"Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » Sa 26 Aug, 2017 21:47

Puyloubier - Aix-en-Provence,15. August

Heute früh ist die Stimmung gedrückt. Eigentlich sollte heute die erste kurze aber landschaftlich schöne Strecke der Rückreise erfolgen, für die einige Quartiere bereits gebucht sind. Es gibt also einiges zu organisieren. Zunächst möchte ich aber die Situation ordentlich analysieren, um einen Plan zu fassen.

Julians Motorrad steht 83 km entfernt in einer wenig hilfsbereiten Werkstatt. Dort besteht keinerlei Interesse an einer Problemlösung, dafür aber erhebliches Interesse an der eigenen Gewinnmaximierung. Er macht als Reifendienst keinerlei Anstrengung, einen Schlauch zu organisieren, möchte aber das Motorrad 55 km zu einem anderen Reifendienst transportieren.

Beim ADAC ist man offensichtlich an einer Problemlösung ebenso desinteressiert. Dort geht es auch nicht darum, Geld zu sparen, sondern daran, dass der jeweilige - stets wechselnde - Ansprechpartner seinen Schreibtisch leer hat. Schließlich hatten wir angeboten, das Motorrad statt 55 km 83 km weit zu transportieren, um gleichzeitig die mindestens 100 € Taxikosten zu sparen, die mit der vom ADAC vorgeschlagenen Lösung für diesen anfielen. Wenn ich die avisierten 562 € für eine Gesamttransportleistung von 107 km (24 km von der Route des Crêtes nach Moustiers und 83 km für den Weitertransport auf den Campingplatz in Puyloubier) zu Grunde lege, kostet der Transportkilometer 5,25 €. Der Transport zu der Werkstatt nach Manosque zusammen mit der Abholung an der Route des Cretes hätten dagegen 79 km, also 415 € gekostet. Dazu wären nach dem Vorschlag des ADAC 100 € anteilige Taxikosten gekommen. (Zwei Fahrten à 50 €: Moustiers - Puyloubier am 14. Abends, Puyloubier - Manosque am 16.) Wir reden also bislang über eine prognostizierte Kosteneinsparung von 47 € auf Seiten des ADAC, die Zusatzkosten in Höhe von ungefähr 162,20 € für die Anteiligen Taxigebühren bei uns verursachen würde. (Ein Taxi kostet in Frankreich etwa 1,90 € pro Kilometer).

Dafür, dass es um eine Reifenpanne an einem Standardreifen geht, nicht etwa um einen Getriebeschaden an einem seltenen Oldtimer, interessiert sich eh keiner.

Ich telefoniere mit den drei Übernachtungsplätzen, bei denen ich mich für die Rückreise eingebucht hatte. Die ersten beiden verschiebe ich um einen Tag, den dritten storniere ich ganz. Kein Problem. Das ist schön.

Dann ruft Tina den ADAC an, um Vereinbarungen für das weitere Vorgehen zu treffen.
Blöd ist, dass man beim ADAC ewig in Hotline-Warteschleifen-Musik hängt.
Noch blöder ist, dass man keinen regelmässigen Ansprechpartner bekommt und daher bei jedem Mitarbeiter aufs Neue bei Pontius und Pilatus beginnt.
Ebenfalls blöd ist, dass Rückrufzusagen nicht eingehalten werden.
Extrablöd ist, dass die Mitarbeiter häufig desinteressiert oder unfreundlich bis abweisend reagieren. O-Töne:
"Dann lesen Sie sich halt erstmal ihre AGBs durch."
"Dann beschweren Sie sich halt über mich."
"Was glauben Sie eigentlich, was hier zur Urlaubszeit los ist?"
Das Allerblödeste ist aber, dass niemand eine Lösungsstrategie entwickelt.

Warum wird kein Reifen und Schlauch aus Deutschland geschickt, wenn es angeblich in ganz Frankreich keinen 3.50 X 18 gibt?
Warum ruft kein französischer Mitarbeiter zurück, wenn er es zusagt?
Warum interessiert sich kein französischer Mitarbeiter für unsere Befindlichkeit sondern ausschliesslich für Kosten?
Warum werden unter dem Strich deutlich vierstellige Kosten in Kauf genommen, um 47 € einzusparen?
Ja, ihr habt richtig gehört.
Immer wieder wird die eigentliche Schuld an der Misere, dass ein Reifen nicht repariert werden kann darauf geschoben, dass heute ein Feiertag sei und gestern ein Brückentag gewesen wäre, da sei eben nichts machbar. Mein Einwand, der Kalender, in dem der 15. August 2017 als Feiertag ausgewiesen, und der 14. als Montag bekannt gewesen sei, sei älter als der ADAC, man habe sich daher auf eine potentiell hohe Nachfrage an Unterstützung durchaus vorbereiten können, findet kein Gehör. Schliesslich geht es uns heute nicht darum, den Reifen zu reparieren, sondern konkrete Vereinbarungen für die morgige Reparatur zu treffen.
"Wohin wird das Motorrad morgen transportiert und wann trifft es dort ein?"
Ich erhalte auf diese Frage nur die Auskunft, man würde mich morgen früh darüber informieren.

Julian wäscht seine Wäsche am Campingplatz und baut sich aus meinen Reserve-Zurrgurten eine Wäscheleine. Er redet nicht darüber, kocht aber innerlich. Vielleicht liegt es daran, dass er die Zurrgurte kräftig anknallt.

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Am Nachmittag fahren wir in das 25 km entfernte Aix-en-Provence, um die Zeit irgendwie zu überbrücken. Dort begegnet uns eine hübsche GN125, die wir wegen meines eigenen Projektes etwas genauer ansehen. Der junge Besitzer ist sehr stolz wegen unseres Lobes.

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Wir trinken einen Kaffee, gehen ein wenig spazieren, und fahren zum Campingplatz. Irgendwie ist das kein Urlaub. Der Spass hat grade ein quietschgelb lackiertes Loch.

Am Abend gehen wir in Puyloubier im Restaurant Les Sarments essen. Das entschädigt uns für vieles: Es ist zwar ziemlich teuer, aber jeden einzelnen Cent wert. Ich hatte seit 1992 ein unangefochtenes "Bestes Restaurant meines Lebens", das ist jetzt auf Platz 2!

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Fortsetzung folgt
..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon altf4 » Sa 26 Aug, 2017 22:29

ach justus - das ist so schoen zu lesen!

Vielleicht liegt es daran, dass er die Zurrgurte kräftig anknallt.

:smt005

g max ~:)
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon nattes » So 27 Aug, 2017 00:59

Ich kann euren Frust verstehen.

