Winterreise ans Nordkap

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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon Bernhard S. » Do 05 Jan, 2017 12:18

Ja, toller Bericht.
Und vor allem wird für mich ob der Dokumentation der Vorbereitungen eine Motorrad-Winterreise in diese Regionen nachvollziehbar.

Aber irgendwo hat diese Detailgenauigkeit auch was Exhibitionistisches... :smt102
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon Aynchel » Do 05 Jan, 2017 20:35

ja
such mal Silke Wissing im Web
sie stellt wirklich jeden Pups online

hat wohl auch damit zu tun das sie Hauptberuflich im Web arbeitet
geschmackssache
mein Klarname steht nicht im Web
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ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon kahlgryndiger » Do 05 Jan, 2017 21:05

Doch. Nur nicht in Zusammenhang mit Deiner Person 8)
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon kahlgryndiger » Do 05 Jan, 2017 21:06

So so. Frau Silke ist jetzt verheiratet. Ich finde das passt gut mit dem Kerl :grin:
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon Aynchel » Fr 06 Jan, 2017 10:52

jep
auf jeden Fall viel besser als der Vorgänger

ich kenne die beiden nun gut 15 Jahre von diversen Rallye`s
es ist interessant, welche Windungen das Leben manchmal nimmt :-D
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ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon Aynchel » Sa 14 Jan, 2017 21:15

Sie sind wieder zu Hause, hier eine Zusammenfassung:


Eiskalte Hochzeitsreise
Im Winter auf zwei Motorrädern ans Nordkap

Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/10/ ... torraeder/

Unsere Motorräder

Date: 21. Oktober 2016Author: silkejan 0 Kommentare
Wir möchten denen, die sich auch für eine solche Reise interessieren, gerne zeigen, wie wir unsere zwei Motorräder für den Wintereinsatz vorbereitet haben. Unsere beiden für diese Reise genutzten Motorräder sind schon etwas älterer Baujahre. Das kann ein Nachteil sein, aber auch ein Vorteil, denn beide haben keine empfindliche Elektronik, die unter Extrembedingungen spinnen könnte und weil wir die Motorräder schon so lange kennen, hoffen wir, eventuell unterwegs auftretende Probleme einfach aus dem Kopf und mit Erfahrung lösen zu können.
F ür Jan war schnell klar: er fährt mit seiner weißen Yamaha Super Ténéré. Die kennt den Winter in Südnorwegen schon und hat auch Erfahrung mit Spikes auf Eis und Schnee. Sie ist Baujahr 1992 und hat mit ca. 180.000 Kilometern schon so einiges von der Welt gesehen. Außerdem ist sie seit Jahren Jans Wintermotorrad und es kostet keine Überwindung, sie dem Salz auf den Straßen auszusetzen. Einen Namen hat sie leider nicht.
Silke war früher mit ihrer Suzuki DR800 viel im Winter unterwegs, hatte aber nach deren Verkauf kein Wintermotorrad mehr. Trotz reichlich Motorrädern in der Garage war keines richtig wintertauglich: die Yamaha WR250F ist mit Kickstarter und E-Starter zwar bestens ausgerüstet, jedoch mit dem auf Wettbewerbe ausgelegten und auf Leistung optimierten „Zwergenmotor“ und der eher als „Popoabstellfläche“ geplanten „Sitz“bank nicht gerade reisetauglich. Silkes Oldtimer, eine Yamaha XT600Z „Ur-„ Ténéré von 1984 und ihre BMW G650 X-Challenge sind einfach viel zu schade für Eis und Schnee. Ein weiteres Motorrad musste also her. Silke entschied sich für eine Suzuki DR350S von 1993, die ihr mit nur 16.000km von einer Freundin für die Hochzeitsreise verkauft wurde. Ein Kickstarter musste es für Silke sein, denn sie vertraut E-Startern bei Minusgraden nicht. Weil die Suzuki zum Zeitpunkt des Kaufs Silkes fünftes Motorrad war, wurde sie vom britischen Motorradreisenden und Autor Graham Field auf den Namen „Pet“ getauft, weil „Pet“ auf Bulgarisch (und Russisch) „Fünf“ bedeutet. Vor gut 15 Jahren hatte Silke schon mal ein solches Motorrad, jedoch damals zum reinen Offroadeinsatz. Dass man aber auch mit nur 350 Kubik und 27PS prima reisen kann, hat Pet bei einer Reise durch den Balkan im Mai 2016 schon bewiesen.
Vorbereitung Motorräder
Die Vorbereitungen möchten wir Euch gerne im Detail für jedes Motorrad in einem eigenen „Kapitel“ vorstellen: Silkes DR350 und Jans Super Ténéré. Beide Motorräder haben grundverschiedene Voraussetzungen, sodass jeder von uns noch einiges zu tun hatte, um die zwei für die Reise perfekt vorzubereiten.
Das Motoröl kommt von Putoline, die uns nicht nur mit Öl großzügig unterstützen. Uns wurde das Nano Tech 5W40 Öl empfohlen, ein vollsynthetisches Öl, das bis -32°C pumpfähig bleibt. Wird es nachts doch kälter, müssen wir mit dem benzinbefeuerten Campingkocher die Motoren von außen vorwärmen, um das Öl überhaupt pumpen zu können. Ein dünneres Öl (0W…) könnte bei den alten Motoren kritisch sein und eher zu mehr Ölverbrauch als zu besserer Schmierung bei Tiefsttemperaturen führen. Die ersten 1000 Testkilometer zeigten: unsere „urzeitlichen“ Motorräder lieben das hochmoderne Öl! Kein erhöhter Ölverbrauch feststellbar, sanftes Schalten und Kuppeln – besser könnte es nicht sein!
Unsere Antriebsketten werden ebenfalls mit einem Putoline Produkt gepflegt. Wir bekamen das Tech Chain Premium Kettenschmiermittel ans Herz gelegt – und einige Sprühdosen davon geliefert. Jans Super Tenere ist mit einem automatischen Kettenschmiersystem, dem Scott Oiler ausgestattet. Wir sind uns aber nicht sicher, bis zu welchen Minustemperaturen dieser funktioniert, sodass wir genug Kettenspray für uns beide mitnehmen werden.
Um insbesondere in feuchten, nasskalten Küstenregionen ein optimales Startverhalten zu erreichen, nehmen wir außerdem noch zwei Kraftstoffadditive, die dafür sorgen, dass sich eventuell bildendes Kondenswasser gebunden wird und auch verhindern, dass das Kraftstoffsystem einfriert. Dazu gab’s den Tipp, im Winter niemals Benzin zu tanken, dem Bio-Ethanol beigesetzt wurde, denn dieser bindet Wasser und das ist im Winter äußert kontraproduktiv…
Pet war bisher noch nicht im Wintereinsatz und so tat es Silke bei der ersten Fahrt im Streusalz-Siff sehr leid, sie nun dem Rost auszusetzen. Wir haben jedoch beide Motorräder sorgfältig mit dem PPF-52 Spray von Putoline eingesprüht, um so wenig Salz wie möglich an Metallteile kommen zu lassen. Der Spray bildet nach dem Auftrocknen eine Schutzschicht, die auch noch so sehr glänzt, dass unsere beiden Motorräder nun fast aussehen wie neu! Und das soll dank des Sprays natürlich auch so bleiben!
Die Erfahrungen zahlreicher Winterfahrten haben gezeigt: Streusalz und Feuchtigkeit sind der größte Feind, insbesondere der Elektrik. Bis wir so weit nördlich sind, dass die Luft trocken und die Straßen salzfrei sind, haben wir einige Kilometer unter suboptimalen Bedingungen vor uns. Um Kriechströmen und sonstigen „kleinen Elektrikfreu(n)den“ vorzubeugen, haben wir (fast) alle Steckerverbindungen mit Wet Protect eingesprüht. Ein Spray, das Elektronik vor Nässe schützen soll und zumindest bei unseren Rallyemotorrädern bisher gut gewirkt hat.
Um noch mehr dem bösen Rost vorzubeugen, wurden die Motorräder „nackig“ gemacht und mit 1001 Penetrating Spray von Putoline eingesprüht, das in alle Ritzen kriecht und dort hilft, vor Rost zu schützen. Die schöne Ledersitzbank wurde sorgfältig mit dem Lederfett von Putoline eingerieben und auch das Schaffell bekam auf der Lederseite eine „Kurpackung“, denn das Lederfett macht das Leder nicht nur schön weich und nährt es, sondern bildet eine wasserabweisende Schicht darauf. Mal sehen, ob wir in Regen kommen!
Weil die Motorräder schon älter sind und wir keine Lust auf festgefrorene Bowdenzüge haben, wurden Gas- und Kupplungszüge beider Motorräder ausgehängt und mit Waffenöl durchspült, um einem Festfrieren vorzubeugen. Waffenöl verharzt nicht und greift auch nicht die Teflonbeschichtung der Züge an, weswegen es das einzig richtige Öl für diesen Zweck ist.
Bei einem der ersten Tests im Dunkeln stellten wir überrascht fest: ohne Licht sieht man weder die Kabel noch die Stecker all unserer elektrischen „Helferlein“ wie Heizvisier, Heizhandschuhe und Heizweste! Da wir nicht davon ausgehen können, die Motorräder immer genau unter einer Laterne zu parken, musste da Abhilfe geschaffen werden: eine ultrakleine, hochflexible LED Lichtleiste am Lenker sorgt nun dafür, dass wir auch alle Kabel und Stecker finden, die uns warm machen sollen!
Silke schwört auf Kickstarter, Jan vertraut dem E-Starter seiner Super Ténéré. Für den Fall, dass Silkes Pet nicht anspringen will, ist sie sehr leicht anzuschieben, Jans Reisedickschiff dagegen ist auf Eis und Schnee nicht so agil und so haben wir an beiden Motorrädern Anschlussbuchsen für das „Bike Start“ Überbrückungskabel, über das die kleine Pet der dicken Ténéré Zusatzstrom spenden kann, falls die Batterie aufgrund tiefster Kälte nicht mehr ganz so will, wie sie soll.
Für einen warmen Popo und (wirklich!) unendlichen Reisekomfort auf langen Strecken bekommen beide Motorräder ein Schaffell auf die Sitzbank gelegt und mit einfachen Gummilitzen befestigt. Das von Silke ist Teil jenes Felles, das zu ihren Schulzeiten unter ihrem Schreibtisch lag, damit sie bei den Hausaufgaben warme Füße hatte! Und: nein, das Fell saugt sich bei Regen nicht voll! Durch das im Fell enthaltene Wollfett Lanolin ist es natürlich imprägniert. Natürlich nur dann, wenn es nicht mit Chemie entfettet oder falsch gewaschen wurde… Und nachts kommt das Kuschelfell einfach mit ins Zelt und funktioniert dort prima als Unterbett!

Unsere Reifen sind die Mitas Army Special, deren Stollen lang und breit genug sind, um mit Spikes bestückt zu werden. Da wir voraussichtlich die meisten Kilometer auf fest gefahrenem Schnee und vereister Fahrbahn zurück legen werden, sind kurze Spikes (1200er Best Grip) die beste Wahl. Obwohl uns die schönen langen Motocross-Spikes ja sehr reizen… Silke hat in die Reifen ihrer Pet 558 Spikes eingedreht.

Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/10/ ... ki-dr350s/
Suzuki DR350S

Date: 21. Oktober 2016Author: silkejan 2 Kommentare
Silkes DR350S ist Baujahr 1993 und hört auf den Namen „Pet“. Um für die Reise gut gerüstet zu sein, waren einige Vorbereitungen nötig, die wir hier gerne vorstellen möchten.
Als erstes bekam Pet eine reisetaugliche Sitzbank spendiert. Eine Sattlerei aus Krefeld hat es geschafft, unter dem wunderschönen Echtlederbezug einen Kern zu verwenden, der beim Härtetest zu keinerlei „Popoweh“ geführt hat. Pet und Silke sind Mitte Mai „mal eben“ von Krefeld nach Kärnten gerollt und nach 927km war nicht der Po, sondern die Kälte das Problem, das den Gasthof Steinbrugger zum willkommenen Etappenziel machte.
Besonders auffällige Ergänzung an Pets Erscheinungsbild sind wohl die besonders hässlichen Stulpen über den Lenkerenden. Weil die kleine Pet einen Kickstarter und einen dazugehörigen Dekompressionshebel am linken Lenkerende hat, passten keine handelsüblichen Lenkerstulpen. Nach einem erfolglosen Versuch, gekaufte Stulpen passend zu machen, fuhr Silke in den Baumarkt, kaufte Isolierschlauch und Klebeband und machte sich an die Arbeit.
Um das hässliche Klebewerk aus roter Isolierung und schwarzem Klebeband zu verstecken, kam kurzerhand noch eine schwarze Plastiktüte über das Gebilde. Fertig sind die gut isolierenden, garantiert wasserdichten und besonders kreativen Lenkerstulpen! Und wenn unterwegs daran etwas kaputt geht, reicht entweder einfaches Klebeband oder es gibt in jedem skandinavischen Baumarkt Ersatzmaterial! Zur Not hilft auch eine Mülltüte zum Flicken!
Auch besonders auffällig: die große Windschutzscheibe! Sie ist ein eBay Fundstück, Marke Slipstreamer, Modell Spitfire und schützt für kleines Geld vor eisigem Fahrtwind und winterlichem Wetter. Es ist erstaunlich, wie viel Wind und Kälte die Windshield vom Körper abhält! Schon die erste Probefahrt bei 4°C war wirklich beeindruckend! Bei der zweiten, langen Probefahrt sammelte sich alle Salzgischt vorneweg fahrender Fahrzeuge auf der Windshield und nicht auf dem Visier – sehr praktisch! Keine 30€ investiert und ein echter Komfort- und Wärmegewinn! Pet ist durch Windschutzscheibe und selbst gebastelte Stulpen nicht gerade schöner geworden, aber trotz etwas erhöhter Windgeräusche wesentlich komfortabler – und das ist bei den zu erwartenden Temperaturen extrem wichtig!
Ganz unscheinbar aber hoffentlich auch ganz nützlich ist ein kleiner Stecker auf der linken Seite von Pet. Der gehört zum „Bike Start“ Überbrückungskabel und soll Jans Super Ténéré auf die Sprünge helfen, wenn die Batterie aufgrund tiefster Minustemperaturen nicht mehr richtig will und das Motorrad nicht mehr anspringt. Wir gehen davon aus, dass Pet dank ihres Kickstarters und kleinen Hubraumes „immer“ anspringt – oder leicht dazu überredet werden kann…
Wenn die kleine Pet wirklich nicht mehr anspringt, dann kann man sie ja nicht überbrücken, sondern muss sie anschieben. Sollte das nicht möglich sein, wird sie mit Starthilfespray zum Anspringen überredet. Weil man an einer DR350 beide Seitendeckel und die Sitzbank abbauen muss, um zum Luftfilterkasten zu kommen, hat Silke einen kleinen Aquarium-Schlauch verlegt, der vom Ansaugstutzen des Luftfilters unter der Sitzbank heraus führt, um so schneller starten zu können.
Nachdem vor fast 15 Jahren ein Alukoffer an Silkes Wade trotz Crossstiefel deutliche Spuren eines Einschlages hinterließ, fährt Silke nur noch mit Textilgepäck auf dem Motorrad. Eigentlich. Im Sommer 2014 waren an dem geliehenen Motorrad, das sie von der Mongolei im strömenden Regen nach Hause fuhr, auch Alukoffer verbaut. Drei Wochen heftiger Seegang im Koffer bestätigten Silke darin, auch weiterhin nur mit Textiltaschen zu reisen. Pet erbt die mittlerweile betagten Ortlieb Satteltaschen, die Silke nach dem Erlebnis mit der blaugrünen Wade damals gebraucht gekauft und seitdem für mehrere Urlaube an diversen Motorrädern genutzt hat. Altbewährt, groß genug, kein Verletzungsrisiko und wirklich dicht! Oben drauf kommt ein „RackPack“ von Ortlieb, das Silke seit 1998 auf jedem Ausflug begleitet und dessen Reparatur mit Duschvorhang und Schuhkleber von 2001 immer noch perfekt dicht ist!
Silke mag keine „fetten Reisebomber“ und schätzt den Vorteil eines schmalen Motorrades. Daher hat sie auf Kofferträger verzichtet und schützt mit „Gepäcktaschenabstandshaltern“ Marke Eigenbau die Ortlieb Satteltaschen davor, ins Hinterrad zu gelangen oder vom Auspuff angeschmolzen zu werden. Die Abstandshalter wurden von Siggi in seiner freien Motorradwerkstatt in Krefeld fachmännisch geschweißt.
Für Silke war wichtig, dass die Soziusrasten voll funktionstauglich blieben. Schließlich weiß man nie, was kommt – und die Fahrt zu zweit durch Marokko auf Silkes WR250F ohne Soziusrasten war zwar kuschelig gemütlich, aber nicht wirklich komfortabel und alltagstauglich. Man weiß ja nie, was kommt und daher soll auch die klein Pet soziustauglich bleiben. Entweder, um Jan einen komfortableren Sitzplatz zu ermöglichen, wenn wir nur mit einem Fahrzeug, z.B. zum Abendessen fahren oder für wegweisende locals und andere Reisebekanntschaften.
Weil Pet nur mit einem kleinen Tank mit nur 9 Liter Volumen ausgeliefert wurde, musste ein größerer, reisetauglicher Tank her. Ganz klassisch trägt Pet nun einen Acerbis Tank auf ihrem Rücken. Darin schwappen 16 Liter Sprit und sorgen damit für eine reisetaugliche Reichweite von mindestens 350km. Was in den Sprit für Additive von Putoline kommen, könnt Ihr unter „Unsere Motorräder“ nachlesen.
Damit Pet jederzeit sicheren Stand hat und sich ihr Seitenständer nicht durch den Schnee bohren kann und sich dann Pet samt Gepäck zur Seite legt, ist die Platte vom Seitenständer nun größer. Das ist nicht nur im Schnee nützlich, sondern auch im Sand und dann, wenn der Asphalt so weich vor Hitze ist, dass der Seitenständer Löcher gräbt. Silke weiß, wie schnell eine Ténéré in sonnenheißem Asphalt über einen einsinkenden Seitenständer kippen kann… Pet wurde zwar extra für die Winterreise angeschafft, wird aber im Frühjahr 2017 nach Bulgarien umziehen und von dort aus die Welt (und auch heißere Länder) bereisen.
Das größte Problem bei der Vorbereitung von Pet war ihre mit nur 190 Watt Leistung doch recht klein dimensionierte Lichtmaschine. Als die japanischen Ingenieure die kleine Pet und ihre Artgenossen geplant haben, lag das Hauptaugenmerk auf sportlichem Geländeeinsatz. Dass irgendwann eine verrückte Deutsche damit im Winter ans Nordkapp fahren würde und daher eine leistungsstärkere Lichtmaschine nötig wäre, hätte keiner gedacht. Auch Silke nicht. Die hatte als Pet 1993 geboren wurde, nämlich noch gar keinen Führerschein! Um ein Minimum an Heizbekleidung über Bordnetz betreiben zu können, musste Pet so stromsparend wie möglich umgerüstet werden.
Weil Pet normalerweise ohne Batterie, sondern nur mit einem Kondensator fährt, bekam sie eine frische Batterie spendiert, die als Pufferspeicher dienen sollte, um auch bei geringer Drehzahl noch zumindest Strom für Licht und Blinker zu haben.
Die Umrüstung aller Glühlampen auf LED Lampen war einfacher gedacht, als getan. Zunächst sei darauf hingewiesen, dass es in Deutschland verboten ist, mit LED Beleuchtung am öffentlichen Straßenverkehr teilzunehmen. Dementsprechend schwierig gestaltete sich die Beschaffung der passenden Leuchtmittel. Das Rücklicht wird nun von einer LED Birne aus dem Harley-Davidson Zubehör erleuchtet. Die Nummernschildbeleuchtung besteht nun auch aus einer LED Birne, sodass das Nummernschild in bläulich-modernem Licht strahlt… Stromersparnis Heck: geschätzte 20 Watt.
Die H4 LED Frontscheinwerferbirne kommt aus China und soll nur dann zum Einsatz kommen, wenn die beiden LED Zusatzscheinwerfer ausgeschaltet sind, zum Beispiel im Stadtverkehr. Zusammen mit dem LED Standlichtbirnchen streut das Licht im Scheinwerfer nämlich nicht ganz so, wie es soll, sodass das nur die „Notbeleuchtung“ ist. Für zukünftige Reisen wird das neue LED Standlichtbirnchen aber bleiben, denn es ist wesentlich heller als das Original und verbraucht dabei nahezu keinen Strom. Ideal, um zum Beispiel bei Standlicht ein Zelt aufzubauen! Stromersparnis Frontscheinwerfer: ca. 50 Watt
Besonders kompliziert war der Ersatz der Blinkerbirnchen. Weil die LED Birnen so wenig Leistung haben, funktioniert das Original Blinkrelais nicht. Da muss ein neues her, das von Stefan Hessler aus dem DR-Big Shop kam. Doch mit dem Austausch von Blinkrelais und den vier Birnchen ist es nicht getan: weil im Cockpit nur eine Kontrollleuchte vorhanden ist, mussten dort zusätzliche Dioden angelötet werden, um richtig blinken zu können. Auf bollertante.de hat sich jemand die Mühe gemacht, genau zu erklären, warum das so ist und wie man das Problem löst.
Weil sowieso einige Lämpchen im Cockpit von Pet kaputt waren, wurden bei der Gelegenheit gleich alle auf LED umgerüstet. Stromersparnis Blinker und Cockpit: mindestens 37 Watt
Die große Stromsparaktion hat sich gelohnt! Durch den Einsatz von LED Birnen konnte an Pet mindestens die Menge an Strom gespart werden, die sie braucht, um Silke mit Heizweste, Heizvisier und Heizhandschuhen elektrisch mit Wärme zu versorgen. Probefahrten unter ständiger Beobachtung der neuen Batteriespannungsanzeige bewiesen: auch im Standgas schafft es die Lichtmaschine, genug Ladespannung für alle(s) zu generieren!
Um nördlich des Polarkreises in dauerhafter Dunkelheit genug „Licht am Fahrrad“ zu haben, bekam Pet auch noch zwei LED Zusatzscheinwerfer von Cree montiert, die Silke seit zwei Jahren auch schon auf ihrer WR250F hat. Und da weiß sie aus Erfahrung: die Dinger machen die Nacht zum Tag und erleuchten bei der Rallye Breslau Nachtetappe auch tiefste polnische Wälder taghell! Eine der beiden Lampen ist ein Spot, die andere ein Streulicht. Jede Lampe zieht 11 Watt.
Somit ist für Helligkeit gesorgt und genug Strom gespart, um Silke über das Bordnetz mit etwas Wärme zu versorgen. Ein neues Ausrüstungsteil ist die mit bis zu 48 Watt beheizte Weste von Widder aus den USA. Ihr Vorteil gegenüber allen anderen Heizwesten auf dem Markt: der beheizte, kuschelige Kragen! Widder verkauft dazu nur einen Ein/Aus Schalter, Silke wollte aber einen Regler haben, um die Temperatur und den Stromverbrauch besser regeln zu können. Dazu wurde ein separat bestellter Regler für Heizhandschuhe genutzt. Das Anschlusskabel, ein langes Spiralkabel, das vom Bauch bis an den Lenker führt, kommt von einem Garagenantrieb, denn wie wir bei der Vorbereitung gelernt haben: nicht jedes Kabel funktioniert bei tiefsten Minustemperaturen so, wie es soll! Das hochflexible Spiralkabel ist lang genug, um auch ohne „ausstöpseln“ an das Gepäck oder zum Fotostop etwas vom Motorrad weg laufen zu können.

