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Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 16:32
von motorang
... in Teilen.

Teil 1:

Prolog:
Unter anderem nach der Lektüre der Schotterberichte von Zündfix, Richy und Maybach wollte ich eigentlich eh schon immer mal in die Westalpen, speziell in den südlichen Teil.
Diesmal sollen Uwe und Phil mit von der Partie sein: Phil war die letzten Male immer mit (Rumänien, Albanien), aber ist im Begriff zurück nach Irland zu siedeln. Glücklicherweise hat er zu viele Motorräder und kann eines noch in der Steiermark deponieren für diesen Ausflug. Uwe hat mit der 350er Enfield ein taugliches Reiseeisen und wird den Rest wie immer mit Zähigkeit wettmachen. Lediglich ein stolliger Reifensatz wird montiert sowie starke Kupplungsfedern und ein Scheinwerferschutz gegen Steinschlag.

Freitag 19.9.2014
Gestern ist Phil mit dem Flieger in Wien angekommen, und im Zug nach Graz ist sein Rucksack gestohlen worden, mit Reisepass, Nummerntafel etc.
So ist er heute beschäftigt mit Amtswegen und dem Nachkauf von Ausrüstung.
Ich bereite inzwischen meinen neuen Motorradanhänger vor, montiere 3 Schienen, Klapprampe und Reserverad. Der war nötig um auch mal legal 3 Moppeds zu rollieren, darf er doch 750 kg gesamtgewichten.
Abends werde ich irgendwann noch mit dem Packen fertig, habe Hängergurte umgenäht etc.
An der Tenere war kaum etwas zu machen, lediglich Reifensatz neu (Mitas E07 und ein Wasrumlagreifen für vorne, ein Michelin Sirac). Der Rest war von der Islandreise noch fit. Die meiste Arbeit ging in die Vorbereitung bei der Navigation - Kartenbesorgung (Michelin 200.000), Scannerei, Kalibrierung, Navi und GPS vorbereiten, Routen checken, Tipps einholen, und den üblichen Denzel in neuer Ausgabe besorgen.
Folgendes ist mit: Garmin ZUMO 210 für die Straßennavigation, Tankstelle finden oder Fahrzeiten abschätzen:

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Und ein Windows Mobile PDA, wasserdicht, mit entsprechender GPS-Software und Wanderkarte sowie 200.000er Übersichtskarten der Gegend drauf:

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Man sieht schon, die Dinger sind für unterschiedliche Zwecke gedacht.


Samstag 20.9.2014 (Anreise)
Um 07.30 kommt Phil, kurz darauf Uwe mit dem Doblo. Aufladen ist eine Wissenschaft - und funktioniert immer nur mit Zeit und Kaffee.
Dementsprechend Abfahrt um 9, Uwes Garmin Nüvi sagt 1003 km in 10 Stunden.
Leider ist in Bella Italia nur 80 km/h erlaubt mit Anhänger. 15 Stunden später sind wir in Antibes, halbwegs zwischen Nizza und Cannes. Drei Stops bei Autogrill Raststätten, Baustellenstau, ein Mal verfahren vor Genua, 2x tanken und ein Einkauf im Supermarkt haben den Schnitt gedrückt.

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Wir dürfen unser Zeug im leerstehenden Ferienhaus eines Freundes unterbringen und schlupfen dort nach Entschärfung der Alarmanlage und einer späten Abendjause um 3.00 Uhr in unsere Schlafsäcke.

Sonntag 21.9. (190 km)
Wenig geschlafen aber gut. Wir hatten es uns gleich auf der Terrasse bequem gemacht ...

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Auf um neun, Anhänger abladen. Schon wird es warm und hat bald 28 Grad.
Heute wollen wir nur eine kleine Ausfahrt machen, ein bisserl warm werden, Fahrzeuge testen. An der Küste entlang geht es nach Nizza und dann ins Landesinnere nach Coaraze, das ist ein sehr schöner mittelalterlicher Ort in den Bergen wo man sogar noch das alte Waschhaus sehen kann.

