Werte Alteisentreiber,
Achim hat geschrieben, ich veröffentliche das jetzt.
Die schwankende Bildqualität sei bitte zu entschuldigen, da das Objektiv massiv geklemmt hat und zoomen teils nur durch Näherherantreten an das Motiv möglich war.
Mo., 08.05.17
Wir fahren gegen 10.00 im Vollpiss los. Schon nach 30 km kommt die erste Umleitung, es ist saukalt und schon bald kommt die Brühe durch die in die Jahre gekommene Regenkombi und durchnässt meine Kronjuwelen.
Bei Pforzheim gehen wir auf die Autobahn und wechseln bei Landau auf die B10 Richtung Pirmasens, dann über Trier wieder BAB durch Hunsrück und Eifel. Die Bahn ist fast leer, es geht kurvenreich hoch und runter, die Landschaft idyllisch, das Wetter mittlerweile trocken und sehr windig.
Wir durchqueren ein Stück Belgien und suchen in Holland nach einer Übernachtungsmöglichkeit.
Entweder sind wir zu blöd oder blind, wir finden nix. Ich stehe irgendwann an einer Hotelrezeption, vor dem Haus 10 Teslas an ihrer Ladestation, Sushibar nebenan. Ich in einer völlig versifften Regenkombi und auch der Rest von mir etwas derangiert. Billigstes Zimmer 165,- , nix für uns.
Schliesslich geraten wir hinter Eindhoven bei S´Hertogenbosch an den hübsch gelegenen Campingplatz „De Mus´donck“ und beziehen ein Zimmer mit Sitzecke, Dusche u. WC, Fernseher und eigenem Innenhof. Hier könne wir die Motorräder einstellen und müssen so nicht alles ausladen. Mit ein paar kleinen Bieren zahlen wir 50,-.
Di.,09.05.17
Strahlend blauer Himmel! Und Millionen kleiner Fliegen am Fenster. Innen!
Frühstück an der nächsten Tanke, dann noch ca. 80 km nach Jimuigen zum Hafen. Eigentlich.
Ich finde die Abfahrt nicht und wir besichtigen einige Amsterdamer Autobahnringe. Letztlich hat Thöny den richtigen Riecher und wir haben lediglich die doppelte Strecke gefahren .
2 Stunden später sind wir an Bord der „King Seaways“. Essen gibt es erst in später und so beziehen wir erst einmal unsere Kabine auf Deck 9. Anschliessend in die „Skybar“ auf das Oberdeck. Unverständlicherweise Guinness aus der Dose, nunja.
Nebenan steht eine Bohrinsel in der Werft. Von hier oben (die Fähre ist ein Riesenkasten, die Skybar auf Deck 14) sieht man erst wie hoch die Stützen der Insel sind, an der die Plattform hochgefahren wird. Die Beine überragen unsere Fähre nochmal um das doppelte!
Wir essen im „Little Italy“ ganz ordentlich, lauschen noch eine Weile dem monotonen Gesang des jungen Gitarristen im Pub nebenan und gehen zu Bett. Es schaukelt ziemlich.
Nachts werde ich wach und gehe in die Lobby lesen.
Mi.,10.05.17
Wir bringen den körpereigenen Koffeingehalt mit Hilfe von 2 grossen Kaffee zu je 4,40 auf Normalniveau und krabbeln um 9.30 aus dem Schiffsbauch auf Newcastler Boden.
Ursprünglich wollten wir die Küstenstrasse entlang, nachdem wir uns aber mehrfach in kleinsten Ortschaften verfahren haben, ohne wirklich vorwärts zu kommen, wechseln wir auf die A1, vorbei an Edingburgh und über Sterling auf A84/85/82. Die Strassen werden wildromantisch, sehr schmal und befreit von Geraden. Über den Pass of Leny erreichen wir bei Glencoe unseren ersten schottischen Campingplatz.
Nach Haggis with Tatties und ein paar Bier schreit die Dusche nach uns.
Wir befinden uns inmitten der Highlands.
Do.,11.05.17
Wir haben wettertechnisch richtig Glück. In GB durchgehend regenfrei, oft sogar warm.
Nach ausgiebigem Kaffeetrinken wollen wir Richtung Fort William. Meine Kupplung bleibt mehrfach hängen und rückt nicht ganz ein. Zum Kotzen, die war gerade 2x hintereinander auseinander.
Gottseidank kam das bis heute nicht wieder vor.
Plötzlich bleibt Thöny stehen, ihre Guzzi schaltet sich irgendwie „knorpelig“. 20 km weiter, nach einem kleinen Einkauf ist Schluss, das Getriebe gibt üble Geräusche von sich, klingt nach geplatzten Lager. An Weiterfahrt ist nicht zu denken.
Es folgen ausführliche Telefonate mit diversen ADAC Mitarbeitern, einer davon ein richtiges Arschloch.
Trostbier.
Nach 90 Minuten kommt der Abschlepper, selber Eigner diverser alter BSAs. Der ADAC besteht auf die Bestätigung eines Mechanikers, dass vor Ort nix zu reparieren ist und es sich lohnt, die T3 nach D. zu transportieren.
Unser Mann reagiert gut und macht deutlich, dass Ersatzteile hier kaum zu bekommen sind und ein Motorrad nicht wegwerfbereit sein muss, nur weil es 40 Jahre alt ist.
Ich folge dem Abschleppwagen zum Sammellager.
Heftiges Umpacken ist angesagt. Mein SW war ja so schon vollgeladen, jetzt muss Thöny noch rein, ihr und mein Gepäck will auch untergebracht sein. Zwar lässt Thöny einiges in den Koffern der T3 zurück, dennoch sind wir heftigst beladen. Überschlägig (auch Dank einer Menge Werkzeug und Ersatzteile) komme ich auf knappe 700kg Gesamtgewicht.
Die nicht gerade üppige Bodenfreiheit meines Gespannes wir dadurch auch nicht grösser…
Wir beschliessen sicherheitshalber nicht bis ganz in den Norden zu reisen. Vorm Loch Ness biegen wir ab Richtung Nordwest und mieten uns auf einem Campingplatz bei Glen Shiel für 2 Nächte ein.
Von hier aus ist die Isle of Skye gut erreichbar, ebenso die Applecross - Halbinsel.
Wir unterhalten uns lange mit Adrian und Dennis. Letzterer ist Waliser und hat seinen Sohn in Afghanistan verloren. Sein Motorrad ist voller Bilder seines Sohnes und Messingplaketten mit Gedenksprüchen.
Dennis reist sehr viel (Alaska, Vietnam…) und hat ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem er Honda Cup Roller repariert und nach Gambia bringt um die Landbevölkerung zu mobilisieren.
Er ist ein unglaublich warmherziger, lustiger Geselle, knapp 70 Jahre alt.
Er erwartet heute Abend ein befreundetes Paar, das an einem „Quer durch Schottland Marsch“ teilnimmt.
Wir gehen mit den dreien 2km zum nächsten Pub und haben ein paar nette Stunden.