Das Thema „warme Pfoten“ wurde bei uns heiß diskutiert. Jan schwört auf Heizgriffe, Silke kann wegen ihrer kleinen Hände mit kurzen Fingern den Gasgriff nicht mehr richtig greifen, weil sich durch die Heizdrähte der Durchmesser des Griffgummis vergrößert. An ihrer LC4 hatte Silke früher Heizgriffe und ist regelmäßig mit Schmerzen oder Krämpfen in der Gashand wieder abgestiegen. Eine Idee war, Heizgriffe von Coolride zu verwenden, bei denen die Heizung aus dem Inneren des Lenkers kommt. Wir befürchten aber, dass wenn Außentemperaturen unter -20°C und Wind den Lenker dauerkühlen, von der Heizleistung aus dem Inneren des Lenkers nur noch wenig an den Fingern ankommt. Silke hat daher ihre uralten Unterzieh-Heizhandschuhe von Heizteufel.de hervorgekramt. Nach unzähligen Fehlkäufen erwiesen sich diese dank ihrer Heizdrähte (statt Heizplatten) als die haltbarsten und strapazierfähigsten. Weil sich mit den beheizten Unterzieh-Handschuhen in Kombination mit den super dicken Winterhandschuhen aber sämtliche Knöpfe und Schalter nur schlecht bedienen lassen, fährt Silke nun mit einem neuen Paar Heizhandschuhe, das von Heizteufel.de für diese Reise zur Verfügung gestellt wurde.
Um ermüdungsfrei und gelenk- und sehnenschonend Gas zu geben, hat Silke ihrer Pet einen Throttle Rocker spendiert. Dabei handelt es sich um eine Art „Gasgriffklemme mit Handgelenkablage“, die es ermöglicht, durch Gewichtsverlagerung mit dem locker aufgelegten Handballen Gas zu geben, statt den Gasgriff mit dicken Winterhandschuhen fest umklammern zu müssen. Nachdem ein (teureres!) Mitbewerberprodukt bei der Montage brach, weil das Plastik nicht flexibel genug war, hat Silke das Original montiert und freut sich nun auf entspanntes Gas geben.
Auch das Heizvisier läuft mit seinen 5,5 Watt über Bordnetz. Als eingefleischte Enduristen sind wir beide noch nie mit Klapphelm Motorrad gefahren, aber was tut man nicht alles für eisfreie Sicht? Es gibt zwar sehr viele Helme mit Heizvisier, jedoch nicht auf dem deutschen Markt, sondern nur da, wo man auch Schneemobil fährt. Also in den USA, Kanada oder Skandinavien. Wer in Deutschland ein Heizvisier braucht, weil es auch in Deutschland Minusgrade gibt, bastelt sich das entweder selbst oder kauft bei http://www.heizvisier.de einen Helm der Firma Sol, die mit Heizvisier, aber ohne ECE Prüfnorm geliefert werden. Wer die europäische Prüfnorm für wichtig hält, kann einen HJC Helm kaufen und von den Machern des A4 Motorrad-Winterkombis das passende Heizvisier bestellen. Silke hatte Glück und erwischte ein Schnäppchen bei Hein-Gericke und erstand für knapp die Hälfte einen Nolan N104 Evo Klapphelm und dazu das passende Heizvisier von Louis.
Um die Öltemperatur im Auge zu haben, bekam Pet ein Multifunktionsinstrument von Koso, mit dem man die Öltemperatur (gemessen am Adapter für Öldruck), die Außentemperatur und die Uhrzeit ablesen kann. Es war nicht einfach, ein Instrument zu finden, das auch Minustemperaturen in einem Bereich anzeigt, der in Deutschland keinen Motorradfahrer mehr vor die Tür lockt…
Silke hat zwar drei Motorräder mit Kickstarter, mag aber eigentlich lieber Motorräder mit Einspritzung und E-Starter. Die kleine Pet springt zwar sauber und meist beim ersten kleinen Tritt an, aber weil Silke Kickstartern immer etwas misstrauisch gegenüber steht, hat sie in eine Iridium-Zündkerze investiert. Ob das wirklich was bringt, weiß sie nicht. Das Gewissen ist damit zumindest etwas beruhigt!
Damit der Motor etwas von Wind, Kälte, Eis und Schnee geschützt ist und besser auf optimale Betriebstemperatur kommt (und diese beim Kaffeestopp auch etwas hält), wurde Pet „unten rum“ warm eingepackt. Zum Einsatz kam ein Carbon Motorschutz, der von Jans Honda XR650R übrig war. Der originale Motorschutz der DR350 ist kleiner, schützt weder die Seiten noch vor Eiswind, da er große Löcher hat. Der Carbon Motorschutz musste mit der Flex passend gemacht werden und wird von Kabelbindern gehalten, um ihn schnell demontieren zu können, falls es so kalt wird, dass der Motor mit dem Benzinkocher vorgewärmt werden muss.
Die Erfahrungen zahlreicher Winterfahrten mit dem Motorrad hat gezeigt: Streusalz und Feuchtigkeit sind der größte Feind, insbesondere der Elektrik. Bis wir so weit nördlich sind, dass die Luft trocken und die Straßen salzfrei sind, haben wir einige Kilometer unter suboptimalen Bedingungen vor uns. Um Kriechströmen und sonstigen „kleinen Elektrikfreunden“ vorzubeugen, haben wir (fast) alle Steckerverbindungen mit Wet Protect eingesprüht. Ein Spray, das Elektronik vor Nässe schützen soll und zumindest bei unseren Rallyemotorrädern bisher gut gewirkt hat.
Unsere Reifen sind die Mitas Army Special, deren Stollen lang und breit genug sind, um mit Spikes bestückt zu werden. Da wir voraussichtlich die meisten Kilometer auf fest gefahrenem Schnee und vereister Fahrbahn zurück legen werden, sind kurze Spikes die beste Wahl. Obwohl uns die schönen langen Motocross-Spikes ja sehr reizen…

Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/10/21/klamotten/
Klamotten

Date: 21. Oktober 2016Author: silkejan 0 Kommentare
Im letzten Winter haben wir täglich die Temperaturen unseres Route verfolgt und dabei gemerkt: es wird ganz schön kalt da! Wer das mit verfolgen will, sollte sich diese Seite merken: Väder Alarm. Dort findet Ihr die täglich aktualisierten Tiefsttemperaturen aus Schweden. Bei der Planung rechnen wir also mit Temperaturen von tagsüber bis -30°C und nachts wesentlich kälter. Wir hoffen natürlich, dass es wärmer wird, sind aber auf Extremtemperaturen vorbereitet. Natürlich waren wir beide solchen Temperaturen noch nicht ausgesetzt und sind gespannt, was uns erwartet!
S ilke hat in der Mongolei bei Eiswind und -20°C schon erlebt, wie schnell man sich das Gesicht vereist und wie laut eine Klimamembrane rascheln kann. Die tiefste Temperatur auf dem Motorrad waren etwa -15°C bei der Heimreise vom Elefantentreffen in Solla im Bayerischen Wald vor über 10 Jahren.
Jan als Nordlicht überlebt auch im deutschen Winter ohne Daunenmantel und hat mit dem Motorrad im Winter Norwegens schon Kälteerfahrung gesammelt. Weil er auch im Winter regelmäßig mit dem Motorrad zur Arbeit fährt, ist ein Teil seiner Ausrüstung auch schon altbewährt.
Aus Erfahrung wissen wir, dass es viel einfacher ist, mit dem Motorrad auf Eis und Schnee zu fahren, als damit anzuhalten. Die meisten Winterstürze erlebten wir beide, weil beim Anhalten oder Rangieren die Füße rutschten oder wir schon beim Weg zum Motorrad mit Gepäck in der Hand auf der Nase lagen. Bei „die moderne Hausfrau“ entdeckten wir Schuh-Spikes, die perfekt unter die Cross-Stiefel passen und uns damit auch Grip auf zwei Beinen statt nur auf zwei Rädern bieten!
Um die Füße nicht nur im Schuh warm zu halten, sondern auch gleich von außen vor Nässe und Kälte zu isolieren, werden die Stiefel in Neopren Überschuhe eingepackt. Silkes sind die Uvex Warm-Up Neopren Überschuhe. Leider sind die nicht für den Dauereinsatz konzipiert, sodass eine Materialverstärkung am Schalthebel fehlt. Mal sehen, wie lange das dicke Neopren dort hält! Weil die Überschuhe ein 5€ eBay-Schnäppchen sind, wäre ein Loch kein Desaster – es gäbe nur kältere Füße…
Die Füße selbst stecken in Yakwollsocken, die Silke in den letzten Jahren immer wieder aus der Mongolei mitgebracht hat. Natürlich Fair Trade von Mary&Martha Mongolia
Wir ziehen uns beide in gefühlt unzähligen Schichten an, die alle unter unsere Thermokombis passen. Das Hauptaugenmerk lag dabei nicht nur auf Wärme bei geringem Gewicht, sondern auch auf Alltagstauglichkeit, um auch ohne Motorrad etwas zum Anziehen zu haben, das nicht ins Gepäck muss und so zu unnötigen Gepäckbergen führt. Ein Beispiel sind unsere Daunenjacken und die außergewöhnlich weiche Skihose von ALDI Süd. Diese macht im Winterkombi schön warm, ist aber auch eine bequeme, voll alltagstaugliche Hose, wenn es ohne Motorrad nach draußen geht. Und die sieht gar nicht nach Skihütte aus, oder? So sollten die meisten Bekleidungsschichten nicht nur während der Fahrt eine Funktion haben, sodass wir mit sehr wenig Reisegepäck auskommen.
Wir fahren beide sonst hauptsächlich mit Crosshelmen, Silke besitzt noch einen Integralhelm für Mistwetter, aber keiner unserer Helme war für ein Heizvisier vorbereitet oder extrem wintertauglich. Es gibt zwar sehr viele Helme mit Heizvisier, jedoch nicht auf dem deutschen Markt, sondern nur da, wo man auch Schneemobil fährt. Also in den USA, Kanada oder Skandinavien. Wer in Deutschland ein Heizvisier braucht, weil es auch in Deutschland Minusgrade gibt, bastelt sich das entweder selbst oder kauft bei http://www.heizvisier.de einen Helm der Firma Sol, die mit Heizvisier, aber ohne ECE Prüfnorm geliefert werden. Wer die europäische Prüfnorm für wichtig hält, kann einen HJC Helm kaufen und von den Machern des A4 Motorrad-Winterkombis das passende Heizvisier bestellen. Oder man besorgt sich einen Nolan N104 Helm und kauft das passende Heizvisier dazu. Als eingefleischte Enduristen sind wir beide noch nie mit Klapphelm Motorrad gefahren, aber was tut man nicht alles für eisfreie Sicht? Wir fahren nun beide einen Nolan N104 Evo Klapphelm und dazu das passende Heizvisier von Louis.
Silke
Eigentlich hat man es als zierliche Frau unter 1,70m schwer, richtig passende Motorradbekleidung zu finden, die nicht nur an Sozias dekorativ aussieht, sondern auch wirklich was kann! Im Falle von Winterbekleidung ist das allerdings nur von Vorteil, denn wenn die „Außenhülle“ zu groß ist, passt viel drunter!
Silke nennt ihren Winteranzug „Teletubby“, weil sie darin auch so aussieht, wie Tinky-Winky. Der „Teletubby“ ist geschätzte 16 Jahre alt, war damals von Hein Gericke und ist immer noch top in Schuss! Leider ist ein Anzug in solch toller Qualität schon seit über 10 Jahren nicht mehr auf dem Markt, aber die Macher von art-for-function haben mit dem „Nordkap“ Anzug eine gute Alternative im Programm. Silkes Teletubby ist komplett wasserdicht, hat winddicht abschließende Bündchen an den Armen, Schneefang- Innenfutter an den Beinen, einen wasserdichten Wärmekragen bis über die Nase und ist mit Wattierung und Teddyfutter kuschelwarm gefüttert. Seine Protektoren an Knien, Hüfte, Schultern, Ellenbogen und Rücken machen ihn auch noch sicher.
Silke hat sich 2001 in Chile eine lange Unterhose aus 300er Fleece maßschneidern lassen, um damit im Winter auf dem Motorrad wärmer angezogen zu sein. Diese Hose existiert (und passt!) heute immer noch und wird die Reise ans Nordkap antreten. Wird es kälter an den Beinen (wovon Frostbeule Silke jetzt schon ausgeht), kommt die bereits erwähnte ALDI Skihose zum Einsatz. Dick gefüttert wärmt sie zusätzlich. Gegen kalte Knie helfen Kniewärmer aus sehr dicker Wolle. Die Wattierung des Teletubbys und der Skihose drück sich bei angewinkelten Knien zusammen und verliert an Isolierkraft. Das dicke Fell der Kniewärmer jedoch nicht.
Nach 4 Reisen in die Mongolei weiß Silke nicht nur, wie kalt es dort werden kann, sondern auch, was die Mongolen dagegen tun. Sie schwören auf Yakwolle und Naturfelle – und das tut Silke nun auch und steckt ihre Füße auf dem kalten Weg gen Norden in die wärmsten Socken, die sie je hatte: Yakwollsocken, Fair Trade von Mary & Martha aus der Mongolei! Wer Yakwolle an den Füßen kennt, der weiß, dass sich unsere Schurwolle ganz weit hinten anstellen kann…
Silke möchte auch im Winter nicht auf die Sicherheit eines exzellenten MX Stiefels verzichten und hat sich daher für ihre Alpinestar Tech8 Stiefel entschieden. Damit sie nicht nur von außen durch die Neoprenhülle warme Füße hat, war etwas Basteln nötig. Der Tech 8 ist mit einem Innenschuh ausgestattet, der zwar die Sicherheit erhöht, das Einfügen von Einlegesohlen aber erschwert. Mit etwas Frickelei sitzen nun echte Lammfellsohlen im Stiefel, in die Silke die Heizelemente der Therm-ic Heizsohle eingebaut hat.
Internetrecherche ergab, dass die Akkus von Silkes langjährig bewährten Skischuh-Heizsohlen zu schwach sind für die Nordkapptour. Auch die mit den über eBay Kleinanzeigen von Privat gekauften Heizsohlen gelieferten Akkus waren zu schwach, um bei den zu erwartenden tiefen Temperaturen lange genug heizen zu können. Gut, dass Therm-ic verschiedene Akkus im Angebot hat, die einfach untereinander ausgetauscht werden können!
Silke hat in ihrer „Karriere“ als Winterfahrerin schon einige Heizhandschuhe verschlissen. Entweder brachen die Lötstellen oder die Heizplatten – oder der Regler sorgte für Brandblasen an den Fingerknöcheln. Vor gut 10 Jahren fand Silke dann endlich die ihrer Meinung nach haltbarsten Heizhandschuhe überhaupt: von der Berliner Manufaktur „Heizteufel„. Weil sich mit den schon betagten aber immer noch perfekt funktionierenden Unterzieh-Heizhandschuhen in Kombination mit den extra warmen Winterhandschuhen aber sämtliche Knöpfe und Schalter am Motorrad so schlecht bedienen lassen, fährt Silke nun mit einem neuen Paar Heizhandschuhe. Heizteufel.de fand unser Projekt interessant und versorgt uns mit mobiler Wärme. Silke behält warme Pfoten mit den Motorrad-Heizhandschuhen über Bordnetz, Jan freut sich über dauerhaft warme Füße dank der beheizten Einlegesohlen.
Den Oberkörper wärmt zunächst ein Thermoshirt von Decathlon, das auf der Innenseite mit einer Art Microfaserfrottee kuschelig warm und weich isoliert und eigentlich für den Radsport gedacht ist. Pet hat auch zwei Räder, dann passt das! Überzeugt hat der eng anliegende Schnitt mit eng anliegendem Kragen. Beides eignet sich hervorragend als erste Bekleidungsschicht, um direkt unter der Heizweste getragen zu werden.
Direkt über dem Thermoshirt wird die Heizweste von Widder getragen, damit die elektrische Wärme nicht durch weitere Bekleidungsschichten muss, um Silke zu wärmen. Das Besondere der Widder Weste im Vergleich zu anderen Heizwesten ist der beheizte Kragen und dass die gesamte Weste von Heizdrähten durchzogen ist, statt nur mit drei Platten an Brust und Rücken für Wärme zu sorgen. Die Weste liegt schön eng an, sodass kein Wärmeverlust entstehen kann.
Über die Heizweste kommt dann eine Fleecejacke aus windstopper Stretchfleece, die auch bei Abendessen und Frühstück in der „Zivilisation“ gute Dienste leisten wird. Auch dieses Bekleidungsteil stammt von Decathlon, ist aber nicht neu, sondern hat sich schon auf einigen Reisen der letzten 2 Jahre als tolle winddichte Jacke mit Kuschelfaktor erwiesen!
Weil Platz im viel zu großen Teletubby – Anzug ist, trägt Silke einfach noch eine kleine Daunenjacke, mit der sie schon seit 2009 durch die Weltgeschichte reist. Das Bild zeigt die Jacke 2010 bei einem Trekking in den Anden. Wird ihr wider Erwarten zu warm, findet die Jacke dank minimalem Packmaß noch Platz im Gepäck. Außerdem hat Silke so eine Jacke, um auch ohne „Teletubby Anzug“ warm eingepackt zu Fuß auf die Straße zu können. Wir haben uns für Daunenbekleidung entschieden, weil diese nicht nur auf dieser Reise dank minimalstem Gewicht und unschlagbar kleinem Packmaß für Wärme sorgen und auch unter „normalen“ Motorradjacken eine „ausgehtaugliche“ Schicht Extrawärme bieten. Kunstfaser isoliert leider nicht so gut wie Daune, hat ein größeres Packmaß, mehr Gewicht und hat nur den einen Vorteil, auch bei Nässe noch zu wärmen. Die Reiseerfahrungen der letzten 7 Jahre mit Daunenjacke im Gepäck haben Silke aber gezeigt: es ist möglich, eine Daunenjacke auf Reisen vor Feuchtigkeit zu schützen!
Falls es noch viel, viel kälter wird, findet unter der Daunenjacke auch noch eine Daunenweste Platz im Teletubby. Oder die zweite dünne Daunenjacke, die uns von Putoline zur Verfügung gestellt wurde. Und wenn Silke die Weste oder Jacke nicht trägt, verschwindet die Extraportion Wärme mit minimalem Packmaß im Gepäck. Weste und zweite Daunenjacke sind außerdem praktische „Wärme-Upgrades“ für Situationen, in denen der Teletubby nicht zum Einsatz kommt, beispielsweise beim Stadtrundgang oder dem „kurzen Weg um die Ecke“ der Unterkunft.
Den Kopf wärmt eine Sturmhaube, die bis zum Hinterkopf und Kinn winddicht ist, sodass der warme Heizkragen der Heizweste nicht den Fahrtwind, sondern Silkes Hals erwärmt.
Weil der Teletubby mit sperrigem Rückenprotektor nur schwer an- und auszuziehen ist, hat sich Silke entschieden, mit separatem Rückenprotektor zu fahren. Die herkömmlichen Rückenprotektoren gehen von Männern mit einer Körpergröße über 1,70m aus, was für Silke nicht in Frage kommt, da ihr Rücken kürzer ist und somit der Protektor von Sitzbank bis Helmunterkante anstößt und die Bewegungsfreiheit extrem einschränkt. Im Reitsport sind Rückenprotektoren aber auch weit verbreitet und weil mehr Frauen reiten als Motorrad fahren, gibt es solche „Schildkröten“ im Reitzubehör z.B. von Tecilla auch für Damen in perfekter Passform! Pet ist zwar kein Pferd, aber in gewisser Weise reitet Silke ja auch dem Nordkap entgegen…
Jan
Auch Jan besitzt schon seit vielen Winterkilometern einen „Teletubby“, allerdings in schwarz. Sein Teletubby ist nicht von Hein Gericke, sondern von Thermoboy und ist auch dort immer noch im Programm. Auch sein Winteranzug ist komplett mit allen Protektoren ausgestattet und schön warm und wasserdicht gefüttert.
Als erste Bekleidungsschicht trägt Jan Funktionsunterwäsche von Louis, die besonders warm, weich und kuschelig ist und einen eng anliegenden Kragen hat, der unter den folgenden Bekleidungsschichten weder aufträgt noch stört.
Jan hat sich aus den USA eine akkubetriebene Heizweste gekauft, die einen guten Eindruck macht und sogar eine Fernbedienung hat, um ohne umständliches Ausziehen die Temperatur vom Lenker aus regeln zu können. Der Vorteil einer akkubetriebenen Weste ist der, dass sie natürlich auch ohne die Motorradelektrik schön warm macht, zum Beispiel beim nächsten Motorradtreffen, winterlichen Lagerfeuer und anderen Outdoor-Aktivitäten bei Winterkälte. Silke hatte eine ähnliche Akku-Heizweste bestellt, diese war aber auch in kleinster Größe zu groß.
Bei großer Kälte trägt auch Jan eine Daunenjacke unter dem Teletubby. Wie Silke verfolgt auch Jan die „Zwiebel-Strategie“: wird es trotz erster Daunenjacke zu kalt, kommt einfach eine dünnere zweite dazu, denn auch Jan ist von Putoline mit einer reisetauglichen Daunenjacke ausgestattet worden! Auch bei den Beinen trägt Jan das Zwiebelprinzip: ist es zu kalt, kommt die erwähnte ALDI Skihose noch unter seinen Teletubby, um eine weitere Isolationsschicht zu haben.
Natürlich ist auch Jan mit Yakwollsocken aus der Mongolei bestens versorgt, den wärmsten Socken, die er jemals an den Füßen hatte! Dazu wärmen elektrische Heizsohlen die Füße über Bordnetz, sodass Jan bestimmt keine Frostbeulen an den Füßen bekommt. Die Sohlen samt Zubehör wurden Jan von Heizteufel.de zur Verfügung gestellt.
Weil bei eisigen Straßenverhältnissen der eine oder andere „Ausrutscher“ sicher inklusive sein wird, möchte auch Jan nicht ohne seine Motocross-Stiefel fahren. Wir können beide Motorradreisende in Trekkingstiefeln nicht verstehen, denn erfahrungsgemäß wird weniger gewandert, als Motorrad gefahren und die eigene Sicherheit geht immer vor! Jan hat mit den Alpinestar Tech 3 Stiefeln gute Erfahrungen gemacht und nutzt auch die Neopren Überstiefel von Uvex.
Auch Jan trägt natürlich eine Sturmhaube gegen den Eiswind, die zuverlässig dafür sorgt, dass es ihm nicht unter den Helm zieht. Seine Sturmhaube Scott Face Heater kommt aus dem Snowmobile Bereich und ist mit viel Neopren ausgestattet.