Ich hatte allerdings vor 4 Wochen in Spanien ganz andere Erfahrungen mit dem ADAC gemacht und kann eure Erlebnisse so gar nicht bestätigen. Sehr kompetente Ansprechpartner. Immer die gleiche Dame, die in wenigen Minuten alle Probleme recherchiert und Lösungen parat hatte. Auch unkonventionelle Lösungen waren letztendlich möglich.
Hat wohl auch viel mit der jeweiligen Person und dem entsprechenden Auftreten auf beiden Seiten zu tun.

Ansonsten habe ich mich sehr über eure Bilder gefreut, weil ich vor 27 Jahren und vor 4 Jahren schon mal eine fast identische Tour unternommen habe. :-)

Gruß Norbert
nattes
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » So 27 Aug, 2017 19:20

Puyloubier - Salavas, 16. August

Wir wachen auf und organisieren ein Frühstück. Das ist bereits der zweite Morgen mit gedrückter Stimmung, eigentlich brauche ich sowas im Urlaub gar nicht. Da will ich überbordende Freude, pralles Leben, Erholung und Spass. Im Moment nervt vor Allem die Unsicherheit.

Tina möchte bis gegen 11:00 Uhr warten, ob der ADAC vielleicht doch zurückruft. Ich melde Bedenken an:
"Wir haben etwa 180 km Strecke bis Salavas an der Ardèche, das sind vier Stunden. Wenn wir noch was von der Ardèche haben wollen und noch Mal die Füße drinnen baumeln lassen wollen, dann sollten wir bis gegen 16:00 Uhr dort sein. Wenn wir um 11:00 Uhr die Adresse bekommen, wo Julians Motorrad ist und etwas über eine Stunde brauchen, um Julian dort hin zu fahren, dann treffen wir pünktlich zur Mittagpause in der Werkstatt ein. Die Reparatur beginnt dann also gegen 14:00 Uhr und ist um 14:30 Uhr abgeschlossen. Dann fahren wir eine Stunde zurück zum Campingplatz, um sein Gepäck ab zu holen und haben unsere Motorräder um 16:00 Uhr fertig gepackt. Selbst wenn wir für knapp über 100 Euro mit dem Taxi zur Werkstatt fahren, und für das Gepäck nicht zurück kommen müssen, würden wir besser noch vor der Mittagspause bei der dortigen Werkstatt eintreffen. Ich hielte es für sinnvoller schon jetzt die Adresse der Werkstatt in Manosque heraus zu finden, dann könnten wir um 12:00 Uhr in Manosque fertig sein, um13:30 Uhr hier in Puyloubier alles gepackt haben und wären gegen 17:30 Uhr an der Ardèche, dann wäre der Tag nicht völlig spaßfrei."

Tina ruft beim ADAC an.
Nach gestoppt 12 Minuten wird sie verbunden. Tina gibt ihre Mitgliedsnummer durch und wartet brav und geduldig ab, bis die Dame sich eingelesen hat.
"Was kann ich denn für sie tun, Frau Roos?"
"Ich möchte gerne wissen, wo sie das Motorrad hingeschleppt haben, um den Reifen zu flicken, damit wir zeitnah dort hin können, weil wir unsere erste Etappe der Heimreise antreten wollen."
"Das weiss ich nicht, wo das Motorrad ist."
"Dann sind sie doch bitte so freundlich und bringen das in Erfahrung und informieren uns. Wir sitzen wie gesagt wegen unserer Heimreise bereits auf glühenden Kohlen."
"Ja, dann versuche ich das in Erfahrung zu bringen und rufe zurück."
"Wann darf ich mit Ihrem Rückruf rechnen?"
"Ich kann nicht sagen, wie lang ich brauche, um das in Erfahrung zu bringen, aber ich rufe zurück, sobald ich das in Erfahrung gebracht habe."
"Bitte missverstehen sie mich nicht, ich möchte nicht unhöflich sein, aber es wäre für uns wegen der anstehenden Heimreise sehr hilfreich, wenn wir die Information, bei welcher Werkstatt sich das Motorrad befindet so früh wie möglich bekämen. Schliesslich müssen wir dort ja auch noch mit dem Gepäck hinfahren und es handelt sich ja nur um eine Reifenpanne, die repariert werden soll."
"Ich rufe sie am Vormittag noch zurück."
"Danke schön, ich verlass mich jetzt drauf."
"Ja selbstverständlich. Kann ich sonst noch etwas für sie tun?"
"Nein, wir machen das so, wie besprochen, vielen Dank, bis später."
"Auf wiederhören."

Es ist etwa 9:30 Uhr und ich sehe einen bedrohlichen gelben Engel, der sich gelangweilt ein paar kurvenreiche Strässchen aus der pitoresken südfranzösischen Landschaft reisst und zwischen seinen gewaltigen, ignoranten Zähnen zermahlt ...

Wir bauen unsere Zelte ab, verstauen unser Hab und Gut, packen alles sorgfältig und gewissenhaft zusammen, genehmigen uns noch einen Kaffee an der Campingplatz-Rezeption unter dem Maulbeerbaum, den wir Napoleon persönlich zu verdanken haben, kontrollieren noch Mal das Öl, putzen die Brillen und Visiere, packen doch noch Mal die Regenjacke in den Tankrucksack und dafür die andere Jacke in den Seitenwagen, entfernen die Fliegen von der Verkleidungsscheibe, suchen auf der Karte schnellere Alternativrouten statt der landschaftlich schönen Routen, wegen denen wir diese Reise eigentlich machen, heraus, googlen nach Reifendiensten in Manosque oder Moustiers-Sainte-Marie und stellen fest, dass die Garage Honorat in Moustiers-Sainte-Marie, zu der Julians Motorrad vom Chef persönlich geschleppt wurde ein ausgewiesener Reifenservice ist ...
Es ist kurz vor elf.
Meine Geduld ist am Ende. Das ist jetzt schon der zweieinhalbte Urlaubstag, der uns durch die Unbeweglichkeit des ADAC versaut wird, und jetzt erfahre ich, dass der Abschlepper selbst uns sicherlich weiter helfen gekonnt hätte. Spätestens heute hätte ein Reifenservice, der Teil eines Händlernetzwerks ist einen Reifen und einen Schlauch organisiert haben können, der könnte jetzt bereits eingebaut sein, oder am Thresen bereitliegen, damit wir ihn halt selbst einbauen. Wir könnten jetzt bereits von Moustiers-Sainte-Marie aus auf dem Weg zum Campingplatz zurück sein, mit einem reparierten Seitenwagenrad ...