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Dann über den Col St. Roche.(990) und Col de la Porte (1068) ins hübsche Lantosque.
Jause mit Baguette, Camenbert und Tomaten. Nach Süden bis St-Jean-la-Riviere und dann wird erstmals auf Kartennavigation umgeschalten; ich vertraue der 200.000er Michelinkarte mehr als dem Garmin Zumo, der so gar keine Möglichkeit sieht, uns über den Berg ins westlich gelegene Tinee-Tal zu führen. Und es geht doch! Über Utelle und weiter nach La Tour, über eine als "gefährlich" eingestufte Strecke.

Coole Passagiere:
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Wyrdige Jause:
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Gegend:
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Stimmt schon dass es keinerlei Leitplanken gibt und öfter mal Steine auf der Straße liegen, aber sonst sehr schön fahrbar. Über Carros und Vence zurück nach Antibes, schon hat uns die Hitze der Küste wieder, kommen wir kurz nach 6 bei unserem Gastgeber Christian an, der inzwischen auch endlich Feierabend hat, nach einer komplett durchgearbeiteten Sommersaison. Feudales Abendessen auf der Terrasse und dann geht es noch eine Runde in den Pool - life is good. Unsere Moppeds haben heute die ersten 190 km gut gehalten, die Reifen sind eingefahren, kleinere Einstellarbeiten gemacht, und morgen kann das Schotterprogramm starten!


Wird fortgesetzt ...

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 17:39
von mex
:popcorn:

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 18:00
von lallemang
Definitiv :popcorn: :-D

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 21:10
von roger
Ah, jetzt wirds spannend *hechel*

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 21:11
von altf4
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g max ~:)

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 21:18
von Roll
Le Président ist definitiv eine wyrdige Jause.

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Mo 29 Sep, 2014 21:28
von Maybach
Schöner Beginn, Herr Präsident, aber jetzt will ich Fahrbilder Tenere vs. Enfield (mit dem verschärfenden Faktor UWE) sehen! :-D

Bin gespannt ...

Maybach

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 07:04
von motorang
Aber gerne lieber Wolfgang, leider wurde ich selbst fahrenderweise nicht fotografiert. Fuhr ja zumeist voran und die anderen beiden sind keine großen Fotografen.

Montag 22.9. (170 km)
Aufgewacht um 8, Routen studiert und versucht auf den Geräten zu importieren. Alles klappt nicht auf Anhieb, aber zum losfahren reicht es allemal. Das Navi ist in diesem Gewirr von Nebensträßchen und Kreisverkehren doch sehr hilfreich, weswegen ich zwei RAM Mount Kugeln am Lenker der Tenere befestigt hatte und beide Geräte im Blickfeld sind. Wir frühstücken und tanken unterwegs, nehmen die Autobahn bis Ventimiglia. In Frankreich muss man sich dafür durch mehrere Mautstationen plagen, in der Spur für "andere Fahrzeuge" wird man als Motorrad erkannt und bezahlt einen recht geringen Tarif - lästig immer nach dem Geld zu kramen, doch viel besser als sich durch den Verkehr der Küstenorte zu quälen. Und mit einer sagenhaften Aussicht!

Petit dejeuner:
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Mit Ausblick zum Strand (oder eben was davor steht):
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Weil das Fahren im Vordergrund stand und ich in der Gruppe unterwegs war habe ich meist nur in den Pausen fotografiert. Alleine hätte ich wohl auf der Autobahn mal anhalten müssen für ein Foto, echt schön zu fahren. Lärmschutzwände unbekannt und freie Sicht aufs Meer ...
Wir bezahlen für wenige km Italien gleich viel wie für 50 km Frankreich: 2,50 Euro. Durch Ventimiglia zickt das Garmin und zeigt plötzlich 1452 km und 20 Stunden bis zum 30 km entfernten Ziel. Da dürfte das Kartenmaterial eine Macke haben (OSM Freizeitkarte). Nach zweimaliger Neuberechnung während der Fahrt auf Sicht verlassen wir die Küste in der richtigen Richtung. Allerdings, wie wir später bemerken, parallel zur geplanten Strecke.
So schauen die Orte in der Gegend aus. Das müsste Apricale sein (meine alte Nikon D70S hat noch kein GPS ...):