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/11/ ... er-tenere/
Yamaha XTZ750 Super Ténéré

Date: 11. November 2016Author: silkejan 0 Kommentare
Jans XTZ750 Super Ténéré ist Baujahr 1992, also ein Jahr älter als Silkes Suzuki DR350 „Pet“ und hat mit zirka 180.000km schon einige Reisen erlebt. Obwohl sie schon viele Winter erlebt hat und mit Jan auch schon im Winter auf Spikes in Norwegen war („Zu Besuch bei Thor und Odin„) war auch sie nicht startklar, als wir uns Anfang Oktober an die Vorbereitung der Motorräder machten. Ihr Hauptproblem: durch ihren regelmäßigen artgerechten Einsatz abseits vom Asphalt saß der Dreck auch in Ritzen, von denen man nichts ahnte.
Jan hat sich die Mühe gemacht, die gesamte „Kabelei“ zu erneuern, neue Relais, Kabel und Steckverbindungen zu verlegen und alles mit Wet Protect vor Nässe und Salz zu schützen. Auch er hat seine Blinkerbirnchen und Rücklichtbirnen durch LED Birnchen ersetzt, was zwar in Deutschland wohl verboten ist, ihm aber auch ein paar mehr Watt Leistung bringt, um Heizgriffe, Heizvisier und beheizte Schuhsohlen von Heizteufel.de zu „befeuern“.
Die Super Ténéré hat „schon immer“ Heizgriffe und hat serienmäßig eine Windschutzscheibe, sodass Jan diese Ergänzungen erspart blieben. Vorherige Reisen brachten so einige Optimierungen mit sich, so die bequeme Wildledersitzbank, ein Öhlins Federbein, Wilbers Gabelfedern, das automatische Kettenschmiersystem Scott Oiler, ein zusätzliches Werkzeugfach unter der Sitzbank und ein 5l Hecktank auf der linken Seite. Von gelegentlichen sportlicheren Einsätzen zeugen nicht nur die aufgeklebten Startnummern, sondern auch das gesamte Rallye-Navigationsequipment mit Roadbook und Tripmaster.
Zusätzlich ist die XTZ750 mit einer Batterieladekontrollanzeige ausgestattet, besitzt einen Zigarettenanzünderstecker, USB Buchsen und, wie Silkes DR350 auch, einen Stecker für das „Bike Start“ Starthilfekabel. Wir sind gespannt, wie oft Silke mit ihrem Kickstarter für Starthilfe bei Jan sorgen muss…
Jan liebt sein Kofferträger samt Alukoffern von RMS Metalwork, das seine Stabilität und extreme Belastbarkeit auf Jans Weltreise auf über 85.000km on- und offroad bewiesen hat. So ist klar, dass die meist an Jans zweiter Super Ténéré „Matilda“ montierten Teile für die Hochzeitsreise an das Hochzeitsreisefahrzeug geschraubt werden!
Weil nicht ganz klar ist, ob der montierte Scott Oiler auch bei allertiefsten Minustemperaturen funktioniert (wahrscheinlich ist das jedenfalls nicht…), packt Jan auch sicherheitshalber noch genug vom Tech Chain Premium Kettenschmiermittel von Putoline ein, von dem wir genug gesponsored bekommen haben. Platz ist genug im Gepäck, um genug für zwei Motorräder und ihre Ketten einzupacken!
Wir werden die meisten Kilometer ohne Sonnenlicht zurück legen und so ist die Beleuchtung ein wichtiges Thema. Die Lichtmaschine von Jans Motorrad ist wesentlich stärker als die von Silkes kleiner Pet, weswegen Jan die Nacht richtig zum Tag machen und wie ein voll beleuchteter Weihnachtsbaum durch die Gegend fahren kann. Dafür sorgen zunächst zwei Xenon-Lichter, die auch sonst im Alltag gute Dienste leisten. Zusätzlich verlässt sich auch Jan auf zwei Cree LED Scheinwerfer, die auch von ihm an seiner ausgemusterten Honda XR650R schon auf den Nachtetappen der Rallye Breslau im polnischen Wald sehr zufriedenstellend getestet wurden. Wer Jan jetzt noch übersieht, muss blind sein!
Auch Jan hat seinem Motorrad Lenkerstulpen verpasst. Seine stammen ursprünglich von Wunderlich und Silke hat sie zu einem Bruchteil des Originalpreises auf eBay gefunden. Was an einer BMW passt, passt auch an eine Super Ténéré und warme Pfoten brauchen alle!
Natürlich bekam auch die Super Ténéré einen Stecker für das neue Heizvisier verpasst, damit Jan jederzeit eisfreie Sicht hat. Als eingefleischte Enduristen sind wir beide noch nie mit Klapphelm Motorrad gefahren, aber was tut man nicht alles für gute Sicht? Wir fahren nun beide einen Nolan N104 Evo Klapphelm und dazu das passende Heizvisier von Louis. Bei der ersten Testfahrt durch 300km Eisnebel war das Heizvisier auch daheim schon ein gutes Accessoire!
Weil der elektrische Anlasser am Kohleabrieb Kondenswasser binden kann und dies dazu führen könnte, dass der Anlasser fest friert und sich nicht mehr dreht, hat Jan den Anlasser geöffnet und mit Druckluft ausgepustet, um auch das letzte Kohlestäubchen zu entfernen. Man weiß ja nie!
Generelle Vorbereitungen, die wir an beiden Motorrädern für den Winterbetrieb vorgenommen haben, könnt Ihr hier nachlesen: Unsere Motorräder


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/11/12/ausruestung/
Ausrüstung

Date: 12. November 2016Author: silkejan 0 Kommentare
Hier möchten wir Euch alles aufzählen, was weder in die Fahrzeug- noch Bekleidungskategorie passt, aber mit uns auf Hochzeitsreise geht.
Wie gut, dass es zufällig im November bei ALDI Süd Türschlossenteiser im Angebot gab! Eigentlich wollten wir nur Milch kaufen, aber dann sprang uns die kleine weiße Flasche in den Einkaufswagen. Bei Motorrädern sind schließlich die Zündschlösser an besonders exponierter Stelle montiert und so gut wie gar nicht geschützt, sodass sie gelegentlich einfrieren. Mit dem Türschlossenteiser sollte das dann zwar ärgerlich, aber kein Hindernis für die Weiterreise sein.
Da wir ja viel Zeit im Dunkeln verbringen werden, brauchen wir gute Stirnlampen. Diese sind nicht nur nützlich, wenn man unterwegs etwas beleuchten muss, sie taugen auch gut als Zusatzscheinwerfer! Dabei handelt es sich um die LED Lenser H7.2, die wir beide schon auf Nachtetappen der Rallye Breslau im finsteren polnischen Wald zu nutzen wussten. Durch den am Hinterkopf befestigten dicken „Batteriekasten“ ist (hoffentlich) immer genug Strom da, wenn wir ihn brauchen!
Weil wir viele Dinge mit Akkus betreiben, die aufgrund der Kälte voraussichtlich noch nicht mal einen Fahrtag durchhalten, kommen nicht nur jede Menge Ersatzakkus mit, sondern auch eine Mehrfachsteckdose und ein paar Mehrfachstecker, um jede Nacht oder beim Café unterwegs alles mit Strom versorgen zu können. Erfahrungsgemäß haben Zimmer immer nur eine einzige Steckdose – und diese ist im schlimmsten Fall hinter dem Kopfteil des Bettes. Mit der Steckdosenleiste dürften dann unsere beiden Kameras, beide Handys, Akkus von zwei Intercoms, zwei Laptops, Silkes Heizsohlen, Jans Heizweste und der Stirnlampen jede Nacht „gefüttert“ werden können.
Um Platz, Gewicht und Kabelsalat zu sparen, haben wir darauf geachtet, dass alle Ladekabel für die unterschiedlichsten Geräte möglichst kurz, also maximal 0,5m lang sind. Zusätzlich kommt ein USB 6-fach Stecker mit, der es uns ermöglicht, nur mit den Kabeln und ohne zusätzliche Stecker zu reisen und an nur einem Steckdosenplatz bis zu 6 Geräte gleichzeitig über USB laden zu können. Klein, leicht, platzsparend und auch zu Hause praktisch!

Überhaupt ist „klein&leicht“ das Stichwort schlechthin. Auch unsere Laptops fallen in die Kategorie. Um Euch von unterwegs mit Blogposts, Fotos und Updates auf dem Laufenden zu halten, Unterkünfte zu suchen, Routen zu planen, Wetterberichte zu schauen und Tagebuch zu schreiben reisen wir schon lange mit Minivarianten – noch bevor es Tablets gab! Silke benutzt einen Asus EE PC 900 (der auf dem Foto ist der Vorgänger), Jan hat sich für die Reise ein Lenovo Miix310 gegönnt, der auch Silkes Herz gewonnen hat – wäre da nicht der Preis…
Für den Fall, dass unterwegs die Heizbekleidung versagt oder es noch kälter als erwartet wird, haben wir uns zusätzlich vier „Taschenöfen“ besorgt, die mit Feuerzeugbenzin funktionieren und bis zu 12 Stunden ganz ohne Strom angenehme Wärme liefern. Außerdem könnten sie dazu dienen, Akkus von unseren Kameras und sonstigem Equipment auf Betriebstemperatur zu halten. Komisch ist nur, dass das Teil von „Kawasaki“ ist. Wir fahren aber Yamaha und Suzuki! Ob das trotzdem warm macht?
Falls uns das Feuerzeugbenzin ausgeht oder die Heizung an Füßen oder Händen ausfällt, improvisieren wir mit Heizpads, die mit Eisenspänen gefüllt sind und unter Sauerstoffeinwirkung mindestens 6 Stunden lang eine angenehme Wärme um die 40°C (oder mehr) entwickeln. Hier wird schön erklärt, wie das funktioniert: Thermacare Wärmepads Als Silkes Winterhandschuhe vor einigen Jahren in den Pyrenäen voll Wasser liefen, hat sie sich damit aus ihren Sommerhandschuhen und Heizpads warme Winterhandschuhe gebastelt und die Technik im darauffolgenden Winter mit Crosshandschuhen verfeinert. Es funktioniert tatsächlich bestens! Zur Sicherheit kommt eine „Familienpackung“ davon mit, um im Falle eines (Stromaus-) Falles in Handschuhen oder Socken für Wärme zu sorgen! Außerdem können auch diese „Heizpäckchen“ dort für Wärme sorgen, wo sie gerade gebraucht wird: als Außenheizung vom Vergaser beispielsweise oder für Akkus, Handy und sonstige Technik.
Apropos „Betriebstemperatur“: Falls es nachts unter -30°C kalt wird, müssen wir die Motoren von außen vorwärmen, damit sich das Motoröl verpumpen lässt. Dazu kommt ein Benzinkocher mit ins Gepäck, der, damit er uns nie im Stich lässt, mit Ersatzteilen überholt wurde und auf dieser Reise Motoren statt Essen wärmen wird. Von Putoline haben wir zwei winzig klein verstaubare Regenponchos bekommen, mit denen nachts die Motorräder abgedeckt werden, um sie morgens nicht erst ausbuddeln zu müssen. Außerdem könnten die Abdeckungen dafür sorgen, dass die Motorräder morgens besser starten. Zumindest hat Silke in der Mongolei beobachtet, dass nachts alle Autos zugedeckt werden und auch bei solchen frühmorgendlichen Temperaturen brav anspringen, bei denen in Deutschland der Anlasser nur noch müde lächeln dletzte Geräusche von sich geben würde…
Bei Temperaturen im einstelligen Minusbereich kommt Camping grundsätzlich in Frage, weswegen wir auch Zelt, Isomatten und Schlafsäcke mit nehmen. Unser Zelt ist das Robens Challenger und recht klein, aber völlig ausreichend für zwei Personen. Packmaß und Gewicht sind ausschlaggebend! Unsere Isomatten sind beide von Thermarest. Obwohl diese angeblich nicht sehr wintertauglich sind, hat Silke sogar auf ihrer 20 Jahre alten „Pro Light“ warme Winternächte im Zelt verbracht. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil das Schaffell von der Sitzbank jede Nacht mit ins Zelt kommt? Unsere Daunenschlafsäcke sind altbewährt und Silke hat mit ihrem schon eine kuschelige Nacht über 5000m im Alpamayo Basecamp in den Anden verbracht.
Wir fotografieren mit einer Canon EOS 500D und einer Panasonic Lumix DMC-LX3, bewegte Bilder halten wir mit den Sena Actioncams fest, die mit unseren Intercoms gekoppelt sind und während der Fahrt auch Ton und „fahrtbegleitende Kommentare“ aufzeichnen können. An einem Helm befestigen wir das 10C System , am anderen Helm wird die Sena Prism Action Cam gekoppelt. Diese lässt sich am Motorrad montieren und vom Helm aus steuern. Wir werden zum ersten Mal während der Fahrt die Möglichkeit haben, uns zu unterhalten. Bisher ist nur geplant, Navigationshinweise wie „da vorne rechts!“ oder dringende Bedürfnisse wie „da vorne kommt der ideale Pipipausenplatz“ mitzuteilen. Das persönliche „Helmradio“, das sich bisher jeder zur eigenen Unterhaltung mit Singen, Summen oder Selbstgesprächen gemacht hat, geht dann nicht mehr auf Sendung…
Alles, was wir nicht unter der Kleidung tragen, ist am Ende eines Fahrtags tiefgefroren und so müssen wir auch bei Kleinigkeiten nachdenken, was eingepackt wird. Wir tragen beide Kontaktlinsen und die Flasche mit dem Kontaktlinsenpflegemittel würde über Tag zum Eisblock gefrieren. So wird jeder von uns eine Einmaldosis davon in einer Innentasche am Körper tragen, um jeden Abend flüssiges Pflegemittel zur Hand zu haben.
Auch Shampoo und Duschgel wären allabendliche Eisblöcke, sodass das gute alte Stück Seife mit auf Reise kommt, um nicht eine gesamte Drogeriewarenabteilung über Tag am Körper tragen zu müssen. Logisch, dass auch der Deo nicht flüssig ist und auch Rasierseife statt Rasiercreme ins Gepäck gehört. Und weil auch Zahnpasta einfriert, kommen Zahnputztabletten in den Kulturbeutel. Die wiegen nichts, nehmen keinen Platz weg – und sind von Silke seit Jahren auf vielen Reisen erprobt.
Um die Haut vor Erfrierung und eisigen Umwelteinflüssen zu schützen, vertrauen wir auf Naturkosmetik, die mit natürlichen Wachsen und Ölen die Haut vor Kälteschäden schützt. Hautcremes aus Erdölbestandteilen legen sich wie ein Film über die Haut, unter dem sich dann Feuchtigkeit sammelt, was zu Erfrierungen führen kann. Natürliche Öle und Wachse jedoch ziehen in die Haut ein und schützen und pflegen daher nicht nur unter Extrembedingungen besser. Silke hat bei -20°C in der Mongolei und später in der Kälte Sibiriens mit der Cold Cream von Weleda beste Erfahrungen gemacht. Auch die Lippen werden mit Lippenpflegestiften auf Basis pflanzlicher Wachse und Öle vor der Kälte in trockener Luft geschützt. Besonders lecker ist der von Dr. Bronner mit Ingwer Orange! Damit küsst es sich besonders gut – und dank der Klapphelme funktioniert das auch bestens…
Ein Phänomen, was wir beide schon aus den Anden, der äthiopischen Hochebene und anderen entweder hohen oder kalten Gegenden dieser Erde kennen sind durch Kälte und trockene Luft aufreißende Nasenschleimhäute, die zu „Dauernasenbluten“ führen und die Nase dauerhaft verkrusten lassen. Sehr hilfreich ist da ein Nasenöl, zum Beispiel das von Abtei, das wie ein Nasenspray einfach anzuwenden ist und effektiv Nasenbluten vorbeugt. Eigentlich handelt es sich dabei nur um ziemlich teuer verkauftes Sesamöl, aber der kleine Sprayer macht es einfach praktisch und den Aufpreis wert.
Weil Silke von einer Freundin gefragt wurde, was sie mit ihren Haaren macht, geben wir hier für Interessierte auch eine Antwort. Silke nimmt eine 50ml kleine Flasche Lavera Körperöl mit. Das dient nicht nur als ergiebige Bodylotion bei minimalem Packmaß, sondern wandert auch in die Haare, um diese bei Kälte und extrem trockener Luft geschmeidig und frisierbar zu halten. Haarkur, Spülung, Bodylotion und sonstige Pflegemittel, die entweder nur einfrieren, schwer sind oder Platz im Gepäck einnehmen, können zu Hause bleiben.