Tina ruft nochmal beim ADAC an.
Warteschleife
"Bitte haben sie ein wenig Geduld, der nächste Mitarbeiter ist unmittelbar für sie da. Ihr Anruf ist sehr wichtig für uns."
Dann Beethoven in 90er Jahre Klingeltonqualität, also eher etwas, das nach "bet-hoffen" klingt. Ein Omen?
"Guten Tag ADAC Pannenhilfe Frankreich, was kann ich für sie tun?"
Dann folgt das unvermeidbare Mitgliedsnummer-Bitte-haben-sie etwas-Geduld-damit-ich-mich-einlesen-kann-was kann-ich-für-sie-tun-Ritual.
"Können sie mir bitte sagen, wo das Motorrad ist?"
"Das steht noch in Moustiers-Sainte-Marie, wo es am Montag hingeschleppt wurde."
"Ja aber, das sollte doch nach Manosque, um repariert werden zu können?"
"Ja, aber wir haben noch keinen Betrieb ausfindig machen können, der das Motorrad reparieren kann."
"Ich möchte ja nicht ungeduldig wirken, aber unsere Rückreise steht an, wie ich schon bemerkt habe, wir sitzen auf glühenden Kohlen. Wann soll denn das Motorrad zu einer Werkstatt transportiert werden?"
"Diese Woche noch, wir müssen nur zuerst eine Werkstatt finden, bei der es instand gesetzt werden kann."
"Wie meinen Sie das: Diese Woche noch ...?"
"Wir müssen halt erst eine Werkstatt finden."
"Schon, aber ich muss auch nach Hause."
"Sie haben bereits seit gestern Abend einen Anspruch auf einen Leihwagen bis nach Hause."
"Und was passiert dann mit dem Motorrad?"
"Das wird entweder repariert, oder mit einem Sammeltransport zu Ihnen gesendet. Da kann ich ihnen aber gleich sagen, das wird zwei bis drei Wochen dauern."
"Was schlagen Sie jetzt vor, wie sie weiter machen wollen?"
"Wir versuchen einen Betrieb zu finden, wo ihr Motorrad repariert werden kann und lassen es dort hin transportieren."
"Und wie erfahre ich das?"
"Wir rufen Sie noch am Vormittag zurück."
"Ja bitte, ich verlass mich jetzt drauf."

Wir packen nochmal das Zelt aus und bürsten etwas Staub vom Boden des Innenzeltes, packen das Zelt wieder ein, sortieren das Bordwerkzeug neu, kontrollieren alle elektrischen Verbraucher an den Motorrädern, den Luftdruck, nochmal wiederholt zur Sicherheit das Öl, stellen das Motorrad nach links in den Schatten und dann doch lieber wieder nach rechts in den anderen Schatten und schieben das Gespann in den einen Schatten, studieren die Straßenkarte, füllen die Wasservorräte mit frischem, kühleren Wasser auf, bestellen noch einen Kaffee unter dem Maulbeerbaum, Tina liest ein wenig, Julian grummelt still vor sich hin. Ich höre Ennio Morricone Musik im Hintergrund. Tumbleweeds werden über den Campingplatz geweht, ich ziehe meinen imaginären Hut tiefer:
"Wenn die um Punkt 12 nicht zurückgerufen haben, übernehme ich die Kommunikation."
"Ja gerne!" sagt Tina.

Um drei Minuten vor 12 halten Tina und ich unsere Handys in der Hand. Tina murmelt beschwörende Formeln:
"Komm ruf an, los, ruf doch bitte an, komm schon, lass mich nicht hängen, ruf an ..."
Ich warte, bis der Sekundenzeiger oben bei der 12 ankommt ...
Es kam kein Rückruf.
Auch keiner mit dem Inhalt:
"Ich hatte ihnen einen Rückruf zugesagt, leider hat sich an der Situation nichts verändert, wir sind immer noch auf der Suche nach einer Werkstatt in Südfrankreich, die in der Lage ist, einen Reifen wechseln zu können."
Habe ich eigentlich schon Mal erwähnt, dass wir nicht die Cheobs-Pyramide nach Frankreich importieren, oder eine originalgetreue Kopie von Gaudís Sagrada Familia auf dem Gipfel des Mont-Blanc errichten wollen, sondern einen Reifen wechseln?

Warteschleife.
Beet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich möchte bitte die Auskunft wo das Motorrad ist."
"Das wissen wir nicht."
"Haben Sie es verschlampt?"
"Nein natürlich nicht."
"Dann sollte es doch machbar sein, dass sie mir sagen, wo es ist."
"Ich kann das gerne in Erfahrung bringen und rufe sie zurück."
"Bitte nicht. Ich warte jetzt seit heute früh auf einen Rückruf, der nicht erfolgt ist."
"Ich kann ihnen auch nicht mehr sagen."
"Dann sind sie doch so freundlich und sagen mir, welchen Vorschlag sie für mich haben."
"Ich bitte sie um etwas Geduld, wir rufen sie zurück."
"Wann wird dieser Rückruf erfolgen?"
"Das weiss ich nicht."
"Hören Sie, wir sind im Urlaub, und der fliegt uns grade wegen einer simplen Reifenpanne um die Ohren, können si ...."
"Sie können sich ja in München über mich beschweren!" unterbricht mich Madame Aurelie vom ADAC und legt auf.