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Nach einigen Umwegen erreichen wir doch noch über Soldano und die SP59 bei Perinaldo die gewünschte Strecke, und bald den schönen Ort Pigna. Ums berühmte Ar***lecken nach 12:30 und zack hat der Lebensmittelladen bis zum Nachmittag zu. Klasse, wir brauchen aber definitiv etwas Streckenproviant. Erstmal am Dorfplatz einkehren und siehe da, im angeschlossenen Mini-Alimentari können wir alles bekommen, was wir fürs Abendessen benötigen: ein paar Dosen Zielbier (Birra Moretti), Tomaten, und sogar einige Lammkotletts aus der Küche die uns zum Einlaufspreis weitergegeben werden!

Bei uns mit am Tisch: Herr Moretti!

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Und vom Tisch aufblickend erblickt man das oberhalb thronende Städtchen Castel Vittorio:

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Der Photograph in mir möchte hierbleiben! Aber der Moppedfahrer und seine Kollegen wollen weiter. Einige km weiter ist am Colle Langan der Einstieg zum Südteil der Ligurischen Grenzkamm-Höhenstraße (LGKS), und das wird nach ein paar km Asphalt schon ab dem Colle Melosa (Rifugio Allavena) recht holprig und bald sehr beeindruckend, wenn auch anfangs leider im Nebel.
Macht nix, sieht man schon nicht wie weit es neben der Piste runtergeht (meint Uwe). Die Strecke ist teilweise recht grob und es gibt einige Felstreppchen so dass sie eigentlich leichter von Norden kommend zu befahren wäre, wie man in Foren für größere Reiseenduros lesen kann. Uns ist das wurscht.

Das ist etwa da:

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Die Strecke folgt dem Grenzkamm nahezu exakt, ein wenig unterhalb.
Aufstieg zum Mont Saccharel den wir westlich passieren und hinauf zum Tanarellopass (2045). Vor dem Pass hat ein Erdrutsch die Piste verlegt, und nur ein einspuriger Saumpfad führt darüber.
Für Autos und Gespanne ist dort Schluss. Auch für eine neue 660er Tenere mit italienischer Nummer, die dort mit Sturzschäden in der Mitte der schmalen Piste geparkt ist, abgesperrt. Fluchend zerren wir die Enduro einen halben Meter zur Seite um halbwegs gefahrlos passieren zu können:

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Vor der letzten Kehre zur Passhöhe schnupft Uwes Vorderrad einen Stein der sich in der Kotflügelstrebe verklemmt. Mit blockiertem Vorderrad kippt die Enfield um, glücklicherweise an unkritischer Stelle so dass nur Uwes Stolz Schaden nimmt - sowohl er als auch die nur 16 PS starke Enfield schlagen sich nämlich hervorragend auf dieser Rumpelpiste, die im "Denzel" den höchsten Schwierigkeitsgrad hat. Die Bilder entstehen naturgemäß an eher einfachen Stellen wo die Piste breit und flach genug ist um eine bepackte Tenere gut abstellen zu können ...
Uwe also bei der folgenden Anfahrt auf den Kamm:

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Im Hintergrund kann man den Bergetrupp mit L200-Pickup beobachten der gerade in der letzten Kehre wendet um die Piste im Retourgang zur Unfalltenere hinunter zu kriechen.
Phil im Anflug:

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Damit haben wir den schwierigeren Teil der Grenzkammstraße, nämlich den südlichen mit knapp 30 km, geschafft. Hier könnte man zu Tal fahren und in La Brigue ein Zimmer nehmen (siehe Reiseenduroforen), doch für uns geht es auf italienischer weiter auf den Nordteil der LGKS über viele km durch relativ öden Lärchenwald wo die Piste offensichtlich zum Viehtrieb verwendet wird, sie ist schlammig und im Wortsinn beschissen.
Alle hundert Meter ein Privatbesitz-Schild "Azienda faunistico - venatoria", das darauf hinweist dass hier gejagt wird. Wieder daheim lese ich dass just an diesem Wochenende die Jagdsaison begonnen hatte.
Interessantes zur Jagd in Italien: http://www.argentario-almanacco.it/208_ ... 08_de.html
Demnach sollten wir auf der Straße sicher sein ...
Auf dem seifigen Untergrund komme ich einmal zu nahe an die bergseitige Mauer und hakle mit der Alubox ein, jetzt muss auch ich meine Tenere hinlegen, aber langsam und schadensfrei.

Langsam dämmert es, aber hier im feuchten Wald gibt es nur viele Schilder, Weidezaun, und keine geeigneten Plätze. Erst als wir wieder über die Baumgrenze kommen und nach Frankreich hinüber westwärts fahren schaut es besser aus - auch landschaftlich ist die Gegend wieder ein Hammer!

Phils Auspuff-Hitzeschild Typ "Moretti":

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Gegend mit Enfield:

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Wir passieren noch eine Engstelle wo ein Baggerfahrer sein Gerät glücklicherweise so geparkt hat dass man fein vorbeifahren kann. Die Straße wird stückweise instandgesetzt, auf dieser Seite findet man die aktuellen Baustellen: http://www.stradaexmilitare-monesi-coll ... hp?lang=fr mit lustiger Automatenübersetzung.

Freundlicherweise lichtet sich langsam der Nebel.
Auf den letzten Drücker finden wir am Col de Boire einen super Zeltplatz bei den Resten des Kasernengebäudes, auf 2100 m Höhe.

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Ein wenig Holz konnten wir auf dem Weg noch sammeln. Gut so, weil wir sind deutlich über der Baumgrenze und ohne Brennholz könnten wir schlecht Lammkotletts mit Rosmarin grillen.

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Es hat noch zweistellig Plusgrade und wir kosten den Tag bis zur Neige aus, Sternenhimmel und alles.
Zweimal passiert ein Landrover - wir vermuten erholte abends den Baggerfahrer ab und bringt ihn morgens wieder zu seinem Bagger. Wir werden freudlich gegrüßt.

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 07:44
von Maybach
Hach, da werden Erinnerungen wach. Seid Ihr auch von Pigna auf die Testa degli Alpi gefahren? Da endet eigentlich der südliche Teil der LGKS. Aber man muss wieder runter nach Pigna, wenn man den Anschluss nach Norden haben will. Oben ist keine Verbindung (mehr?) möglich.
Und das Foto vom Uwe mit seiner gelben (nonaned!) Brille, ist klass'! Bitte mehr davon! Ich bin voll der Hochachtung ...

Maybach

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 09:37
von motorang
Hi,
nein, das ganz südliche Stück sind wir nicht gefahren. Es kommen noch mehr Bilder, aber jetzt muss ich was arbeiten ...

Gryße!
Andreas, der motorang

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 10:00
von ETZChris
Boaaah. Toll!!!!! Ganz Toll!!!!

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 11:05
von urban
Danke Andreas fürs teilen.

Dank deiner Bilder hab ich jetzt nicht nur Fernweh sonder auch noch Hunger! :-D

Urban

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 11:06
von Thoeny
bdd, ist der Weg schmal! :shock: Darauf möchte ich den Watz nicht bewegen müssen.

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 11:43
von motorang
Hi
das war nur ein kurzes Stück, eben über den Erdrutsch drüber, vielleicht so 50 Meter. Gottseidank :D

Re: Seealpen Schottertour 2014 - ein Bericht ...

BeitragVerfasst: Di 30 Sep, 2014 12:30
von Michael
MORETTI! :smt049 :smt023


Gryße, Michael :-D