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/11/ ... sponsoren/
Unterstützer & Sponsoren

Date: 12. November 2016Author: silkejan 4 Kommentare
Die wichtigsten Sponsoren sind unsere Freunde und Familienmitglieder! Statt Kaffeegeschirr, Salatschüsseln und Blumenvasen hatten wir uns von allen zu unserer Hochzeit einen zweckgebundenen finanziellen Beitrag zu unserer Hochzeitsreise gewünscht. Auf einer interaktiven Online-Geschenkeliste konnten sich alle bei Ausrüstungsgegenständen, Kilometerstrecken, Übernachtungen oder Essen eintragen und uns den Gegenwert als Geldgeschenk überreichen.
Wer das System nicht verstanden hatte, bekam eine Wegstrecke, Übernachtung, ein Essen oder Kilometergeld in passender Höhe des Geldgeschenks zugeteilt und darf sich noch auf eine kleine Überraschung freuen. Mehr verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht… Als Dekoration bei der Hochzeitsfeier hatten wir eine Karte gebastelt, auf der jeder „sein“ Geschenk schon mal sehen konnte.


Nicht nur wir waren kreativ – auch unsere Gäste! Statt uns das Geld schnöde in einem Umschlag in die Hand zu drücken, wurden Eishotels gebaut, Spielzeug-Transporter beklebt, im Schuhkarton Winterlandschaften gebastelt, Essensgedecke, Rätsel, ganze Eisblöcke, ein mit Münzen gefüllter Schubkarrenreifen, Reisezahnbürsten und mehr symbolisch überreicht. Auch an dieser Stelle ein ganz dickes und herzliches DANKE von uns!
Als Silke im Oktober auf der INTERMOT in Köln war, wollte sie von den Motorölherstellern eigentlich nur wissen, welches Öl man braucht, wenn man mit zwei ziemlich alten Motorrädern im Winter ans Nordkap fährt. Niemand nahm den Plan ernst, Silke wurde mit Zetteln, Prospekten und Flyern abgespeist. Dann traf sie Stefan Hessler vom DR-Big Shop, den Silke schon seit 1999 kennt und zusammen nahm man unseren Plan dann bei Putoline wirklich ernst und nannte unsere Hochzeitsreise plötzlich „Projekt“.



Anfang November kam der Putoline Außendienstler bei uns vorbei und brachte nicht nur Beratung, sondern auch kartonweise Produkte mit: Motoröl, Kettensprays, Aufkleber und zwei tolle Daunenjacken. Auch Kraftstoffadditive wurden verfügbar gemacht. Im Kapitel „unsere Motorräder“ könnt Ihr genau nachlesen, um welche Produkte es sich handelt und wozu diese gut sind.
Weil wir ja dann ein „Projekt“ hatten, dachten wir, wir fragen auch bei anderen Herstellern, ob sie nicht auch Teil des Projektes werden möchten. Weil Silke als freie Redakteurin für das Dirtbiker Magazine schreibt und dort in der Ausgabe vom 23.2.2017 unsere Hochzeitsreise veröffentlicht wird, steht unseren Unterstützern und Sponsoren somit auch gleich eine kleine Werbeplattform zur Verfügung.





Zum ersten Mal in unserem Leben dachten wir, es wäre ganz nett, wenn wir uns während der Fahrt unterhalten könnten, um auf Eis und Schnee keine unnötigen Wendemanöver zu provozieren, wenn einer in die Büsche muss oder schlichtweg anhält, um den Reißverschluss richtig zu schließen oder den drückenden Handschuh zu richten. Die Systeme von Sena gefielen uns sehr gut – und Sena gefiel unsere Idee gut, sodass wir die Ausrüstung für InterCom und ActionCams gestellt bekommen sollen. Welche das werden, lest Ihr im Kapitel Ausrüstung.




Silke hat in ihrer „Karriere“ als Winterfahrerin schon einige Heizhandschuhe verschlissen. Entweder brachen die Lötstellen oder die Heizplatten – oder der Regler sorgte für Brandblasen an den Fingerknöcheln. Vor gut 10 Jahren fand Silke dann endlich die ihrer Meinung nach haltbarsten Heizhandschuhe überhaupt: von der Berliner Manufaktur „Heizteufel„. Weil sich mit den schon betagten aber immer noch perfekt funktionierenden Unterzieh-Heizhandschuhen in Kombination mit den extra warmen Winterhandschuhen aber sämtliche Knöpfe und Schalter am Motorrad so schlecht bedienen lassen, fährt Silke nun mit einem neuen Paar Heizhandschuhe. Heizteufel.de fand unser Projekt interessant und versorgt uns mit mobiler Wärme. Silke behält warme Pfoten mit den Motorrad-Heizhandschuhen über Bordnetz, Jan freut sich über dauerhaft warme Füße dank der beheizten Einlegesohlen.
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Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/11/12/reiseroute/
Reiseroute

Date: 12. November 2016Author: silkejan 24 Kommentare
Jan und ich gehören nicht zu der Sorte Reisender, die schon heute wissen, wo sie übermorgen sind. So gibt es von dieser Reise auch nur ein paar Eckdaten, um die wir den Rest der Reise mit all den Erlebnissen, Zufallsbekanntschaften, Umwegen, Abenteuern und Zufällen arrangieren werden.
Diese Eckdaten sind sicherlich die beiden großen Fährüberfahrten am Anfang und Ende unserer Reise. Wir starten am 22.12.2016 in Krefeld mit den Motorrädern im Auto, weil es in Deutschland verboten ist, mit Spikes zu fahren. Die erste Etappe führt uns nach Hamburg zu Jans Eltern, von wo aus wir am 23.12.2016 „richtig“ starten. Die Fähre nach Helsinki legt abends in Travemünde ab, wo ein Freund das dann leere Auto mit bis Kiel nimmt, wo es auf uns warten wird.
Deutsches Weihnachten, also Heilig Abend, verbringen wir auf See, denn aus uns unbekannten Gründen tuckert die Fähre vom 23.12. bis zum 25.12. mit uns in zwei Nächten Richtung Finnland. Dort kommen wir rechtzeitig zum finnischen Weihnachtsfest an, das wir auch bei einer finnischen Familie feiern werden, denn Jans ehemaliger Kommilitone aus USA Zeiten hat uns zu sich nach Turku eingeladen. Ab dem 26.12. fahren wir dann Richtung Norden, wobei wir uns nicht nach dem rot gemalten Strich auf der Karte, sondern nach Wetter, Straßenverhältnissen, Tageskilometerleistung, Lust und Laune treiben lassen möchten.
Der nächste Eckpunkt ist dann erst wieder Silvester, denn vom 31.12. auf den 1.1. haben wir unsere symbolische „Hochzeitsnacht“ im Eishotel bei Kiruna reserviert – Silvesterdinner im erstklassigen Sternerestaurant des Hauses inklusive! Wir haben natürlich ein eisiges Zimmer reserviert, in dem man bei Temperaturen zwischen -5 und -8°C nächtigt. Kein Problem – das haben wir beide schon oft im Zelt gemacht!
Die nächste reservierte Nacht ist dann vor dem Nordkapp in der Jugendherberge in Honnigsvag, wo wir vom 3.-5.1.2017 übernachten. Weil wir am Morgen des 5.1. auf ein Schiff der Hurtigrouten bis Oeksfjord gehen und die Buchungssituation trotz Jahreszeit, Dunkelheit und Kälte angespannt ist, sind wir auf Nummer sicher gegangen und haben reserviert. Die Tickets für die Schiffspassage bis Oeksfjord waren schon im Sommer fast ausverkauft! Wer außer uns im Dunkeln einen Tag durch norwegische Fjorde schippern will, ist uns schleierhaft, aber das werden wir dann ja sehen!
Der nächste Fixpunkt ist wieder ein Ticket der Hurtigroute, ein paar Hundert Kilometer weiter südlich. Am 7.1.2017 gehen wir in Svolvaer an Bord, um am 8.1.2017 in Bronnoysund anzukommen. Dabei passieren wir wieder den Polarkreis, diesmal von Nord nach Süd. Ob es dann auch eine Taufe gibt?
Irgendwie lassen wir uns dann weiter Richtung Süden treiben. Entweder entlang der Küste oder doch im Hinterland? Norwegen oder doch Schweden? Das einzige, was dann sicher ist: am 12.1.2017 legt in Oslo die Fähre ab, die uns am 13.1.2017 in Kiel wieder ausspuckt. Und dann könnten wir die letzten paar Kilometer eigentlich fahren, dürfen wir aber nicht, denn wir haben ja immer noch Spikes in den Reifen. Also wartet einer von uns am Hafen, der andere fährt mit dem Taxi zu der Stelle, an der Jans Iveco Daily „Kluti“ 3 Wochen zuvor geparkt wurde.


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/12/21/es-geht-los/
Es geht los!

Date: 21. Dezember 2016Author: silkejan 8 Kommentare
Böse Zungen behaupten, wir hätten in den letzten Wochen mehr Spaß an den Vorbereitungen in der Garage gehabt, als wir es in der Kälte beim Fahren haben werden. Und es stimmt: das Basteln, Schrauben, Testen, Ideen entwickeln, Recherchieren und Planen hat uns in den letzten Wochen und Monaten wirklich sehr viel Spaß gemacht!
Dabei mussten wir kreativ werden, denn wie testet man im Sommer, ob ein Ausrüstungsgegenstand auch bei tiefsten Temperaturen hält? Ganz einfach: im Tiefkühlfach! So wanderten erstaunliche Dinge ins Eis und unser Tiefkühlvorrat wurde durch zum Beispiel Kabel ergänzt, um am nächsten Morgen festzustellen: silikonisierte Kabel funktionieren am besten!
Das Einschrauben der Spikes war etwas langwierig und müßig: in Silkes Radsatz stecken 558 per Hand eingeschraubte Spikes, die für Muskelkater sorgten. Fahrtraining Mal anders! Weil es in Deutschland verboten ist, auch nur einen Meter mit Spikes zu fahren, stehen die Motorräder nun im Auto und warten darauf, am Freitag in Travemünde auf die Fähre Richtung Helsinki zu rollen.
Eine erste, 800km lange Testfahrt haben unsere zwei Motorräder hervorragend bestanden – und wir auch! Bei konstanten -3°C haben wir eine winterliche Nebelnacht Anfang Dezember genutzt, um 400km ins Elsass abzuspulen. Ideal, um die neue Beleuchtung und das gesamte Heizequipment zu testen! Als wir ankamen, waren Gepäck und Klamotten mit einer glitzernden (und bröckelnden) Eisschicht bedeckt – uns beiden war aber mummelig warm in unseren „Teletubby“ Anzügen! Die Rückfahrt bei Tageslicht und knackigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt war natürlich schöner als die „Nacht und Nebel Aktion“, aber zum Testen war der Eisnebel perfekt!
Unsere Moppeds und wir sind nun bereit für das eisige Abenteuer. Bei der ersten Zwischenstation in Hamburg müssen wir morgen noch in der Louis Zentrale einen neuen Öltemperatursensor für die kleine Pet abholen, denn der mit dem Multifunktionsinstrument mitgelieferte Sensor hielt gerade mal 300km. Ohne Öltemperaturanzeige möchten wir nicht los, denn auch bei dem tollen Öl von Putoline ist irgendwann das Ende der Pumpfähigkeit erreicht… So wird Pet in Hamburg dann noch schnell eine kleine „Straßen-OP“ bekommen, bevor sie wieder zurück ins Auto muss, um sich bis zum Hafen in Travemünde durch die Gegend schaukeln zu lassen.
Wir wissen nicht, wo wir in den nächsten Wochen übernachten werden, ob es dort Heizung oder Internet gibt oder es nur eine kleine Holzhütte mit Holzofen ist, in der uns sogar Steckdosen zum Aufladen unserer vielen Akkus fehlt. Nördlich des Polarkreises gehen im Winter bei so ziemlich allen Touristenunterkünften und Campingplätzen die Lichter aus – wohl analog zur Sonne. Daher seid uns nicht böse, wenn hier Funkstille herrscht. Entweder gibt es dann kein Internet – oder wir haben Besseres zu tun, denn schließlich handelt es sich ja um unsere Hochzeitsreise…
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Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/12/ ... eisschnee/
Endlich Eis&Schnee!