Ich warte, bis sich die schwarzen Qualmwölkchen rund um meinen Kopf verflogen haben und starte einen neuen Anlauf.
Warteschleife.
Beet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich möchte bitte die Auskunft wo das Motorrad ist."
"Das kann ich aus den Unterlagen auch nicht genau erkennen."
"Dann sollte es doch machbar sein, dass sie für mich herausfinden, wo es ist."
"Ich kann das gerne in Erfahrung bringen und rufe sie zurück."
"Das möchte ich nicht, wir warten jetzt seit heute früh auf Auskunft, und um es genau zu nehmen, seit Montag gegen 17:00 Uhr. Ich möchte jetzt, in diesem Telefonat mit ihnen gemeinsam eine tragfähige Lösung erarbeiten, wie wir die Angelegenheit zu einem guten Ende bringen können. Dazu ist im ersten Schritt zu klären, wo das Motorrad jetzt ist."
"Sie haben doch am Montag selbst entschieden, dass es in Moustiers-Sainte-Marie bleiben soll, um repariert zu werden."
"Ja, in der Tat. Das geschah, nachdem der ADAC aus Kostengründen entschieden hat, uns das Motorrad nicht, wie vorgeschlagen, zu unserem Urlaubsort zu transportieren, damit wir uns selbst um die Reparatur kümmern."
"Was hätten sie denn da auf ihrem Campingplatz machen wollen?"
"Der Campingplatzbetreiber kennt einen Reifenhändler im benachbarten Trets. Dieser wollte rumtelefonieren, um so einen Schlauch bei einem seiner Kollegen auf zu treiben und wenn möglich einen Reifen. Sobald das geschehen wäre, wäre ich auch nach Marseille gefahren, oder nach Orange oder sonstwohin, hätte die Sachen dort abgeholt und auf unserem Campingplatz selbst montiert. Das hätte auch gestern am Feiertag noch passieren können, spätestens aber heute früh. Wir könnten längst das Problem behoben haben und uns auf der Rückreise befinden."
"Besteht dieses Angebot noch?"
"Das muss ich erst erfragen. Sie können gerne mit dem Reifenhandel in Trets telefonieren, es gibt dort nur einen, und der steht im Telefonbuch. Während dessen können sie ja dann unser Motorrad hier zum Campingplatz transportieren, wenn das heute plötzlich machbar ist ..."
"Ob der Transport dann heute nocht gelingt muss ich erst in Erfahrung bringen."
"Und wie ist sicher gestellt, dass meine Frau ihren unaufschiebbaren Termin am Samstag Nachmittag in Augsburg wahrnehmen kann? Wenn das Motorrad am Donnerstag irgendwann, also realistisch betrachtet am Nachmittag repariert wird, dann kann man damit am Donnerstag Abend an der Ardèche sein, am Freitag bei Besancon, aber nicht am Samstag Nachmittag in Augsburg. Zudem müsste ich klären, ob ich unsere Unterkünfte erneut um einen weiteren Tag verschieben kann, das ist nicht sicher."
"Ihrer Frau steht ja jetzt bereits ein Mietwagen zu."
"Und was passiert mit dem Motorrad?"
"Das versuchen wir, zu reparieren. Dafür haben wir drei Werktage Zeit. Der Schaden wurde gegen 16:30 Uhr am Montag gemeldet, Dienstag war Feiertag, wir haben also bis Freitag 16:30 Uhr für die Reparatur Zeit. Falls es bis dorthin nicht repariert werden kann, haben Sie Anspruch auf einen Transport des Motorrades zu einer Werkstatt ihrer Wahl bei ihrer Heimatadresse in Glattbach."
"Und falls sie es bis Freitag hinbekommen?"
"Dann bezahlen wir Ihnen ein Zugticket zweiter Klasse von ihrem Heimatort zu der Werkstatt, bei der die Reparatur erfolgt ist."
"Prima, dann machen wir das jetzt so."
"Gut, dann versuche ich ihnen einen Mietwagen zu besorgen. Sobald ich einen habe rufe ich sie zurück."
"In welchem Zeitraum darf ich mit ihrem Rückruf rechnen?"
"Ich mache mich sofort an die Suche."

Ich beginne herumliegende Stöckchen vom Zeltplatz in den Graben zu kehren, zupfe Unkraut aus der Hecke am Platzrand, fege den Platz mit einem abgebrochenen Ast und kontrolliere nochmal das Öl an unseren beiden Motorrädern und zur Sicherheit gleich an allen herumstehenden unverschlossenen Autos, wasche die Windschutzscheiben von allen Fahrzeugen auf dem Campingplatz und werde gleich das Waschhaus neu streichen, vorher will ich nur noch Mal mit dem ADAC telefonieren.

Warteschleife.
Bet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich möchte bitte die Auskunft wann unser Mietwagen bereit steht."
"Wir sind auf der Suche."
"Ja schon, aber sie sind jetzt schon seit über einer Stunde auf der Suche."
"In Frankreich war am Montag ein Brückentag zu einem Feiertag gestern, da gibt es ein erhöhtes Aufkommen von Pannenfällen, die bearbeitet werden wollen, da müssen sie sich schon Mal ein wenig Gedulden."
"Liebe Frau Marthe, der Kalender, in dem man diese Brückentag-Feiertag-Konstellation ablesen konnte war längst gedruckt, bevor es einen ADAC gab. Es wäre nach meiner Einschätzung Aufgabe des ADAC gewesen, das vorauszusehen und für eine erhöhte Sachbearbeiterzahl in Ihrem Callcenter zu sorgen. Besprechen sie das gerne mit ihren Direktoren, ich bin nicht bereit, meinen Urlaub dafür zu opfern. Wann darf ich also das Eintreffen des Mietwagens an unserem Campingplatz erwarten?"
"Wir werden einen Mietwagen für sie suchen, dann senden wir Ihnen eine SMS mit der Adresse, dort müssen sie den dann abholen."
"Weshalb kann der Mietwagen nicht am Campingplatz zugestellt werden?"
"Diesen Service gibt es in Frankreich nicht."
"Liebe Frau Marthe, ohne Ihnen zu Nahe treten zu wollen, aber das ist so nicht richtig. Ich habe in meiner Vergangenheit unter anderem für Europcar international gearbeitet und kenne daher deren Leistungsportfolio sehr genau. Es gibt auch in Frankreich eine Zustellung und Abholung von Mietwagen durch Mitarbeiter der Filialen an einem Wunschort."
"Ja dann lesen sie sich halt die AGBs durch."
tut tut tut tut ...

180 Puls. Steigend ...
Maulbeerbaumkaffee
Ein liebender Blick von Tina.
Neuer Anlauf.
Warteschleife.
Bet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich möchte bitte die Auskunft wann unser Mietwagen bereit steht."
"Wir sind auf der Suche, aber vor 14:00 Uhr brauch ich bei denen garnicht anrufen, da haben die Mittagpause."
"Heisst das, sie haben bislang noch nicht begonnen, sich nach einem Mietwagen um zu sehen?"
"Wie gesagt, vor 14:00 Uhr ist da niemand erreichbar. Wenn sie das nicht glauben, dann versuchen sie es halt selbst."
"Mache ich. Wenn ich einen Mietwagen finde, dann kann ich den einfach buchen?"
"Machen Sie das ruhig, wenn sie meinen, sie schaffen das."
"Gut, mache ich. Bis gleich."

Ich rufe per Schlaufon europcar.fr auf, gebe "hotline" in die Suchmaske ein und spreche zwei Minuten später mit einem Mitarbeiter von Europcar. Wir kommunizieren in Englisch.
"Ich befinde mich etwa 25 km östlich von Aix-en-Provence in einem Dorf namens Puyloubier und brauche einen Kleinwagen zur Einwegmiete nach Aschaffenburg in Deutschland"
"Einen Moment bitte.
...
...
Welche Fahrzeugklasse soll es sein?"
"Die preiswerteste. Ich nehme auch einen Smart, wenn sie einen haben. Irgenwas, völlig egal."
"In Aix haben wir wegen einer Großveranstaltung tatsächlich derzeit keinen Wagen zur Verfügung. Ich kann ihnen einen Polo am Flughafen Marseille anbieten, oder einen Corsa in Pertuis."
Beide Adressen sind knapp 50 km von unserem Standort entfernt, Pertuis liegt aber näher an unserer geplanten Route.
"OK, dann möchte ich bitte den Corsa in Pertuis reservieren."
"Sehr gerne. Wohin soll es gehen?"
"Aschaffenburg in Deutschland"
"Ah ja, kein Problem. Und wann soll die Rückgabe erfolgen?"
"Sonntag Nachmittag."
Er rechnet eine Weile und ermittelt Gesamtkosten in Höhe von 1367,- €. Ich sage zu. Die Reservierung eines Autos hat von der Idee bis zur Umsetzung ohne einen Computer mit Internetanbindung und internem Telefonverzeichnis genau 12 Minuten gedauert.

