Moin!
fleisspelz hat geschrieben:Not adventure, but boredom was the result of poor planning
Da fällt mir meine erste eigenständig "geplante" Alpenüberquerung wieder ein, zusammen mit einem Freund, der die Schweiz samt Schweizern irgendwie weniger mochte und aus diesem Grunde nicht bereit war, in der Schweiz Geld auszugeben, zum Beispiel für Wegezoll. Auf gut deutsch: wir fuhren auf allem außer Autobahnen durch die Schweiz in Richtung Italien, genaues Ziel unbekannt.
Da wir keinen Bock hatten, groß zu navigieren, machten wir uns die altbekannte Tatsache zunutze, dass Italien jenseits der Alpen liegt. Man kommt also da hin, indem man immer weiter bergauf und Richtung Süden fährt. Wenn es dann nicht mehr weiter bergauf geht, fährt man den Berg auf der anderen Seite wieder runter und schwuppdiwupp hastenichgesehn ist man im Land wo die Zitronen blühen. So weit die Theorie.
In der Praxis hätte ich gerne noch eine Schweiz-Landkarte gekauft, was aber von Andi als unnötig abgetan wurde - er sei schließlich mit einem Falk-Europaatlas ausgestattet. Na prima - Moppeten gepackt und los geht's!
In die Schweiz rein ging's recht zügig, durch die Schweiz durch dann mit gebremstem Schaum; die haben ja ihre eigenen Vorstellungen hinsichtlich zulässiger Höchstgeschwindigkeit. War aber egal, weil wir das durch Auswahl kurvig riechender Sträßlein ausglichen.
Irgendwann im Laufe des Nachmittags, nach mehr bergauf als bergab (aber immer Richtung Süden) war es dann so weit: wir standen in einem Tal. Nach allen Richtungen sahen die Berge gleich hoch aus. Die nach Süden führende Straße gabelte sich in einen östlich und einen westlich führenden Teil. Kurz: es war Zeit für den Falk-Europaatlas.
Ich also mit fester Stimme: "Andi - reiche mir doch mal bitte..." Na: ihr wisst schon.
Andi gräbt und gruschdelt ein wenig im Gepäck und zieht dann ein spiralgebundenes Produkt des Falkverlags aus einer Satteltasche und drückt es mir in die Hand. Ich schaue drauf, kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und reiche es ihm zurück mit der Aufforderung, mir mal den Titel des Machwerks vorzulesen.
Er liest: "Stadtplan München. Mit Umgebungskarte..."
Tja - selbst bei großzügiger Interpretation lassen sich die Schweizer Alpen nicht mehr der Umgebung Münchens zuordnen, weshalb besagter Plan sie auch nicht beinhaltete. Wir haben dann einfach die etwas südlicher ausgerichtete Straße genommen...
... und auch sonst war's ein klasse Urlaub - vom Lkw-Fahrer-Streik samt darniederliegender Benzinversorgung, dem Ruckdämpferwechsel am Sandstrand, dem inkontinenten Wellendichtring am Abtrieb, der Rückreise über Frankreich und die Westschweiz und einer interessanten Begegnung mit der berittenen Polizei nachts um halb drei erzähle ich dann mal persönlich.
Grüße!
B.