Date: 28. Dezember 2016Author: silkejan 15 Kommentare
Eins vorneweg: wir haben seit dem Ablegen in Travemünde am 23.12. kein Internet (außer heute an einer Tankstelle) und ich (Silke) opfere gerade mein mobiles EU Roaming Datenvolumen, um diesen Post online zu stellen. Unsere Übernachtungsmöglichkeiten sind meist Holzhütten, in denen es zwar den Luxus von Strom, aber eben kein Internet gibt! Der Text, den Ihr hier lest, ist 200km alt. Wir sind jetzt schon in Pudasjärvi, 159km vor Rovaniemi bei -18 Grad.
Als wir zusammen mit Bernd am 23.12. im Hafen Travemünde mit Kluti ankamen, war die Überraschung groß: Freunde von uns hatten sich auf den Weg gemacht, um uns zu verabschieden! Und sie waren Retter in der Not: ich hatte Riesenhunger und das Abendessen auf der Fähre war noch lange hin. So fingen Manu und Dörte ein Grillhuhn, während wir die Motorräder ausluden, bei Pet noch schnell den Öltemperatursensor austauschten, das Gepäck aufsattelten und uns anzogen. Ein Weißrusse mit seinem LKW war neidisch auf unsere Spikes. Er wartete auf die Fähre nach Norwegen und hatte noch nicht mal Winterreifen.
Meine ersten Meter auf Spikes fuhren sich wie feiner Schotter, auf der Metallrampe zur Fähre und in der Fähre selbst auch nur wie Rollsplit, also kein unbekanntes Fahrgefühl. Auf der Fähre durften wir die Moppeds selbst verzurren – und im Gegensatz zu unserem letzten Fähr-Erlebnis gab es dafür auch geeignete Gurte. Die vier extra dafür mitgebrachten Zurrgurte waren überflüssig.
Unsere gebuchte Innenkabine hatte nur zwei von einem breiten Gang getrennte Betten. Nicht so toll für eine Hochzeitsreise! Dem Purser an der Rezeption gefiel wohl unsere Hochzeitsreise, sodass er uns einen Upgrade auf eine absolut luxuriöse Außenkabine mit Schreibtisch, Sofaecke und Doppelbett schenkte! Er war der erste Empfänger unserer „Hochzeitshoniggläser“, die wir als Dankeschön für solche Gelegenheiten dabei haben. Bulgarischer Honig, in kleine Gläser gefüllt, mit Spitzendeckchen, Sisalschleife und einem „Danke“ Aufkleber, unserem Namen und Hochzeitsdatum versehen.
Am Morgen des Heilig Abend gab es ein riesiges Brunchbuffet auf der Fähre mit lauter Leckereien, richtig klasse! Den Tag verbrachten wir mit der Routenplanung und den Bedienungsanleitungen diverser neuer Spielzeuge. Ein erstes Video von Jans Helmkamera gibt es schon – leider baumelt das Kabel vom Heizvisier vor der Linse:
VIDEO (link: https://www.youtube.com/watch?v=EESyFaM ... ture=share)
Abends gab es ein Weihnachtsfestbuffet mit noch mehr leckeren Sachen und alle Passagiere ließen es sich schmecken. „Alle“ Passagiere waren nicht wirklich viele, die Fähre war ziemlich leer, denn normalerweise fährt sie in einer Nacht nach Helsinki, jetzt dümpelten wir mit 16,6 Knoten in 2 Nächten über die Ostsee. Wir wissen bis heute nicht, warum, aber es war auf jeden Fall sehr entspannend!
Die Ankunft in Helsinki war unspektakulär: warme 7 Grad und ziemlich windig, fast zu warm für unsere Klamotten. Rechts und links der Straße hing zwar Eis an den Felsen, aber sonst war es wenig winterlich. Nach 90km fiel mir auf, dass Jans Vorderreifen etwas „luftleer“ aussah. Als ich ihn über unsere Sena Intercoms darauf ansprach, kam das gesamte Motorrad schon ins Schleudern und Jan schaffte es gerade so auf den Standstreifen. Reifen komplett platt! Weil wir nicht auf der Autobahn Reifen flicken wollten, kam der „Reifenpilot“ zum Einsatz, ein Spray, das einen klebrigen Schaum in den Schlauch sprüht und ihn gleichzeitig aufpumpt und abdichtet. Theoretisch. Ich hatte damit nach einer Begegnung mit einem rumänischem Nagel schon Erfolg und konnte 80km weit fahren, bei Jan jedoch quoll der Schaum einfach wieder aus dem Reifen heraus. Da war uns klar: da ist mehr als nur ein Loch!
Schon sichtbar war ein Schild, das auf ein Restaurant in etwa 1km abseits der Autobahn hinwies. Und da zeigte sich, wie toll es ist, dank der SENA Intercoms miteinander nicht nur kommunizieren zu können, sondern dies auch über eine große Reichweite! Jan rollerte mit seinem platten Vorderrad los, ich lief zurück zu Pet und musste erst wieder drauf klettern und kicken. Währenddessen hatte ich Jan nicht nur im Blick, sondern er mich auch quasi „im Ohr“. Ich bekam den Auftrag, doch bitte „mal eben schnell“ vor zu fahren, und nach dem Restaurant zu sehen. Die Reichweite unserer SENA Intercoms beträgt auf gerader Strecke und in der Ebene 1,6km. Und weil ich durch eine Senke und um eine Kurve zum Restaurant musste, war das gerade weit genug! Niemals würde ich mehr über eine geringere Reichweite nachdenken!
Die drei Damen vom Grillrestaurant am See waren so süß und herzlich, wir durften Tee und Kaffee umsonst haben und sie telefonierten alle möglichen Leute ab, um uns zu helfen. Doch an Weihnachten gab es nirgendwo Hilfe und auch der ADAC war nutzlos, denn der bot lediglich an, das Motorrad zur nächsten Werkstatt bei Helsinki (falsche Richtung!) zu schleppen und uns ein Mietwagenbudget von 52€/Tag zur Verfügung zu stellen. Dafür gibt es in Finnland wohl eher kein Auto und das Motorrad zurück nach Helsinki zu bringen war auch kontraproduktiv.
Währenddessen lud uns die Dame des Restaurants zu Pizza ein. Wir wollen uns eine teilen, durften wir aber nicht. Jeder bitte eine. Ich wollte Margarita, durfte ich aber auch nicht, ich sollte mindestens 4 Beläge auswählen! So süß! Die Frau konnte nur 3 Worte Englisch (wie übrigens alle, die wir im Laufe der Panne kennen lernten!) und bekam auch einen „Hochzeitshonig“ geschenkt.
Wir waren ja unterwegs zu Jans Freunden Mika und Sanna – und die hatten ein Weihnachtswunder für uns parat: über 10 Ecken kannten sie einen ehemaligen Motocross GP Fahrer, der nur 15km von unserem Restaurant am See nicht nur einen neuen Schlauch für uns hatte, sondern auch eine blitzsaubere Werkstatt, in der er mit viel Spaß Hand anlegte. Der Schlauch aus Jans Reifen war unter den Reifenhalter festgeklemmt und hatte sich so gleich an mehreren Stellen dünn und löchrig gerieben. Flicken unmöglich, aber Tapani Nurmi hatte alles da! Er kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Motocross fahren und wollte gar nicht aufhören, an Jans Rad zu werkeln. Der neue Schlauch war drin. Hmmm… da fiel ihm ein, er könne ja Speichen spannen. Als das getan war, hmmmm… Bremsscheibe reinigen. Und dann… was könnte man noch so tun? Hmmmm… Felge putzen? Als er damit begann, unterbrachen wir ihn bei seiner Herzenangelegenheit, es wurde schon dunkel und die Frau unseres Retters sprang in rotem Samtkleid in die Werkstatt, um daran zu erinnern, dass Gäste eingeladen seien. Es war offensichtlich, wie gerne er uns aus der Patsche half und wie sehr er das Fahren vermisste!
Endlich ging es los, weiter Richtung Turku zu Mika und Sanna. Doch vorher mussten wir tanken. Die Tankstelle hatte wegen Weihnachten zwar zu, aber man konnte mit einem Automaten tanken. Idiotischerweise bot der zwar Deutsch als Sprache an, gab dann aber nur „Bitte warten“ von sich und der Rest war Finnisch. Wir schafften es, der Tanksäule für 30€ Benzin zu entlocken und kamen auf eisglitzernden Straßen bei Mika an, der schon die Holzofensauna für uns angeheizt hatte. Während wir bei herrlichem Holzfeuerduft schwitzten, bereitete Sanna das Weihnachtsessen zu.
Finnische Weihnachten gingen am nächsten Morgen mit einem sehr ausgiebigen Frühstück mit Lachs und herrlicher Weihnachtstorte weiter. Gegen halb eins haben wir es dann doch geschafft, aufzusitzen und die Motorräder zu starten.
Es ging durch „Sibirien für Anfänger“. Links Birkenwäldchen, rechts Birkenwäldchen. Gerne auch das selbe Panorama mit Kiefern. Oder gemischt. Dazu eine Landstraße, etwas erhöht über der Landschaft mit Schwarzerde. Ich war mehr als gelangweilt. Gerade, als ich dachte, der Unterschied zu Sibirien sei der, dass keine Fahrzeuge die Landschaft „dekorieren“, lag auch schon ein Auto auf dem Dach im Acker. Also wirklich „Sibirien für Anfänger“. Nur, dass es öfter Häuser gibt und die hier gemütlicher aussehen. (Ich habe vor 2 Jahren 7000km durch Sibirien auf einer Ténéré abgeritten und bin Anfang dieses Jahres mit der Trans-Sib von Vladivostok heim gefahren, ich kenne Sibirien also genug und zu jeder Jahreszeit..)
Nach einer kleinen Kaffeepause mit Tanken ging es weiter, immer Richtung Norden. Wir wollten in einer Hütte am See übernachten und brauchten daher Lebensmittel. Gerade, als es anfing, heftig zu schneeregnen, tauchte rechts ein Einkaufszentrum auf, in das wir flüchteten und den Schneeregen zwischen Obst und Gemüse, Brot und Socken abwarteten. Dann ging es weiter, es war mittlerweile stockdunkel draußen, obwohl es erst 16 Uhr war. Die Straßen waren voll Schneematsch, was aber nicht weiter störte. Wir wollten zur „Route 66“, die ich zufällig auf der Karte entdeckt hatte und lustig fand, sodass wir das als Etappenziel geplant hatten.
Die letzten 40 der insgesamt 264km des Tages waren eisig, auf der Straße lag Schnee und Eis und Jan, der vor mir fuhr, zog eine Spur mit den Spikes. Erstaunlicherweise fuhr es sich trotz eigentlich für Motorräder gefährlicher Straßenverhältnisse nicht anders als auf einer fein geschotterten Piste. Schlaglöcher oder Spurrillen fahren sich ein wenig wie Tiefsand, die Kiste schaukelt kurz, aber das war’s dann auch. Im Dunkeln rollerten wir so durch das Eis und ließen uns vom Gegenverkehr mit Eis bewerfen. Das gefiel mir wesentlich besser als dieses „Anfänger-Sibirien“ zu Anfang der Tagesetappe!
Gegen Abend liefen beide Mopeten schlecht. Jans Super Tenere musste mit „fröhlicher Gashand“ lebendig gehalten werden, die kleine Pet wollte sich auf den letzten 100m zur Hütte lieber schieben lassen, statt anzuspringen. Wir wissen nicht, woran es lag, jedenfalls haben wir den beiden ein Additiv von Putoline gefüttert und seit dem laufen und schnurren beide weiter fröhlich vor sich hin.
Für die Nacht mieteten wir uns eine Hütte (Finnisch: Mökki ) auf einer Insel in einem See etwa 60km nördlich von Tampere: mit Küche, Bad und eigener Sauna. Richtig Luxus! Nach einem Topf Spaghetti mit Tomatensauce haben wir die Sauna genutzt und zwischen den Saunagängen vor der Hütte abgedampft und dabei unter sternenklarem Himmel dem Eis des Sees beim Singen und Knacken zugehört. Der Tag war wieder viel zu schnell vorbei!
Die Dame der Hütte bot uns an, etwa 300km weiter nördlich eine Hütte bei Bekannten zu reservieren, natürlich mit Rabatt. Das Angebot nahmen wir gerne an und machten uns auf den eisigen Weg. Wir fuhren Nebenstraßen, die alle komplett vereist waren und in der Mitte Schnee auftürmten. Die Landschaft war in wunderschönes, weiches Sonnenlicht getaucht, überall Frost und darin Holzhäuser. Sibirien findet hier nur an der Haupstraße statt, die kleinsten Wege durch die Wälder sind wunderschön: See links, Hüttchen rechts – sogar Bushaltestellen sind niedliche blauweiße Bretterverschläge! Nach 45km Eisstraßen zogen wir Resümee: wenn auf eine Schotterstraße Schnee fällt und dieser zu Eis gefriert, fährt sich das unangenehmer, weil sich die Spurrillen im Schnee verbacken haben, Schlaglöcher und Rillen unterm Schnee versteckt sind und man nonstop Unruhe in der Kiste hat. Nicht weiter tragisch, wie wir Euch gerne im Video „Ups, da kam sie quer!“ zeigen, sobald unser Internet nicht das magere EU Roaming Datenvolumen auffrisst…
Auf Eisstraßen, die auf Asphalstraßen entstehen, sind die Spurrillen weniger ausgeprägt und auch sonstige „Unruhestifter“ seltener. Wir beschlossen, uns daher zukünftig auf zumindest im Sommer asphaltierte Straßen zu beschränken, soweit möglich.
Ein Blick auf die Uhr zeigte: Eisstraßen kosten Zeit, denn das Fahrtempo pendelt sich bei 50-60km/h ein, auch dank vieler Kurven, die insbesondere mit Eisspurrillen das Tempo drosseln. Wir schwenkten auf die Europastraße ein – und da war Sibirien wieder! Waren wir am Vortag zwar auf meist größeren Straßen unterwegs, befanden wir uns plötzlich auf der Süd-Nord-Achse Finnlands – inmitten von LKWs und vielen Autos. Auch die „sibirische Straßendekoration“ der im Graben oder Feld liegenden Fahrzeuge war wieder da!
Jan hatte schon zuhause seine Schuhspikes vergessen, dann aber in Hamburg noch welche gekauft. Von diesen hatte er aber schon beim ersten Fotostopp wieder einen verloren, sodass er immer nur ein und denselben Fuß auf den Boden stellen durfte. Mit Schuhspikes zu fahren und zu laufen ist genial! Man traut sich zunächst kaum, einen eisigen Hang abwärts zu laufen, aber wie auch die Spikes im Reifen krallen sich die Metallhaken fest in den Untergrund und man hat festen Halt! Sehr wichtig, denn am Vorabend war trotz 40 Eiskilometern das Absteigen und die wenigen Schritte zur Hütte das Gefährlichste! Also suchten und fanden wir in einem Einkaufzentrum neue Schuhspikes für Jan und Zutaten für das Abendessen in der nächsten Hütte.
Der Weg dort hin war ein Dunkler, denn ab ca. 15:30 knipste die Sonne das Licht ganz aus und der Wind peitschte losen Schnee wie Sand über die Straße. Entgegenkommende LKW schüttelten zusätzlich den Schnee von den Bäumen, sodass wir gelegentlich in weißen Wolken fuhren. Da mir nicht kalt war, hätte sich das auch alles in der Wüste abspielen können: das ständig sanft vor sich hin tänzelnde Motorrad, der Sand – äh – Schneewirbel um uns herum, die schlechte Sicht durch Staub – pardon – Schnee,…
Unsere nächste Mökki wartete nach 312km auf uns und der super nette Vermieter hatte uns extra den Weg bis dorthin geschoben!
Nach zwei Tagen Eis und Schnee kann ich schon sagen: eine DR350 lässt sich zwar schneller aus der Ruhe bringen wie meine alte DR800, mit der ich früher im Winter unterwegs war, jedoch bietet sie weniger Angriffsfläche für „LKW Windattacken“ und schiebt weniger übers Vorderrad oder seitwärts, wenn die Wege hier zum Rand hin abschüssig sind. Da man hier sowieso nur 80km/h fahren darf und auf Eisstraßen Tempo Nebensache ist, bin ich richtig glücklich mit der kleinen Pet!
Jeden Nachmittag lässt bei uns beiden das körpereigene Heizkraftwerk nach und trotz gleichbleibender Temperatur kommen dann unsere elektronisch Heizhelferlein zum Einsatz. Unter Dauerfeuer sind ab dem ersten Meter jeden Tag unsere beheizten Schuhsohlen, die einfach mit kaum spürbarer Wärme nur dafür sorgen, dass die Füße nicht auskühlen. Einen großen Unterschied merken wir jedoch, wenn über die Stiefel die Neopren Überziehstiefel kommen. Diese isolieren sagenhaft und sind ein großer Komfortgewinn!
Demnächst ganz sicher mehr Fotos und Videos! Wir sind selbst genervt vom mangelnden Internet, da wir das zur Streckenplanung gerne nutzen würden. Die Finnen haben nämlich eine tolle Webseite, auf der die Straßenverhältnisse mit Webcams in Echtzeit zu sehen sind: http://liikennetilanne.liikennevirasto. ... ditionView


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2016/12/ ... achtsmann/
Polarkreis und Weihnachtsmann

Date: 30. Dezember 2016Author: silkejan 10 Kommentare
Endlich haben wir „echtes Internet“! Mein kleiner Laptop hat zu allem Übel dann auch versucht, sich das Leben zu nehmen, aber dank Bernd tut er zumindest diese Reise noch! Ich war ganz traurig, ich habe die Texte hier meist fertig im Kopf und wenn dann keine Tastatur da ist, um sie runter zu schreiben… Aber nun tut mein kleiner Reisegefährte wieder als bessere Schreibmaschine und ich bin froh – und Ihr habt was zu lesen!
Wir haben noch Nachholbedarf im Erzählen. Und im Nachreichen von Videos. Hier ist das Video zum letzten Post, was ich mit „Oops, da kam sie grad quer“ betitelt habe. Das war vor rund 750km weiter südlich, als es noch nicht ganz so winterlich war:
Hier der Link für alle, die das Video nicht angezeigt bekommen: https://www.youtube.com/watch?v=HE2uZsQmdh8
Unser Equipment von Sena (C10 und Prism Actioncam) ist Gold wert! Damit kann man so schöne Videos machen und sich jederzeit absolut klar unterhalten!
Mittwoch ging es noch vor Sonnenuntergang los. Das klingt jetzt nach sehr früh, aber es war 10:15
Die Tagesetappe für Mittwoch war etwas über 200km lang und die ersten 100km entschieden wir uns für die Europastraße Richtung Oulu. Man kommt da zwar schnell vorwärts, aber mit Sibirien haben wir’s ja beide nicht so. Also weiter auf Nebenstraßen die Diretissima nach Rovaniemi.
Unterwegs muss halt doch irgendwann der Frühstückstee raus und weil es im Helm so schön muckelig warm ist, habe ich den beim Ausflug in den Tiefschnee des Waldes aufgelassen. Schön doof! Jeder Atemzug eine Eisschicht auf dem aufgeklapptem Visier! Bei -10 Grad keine gute Idee… Jetzt musste das Heizvisier des Nolan N104 zeigen, was es kann! Und tatsächlich: die Eisschicht wurde immer dünner und bald schon konnte ich wieder durch das Visier schauen, statt mit tränenden Augen und beißendem Wind auf den Wangen mit offenem Visier zu fahren. Jans Heizvisier tut zur Zeit nicht, er kratzt fleißig Eis
Mein Sensor für die Lufttemperaturanzeige war irgendwie unter der Lampenmaske eingeklemmt und zeigte falsch an. Bei einer kleinen Schraubersession am Straßenrand haben wir den Sensor aus seiner misslichen Lage befreit und mein Thermometer zeigte wieder richtig an.
An der Tankstelle gab es beheizte Glasschränke, die wie riesige Kühlschränke aussehen. Da drin stehen Eimer und Kannen mit Kühl- und Wischwasser. Toll, dachte ich – und fing an, meine Windshield zu wischen. Doofe Idee, bei -10 Grad friert das Wischwasser fest, bevor man es mit der Gummilippe wieder abziehen kann…
Auch beim Kettefetten zeigte sich die Minustemperatur. Eigentlich dachte ich, die Kette sei nach rund 80km konstanter Fahrt warm, aber beim Einsprühen merkte ich: selbst wenn die Kette wärmer ist als die Umgebungstemperatur, so heißt das nicht, dass es warm genug ist! Natürlich erstarrte das gute Putoline Kettenfett sofort dort, wo es auf der Kette auftraf. Also ganz nah ran mit der Sprühtülle und ordentlich mit Druck drauf halten.
Nach der Kaffeepause dachte ich beim Losfahren, mein Thermometer sei nun wirklich kaputt. Es zählte im freien Fall abwärts: -14, -16, -18 Grad. Gut, dass wir die Sena Intercoms haben! Ich erzählte Jan von meinem kaputten Thermometer, woraufhin er auf seins schaute und nur meinte: „hier muss ein Kälteloch sein!“. Es war wirklich so kalt – und blieb es auch den Rest des Tages. Wenn man den Windchill mitberechnet, so fuhren wir bei 80km/h und -18 Grad in einer gefühlten Temperatur von ca. -48 Grad herum! Und außer, dass wir die Heizwesten auf Stufe 2 stellen mussten, haben wir in unseren Klamotten nichts bemerkt. Nur das Helmvisier sollte man geschlossen halten, denn der Wind beißt… Den Windchill kann man hier schön ausrechnen: http://www.explorermagazin.de/chilrech.htm
Irgendwann fing Jans Super Tenere an, wilde Zündaussetzer zu haben und laut knallend und Flammen spuckend durch eine verträumte Winterlandschaft zu lärmen. Es wurde immer schlimmer und schließlich hielten wir an. Das Problem entstand, weil bei jeder Erschütterung der Batterie die Zündung aussetzte. Warum, das war am Straßenrand bei -18 Grad erstmal egal. Ein Stück Pappe unter der Batterie fixierte das Ganze bis zur nächsten Unterkunft, einem „Holzhotel“ in Pudasjärvi, das für 55€ ein luxuriöses Apartment bot. Jan fand davor auch eine helle Straßenlaterne zur Fehlersuche. Dank Jans akkubetriebener Heizweste fand das nur ein Finne zu kalt zum Schrauben, Jan selbst kam nach 2 Stunden fröhlich ins Zimmer und hielt ein Kabel in der Hand. Das Kabel von Batterie zum Anlasserrelais, an welchem die Hauptsicherung hängt, war durchvibriert und sorgte für die Zündaussetzer! Jan konnte das Kabel tauschen und seitdem knallt und feuert auch keiner mehr im finnischen Wald…
Am nächsten Morgen sorgte ein verbranntes Toast im Toaster für Action, weil es den Feuermelder auslöste. Als ich samt rauchendem Toaster barfuß auf den Balkon sprang, dachte ich, dass es irgendwie warm sei. Als wir eine Stunde später los fuhren, zeigte mein Thermometer auch tatsächlich 0,5 Grad plus an! Ein Temperatursprung von fast 20 Grad über Nacht!
Wir blieben auf der direkten Verbindung nach Rovaniemi, die Straße war pures Eis, das vom Schneepflug in Rillen gezogen war. Das fährt sich weiterhin wie ein Sandweg, ganz entspannt, solange man die kleine Pet unter sich ihr Eigenleben machen lässt.
Unterwegs im einzigen Ort der Route bin ich mit den Metallspikes auf dem schneenassen gekachelten Boden im Supermarkt ausgerutscht, habe mir dabei das rechte Knie verdreht und das Handgelenk der Gashand weh getan. Und da sage Mal einer, Motorradfahren sei gefährlich! Seit über 1000 Winterkilometern kein Sturz – und dann beim Teebeutelkaufen im Supermarkt!
Irgendwie schaffe ich heute kein zweites Mal, ein Video hier einzubinden, also müsst Ihr auf den Link hier klicken, um zu sehen, wie es ist, wenn man im Winter zum Polarkreis fährt:
https://www.youtube.com/watch?v=trapVQourhc
Wir fuhren sofort zum Polarkreis bei mittlerweile wieder -4 Grad und machten Fotos, solange es noch hell war. Donnerstag war Sonnenaufgang ca. um 10:30 und Untergang schon gegen 13:30. Zum Fahren egal, da ist genug Licht am Fahrrad, aber zum Fotografieren und Filmen bleibt uns immer weniger Zeit.
Am Polarkreis wohnt auch der Weihnachtsmann. Und das ist auch das einzig Gute dort, denn außer dem Weihnachtsmann selbst kommt dort alles aus Fernost: Souvenirs, Kitsch, Krempel und Kommerz – und auch die Gäste. Nichts, aber auch nichts kommt auch nur annäherungsweise aus Europa! Ein furchtbarer Trubel, vor dem Dorf standen gleich 7 Busse mit Gästen aus Fernost. Ich möchte gar nicht wissen, wie das dort im Sommer aussieht, wenn auch noch Wohnmobilisten, Motorradfahrer und Sommerurlauber dort sind! Absolute Katastrophe!
Aber der Weihnachtsmann war es wert. Es fällt auch als Erwachsener schwer, nach einem Treffen mit dem Weihnachtsmann nicht an ihn zu glauben. Wir waren beide völlig beeindruckt und verwirrt. Aber im Grunde war das ja eigentlich nur der Beweis, dass es ihn wirklich gibt! Der Weihnachtsmann empfing uns auf Deutsch (woher wusste er das?), plauderte mit uns über die weite Reise, fragte, ob wir eine BMW hätten und hatte so gütige Augen und eine so unglaubliche Aura, dass man zu keinem anderen Schluss kommen kann außer: „der war echt!“
An der gegenüberliegenden Tankstelle ging der Trubel weiter, der Tankwart jedoch war super nett und erzählte, im Winter kommen viele Skidoofahrer, aber keine Motorradfahrer! Und da bog eine Wilde Meute Skidoofahrer um die Ecke! Im Drift und ein paar Donuts drehend, mein Herz ging auf – das wollte ich auch! Als die Jungs ihre Helme absetzen, realisierte ich: die waren halb so alt wie ich und würde eine Oma wie mich niemals fahren lassen! Schade, aber das steht auf jeden Fall auf meiner Agenda! Beim Kaffeestopp bewunderten wir die Ausrüstung zweier Skidoofahrer am Nebentisch: blöd, dass es den ganzen Kam bei uns nicht gibt! Unsere Ausrüstung ist toll, aber nicht einfach gewesen, zusammen zu suchen!
Was wir bei unserer spontanen Routenplanung nach Rovaniemi nicht bedacht hatten: es ist Hauptsaison und alle Unterkünfte voll! Jan hatte am Vorabend einige Gästehäuser, Hostels und Hotels abtelefoniert, aber entweder war alles voll oder ab 250€ pro Nacht.
Ich weiß nicht, wie es Jan geschafft hat, aber wir bekamen für 130€ ein komfortables und geschmackvoll renoviertes Zimmer in einem ehemaligen Krankenhaus, dazu ein Frühstück im Vier Sterne Hotel und eine ganze Flasche Sekt in der 4 Sterne Bar umsonst! Wir wissen bis heute nicht, wie wir zu dem Luxus kommen konnten, sind aber glücklich. Nur eine ganze Flasche Sekt war dann doch zu viel – und das Pärchen am Nebentisch musste noch fahren…
In Rovaniemi kamen wir dann in den „Genuss“ des schlechtesten Essens unseres Lebens. Allein der Gedanke daran ekelt schon! Die Stadt voll, in keinem Restaurant ein Tisch frei. Also haben wir eine Döner- und Pizzabude beehrt. Jan bestellte Pizza mit Schinken und Pilzen, ich einen Dönerteller mit Pommes. Was kam war das Ergebnis von Industriefraß und Billigmentalität: die Pizza enthielt Kunstkäse mit einem Etwas, was Schinken genannt wurde, aber nur eine rosarote Masse in Hackschnitzeln war. Konsistenz: mehlig. Geschmack: eklig. Mein Döner bestand aus dem gleichen Zeug, nur in brauner statt roter Farbe. Wir ließen den Industriefraß stehen und verzogen uns auf unser Zimmer, wo ich noch eine „Notreserve“ Weihnachtsplätzchen hervor zauberte. Wir wissen beide nicht, ob wir jemals schon volle Teller haben stehen lassen, aber das Zeug hatte mit Lebensmittel nichts zu tun!
Freitag ging es nach einem ausgiebigen und luxuriösen Frühstück im 4 Sterne Hotel weiter gen Norden. Die ersten 30km rollten sich auf Eisstraße entspannt dahin, dann begann es zu schneien. Immer heftiger fielen die Flocken. Immerhin war es annähernd hell, denn wir waren vor Sonnenaufgang gestartet. So konnten wir das Dilemma, das sich vor unseren Vorderrädern ausbreitete, also genau sehen: Der Schnee blieb in einer Schicht liegen, die alle Spurrillen im Eis unsichtbar machte und für viele Überraschungen sorgte! Eigentlich fahren sich auch solche Straßenverhältnisse nur wie eine sandige Piste. Nur, dass die Spurrillen einfach nicht nachgeben und man sich durch die Pendelei unter dem Hintern in die Wüste versetzt fühlt. Eis- und Schneewüste halt.
Dann fing es an, zu regnen. Der Boden hatte immer noch schöne Minusgrade, die Luft darüber schwankte zwischen ein und zwei Grad. Was das für Straßenverhältnisse gibt, könnt Ihr Euch vorstellen: Regen auf Schnee über Eis…
Hier das Video zum heutigen Tag, leider schaffe ich das mit der Einbindung heute irgendwie nur 1x, aber Ihr könnt ja auf den Link klicken:
https://www.youtube.com/watch?v=QZy_rwR ... e=youtu.be
Nach etwa 100km hörte der Spuk mit dem Zeug, was hier alles so vom Himmel fallen kann, wieder auf und wir erreichten die Grenze zu Schweden bei Pello. Es war, als wären wir erst das zweite Fahrzeug des Tages, das die Grenze passierte, denn der Schnee zwischen den Grenzhäuschen war sehr tief und fast unberührt. Es fuhr sich wie tiefer Sand in zu geringem Tempo. Die folgenden 3km blieben so schlingerich, dann war der Übergang von Finnland nach Schweden geschafft und es fühlte sich auch irgendeine Straßenwacht wieder zuständig. Der heftige frische Schneefall war frisch gefräst und so rollten wir recht entspannt weiter bis Junosuando, einem 375 Seelen Dorf, 230km von Rovaniemi entfernt, mit einem Traum von Guesthouse!