Ich rufe den ADAC an

Warteschleife.
Bet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich habe einen Europcar Mietwagen in Pertuis reserviert. Wie geht es weiter?"
"Nehmen Sie sich ein Taxi und holen Sie ihn ab. Sie können entweder den Mietwagen selbst bezahlen und die Kosten beim ADAC geltend machen, oder Sie rufen aus der Station an und wir senden eine Kostenübernahmeerklärung dort hin."
"Prima, herzlichen Dank."

Ich google ein Taxi in Puyloubier. Der Mann am Telefon sagt, ein Wagen könne in einer Viertelstunde bei mir sein, den Preis vermutet er bei etwa 100,- Euro. Ich sage zu und tatsächlich fährt etwa 20 Minuten später ein Taxi an der Schranke vor. Ausgezeichnet! Das Auto ist ein Golf Caddy, so dass alles Gepäck von Julian problemlos hinein geht. Tina fährt lieber im Taxi mit, Julian auf der BMW und ich mit dem Lukas hinterher. Der Fahrer erweist sich als vollendeter und freundlicher Gentleman, hilft geduldig beim Verladen des Gepäcks mit und schaltet erst bei der Abfahrt den Taxameter ein. Die Kosten belaufen sich auf 88,- Euro und für das umfangreiche Gepäck berechnet er keinen Zuschlag. Der Mann ist unser Highlight des Tages.

Drinnen bei Europcar sitzt ein sehr professionell auftretender junger Mann, der sich bemüht, mit zu denken. Er bietet uns einen Renault Kangoo an, in den wir das Motorrad hinein verladen könnten, wenn wir alles umklappen, inclusive des Beifahrersitzes. Wir erläutern, dass es sich um ein vollgepacktes Gespann handeln würde. Ein Blick auf Julians Gepäckberg lässt den Mann schnell erstummen. Ich rufe während dessen wie verabredet den ADAC an.

Warteschleife.
Bet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich bin jetzt in der Europcar-Filiale in Pertuis. Sie sagten mir, ich solle anrufen, sobald ich eingetroffen sei. Ich verbinde sie jetzt direkt mit dem Europcar Mitarbeiter."
Die ADAC Dame redet eine ganze Weile mit dem Europcar Herrn. Dann gibt mir dieser mein Handy zurück und bedeutet mir noch einmal ran zu gehen.
"Ja bitte?"
"Es gibt ein Problem, wir übernehmen die Kosten nur bis 500 €, der Leihwagen, den Sie sich ausgesucht haben ist zu teuer."
"Verzeihung, aber ich habe die Zusage von Ihrem Unternehmen, dass meine Frau einen Leihwagen bis nach Hause bekommt und wir haben die kleinste Klasse gebucht."
"Ja aber ihnen steht ein Leihwagen bis zu 500 € zu, nicht mehr."
"Und was soll dann ihrer Meinung nach passieren? Meine Frau mietet das Auto nur bis Mâcon und trägt ab dort das Gepäck zu Fuss nach Hause, oder was stellen sie sich vor?"
"Das kann ich ihnen nicht sagen, der Leihwagen steht jedenfalls nur bis maximal 500 € zur Verfügung."
"Sind sie so freundlich und verbinden mich mit ihrem Vorgesetzten."
"Das werde ich nicht tun."
"Ich möchte bitte jetzt mit ihrem Vorgesetzten sprechen, ich habe das Gefühl, unser Gespräch ist an einem Punkt angelangt, an dem ich meinen Standpunkt nicht mehr deutlicher vertreten kann, nur noch lauter."
"Sie bekommen einen Rückruf von meinem Vorgesetzten." sagt die minderfreundliche Dame und legt auf.

Ich vermute beim ADAC Pannenhilfe Frankreich bedauernswerte Arbeitsbedingungen: Die müssen bleischwere Telefonhörer statt moderner, federleichter Headsets haben, dort in Lyon, so oft wie der Hörer mitten im Gespräch auf die Gabel geknallt wird.

Ich beratschlage mit Tina und Julian unser weiteres Vorgehen. Wenn wir nur herausfinden könnten, wo das Motorrad ist. Unser Urlaub fliegt uns während dessen durch die wenig zielführenden Auskünfte des ADAC und vor Allem durch das immer wiederkehrende Nachkarten bei den Kostenübernahmen gründlich um die Ohren. Wir sollten vielleicht einfach nach Moustiers-Sainte-Marie fahren, die Herausgabe unseres Motorrades verlangen, es am Strassenrand mit einem zuvor irgendwo selbst gekauften Schlauch reparieren und einen Schwamm über die ganze Angelegenheit wischen. Aber was tun, wenn das Motorrad nicht mehr in Moustiers ist und der Mann dort keine Auskunft über den Verbleib geben kann? Sollen wir riskieren 90 km in die Gegenrichtung unserer Route zu fahren, nur um genauso weit zu sein? Und wo bleibt Tina mit dem gesamten Gepäck derzeit? Mitten in die Beratschlagung klingelt mein Handy. Eine, mir völlig unbekannte, französische Rufnummer versucht mich zu erreichen.
"Justus Roos, guten Tag."
"Guten Tag mein Name ist Thomas Nicolai, ich bin der Abteilungsleiter von ADAC Pannenhilfe Frankreich, sie hatten um einen Rückruf gebeten."
Ich habe Tränen der Rührung in den Augen. Nein, dass ich das noch erleben darf: Einen Rückruf vom ADAC Frankreich!
"Guten Tag Herr Nicolai, sind sie über meinen Fall bereits informiert?"
"Ja, es geht irgendwie um ein Motorrad in Südfrankreich."
"Ja genau. Im Augenblick sind wir in einer Station von Europcar in Pertuis und wollen einen Mietwagen anmieten, mit dem meine Frau und ihr Gepäck nach Hause kommen können."
"Ja, der Anspruch ist geklärt und der Mietwagen bewilligt."
"Ich habe im Moment das Problem, dass ich weder meine Frau ab Mâcon laufen lassen möchte, noch grob 860 € selbst dazulegen möchte."
"Wie kommen sie denn auf die 860 Euro?"
"Bei Europcar hat man mir Gesamtkosten in Höhe von 1360 € ungrad errechnet. Der ADAC hat zuerst gesagt, er würde die Kosten bis nach Hause übernehmen und kartet jetzt nach, dass er maximal 500 € bezahlen will."
"Ja, das stimmt, es gibt dieses 500 € Limit, aber weshalb ist ihr Fahrzeug denn so teuer, verbinden Sie mich doch bitte mal mit dem Europcar-Mitarbeiter."
Ich reiche mein Handy weiter. Die beiden diskutieren eine Weile, dann soll ich wieder dran gehen.
"Wenn sie den Mietwagen von heute 16:00 Uhr bis Samstag 16:00 Uhr anmieten, entstehen dem ADAC für das von ihnen gewählte Fahrzeug Kosten in Höhe von 474 €, das ist innerhalb des Limits. Wenn sie möchten kann ich ihnen umgehend eine entsprechende Kostenübernahmeerklärung zusenden."
"Das bedeutet, der Wagen wird in Pertuis angemietet und in Aschaffenburg zurückgegeben und die Gesamtkosten ohne das Benzin werden vom ADAC übernommen?"
"Ja genau."
"Gut. Das bedeutet zwar, dass wir unsere Reise am Wochenende erneut umplanen müssen und auf zwei Tage Urlaub verzichten müssen, aber dann machen wir das jetzt eben so."
"Gut, ich schicke das Fax gleich raus, wissen Sie, der ADAC hat als Großkunde natürlich erheblich andere Konditionen bei den namhaften Autovermietungen, da unterscheiden sich die Preise schon Mal gewaltig."
"Danke Herr Nicolai."

