert sein ... es lebe die Drehbank.

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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 16:12

Das Gegenstück bei der SR im Originalzustand ist die Distanzhülse, auf der die Nadeln direkt laufen.
So eine habe ich neu original YAMAHA hier zu liegen (mit Schmierbohrungen).
Ist die dauerhaft hart genug, wenn die Schwinge korrekt ausdistanziert ist und regelmäßig abgeschmiert wird?
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon hiha » So 16 Apr, 2017 17:33

Normal schon, wenn kein Wasser reinkommt. An Korrosion sterben sie meistens.
Blöd bei den Aftermarket- Nadelhülsen ist halt, dass sie meist nicht passen. Hat man sie eingepresst haben sie immer noch Spiel. Und das mag ich nicht.

Gruß
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Re: Schwingenlagerung - Belastbarkeit (Buchsen, Nadellager)

Beitragvon Straßenschrauber » So 16 Apr, 2017 17:47

Die Nadellager gibt es ja noch original.
Ich hab schon einige Lagerhülsen mit Spuren der Nadellager gesehen, da hatten die Schwingen aber wohl Spiel, und abgeschmiert wurde sicher auch nicht

Bei mir gibt's ja zum Glück keinen akuten Handlungsbedarf.
Wenn, werde ich wahrscheinlich Sintereisen-Bundbuchsen nehmen.
Zuletzt geändert von Straßenschrauber am So 16 Apr, 2017 18:04, insgesamt 1-mal geändert.
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