Ein Schwedisch-Kanadisches Paar hat ein typisches Holzhaus mit wahnsinnig viel Liebe hergerichtet, sodass man sich sofort wie in Bullerbü fühlt! Wir haben, glaube ich, vor lauter Begeisterung alles fotografiert. Das Beste ist das Zimmer, in dem ein mit herrlich duftenden Pepparkaker geschmückter Weihnachtsbaum wie aus dem Bilderbuch stand! Wir waren froh, durch die Zeitumstellung zwischen Finnland und Schweden eine Stunde Zeit für dieses Kleinod gewonnen zu haben! Gefunden haben wir das übrigens über Airbnb, kosten tut uns das Stück schwedische Holzhausromantik 67€.
Wir sitzen nun gemütlich vorm lodernden Kaminfeuer, morgen geht es bis Kiruna ins Eishotel. Dort gibt es zwar ganz sicher Internet, aber da das Sortieren der Fotos, das Tippen der Texte und das Schneiden der Videos immer sehr zeitintensiv ist, wird es eine kleine Pause geben. Denn schließlich ist die Übernachtung im Eishotel unsere „Hochzeitsnacht“!


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2017/01/ ... toauswahl/

Mini Fotoauswahl

Date: 2. Januar 2017Author: silkejan 4 Kommentare
Ihr Lieben!
Seit Tagen bewegen sich die Temperaturen unter -10°C, heute hatten wir konstant -25 bis -28.8°C. Unsere Kameras lassen sich bei solchen Temperaturen nicht mit bloßen Händen anfassen und mit dicken Handschuhen kaum bedienen. Und dann sind die Akkus meist schneller leer, als wir nachladen können.
Wir wissen, dass Ihr auf Neuigkeiten von uns wartet, daher eine kleine, schnelle Fotoauswahl von einer von unseren drei Kameras, damit Ihr einen klitzekleinen Eindruck davon bekommt, warum es sich lohnt, hier bei fast -30°°C Mopped zu fahren
Wir sind jetzt 240km vom Nordkap weg und sollten übermorgen in Honnigsvag genug Zeit für ein ausführliches Update haben. Bis dahin: lasst Euch von den wenigen Fotos inspirieren, im Winter in den hohen Norden zu fahren!


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2017/01/04/bitterkalt/
Bitterkalt

Date: 4. Januar 2017Author: silkejan 27 Kommentare
Wem beim Lesen der letzten Blogposts kalt wurde, der sollte jetzt besser nochmal aufstehen und sich Wärmflasche, Wolldecke und ein Heißgetränk bereit stellen. Es wird kalt!
Am 31.12. fiel der Abschied aus dem Inbegriff schwedischer Holzhausromantik richtig schwer. Weil Samstag war und Jan da bei uns daheim immer ein „Wochenendfrühstück“ zaubert, haben wir uns mit dem Aufbruch auch Zeit gelassen und bei Brötchen, Lachs, Rührei und Orangensaft den Vögeln im Schnee zugeschaut.
Die Moppeds sprangen bei -9°C sauber an, nur bei Jan blieb der Chokezug hängen. Nicht der Zug selber (den hatte ich ihm in ausgehängtem Zustand mit so viel Waffenöl geflutet, dass es in Strömen unten heraus lief), sondern die Mechanik selber, auf die der Zug greift. Nach einigen Kilometern taute dies aber wieder auf. Die kleine Pet hat sich ausgedacht, bei Öltemperaturen unter -9°C das Neutrallämpchen leuchten zu lassen – unabhängig davon, ob man gerade mit 80km/h vor sich hin rollt oder tatsächlich im Neutralgang steht. Auch das „Problemchen“ erledigt sich immer nach einigen Kilometern von selbst.
Wir hatten nur knappe 120km bis zum Eishotel in Jukasjärvi bei Kiruna zurück zu legen, davon etwa 30km auf der Europastraße und bei relativ konstant -15°C. Wer übrigens meint, eine Europastraße sei geräumt und gestreut, der irrt gewaltig! Wir sind bisher nicht viele Kilometer auf den „Großen E“ gefahren, aber jedes Mal waren diese auch komplett vereist mit Schneestreifen zwischen zwei Eisreifenspuren. Der Unterschied ist, dass „Hinz und Kunz“ auf den großen Straßen herum fahren, also viel Verkehr ist und die vielen LKW extrem nerven. Die Nebenstrecken, die wir fahren, sind wenig befahren und meist geschlossene Schnee- und Eisdecke, wunderschöne Landschaft und absolute Ruhe!
Im Eishotel angekommen ernteten wir einige ungläubige Blicke, dann gingen wir mit unseren „Teletubby“ Anzügen in der Masse unter. Jeder Gast des Hotels bekommt für die Dauer seines Aufenthaltes einen Schneeoverall gestellt, auf Wunsch auch Mütze, Handschuhe und Stiefel.
Man kann im Eishotel in „Cold Rooms“ übernachten, also denen aus Eis, und in „Warm Rooms, kleinen roten schwedischen Hüttchen. Wir hatten unser „Cold Room“, durften das aber erst ab 18 Uhr nutzen, denn vorher ist das Eishotel eine Sehenswürdigkeit, die Eintritt kostet, der sich aber lohnt!
Wir betraten das Eishotel mit den anderen Besuchern durch den Haupteingang und kamen aus dem Staunen nicht heraus! Es übertraf unsere komplette Vorstellungskraft! Einmalig schön! Die teuersten Zimmer sind von handverlesenen Künstlern erschaffen, mit teils verträumten Themen „Infinite Love“ bis hin zu gruseligen Gestaltungen wie „La petite morte“, wo das Bett in einem aufgerissenen Katzenmaul steht, umgeben von Katzenkrallen, die beim Betreten nach den Gästen greifen. Jedes Zimmer für sich einzigartig und atemberaubend! Unser „Standartzimmer“ bestand „nur“ aus riesigen Eiskristallen, inmitten derer das Bett thronte.
Im Eishotel herrschen immer Temperaturen von -5 bis -8°C, sodass man als Übernachtungsgast eine „how to survive a subzero night“ Schulung bekommt. Dabei bekam man eigentlich nur erklärt, wie man in einem Schlafsack mit Inlay schläft. Im Zimmer selbst gibt es in der „Billigklasse“ außer dem Bett keine Eismöbel, sodass man alles Gepäck in großen Schließfächern im Umkleideraum verstaut.
Wer wie wir seine Akkus aufladen möchte / muss, kann dafür ein Mini-Schließfach mit einer Steckdose haben. Es ist wirklich für alles gesorgt! Wem es zu kalt wird, kann sich in der Sauna aufwärmen und literweise kostenfreien heissen Preiselbeersaft trinken. Oder Flusswasser, direkt aus dem Tome Fluss, an und aus dem das Eishotel gebaut ist.
Wir hatten um 21 Uhr unser Silvesterdinner im Restaurant des Eishotels reserviert, zu dem spontan auch Wilm mit Sohn Finn anreiste, die gerade mit Finns altem Volvo auf „Vater-Sohn-Volvo-Roadtour“ hier unterwegs sind! Vor zwei Jahren hatten wir in Wuppertal zusammen Silvester gefeiert, nun taten wir das im Eishotel! Das Essen selbst war mehr als exquisit, das Restaurant zählt angeblich zu den 5 besten Restaurants Schwedens. Das Silvesteressen und die Nacht im Eishotel hatten wir uns als „Hochzeitsnacht“ von lieben Freunden zur Hochzeit schenken lassen, die uns dazu fast wirklichkeitsgetreue Eishotels gebastelt hatten!
Mitten beim Risotto leerte sich plötzlich der Saal und alle strömten ins Freie. Wir dachten zunächst, es handele sich um eine kollektive Raucherpause, bis uns vom Nebentisch der Hinweis gereicht wurde: „Aurora!“. Und tatsächlich: da waberte ein sehr blassgrünes Nordlicht in breitem Streifen über den Himmel! Silvester war perfekt! Es war mein erstes Nordlicht und ich war erstaunt, dass man die Sterne dahinter sehen kann! Fotografieren lässt sich das Nordlicht schlecht – zumindest hatten wir nur die „kleine Knipse“ einstecken und da sieht man wenig im schwarzen Nachthimmel…
Kurz vor Mitternacht strömten alle auf den zugefrorenen Fluss, wo wunderschön mit Teelichtern dekoriert war. Man konnte Papierballons steigen lassen und Wilm, Finn, Jan und ich haben mit heißem Preiselbeersaft auf das neue Jahr angestoßen. Es war SO SCHÖN! Eines der schönsten Silvester überhaupt! Nur ohne „Teletubby“ doch ziemlich kalt, sodass Wilm und Finn gegen 0:30 in ihre Unterkunft nach Kiruna fuhren und wir in unser Eiszimmer einzogen. Dazu bekommt man einen Haglöffs Schlafsack und, ganz toll, die gibt es auch als Doppelschlafsack! Davon habe ich schon immer geträumt! So kuschelten wir uns dann in einen riesigen Schlafsack und verbrachten eine traumhafte Eisnacht! Falls Ihr Euch für Details der Hochzeitsnacht interessiert: es wird in 9 Monaten kein Software-Update geben!
Wir haben den Weckdienst für 7:15 bestellt, weil wir das wenige Tageslicht, das es hier noch gibt, zum Fahren nutzen möchten. Der Weckdienst kommt sehr nett mit einem Spezialrucksack, aus dem heißer Preiselbeersaft ans Bett serviert wird! Das Frühstück ist umfangreich, wobei ich von der Fähre an immer nur heißen Getreidebrei wähle, der überall anders schmeckt, aber immer lecker! Scheint eine skandinavische Frühstücksspezialität zu sein!
Mit Erlaubnis des Hotels durften wir mit den Motorrädern durch die Hotelanlage fahren und direkt vor dem Haupteingang des Eishotels Fotos machen! So cool! Übrigens auch cool: innerhalb der Anlage ist der Schnee von 1000 Füßen eisglatt festgetreten, sodass man an der Rezeption Schuhspikes kaufen kann und es insbesondere bergauf sehr rutschig ist. Mit den Motorrädern jedoch fährt es sich viel besser, als dass es sich läuft!
Um zum ersten Tagesziel des neuen Jahres zu kommen, standen 230km auf dem Programm, davon die ersten 60km wieder rückwärts , zum Teil auch auf der Europastraße. Dort lief eine arme verwirrte Elchkuh am Zaun entlang. Der erste Elch dieser Reise, Gott sei Dank bei „Tageslicht“ und abseits der Straße und nicht darauf! Wir bogen auf eine kleinere Straße Richtung Hetta ab und wurden mit neuen Straßenverhältnissen überrascht: eine Eisschlaglochpiste! Wahrscheinlich ist unser Gabelöl seeeehr zäh, jedenfalls zerrüttelt diese Eislochpiste ganz schön die Handgelenke! Das Thermometer bewegte sich den ganzen Tag nicht von -12,8°C weg, sodass die Lösung wie so oft in der Geschwindigkeit liegt: ab 70km/h gleiten die Motorräder über die Löcher und alles rollt locker dahin. Landschaftlich waren wir in der Tundra angekommen: Steppe mit ein paar Sträuchern, sonst nix.
Locker, aber immer mit wachsamem Auge in die Ferne, denn nicht nur die wirre Elchkuh begegnete uns am Straßenrand, auch Rentiere. Bis zum Bauch im Schnee stehend sehen sie zunächst aus wie schneefreie Felsen im Straßengraben, aber wenn man weiß, worauf man achten muss, erkennt man sie auch bei Dämmerlicht. Entspannt aber im Dunkeln rollten wir bei unserer Unterkunft auf den Hof. Es war das einzige freie Bett im Umkreis von knapp 100km gewesen, denn Hetta hat, wie wir vor Ort erfuhren, ein Rollfeld, auf dem alle 3 bis 4 Tage ein Flieger aus England Winterurlauber nach Lappland bringt. Mit all diesen saßen wir nach einem Saunagang dann in einem absolut urigen Speisesaal, der aussah wie eine Skihütte aus den 1960ern.
Als wir am Morgen des 2.1. unsere Motorräder mit einem Besen von Neuschnee befreiten, kam der Busfahrer eines Reisebuses zu uns, nachdem er eine Gruppe Engländer zu einer Rentierfarm gebracht hatte. Er erkundigte sich nach unserer Route und riet uns dann davon ab. Wir wollten ursprünglich über Kautokeino nach Karasjok fahren, jedoch sei diese Straße in schlechtem Zustand, voll Schlaglöcher, sehr eng, viele Kurven, viele Auf- und Abfahrten und wahrscheinlich schlecht geräumt. Wobei sich „geräumt“ hier nur darauf bezieht, dass frische Schneemassen entfernt werden und dadurch die Eisschicht nur noch mehr Längsrillen bekommt. Er riet uns zur Route über Alta. Da er regelmäßig Touristen zum Nordkapp fährt und selbst aus Alta kam, haben wir seinen Ratschlag angenommen und umdisponiert. Natürlich hatte er auch einen Campingplatz für uns parat. Also los!
Das Thermometer an der geschützten Hauswand zeigte -15,8°C, da war klar: das wird heute kalt! Die kleine Pet wollte gerne anspringen, jedoch reichte mir die Kraft (oder das Körpergewicht?) nicht, um den Kickstarter mit genug „Schmackes“ zu treten. Als Jan zutrat, schnurrte sie gleich los. Außerhalb der „Stadt“grenze von Hetta fiel das Thermometer sofort auf -20°C und tröpfelte beständig abwärts, bis es sich bei -25°C einpendelte. Beim Tankstopp in Kautekeino war mein Tankdeckel zugefroren, sodass ich versuchte, ihn mit Türschlossenteiser zu öffnen. Auch das ist eine Erfahrung: das Zeug läuft flüssig wie Wasser aus der Flasche, weil es in Jans Daunenjacke am Körper mit reist. Auf meinem Plastiktankdeckel wurde der Enteiser dann sofort zäh, sodass nur ein paar beherzte Schläge mit der Benzinpistole der Tanksäule halfen.
Rund um Kautokeino war die Luft trotz ihrer -25°C extrem feucht und neblig, sodass Jans defektes Heizvisier komplett zufror und wir von außen eine Eisschicht an den Klamotten, Motorrädern und Gepäck ansammelten. Daher wohl auch der gefrorene Tankdeckel! Wir können uns nicht vorstellen, wie es möglich ist, dass so kalte Luft so viel Feuchtigkeit enthält! Dies führte auf der Weiterfahrt bei Temperaturen bis -28,8°C dazu, dass mein Heizvisier nur noch so viel schaffte, dass ein kleiner Sichtbereich frei blieb. Der Rest des Visiers beschlug und ich hätte es gerne gelegentlich frei gewischt, aber das Visier war am Helm fest gefroren! Jan hatte vom Eisnebel weiße Augenbrauen und ab und zu aneinander klebende Wimpern.
Trotz der eisigen Kälte war uns selbst aber gar nicht kalt! Wir hätten sogar beide noch „aufrüsten“ können, mussten das aber nicht! Jan spürte den kalten Fahrtwind etwas an den Oberschenkeln, ich an den Oberarmen, das war’s. Eine kuriose Kältestelle hatten wir beide: als wir nach knapp 7 Stunden Alta erreichten, war meine linke Ferse schmerzend kalt, Jans rechte Ferse. Ansonsten wunderten wir uns über zwei Autos, die in einer ausgeschilderten (!) Linkskurve unabhängig voneinander im Tiefschnee gelandet waren. Und darüber, dass wir trotz voller „Tannenbaumbeleuchtung“ mit Aufblendlicht und zwei Zusatzscheinwerfern ziemlich wenig sahen. Später fanden wir heraus: die feuchte Luft hatte nicht nur uns vereist, sondern auch die Lampen!
Es ging einen spektakulären Canyon nach Alta hinunter, jedoch haben wir davon keine Fotos, denn 1. war es dunkel und 2. war den Kameras der Saft ausgegangen. Die extreme Kälte ist für all unsere Elektronik nicht einfach. Auch zum Beispiel unsere Laptops brauchen nach Ankunft immer erst einige Stunden Akklimatisierung, um gefahrlos und ohne Kondenswasserschäden betrieben werden zu können, Dies ist auch ein Grund, warum ihr nur selten von uns lest: meist ist es recht spät, wenn die Geräte bereit sind und dann reicht die Zeit meist nur für das Nötigste, wie z.B. das Sichern aller Bild- und Videodateien von 3 Kameras und 2 Actioncams. Wir stehen immer früh auf, um das wenige Licht, was wir tagsüber noch haben, zum Fahren zu nutzen. Oder für Reparaturen, die abends nicht gelöst werden können…
Bei Ankunft auf dem Campingplatz in Alta zog Jan eine Ölspur mit dem rechten Fuß über den gesamten Boden. Gut, dass es nur Linoleum war und kein Holzboden! Weil er keine Lust hatte, bei -20°C im Freien nach der Ursache zu suchen, fuhr er Richtung Stadt, wo eine Motorradwerkstatt sein sollte.
Doch Jan kam nicht weit. Nach 3km rief er mich an: Ventilabriss! Er wollte sich melden, wenn er eine Lösung habe. Er rief nicht an, also fand ich eine Lösung und fuhr die 10km vom Campingplatz nach Alta, um einen Schlauch zu besorgen. Als ich im Motorradladen ankam, war die blöde Mechanik, um den Klapphelm zu öffnen, eingefroren. Ich war im Helm gefangen, denn aus dem Ding kommt man nicht anders heraus als mit hoch geklapptem Kinnteil. So musste ich als Astronaut einkaufen…
Jan brauchte einen 140er Schlauch, es gab aber in 17 Zoll nur 120er oder 160er Breite. Ich entschied mich für den 120er und kaufte gleich für die kleine Pet auch noch 4mm dicke Motocross Schläuche in Reserve, sicher ist sicher. Bisher hatten wir zwei Reifenpannen und keine war mit Flickzeug oder Pannenspray zu beheben. Übrigens zeigte sich hier wieder, was ich schon von Ulaan Bator bis Tübingen erlebt habe: 17 Zoll Schläuche sind unterwegs absolute Mangelware! 18 Zoll gibt es überall, wo man Enduro oder MX fährt, passende 17 Zoll gefühlt nur als Lottogewinn, sei es in Norwegen oder in der Mongolei, Russland oder dem Baltikum.
Als ich zurück auf den Campingplatz kam, war Jan auch schon da – ohne Motorrad. Es stellte sich heraus, dass sein Ventil etwa 50m von einem Reifenhändler abgerissen war. Dort stand sein Motorrad jetzt in der Werkstatt und am nächsten Tag um 8 wollte man mit der Arbeit beginnen, einen Schlauch habe man auch auftreiben können. Warum das Ventil einfach so in einer Baustelle im Stadtverkehr abgerissen ist? Wir wissen es nicht. Der Reifenhöker vermutet die Kälte, weiß aber auch keinen wirklichen Rat. Eventuell hätten dicke MX Schläuche das verhindert, aber wissen tun wir das wirklich nicht.
Wir ließen uns im Lädchen des Campingplatzes norwegische Fischfrikadellen empfehlen, was jedoch eine schlechte Wahl war. Wahrscheinlich werden Millionen norwegische Kinder mit dem Zeug groß gezogen, aber Fisch war da höchstens in Form von Fischmehl drin und der Kram führte dazu, dass unser Mini-Apartment bis zur Abreise nach Bratfett stank. Ab jetzt gibt’s dann halt wieder den Dauerbrenner Nudeln mit Tomatensauce…
Am nächsten Morgen hat die kleine Pet Taxi gespielt und ich habe Jan zum Reifendienst gefahren. Dort stand die Super Tenere, hatte eine Ölpfütze hinterlassen und zeigte ihr Problem: wahrscheinlich aufgrund der Kälte (oder des fortgeschrittenen Alters?) hatte sich ein Gummipfropfen aus der Ventildeckeldichtung gelöst und einige Millimeter geöffnet. Daraus sprühte das Öl auf die ganze rechte Seite – und das nicht zu knapp! Jan konnte den Stopfen wieder einsetzen und mit Silikondichtmasse zusätzlich fixieren.
Währenddessen murkste sich der Reifenmensch „Kim“ mit dem Schlauch einen ab. Es stellte sich heraus, dass er sich am Vorabend für den größeren der beiden im Ort verfügbaren Schlauchtypen entschieden hatte und das nicht so richtig passen wollte. Also wieder zu zweit bei immer noch -22°C zurück zum Campingplatz, wo ja meine Einkäufe lagerten – und Jan fuhr mit dem 120er Schlauch wieder zurück. Der passte besser und so konnten wir gegen halb 12 die Fahrt Richtung Nordkap endlich fortsetzen.
Der Campingplatzwirt rief uns noch zu, es wäre kalt: -24°C! Er irrte sich um zwei Grad, es waren bei Abfahrt in Alta nur 22,2°C. Wem jetzt noch nicht kalt ist, der sollte besser nochmal aufstehen und sich doch die Wärmflasche holen…
Wir bogen auf die Europastraße ein und hatten eine tief verspurte und zerfurchte Straße vor uns, denn vor einigen Tagen hatte es getaut und zusätzlich besteht im Winter Schneekettenpflicht für LKW, die das ganze Eis unförmig zerschlagen. Geradeaus kein Problem, aber um aufs 400m hohe Fjäll hoch zu kommen, gab es eine Menge Kurven, in denen die Geschwindigkeit einfach nicht hoch genug werden kann, um mit den Rillen klar zu kommen. Später auf dem Fjäll wurde es besser, da kann man die Kiste geradeaus laufen und unter sich frei pendeln lassen, ganz nach dem Motto „Soll sie doch machen, was sie will!“.
Es war wun-der-schön! Leider auch bitt-ter-kalt, denn mit jedem Höhenmeter fiel die an sich schon frostige Temperatur noch tiefer. Letztendlich fiel sie auf -36,7°C, meine Kamera war bei -32,8°C ausgestiegen, Jans wollte schon früher nicht mehr fokussieren. Auch die kleine Pett wollte nicht mehr so recht und Jan hatte mit seiner Super Ténéré ebenfalls Mühe. Bei -37°C schienen wir trotz Additiven an der Grenze der Vergasermotoren angekommen zu sein, denn beide ließen sich nur mit Gewalt, viel Drehzahl und konstant Gas am Laufen halten.
Sena gibt für die Intercoms an, dass sie bis -10°C funktionieren. Das ist deutlich untertrieben. Bei -20°C halten sie immerhin noch etwa 3 bis 4 Stunden, bei -25°C auch noch 2 Stunden. Nur bei -35°C war nach 20 Minuten Schluss – aber das ist fast das Vierfache der angegebenen Temperatur, also absolut top!
Am Vortag hatte meine kleine Pet bei -25°C eine Öltemperatur von 65°C, das fand ich eigentlich ganz o.k., doch bei rund -37°C schaffte sie gerade Mal 40°C. Ich vertraue dem guten Putoline Öl und gab der Kleinen die Sporen, zog an Jan vorbei, trieb sie über das Fjäll, damit ja nicht der Motor abstirbt. Mein Heizvisier fror zu, ich sah kaum noch etwas und flog weiter über Eis und Schnee, immer in der Hoffnung, die Eisbrocken, die vorausfahrende Autos gelegentlich verloren und in den Weg legten, rechtzeitig zu sehen und aus den dichten Schneewolken, die entgegenkommende LKW verursachten, auch wieder heile heraus zu kommen. Jan schoß hinter mir her und erst als bei Skaidi eine Tankstelle kam, hielt ich an, weil ich dringend das Visier auftauen musste.
Wir betraten die Tankstelle und ernteten ungläubige Blicke: ein LKW Fahrer fragte, ob wir denn nicht wüssten, dass es -37°C sei? Ja, wussten wir, aber daran konnten wir nichts ändern. Ein Heißgetränk später sprangen unsere beiden Gott sei Dank wieder an und wir kurvten zur Küste hinunter, wo herrlich entspannende -12°C herrschten.
Mit der Entspannung war es nicht weit, denn es begann, zu schneien und zu stürmen, sodass die letzten 99 der 220 Tageskilometer doch noch eine kleine Herausforderung wurden. Aber auch hier galt: einfach in den Wind legen, locker bleiben und den Spikes und der kleinen Pet vertrauen. So kamen wir ziemlich abgekämpft in Honnigsvag in der ausgebuchten Jugendherberge an und merkten erst im Warmen, wie sehr der Kälteritt an unseren Kräften gezehrt hatte. Mindestens 50km waren wir bei mindestens -35°C unterwegs, danach der heftige Seitenwind mit Schneetreiben im Dunkeln…
Unterwegs war uns nicht wirklich kalt, denn unsere Klamotten sind wirklich super, insbesondere die Heizhandschuhe von heizteufel.de, die richtig schön um die Fingerkuppen herum gehen und auch in der Stulpe wärmen. Die Heizsohlen schafften es bei -35°C immerhin, unsere Zehen vor Erfrierung zu schützen, ein echtes Wärmegefühl gab es aber nicht mehr. Helm und „Teletubby“ schließen bei uns beiden winddicht ab, sodass ich noch nichtmal eine Sturmhaube brauche! Überhaupt: nach dem Eisnebel bei -25°C könnten wir uns nichts anderes als einen Einteiler vorstellen, denn das Eis war in die doppelte Reißverschlußabdeckung gekrochen und säße dann bei einem Zweiteiler direkt am Bauchnabel – brr! Im Teletubby gibt es einfach nirgendwo eine Chance für Zugluft, man ist vor dem eisigsten vorstellbaren Wind wirklich dicht geschützt!
Morgen, Mittwoch, soll es ans Nordkap gehen. Wir haben nur diesen einen Versuch, denn übermorgen legen wir mit der Hurtigroute ab. Zur Zeit ist ungewiss, ob das alles klappt, denn heute bestand Konvoipflicht, morgen könnte die Straße ganz gesperrt sein, denn es schneit und stürmt die ganze Zeit. Drückt uns die Daumen!