Es kommt kein Fax.
Nach einer weiteren halben Stunde rufe ich beim ADAC an
Warteschleife.
Bet-hoffen.
Mitgliednummer.
Einlesen.
"Was kann ich für sie tun?"
"Ich warte auf ein Fax bei Europcar."
"Das haben wir vor etwa 20 Minuten losgeschickt"
"Danke"

Ich sage dem Europcar Mitarbeiter, er möge noch einmal nachsehen.
Der kommt mit dem Fax zurück und entschuldigt sich, er habe es übersehen.
"Jaja, schon gut," sage ich, und denke dabei, man habe sich jetzt schon so oft für meine Geduld bei mir bedankt, dass ich auch endlich mal welche haben könnte ...

Der Europcar Mitarbeiter findet heraus, dass in der Kostenübernahme 570 km Gesamtfahrleistung bewilligt sind. Immerhin, das reicht jetzt schon bis Besancon ...

Warteschleife.
Bet-hoffen.
"Wie ist bitte Ihre Mitgliednummer?"
"Ich möchte Herrn Thomas Nicolai sprechen."
"Darf ich Ihren Namen wissen?"
"Einen Moment, ich verbinde."
Hoppla. Geht ja.
"ADAC Thomas Nicolai, guten Tag"
"Hallo Herr Nicolai, wir hatten uns über den Mietwagen von Pertuis nach Aschaffenburg untehalten."
"Ja, hallo Herr Roos. Ist das Fax immer noch nicht da?"
"Doch. Aber darauf wird uns ein Mietwagen für 570 km bewilligt. Das ist die Gegend von Besancon. Was machen wir ab dort?"
"Wieso 570 km? Geben sie mir den Mann mal."
Thomas Nicolai und Monsieur Europcar diskutieren irgendwas. Der Europcar-Mann gibt mir mein Handy zurück und erklärt irgendwas auf französisch, das sei eine Vertragsfloskel ohne Bedutung, das würde dann der Versicherung zurückberechnet."
Ich resigniere, erkläre mich mit allem einverstanden, gestehe alle meine Sünden, leugne nicht mehr, mit dem Teufel einen Pakt zu haben und gebe zu, Spion für den Vietcong zu sein und unterzeichne irgendwelche Blätter, die mir über den Tisch geschoben werden, verpfände Haus und Hof und überschreibe das Erbe der nachfolgenden 17 Generationen an Europcar, für den Fall, dass ich das Auto nicht vollgetankt zurück bringen würde.
Ich glaube, es ist überflüssig zu erwähnen, dass uns Europcar natürlich vorgestern 200 € für die Mehrkilometer von der Kreditkarte abgezogen hat ...

Dann bekomme ich den Schlüssel für einen Leihwagen.

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Mittlerweile nimmt Tina telefonisch die Information entgegen, der ADAC bietet uns an, das Motorrad entweder am Mittwoch, den 23. August in Frankreich zu reparieren, oder in zwei bis drei Wochen einen Rücktransport nach Glattbach zu organisieren. Wir antworten, man möge das Motorrad einfach in Moustiers-Sainte-Marie stehen lassen und nicht mehr anfassen, bis es nach Deutschland transportiert wird.

Gegen 16:30 Uhr brechen wir in Pertuis auf zur Ardèche.

Wir haben laut Navi eine errechnete Ankunftzeit um 20:20 Uhr an dem Campingplatz Le Clapas in Salavas, direkt an der Ardèche, bei dem wir einen Platz gemietet hatten. Irgendwas sagte mir bei der Buchung, ich solle eine Rücktrittversicherung für 1,40 € dazu buchen. Das hatte ich getan, und unmittelbar nach dem Anruf, ob es ein Problem sei, dass wir wegen unserer Panne einen Tag später kämen, erhielt ich auch eine Bestätigung, dass der Wirt diese in Anspruch genommen hätte. Na gut. Der muss auch schauen, wo er bleibt. Wenn auch leistungsfrei. Die gemietete Parzelle hatte er am selben Tag noch an einen neuen Gast vermietet, der auf gut Glück nach einem Platz gesucht hatte. Diese war damit doppelt bezahlt. Es hat auch Nachteile, seinen Gästen die Parzellennummer vorab mit zu teilen, sobald die Bezahlung eingeht. Egal. Er hatte sein Geld bereits, ich bekam eine Parzelle am Folgetag, Schwamm drüber.

Ich rufe bei dem Campingplatz an und gebe bekannt, dass wir gegen 20:20 Uhr errechnet eintreffen würden. Der Wirt sagt mir, 20:00 Uhr sei das äußerste der Gefühle, denn er habe am Abend eine Party, da könne er die Schranke nicht mehr öffnen. OK. Ich habe mich zwar den ganzen Urlaub und Wochen davor darauf gefreut, mal wieder die Gorges d'Ardèche von Saint-Martin-d'Ardèche bis nach Vallon-Pont-d'Àrc zu fahren, weil ich mit dieser Straße zahlreiche Erlebnisse verbinde, aber dann eben langweilig über Cavaillon, Avignon und Barjac. Das hat mir an diesem Tag grade noch gefehlt, mich von einem Campingplatzwirt hetzen lassen zu müssen ...

Als wir nach Fahrt ohne Unterbrechung am Campingplatz ankommen, 5 Minuten vor acht, stellen wir fest, dass die Party direkt an der Schranke stattfindet und der Besitzer quasi unmittelbar daneben sein Mischpult aufgebaut hat. Eine Mitarbeiterin öffnet mir, erklärt mir alles, kassiert nochmal 1,72 € extra für ich-weiss-nicht-was und wünscht uns "Bonne instalation."

Wir installieren uns tres bon und wollen noch ein Fläschchen Wein an der Bar trinken. Das bekommen wir aber nicht verkauft, ebenso wenig wie eine Portion aus den gewaltigen Paella Pfannen, die nebenan schmurgeln. Das sei alles nur für Leute, die vorbestellt haben wird uns erklärt. Ist vielleicht auch besser so. Wir haben noch lauwarmen Wein, ein wenig Brot, Käse und Salami, sowie Erdnüsschen und eine Tüte Flips. Ich hab schon schlechter gegessen auf dieser Reise.

Die Party dauert bei entsetzlicher Musik bis Mitternacht. Kurz danach schlafe ich ein und träume von einem schrecklichen, gelb lackierten Ungeheuer, das Motorräder, hübsche kurvige Straßen und Zeit frisst. Unglaubliche Mengen wertvoller, teurer Urlaubszeit ...

Fortsetzung folgt
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon Myke » So 27 Aug, 2017 20:35

jetzn weiss ich, welche weltgegend ich mit sicherheit meide. :omg:

und ein loblied auf den öamtc !
let there be rock !
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » So 27 Aug, 2017 20:38

Salavas - Mailley-et-Chazelot, 17. August

Beim Frühstücken schliesse ich mit Tina und Julian einen Deal: Zwar haben wir heute stramme 500 km vor uns, ich möchte aber dennoch gerne 30 km Umweg dranhängen, um den Tag in den Gorges d'Ardèche zu beginnen. Im Ausgleich dazu willige ich ein, ab Lyon Saint-Exupery auch Autobahn zu fahren. Ich mag das zwar nicht, aber irgendwas ist ja immer und mir ist es auch recht, nicht bis in die Puppen auf dem Mopped zu sitzen, denn ich habe für den Abend eine schöne Überraschung für uns eingeplant ...

Julian war noch nie an der Ardèche, weshalb wir natürlich ein paar Stopps an Aussichtspunkten mehr absolvieren.

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Yeah, let's take a photo for Kara ...

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... and one for all your friends ...

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... and now one for ADAC

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Unsere Fahrt verläuft doch recht angenehm. Wir bekommen hausgemachte Eiscreme unterwegs, leckere Quiche Lorraine und kommen mit einer Mischung von Autobahnen und Routes Nationales flott voran.

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Am frühen Abend treffen wir in Mailley-et-Chazelot ein, 12 km südwestlich von Vesoul in der Bourgogne. Dort erwarten uns Marie und Jean-Pierre, zwei 2CV Fahrer und Weitgereiste, die ihren Ruhestand damit begonnen haben, eine echte und originale Lammwoll-gedämmte mongolische Jurte in ihrem paradiesischen und akkurat gepflegten Garten auf zu stellen, mit echten mongolischen Möbeln aus zu statten und ein kleines Badezimmer an ihr Haus an zu bauen. Diese Jurte habe ich für uns angemietet und Marie bereitet uns für lächerliche 13 € pro Kopf ein delikates Vier-Gänge-Menu, zu dem Jean-Pierre alles auftischt, was Weinkeller, Bierkühlschrank, Schnapsbar und Kaffeemaschine herzugeben bereit sind. A Traum!

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Dieser Abend, die ruhige Nacht und der kommende Morgen entschädigen uns für Vieles auf dieser Reise. Der ADAC wäre beinahe in Vergessenheit geraten.

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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » So 27 Aug, 2017 21:25

Mailley-et-Chazelot - Glattbach, 18. August

Am Morgen werden wir mit einem hervorragenden Frühstück geweckt. Der Gastgeber Jean Pierre ist eigens noch in ein Nachbardorf gefahren, weil er herausbekommen hat, dass Tina Pain Chocolat zum Frühstück mag und hat dort welche organisiert. Der Tisch biegt sich ansonsten eh schon wieder. Dort sind wir nicht zum letzten Mal in unserem Leben!

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Unterwegs nach Deutschland über Belfort und Mulhouse macht sich Julian über meinen zarten Teint lustig, als ich meinen Sonnenbrand mit Creme versorge.

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Vor Rastatt wechseln wir noch Mal auf die andere Rheinseite nach Frankreich, um einen gewaltigen Stau zu umfahren. In diese Gegend möchte ich so schnell nicht mehr ...
Es regnet jetzt dauerhaft und die Autobahn wird immer voller. Bei Pfungstadt verlassen wir sie endgültig, fahren noch auf einen Kaffee bei Roger vorbei und sind Abends zu Hause. Naomi hat uns ein Abendessen gekocht und Tina fotografiert zum ersten Mal in ihrem Leben ihr Essen.

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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » Mo 28 Aug, 2017 09:36

Glattbach - Augsburg, 19. August

Tina hatte zugesagt, an einem Verwandtschaftstreffen in Augsburg teil zu nehmen. Ursprünglich war geplant, von der Jurte in Mailley-et-Chazelot aus zum Färt zu fahren, bei dem Julian geblieben wäre, während Tina und ich Tinas Verwandtschaft getroffen hätten. Am Sonntag sollte es dann gemeinsam nach Glattbach gehen. Jetzt mussten wir aber Samstags den Leihwagen abgeben, so dass der ursprüngliche Plan nicht mehr realisierbar war. Also wollten Tina und ich nach Augsburg, während wir Julian mit einem Leihkrad aus unserer Sammlung versehen in Glattbach zurücklassen würden.

Julian entscheidet sich für Tinas BMW als Leihfahrzeug. Wir machen schnell einen Ölwechsel, ich packe 2 Liter 20W50 in den Koffer, wir bauen die flache Scheibe wieder an und ich ersetze eine Fussrastenschraube. Dann wird der Leihwagen ausgeräumt, gesäubert und vollgetankt. Anschliessend bauen wir von einem Rad meiner Falcone, die eh neue Reifen bekommen wird, einen wohlprofilierten 3.50 X 18 Bridgestone-Reifen ab und telefonieren wegen eines neuen Schlauches. Der erste Reifendienst, den ich anrufe hat 5 Stück lagernd.

Wir wollen gegen 12:30 Uhr den Mietwagen abgeben, es ist aber niemand mehr da, obgleich in unseren Unterlagen 16:00 Uhr steht. Also wirft Tina Schlüssel und Papiere in den Briefkasten, wir lassen den Corsa stehen und fahren den Schlauch abholen.