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2017/01/04/n711021/
N71°10’21“

Date: 4. Januar 2017Author: silkejan 10 Kommentare
Gleich nach dem verfrühten Aufwachen ging der Blick zum Handy auf die Seite der norwegischen Straßenwacht (http://www.175.no ), um zu sehen, was es Neues über die Straße zum Nordkap gibt. Da stand „Konvoi!“ – aber das stand da vor dem Einschlafen auch. War die Seite aktualisiert worden? War ich zu früh? Galt das für heute? Beim Frühstück fragten wie die „Herbergsmutter“ (heißen die heute noch so?), was ihr Telefonat ergeben hatte. Ja, es gäbe einen Konvoi, der um 11 Uhr auf den letzten 13 Kilometern Pflicht sei.
Also los! Wir hatten über Nacht unsere Motorräder mit den Putoline Regenponchos gegen Schnee abgedeckt, um nicht wieder morgens zum (nicht vorhandenen) Besen greifen zu müssen. Obwohl ich meinen Poncho überall mit Wäscheklammern fixiert hatte, riss er aufgrund der Kälte (-10°C) wie ein Blatt Papier in Fetzen. Schade drum, aber immerhin war die kleine Pet nicht zugeschneit und es konnte los gehen! Auf dem Weg zum Konvoi-Sammelpunkt war uns nicht klar, ob der Schneepflug auch Motorräder im Konvoi akzeptieren würde. Wir wussten, dass dies manche Schneepflugfahrer aus Sicherheitsgründen ablehnen.
Allein der Weg zum Sammelpunkt setze schon ein Zeichen: der Wind blies so heftig, dass es im Helm seitwärts den Schnee herein trieb! Offensichtlich sind solche Helme nur für höhere Windgeschwindigkeiten von vorne ausgelegt… Am Sammelpunkt angekommen entdeckte Jan, dass sich der Stopfen seiner Ventildeckeldichtung wieder gelöst hatte und die Tenere wieder munter Öl herum sprühte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Stopfen wieder hinein zu drücken und zu hoffen, dass es die 13km bis zum Nordkap reicht!
Insgesamt reihten sich 12 Fahrzeuge hinter dem Schneepflug ein und es hatte keiner etwas gegen uns – im Gegenteil: fast zum ersten Mal auf der Tour sprach man uns sogar darauf an. Ein Wohnmobilist schien jeden Winter hier zu sein, denn „letztes Jahr war da so ein ganz junger Italiener hier, der hatte Skier am Motorrad befestigt, damit er fahren konnte!“. Wir wissen nicht, was der Italiener mit seinen Skiern am Motorrad wollte, wir zumindest haben noch keine vermisst – und auch der Tipp eines anderen Nordkapfahrers „unbedingt ein Motorrad zu wählen, das niedrig ist, um mit den Füßen stabilisierend mit gleiten zu können“ ist uns noch schleierhaft. Bisher gab es auch dafür keinen Grund – und selbst wenn, für sowas bin ich eh zu klein!
Vor dem „Start“ machte sich ein bekanntes Gefühl aus meiner Magengegend bemerkbar. Auch Jan hatte und kannte es: das Gefühl, mit dem Rallyemotorrad vor der ersten Etappe an der Startlinie zu stehen, nicht zu wissen, was einen erwartet, ob man die Strecke meistern kann, was der Weg so bringt. Etwas weiche Knie bei dem Gedanken, mit Autos im Nacken, starkem Seitenwind und dichtem Schneetreiben eine schmale Straße fahren zu müssen – bei vorgegebenem Tempo und keiner Chance, die Strecke zu verlassen. Ich bat das schwedische Auto hinter uns um etwas größeren Abstand, um das Gefühl in der Magengegend zu beruhigen. Und wie immer am Start: kaum rollt das Motorrad die ersten Meter, geht doch alles von selbst!
Der Konvoi rollte los und Frau Holle gab alles. Der Schnee peitschte nur so über die schmale Straße, sodass man kaum das vorausfahrende Auto sehen konnte und sich schon nach 5 oder 6 Fahrzeugen wieder Schneewehen bildeten. Der Konvoi hinterm Schneepflug machte wirklich Sinn! Das Nordkap versank samt Besucherzentrum im Schnee, wir warteten eine Weile, bis die Wolken kurz aufrissen und wir einen Blick auf die Umgebung erhaschen und wenige Fotos machen konnten. Dann war Frau Holle wieder da und schüttelte ihre Betten wie ein Weltmeister!
Eine Stunde nach unserem Konvoi kam ein Konvoi aus 6 Reisebussen mit Kreuzfahrtgästen, die uns höflich und anerkennend um Fotos baten und an der Bar mit Sekt auf ihre „Leistung“ anstießen. Wir bestellten Cola. Überhaupt. Nach all dem, was wir auf dem Weg hierher erlebt hatten, war das Nordkap zwar das Ziel dieser ungewöhnlichen Hochzeitsreise, aber ziemlich unspektakulär und Nebensache. Hauptsache, zusammen!
Irgendwo rund ums Nordkap hat Jan seinen Zündschlüssel verloren – an dem auch die Schlüssel für die Alukoffer hingen! Dass er es innerhalb von keinen drei Minuten im Schneegestöber schaffte, trotz Vorhängeschloss in seine eigenen Alukoffer einzubrechen, um den Ersatzschlüssel heraus zu holen, war für mich nur wieder ein Beweis, dass es sich mit meinen Ortliebtaschen genauso „einbruchsicher“ reist wie mit Alukoffern! Gut, dass Jans „Einbruch“ so schnell ging, denn der Konvoi zurück startete um 13:45, kurz nach dem erfolgreichen Auffinden des Zweitschlüssels!
Die nun folgenden Kilometer gehören eindeutig zu den bisher anspruchsvollsten Metern der gesamten Reise. Weil dies der letzte Konvoi vor dem Abend war, reihte sich eine ellenlange Schlange hinter dem Schneepflug ein. Und wir mittendrin. Dadurch, dass der Schneepflug die Strecke mindestens 3x schon zurück gelegt hatte, war der frische Schnee wie glattpoliert und ohne jegliche Haftung. Insbesondere in den engen Kurven bei 9% Gefälle schob auch die kleine Pet mit all ihrer Kraft übers Vorderrad, sodass ich meine liebe Mühe mit ihr hatte. Jan hinter mir kämpfte mit dem wieder mal eingefrorenem Chokezug, der seine Super Tenere mit fröhlichen 4500 Umdrehungen munter Richtung Tal schob und dabei Jan ganz schön zum Schwitzen brachte. Insbesondere dann, als vor lauter Bremsen dann auch noch die Hinterradbremse heiß lief! Und das alles mit einer Kolonne Autos im Nacken, von denen so manches Wohnmobil ganz sicher keine Spikes hatte und ganz bestimmt nicht punktgenau zum Stehen kommen würde, sollte die kleine Pet oder Jans Super Tenere eine zu große Schräglage wählen…
Wir kamen heile in Honnigsvag an und als wir nach einer kleinen Stadtrundfahrt tankten, warnte uns ein Norweger, wir sollten bitte nicht ins Inland fahren, dort sei es gerade jetzt -33°C kalt! Naja, nett, aber gestern war dort es noch kälter! Jan fuhr von der Tankstelle aus direkt in den 4km langen Tunnel vor Honnigsvag, weil die Nothaltebuchten dort ideale Schrauberplätze sind. Während ich unter der Wolldecke in der Jugendherberge diese Zeilen tippte, kümmerte er sich bei gemütlichen +5°C, guter Beleuchtung und ohne Wind und Schneetreiben um die erneute Abdichtung des Ventildeckels und den ständig fest frierenden Chokezug. Wie wir gestern bei der Anreise gesehen hatten, machen das viele Norweger so: sich im Tunnel ums Auto kümmern! Und Autos auftauen. Und Joggen.
Morgen legen wir um 5:45 mit der Hurtigroute ab und fahren bis Oksfjord und umgehen so die -40°C kalte Hochebene, über die wir gestern gekommen sind. Ab Oksfjord geht es dann weiter auf die Lofoten, von wo aus wir wieder „ein paar Meter“ mit der Hurtigroute fahren. Wir halten Euch auf dem Laufenden! Schon jetzt ein DICKES DANKE an alle, die uns diese Reise ermöglicht haben!!!


Quelle: https://eisreise.wordpress.com/2017/01/ ... m-nordkap/

Video: Fahrt zum Nordkap

Date: 9. Januar 2017Author: silkejan 3 Kommentare
Wir hatten die letzten Tage wegen Sturm „Gudrun“ unfreiwillig (aber luxuriös!) Zeit, um das Video von der Fahrt zum Nordkap für Euch aufzubereiten. Gefilmt wurde es mit der Sena Prism Actioncam, die an Jans Motorrad montiert ist, sodass man nur die kleine Pet sieht, wie sie sich durch den Schneesturm ans Nordkap kämpft!
Wer das Video nicht angezeigt bekommt, der klickt hier:
https://www.youtube.com/watch?v=m_gXV0mhfFY
Seit unserer Abreise vom Nordkap haben wir mit „Gudrun“ zu tun, einem ausgewachsenen Wintersturm, der hier viel Schaden angerichtet hat. Bis wir Euch erzählen, was „Gudrun“ mit uns gemacht hat, könnt Ihr lesen, wie wütend sie durch Norwegen gefegt ist: http://www.scanpress.de/panorama/442-0.html und auch auf Englisch: http://www.newsinenglish.no/2017/01/06/ ... and-north/
Wir arbeiten fleißig am nächsten Bericht!


Quelle:
https://eisreise.wordpress.com/2017/01/ ... eim-sturm/

Die Luft ist raus – nicht beim Sturm!

Date: 10. Januar 2017Author: silkejan 8 Kommentare
Am frühen Morgen nach dem Nordkap gingen wir um 5:45 an Bord der „Finnmarken“, einem der vielen Schiffe der Hurtigruten. Von der Jugendherberge zum Schiff sollten unsere vorerst letzten Meter bei Minusgraden und tief vereist-verschneiten Straßen sein.
Gegen Mittag legte die „Finnmarken“ in Hammerfest an, wo wir gute zwei Stunden Zeit hatten, um die nördlichste Stadt der Welt kennen zu lernen. Ein ruhiges Städtchen, das wohl bei jeder Ankunft eines Schiffes regelrecht „überfallen“ wird und außer der Ausstellung der „Polar Bear Society“ auch nicht wirklich viel zu bieten hat. Die Ausstellung zeigt nicht nur Eisbären, sondern auch Interessantes aus der Zeit der Robbenfänger und Polarexpeditionen. Man kann auch Mitglied im „Eisbärenclub“, dem nördlichstem Club der Welt werden, jedoch schaffte es mir keiner, zu erklären, was man davon hat. Statt zur „Aufnahmezeremonie“ gingen wir in den Supermarkt, um alles für ein Picknick an Bord zu besorgen: Rentiersalami, Trockenfisch und Lakritze.
Die Zeit an Bord verging recht schnell und schon war es wieder dunkel und wir kamen in Oeksfjord an, wo nur wir von Bord gingen. Der einzig verfügbare Campingplatz im 50km Umkreis hatte uns am Tag zuvor mitgeteilt, dass er geschlossen habe und so mussten wir bei strengem Küstenwind im Dunkeln bei ungewohnt warmen Temperaturen knapp über Null noch 140km zur nächsten verfügbaren Unterkunft fahren. Von der als so schön angepriesenen norwegischen Küste sahen wir natürlich: nichts. Im Internet sahen wir, wie viel Glück wir hatten, dass wir das Nordkap erreicht hatten! Die Straßen waren mittlerweile wegen des Wetters alle gesperrt und noch nicht einmal im Konvoi zu schaffen!
Am nächsten Morgen war ich ganz gespannt, was es zu sehen gäbe, wenn sich die Dunkelheit aufhellt. Ich sah jedoch zunächst nur mein Thermometer, das 4°C anzeigte und ich sah die Straße, die anfing, zu tauen. Als es gegen 11 Uhr so hell wurde, dass man die Landschaft sehen konnte, war ich enttäuscht. Ich hatte immer gedacht, die norwegische Küste sei dramatisch schön und mit vereinzelten roten Holzhäusern „dekoriert“. Stattdessen sah ich zersiedelte Küste mit grauen, weißen und blauen Holzhäusern, manche auch gelb oder orange. Nur Schuppen, Gartenhäuser, Garagen und Ruinen waren rot! Der Schnee war matschig, graubraune Pampe überall, es taute und tropfte und der Wind blies heftig von der Seite, sodass es manchmal schwer war, die Spur zu halten.
Das Fahren in der Pampe und im grauen Siff machte gar keinen Spaß, wir kamen zwar gut vorwärts Richtung Süden, aber schön war das alles nicht. Bei Tromsö ging es ab in Richtung Kiruna, wie gerne wäre ich dort abgebogen, zurück ins Eis, zurück in den weißen Schnee, zurück in die Kälte! Irgendwie war die Luft raus, die norwegische Küste hatte mich auf fast 500km enttäuscht, das Wetter war eklig, das Fahren langweilig und nervig wegen des starken Windes. Ich vermisste die karge, lebensfeindliche Eiswüste des hohen Nordens, die klirrende Kälte, die Schnee- und Eispisten, die einsame Natur, in der es nur ab und zu ein Rentier gab statt alle paar Meter ein (nicht rotes) Holzhaus…
Als es schon wieder dunkel war, fing es zu allem Übel auch noch an zu regnen und die Straßen verwandelten sich in Schmierseife. Jan zog einen weiß schaumigen Streifen hinter sich her, der Wind peitschte den Regen auf den Schnee, es war die Hölle! Dann überholten wir auch noch einen Schneepflug, der massenhaft Salz auf die Straße kippte, kein Wunder, dass wir in Schmierseife fuhren! Warum taten die das? Noch nie hatten wir auf unserer Reise jemanden Salz streuen gesehen! Was eine Sappsch! Nach 322km fanden wir eine kleine (rote!) Hütte direkt am Meer am Beginn der Lofoten. Es ist wirklich schwer, zu dieser Jahreszeit Unterkunft zu finden, denn die meisten haben geschlossen oder sind lange im Voraus ausgebucht!
Die Hütte war super süß mit einem Matratzenlager direkt unterm Dach, sehr kuschelig! Ich dachte beim Einschlafen über die Worte eines Motorradfahrers nach, der mich unterwegs angesprochen hatte: „Ich sollte auch im Winter fahren, im Sommer ist das hier wegen den ganzen Touristen kaum möglich!“. Wie mag es hier erst im Sommer zugehen, wenn Lindwürmer aus Wohnmobilen und Motorrädern sich die Küste entlang winden? Das möchte ich eigentlich gar nicht wissen…
Die ganze Nacht stürmte es und der Regen peitschte auf das Dach, unter dem wir schliefen. Es war Samstag und so gab es unser traditionelles Wochenendfrühstück mit Rührei, Lachs, Orangensaft und Brötchen, bevor wir uns vor die Tür ins Ekelwetter wagten. Der Schneeregen trommelte und peitschte auf den Helm, das Thermometer zeigte weiterhin 4°C, alles war nass und auf der Straße lag immer noch schaumige Schmierseife. Weil wir auf einer Nebenstraße unterwegs waren, fuhren wir Richtung Europastraße, in der Hoffnung, dort bessere Straßenverhältnisse vorzufinden. Weit gefehlt, dort sah es genauso aus. Mit dem Unterschied, dass uns entgegenkommende LKW den Matsch auch noch entgegen warfen.
Ach ja, die Lofoten sollen ja auch wunderschön sein. Deswegen waren wir ja da. Aber gesehen haben wir davon nichts. Immerhin könnte ich mir vorstellen, dass es auch tatsächlich schön dort ist, denn zumindest war es dort nicht so zersiedelt wie an der Küste. Ein einziges Mal hörte es für etwa 5 Minuten auf, zu schütten, sodass man auch kurz etwas sehen konnte und Jan einige wenige Fotos schoss. Die ersten seit 2 Tagen – die Fotoausrüstung wäre sonst innerhalb von Sekunden abgesoffen.
Gegen 14 Uhr kamen wie in Svolvaer an, wo wir die Zeit bis zur Ankunft der Hurtigrute in einem Einkaufszentrum absaßen, bevor wir uns mit einer Pizza für die nächste Etappe der Hurtigrute stärkten. Weil uns zwei Norweger unabhängig voneinander gesagt hatten, es könne sein, dass wegen des Sturmes das Schiff gar nicht anlegte, verfolgten wir mit einem Auge „unser“ Schiff, die „Polarlys“ auf dem Handybildschirm. Als sie „auf dem Bildschirm“ anlegte, standen wir von unserer Pizza auf und fuhren an Bord. Dort wurden wir schon begrüßt, denn die Passagiere des Schiffes waren genau jene, mit denen wir am 4.1. am Nordkap gewesen waren! Wir erfuhren auch, dass wegen des Sturmes der nächste Hafen ausfiel und auch unser Zielhafen, Bronnoysund, eventuell nicht angefahren werden würde.
Wir fielen wie die Steine ins Bett, hatten wir doch 179km Kampf hinter uns. Kampf im Sturm, in Schneematsch und Regen, nie wissend, von welcher Seite der Sturm einen hinter der nächsten Kurve, hinter dem nächsten unsichtbaren Berg anfällt und versucht, im Schneematsch auf die Gegenfahrbahn zu werfen. Der Sturm ging zwar weiter, aber wir schliefen tief und fest, erst am Morgen merkten wir, dass es Richtung Badezimmer steil bergab ging und ich in der Dusche an die Wand gedrückt und vom Duschvorhang gefangen genommen wurde. Was ein Wetter!
Nach dem traumhaftem Frühstück überquerten wir den Polarkreis und es gab dazu eine kleine Zeremonie an Deck, zu der Tran gereicht wurde. Jan trank das Zeug und bekam einen schönen Löffel mit Polarkreis-Gravur geschenkt. Wir beide bekamen Zertifikate ausgestellt. Ganz unkompliziert, kostenlos und ohne Warteschlange, wie beim Polarkreis in Rovaniemi, wo gefühlt alle 6 Reisebusse voll Touristen aus Fernost für das Zertifikat gegen Bares Schlange standen.
Die folgenden Stunden verbrachten wir auf Deck 7, dem höchsten Deck, und beobachteten durch die Panoramafenster, wie sich das Schiff in Segelschiff-Schräglage durch die aufgepeitschte See kämpfte. Besser an Bord eines Schiffes als auf dem Motorrad! Einmal preschte ein Seenot-Rettungskreuzer uns entgegen, der Sturm war das windigste, was wir beide jemals an Bord eines Schiffes erlebt haben. Später lasen wir in den Nachrichten: Sturm „Gudrun“ war ein Orkan, hatte in Norwegen Schäden in Millionenhöhe angerichtet, die Stromversorgung lahm gelegt, Fahrzeuge umgekippt und sonstiges Unwesen getrieben.Ein Video vom aufgewühlten Meer gibt es hier: https://youtu.be/VBgtjd0EFG8
Am Nachmittag schauten wir uns im „Belustigungsprogramm“ für die Kreuzfahrtgäste einen Dokumentarfilm über Roald Amundsen an. Während des Films wurde angesagt, dass unser Zielhafen, Brønnoysund, auch nicht angelaufen werden konnte. Wir wurden ausgerufen und zogen dann einen weiteren „Honeymoon-Joker“: Der nächste Hafen, an dem angelegt werden konnte, habe keine Übernachtungsmöglichkeiten und das Hurtigrutenschiff, das dort in der Gegenrichtung zeitgleich ankere, könne zwar uns als Passagiere mitnehmen, habe jedoch keinen Platz für unsere Motorräder. Da wir ja sowieso nach Oslo müssten, habe man sich gedacht, uns die Weiterfahrt bis Trondheim anzubieten, inklusive Captain’s Dinner, Kabinenupgrade, Internetzugang und Luxusfrühstück! Insgeheim hatten wir genau darauf gehofft und bemühten uns schwer, uns völlig überrascht zu zeigen und erst nach ein paar „beratenden Worten“ das Angebot anzunehmen…
So nahmen wir dann am edlen Captain’s Dinner teil, das praktischerweise in der Zeitspanne serviert wurde, in der das Schiff im ersten und einzigen Hafen des Tages vor Anker lag und uns daher die Leckereien nicht vom Besteck springen konnten. Kaum war das Schiff wieder ausgelaufen, ging die Schaukelei in harten Schlägen wieder los, das Schiff wurde so durchgerüttelt, dass ich im Schlaf immer wieder wach wurde, weil alles schlug und rumpelte. Der Kapitän hatte beim Dinner erklärt, dass es Windstärken bis 72 Knoten (133km/h) habe und es sich beim Sturm um einen Orkan handele, durch den sich die „Polarlys“ den ganzen Tag kämpfte.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, lag das Schiff schon in Trondheim am Kai und wir konnten ohne Balanceakt das riesige Frühstücksbuffet in aller Ruhe genießen, bevor wir unsere durchgeschüttelten Motorräder im Bauch des Schiffes wieder begrüßen konnten. Wir hatten sie gut vertäut, denn den Kampf mit dem Sturm hatten wir schließlich schon vor dem Einschiffen stundenlang gekämpft!
„Gudrun“ brachte nicht nur Regen mit sich, sondern auch sommerliche Temperaturen, sodass wir bei 4°C durch Trondheim rollten. Wir waren über Nacht im Schlaf eine ganze Tagesetappe weiter nach Süden geschippert und hatten nun einen Tag gewonnen. Den wollten wir im Winter genießen und nicht im Wetterchaos, das „Gudrun“ hinterlassen hatte. Einige unserer ursprünglich geplanten Straßen waren sowieso wegen Erdrutschen und Lawinen gesperrt, also sind wir Richtung schwedische Grenze, wo laut Wettervorhersage noch Winter war. Nach mehreren tausend Kilometern auf Eis- und Schneedecke waren die 30km auf Asphalt bis zur Bergstraße ziemlich komisch, Pet und ich waren froh, wieder gewohnten Untergrund unter die Stollenspikes zu bekommen, als es Richtung Skigebiete ging.


Unser Ziel war Røros, ein Städtchen, das komplett unter Unesco Weltkulturerbe Schutz steht. Das Örtchen ist so süß! Und weil es nur eine kleine Tagesetappe von Trondheim entfernt liegt, hatten wir genug Zeit, ausgiebig durch die Straßen und Gassen zu streunern und den romantischen Ortskern zu genießen! Das beruhigt die Seele! Hatte sich uns doch bisher keine einzige Schönheit Norwegens offenbart, so war Røros genau das, was uns für „Gudruns Mistwetter“ an der Küste entschädigte!
Wohin es weiter geht? Das wissen wir noch nicht. Auf keinen Fall zurück in die Fänge von „Gudrun“ und so lange wie möglich fern von Asphalt!



Quelle:
https://eisreise.wordpress.com/2017/01/ ... omment-132
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Date: 14. Januar 2017Author: silkejan 0 Kommentare
Wer als Kind die Filme von Pipi Langstrumpf gesehen hat, wird sich bei unseren Fotos im letzten Blogpost „Die Luft ist raus“ vielleicht daran erinnert haben, obwohl Roros ja in Norwegen ist. Dort wurde tatsächlich der Pipi Langstrumpf Film „Pipi geht von Bord“ gedreht! Roros hat uns sehr gut gefallen – auch, weil dort richtig Winter war und ausnahmsweise keine anderen Touristen. War Lappland durch Direkt- und Charterflüge nahezu „überfüllt“ und schwierig, dort ein freies Bett zu finden, herrschte hier wohltuende Ruhe.
Der Abschied von Roros fiel schwer, aber wir hatten einen tollen Tag vor uns. Um Schnee und Eis nochmal richtig mit den Motorrädern zu genießen, hatten wir uns eine 275km lange Etappe durch die Wälder und Berge heraus gesucht, auf denen wir uns noch ein allerletztes Mal mit unseren Spikes austoben wollten. Und es war so schön! Sonne schien in Norwegen auch im Süden gerade „aus“ zu sein, aber der viele Schnee entschädigte für dieses kleine Manko.
Einige Kilometer schneite es in dicken Flocken und bei angenehmen Temperaturen um die 0°C ließen wir unsere zwei Süßen durch die weiße Winterlandschaft fliegen, dass das Herz fast überquoll vor Spaß und Freude! Nur ein Mal hatten wir etwa 15km mit tiefen Eis-Spurrillen zu kämpfen, die dick im Neuschnee versanken und daher völlig unsichtbar für eine recht „schaukelige“ Fahrt sorgten. Wir erinnerten uns an die Worte des Busfahrers in Finnland, der uns vor der Einreise nach Norwegen über die winterlichen Straßenverhältnisse mit „Norway is not Finland!“ warnte. Nach einigen tausend Kilometern in Norwegen, Finnland und Schweden müssen wir dem Busfahrer recht geben: die gepflegtesten Eistraßen haben die Finnen, gefolgt von den Schweden.
Nichtsdestotrotz können wir sagen: nichts hat uns zu Fall gebracht! Wir haben die komplette Eisreise sturzfrei geschafft – sicherlich aber auch, weil für die täglich wechselnden teils doch etwas anspruchsvolleren Untergründe ein gewisses Fahrkönnen nötig (und vorhanden) war. Ich glaube, jeder von uns hat mehr als 1x pro Tag ein ausbrechendes Hinterrad wieder einfangen müssen, ein sich dumm einfädelndes Vorderrad wieder auf Kurs gebracht oder eine schlingernde Fuhre stabilisiert. Wir sind uns sicher, dass wir dies nur deshalb völlig entspannt und routiniert „nebenbei erledigt“ haben, weil wir beide über eine gewisse Rallye-Erfahrung verfügen. Auch, wenn das viele für ein gefährliches Hobby halten: uns hat es eine sichere, unfallfreie und sturzfreie Fahrt auf Schnee und Eis gebracht!
Bevor wir die letzte Nacht in der „Zivilisation“ in Oslo verbrachten, wollten wir noch ein letztes Mal in einer Holzhütte übernachten, uns „Hüttenessen“ kochen und ein letztes Mal „Skandinavienromantik“ genießen. Wir fanden „Moyrud“, zwei unter Denkmalschutz stehende Holzhäuser aus dem Jahre 1800, in denen man übernachten konnte. Es handelte sich dabei um „Sklavenhäuser“, die vor über 200 Jahren überall in Norwegen von den Bauern für ihre „Leibeigenen“ inmitten ihrer Felder gebaut wurden. Die „norwegischen Sklaven“ lebten dort mit bis zu 8 Personen und schufteten ohne Lohn für die Bauern. Wurden sie zu alt oder arbeitsunfähig, wurden sie einfach auf die Straße gesetzt.


Diese beiden geschichtsträchtigen Häuschen wurden von unserer Gastgeberin liebevoll eingerichtet vermietet und wir kamen aus dem Entdecken so vieler liebevoller Details nicht heraus. Ein absoluter Glücksgriff für unsere letzte „Hüttennacht“!
Schon die ganze Nacht wütete draußen mal wieder der Sturm, der Regen mit sich brachte, sodass beim Aufwachen kein Schnee mehr da war. Wir genossen das beste Frühstück der Reise, das uns von der so herzlichen Vermieterin zubereitet wurde: uns fehlte es an nichts – im Gegenteil, wir überfraßen uns maßlos an den vielen hausgemachten Leckereien!
Wir ließen uns Zeit mit der Abfahrt, denn auf uns warteten nur noch 120km nach Oslo, wo wir ein Zimmer in einem voll automatisierten Hotel ohne Menschen reserviert hatten. Die Fahrt nach Oslo zog sich wie Kaugummi. Statt Schnee gab es nur Regen und aus irgendeinem Grund hatte man einen Schneepflug auf die Straße geschickt, der mit 60km/h vor uns her schlich und imaginären Schnee von der Straße putzte. In einem Tunnel gelang uns das Überholen – und nun überholte man uns, denn mit den Spikes wollten wir nicht schneller als 90km/h fahren.
Jeder, der uns überholte, brachte ein „Wellnesspaket“ über uns: eine Ladung Spritzwasser nach der anderen ergoss sich über uns. Nicht irgendein Spritzwasser, sondern satte Salzbrühe, wir wurden samt unserer Motorräder dick in Salz gepökelt. Soll ja haltbar machen, allerdings nicht unsere Motorräder: weil wegen Winter (welcher Winter?) keine Hochdruckreiniger verfügbar sind, rosten die beiden nun traurig vor sich hin und lassen das Salz munter aufblühen… Das waren eindeutig die blödesten Kilometer der Reise – gekrönt von einem schönen Stau!
In Oslo liefen wir im Dunklen hoch zum Schloss, wo alles seinen Anfang nahm: hier hatte mir Jan am 28.12.2015 die entscheidende Frage gestellt, dessen Resultat diese magische Hochzeitsreise ist! Zum Abschluss des Abends hatten wir in dem indischen Restaurant einen Tisch reserviert, in dem wir nach meiner eindeutigen Antwort damals essen waren. Ein schöner Abend!
Am frühen Nachmittag des 11. Januar fuhren wir an Bord der „Color Fantasy“, in dessen Terminal im Dezember 2015 die Idee zu dieser Hochzeitsreise entstand. Was damals nach „verrückter Idee“ klang, entwickelte sich dann doch recht schnell zu einem konkreten Plan und einem „Projekt“, was uns schon in der Vorbereitung sehr viel Spaß bereitet hat. Nun standen wir im Hafen von Oslo und waren ratlos: was könnte unsere nächste „verrückte Idee“ sein, die sich zu einem „Projekt“ entwickelt und so viel Spaß bringt? Unsere Winterausrüstung ist top und die Spikes und Reifen noch fast neu. Wir sind also quasi „ready to go“ – bloß wohin? Wer von Euch hat eine Idee, was unser nächstes „Eisreise-Projekt“ werden kann? Wir freuen uns auf Eure allerverrücktesten Vorschläge!
Und wieder hatten wir Glück: es war kein Druckfehler, dass auf unserer Bordkarte „3* outside cabin“ stand, wir hatten wirklich wieder eine luxuriöse Außenkabine bekommen! Weniger Glück hatten wir – natürlich – mit dem Wetter. Schon im Oslofjord windete es stark und die See türmte sich schäumend um das Schiff auf.
Wir hatten zum Abschluss der Reise einen Platz im a la carte Bordrestaurant reserviert, wo ich nach der Hälfte meines sehr leckeren Fischgerichtes sicherheitshalber aufgeben musste, weil mir unwohl wurde. Zur Show saßen wir dann im Bug des Schiffes, das durch die Wellen sprang, sodass ich es doch vorzog, auf die Show zu verzichten und die Kabine aufzusuchen, um nicht doch noch Gebrauch der Kotzetütchen machen zu müssen. Gegen Abend beruhigte sich komischerweise die See wieder und mir ging es wieder prima, obwohl wir Richtung Dänemark in den Skagerrak einfuhren. Das norwegische Wetter war ganz klar gegen mich. Alles klar, ich habe verstanden: ich komme nicht mehr wieder. In die Finnmark, nach Lappland oder den hohen Norden Finnlands müssen wir aber bald nochmal hin: zum Snowmobile fahren!
Bei spiegelglatter See liefen wir in Kiel ein. Ein kurzer Rundumblick im Hafen: keine Polizei – also heimlich los mit den Spikes 5km durch die Stadt bis zur Uni, wo Bernd vor 3 Wochen Jans Iveco Daily „Kluti“ geparkt hatte. Auf der Fahrt dorthin übersah mich ein Ford Fiesta, sodass ich mit den Spikes eine deutlich hörbare Querfurche mit dem Hinterrad in den Asphalt kratzen musste. Natürlich im Schneeregen, denn in Deutschland war Tief „Egon“ zugange und hatte seinem Kumpel „Axel“ beim Schlechtwettermachen gut zugeschaut. Schön, die letzten Kilometer dann im Trockenen mit Heizung im Kluti bis Hamburg zurück zu legen.
In den nächsten Tagen und Wochen sortieren und rekapitulieren wir noch unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Ausrüstung und lassen Euch auch daran noch teilhaben – damit Ihr bei Eurer eigenen Eisreise davon profitieren könnt. Die ersten Termine für Reisevorträge und Veröffentlichungen stehen auch schon – wir halten Euch auf dem Laufenden!
Aynchel aus Meddersheim


ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon Aynchel » Sa 21 Jan, 2017 13:31

Silke hat ein informative Rückmeldung zur Ausrüstung geschrieben, lesenswert

https://eisreise.wordpress.com/2017/01/ ... klamotten/
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ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Winterreise ans Nordkap

Beitragvon kohai » Di 31 Jan, 2017 17:00

Die leute schreiben was zsamm... Ich hab jetzt ein muskelkater vom scrollen am schlau Telefon.

Gruß kohai
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