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Julian ist hibbelig und unentschlossen. Er hatte sich überlegt, vielleicht noch seinen Freund Conner in Nordhessen zu besuchen. Ich hatte ihm vorgeschlagen, am Montag wegen seines Motorrades zu telefonieren. Nachdem ich mit Töchterlein Naomi und ihrem Felix über deren Urlaubspläne gesprochen hatte, machte ich ihm den folgenden Vorschlag:
"Ich telefoniere heute noch mit dem ADAC und informiere den über die Rückgabe des Mietautos. Außerdem sage ich ihnen, wir würden die Abholung des Motorrades jetzt selbst in die Hand nehmen. Wir telefonieren mit Yachtie, der in Biot wohnt, ob meine BMW bei ihm eine gute Woche stehen bleiben kann. Reifen, Schlauch und Werkzeug hast Du an Bord. Wenn Yachtie bereit ist, meine BMW bei sich zu parken, und Dich nach Moustiers-Sainte-Marie zu bringen, dann könnt ihr vor Ort den Reifen selbst wechseln, und Du kannst hierher nach Glattbach kommen um Dein Gepäck ein zu sammeln. Ich fahre dann Ende August in meinem Renault-Bus mit Naomi und Felix bis nach Biot, hole meine BMW ab und meine Kinder machen Urlaub in Südfrankreich und Norditalien, während ich über die kleinen Sträßchen, auf die ich jetzt verzichten mußte, das Solomotorrad heim fahre. Eine Win-Win-Win-Win-Situation sozusagen."

Ich rufe den ADAC an und informiere eine Sachbearbeiterin darüber, dass wir den Leihwagen per Nachtbriefkasten zurückgegeben haben und die Abholung des Motorrades jetzt selbst organisieren würden. Das Motorrad sei nach wie vor in Moustiers-Sainte-Marie sagt die Dame.

Prima. Auf zum Verwandtschaftstreffen und dann zum Färt.
Zwei freudvolle Begegnungen erwarten uns.

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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » Mo 28 Aug, 2017 09:48

Augsburg - Glattbach, 20. August

Julian telefoniert, während wir auf der Heimfahrt von Färt sind, mit Yachtie und bucht daraufhin einen Flug von Frankfurt nach Nizza am Sonntag Abend. Ich hätte das nicht getan, zumal das beinahe dreimal so teuer ist, wie der Sprit für das Motorrad, aber ich verstehe auch Julians Ungeduld. Er hat jetzt alles zusammen, um sein Motorrad zu reparieren und möchte wahrscheinlich mir ersparen, mein Motorrad irgendwo abholen zu müssen. Dass ich mich da im Gegenteil schon ein wenig drauf gefreut hatte, die kleinen kurvigen Gässchen noch Mal mit der Solo zu fahren, und zwei oder drei Tage Urlaub mit meiner Tochter zu machen, war ihm wahrscheinlich nicht bewusst.

Sonntag Abend packen wir ihm also das nötige Bordgepäck und bringen ihn zum Flugzeug. Julian wie immer in Flip-Flops, kurzer Hose, T-Shirt und mit einem Alukoffer. Ich hätte mir die Sicherheitskontrolle am Check-In gerne angesehen.

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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » Mo 28 Aug, 2017 10:52

Moustiers-Sainte-Marie und Glattbach, 21. August

Kurz nach 10:00 Uhr ruft mich Julian an. Er steht mit Yachtie in Moustiers-Sainte-Marie bei der Garage Honorat. Sein Motorrad dagegen nicht. Das ist am Freitag Nachmittag bereits vom ADAC mit unbekanntem Ziel abgeholt worden.

Ich bitte Julian darum, einfach mit Yachtie nach Hause zu fahren, und mir Zeit zu geben, Informationen zu beschaffen. In Moustiers zu bleiben ergibt keinen Sinn, da das Motorrad schwerlich dorthin zurück gebracht wird.

Ich rufe den ADAC an.
Vom ersten Mitarbeiter bekomme ich die Auskunft, das Motorrad sei noch in Moustiers-Sainte-Marie.
Von der zweiten Mitarbeiterin bekomme ich die Auskunft, das Motorrad sei unterwegs nach Deutschland und würde innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen eintreffen.
So einen Lastwagen hatte ich auch Mal ...

Ich gebe es endgültig auf, mit den Französischen ADAC Mitarbeitern zu reden. Jedes Mal, wenn ich meine Mitgliedsnummer sage, werde ich aber sofort dort hin durchgestellt. Ich rufe in der ADAC-Schutzbrief-Leistungsabteilung in München an und verlange mit einem Mitarbeiter zu sprechen. Irgendwann geht ein Herr Mademlis an den Apparat und ich nehme ihm das Versprechen ab, mich nicht nach Frankreich zu verbinden, egal was passiert. Erst danach verrate ich ihm meine Mitgliedsnummer.
"Herr Mademlis, der Halter des Motorrades steht in Moustiers-Sainte-Marie und möchte es abholen, reparieren und nach Hause fahren, das Motorrad ist aber nicht mehr in Moustiers."
"Nein, das Motorrad ist nach meinen Unterlagen heute früh um 8:30 Uhr in Moustiers abgeholt worden und auf dem Weg nach Deutschland."
"Wie kommt es, dass der Besitzer der Garage Honorat die Auskunft gibt, das Motorrad sei am Freitag bereits abgeholt worden, ihre Kollegin mir bei einem Telefonat am Samstag bestätigt, das Motorrad sei noch in Moustiers und Sie mir jetzt sagen, es sei am Montag gegen 8:30 Uhr abgeholt worden? Ich bin darüber nicht glücklich, dass ich bei jedem Päckchen mit einem Warenwert von 4,20 € über eine online Sendungsverfolgung zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen kann, wo es sich befindet, während die Auskünfte beim ADAC bezüglich tausender Euros teurer Fahrzeuge so weit auseinanderklaffen."
"Ja weshalb hat denn ihr Freund nicht noch einmal angerufen, bevor er nach Nizza geflogen ist?"
"Das war nicht nötig, weil ich am Samstag angerufen habe und die Auskunft bekam, das Motorrad sei nach wie vor in Moustiers. Ich muss doch der Auskunft ihrer Kollegen vom ADAC auch irgendwann einmal vertrauen können. Aber lassen Sie uns doch bitte nach vorne diskutieren. Wo ist das Motorrad jetzt? Wie verläuft der Transport weiter?"
"Das muss ich auch erst einmal in Erfahrung bringen."
"Dann bitte ich Sie darum, das zu tun. Wissen sie, Herr Mademlis, es handelt sich von der ersten Minute an um eine Reifenpanne und ich bin nicht glücklich darüber, wie wegen eines kaputten Schlauches im Wert von 15 € jetzt die Geschichte, was Kosten und Arbeitszeit bei allen Beteiligten angeht, immer weiter aufgebläht wird."
"Wie, eine Reifenpanne?"
"Das Motorrad hat einen defekten Schlauch in einer Standardgröße an seinem Seitenwagenrad. Sonst nichts."
"Aber weshalb ist das denn nicht vor Ort repariert worden?"
"Weil es laut ADAC einen solchen Schlauch in ganz Frankreich nicht gibt und auch niemanden, der ihn montieren kann. Wir hatten unmittelbar nach der Panne angeboten, das Motorrad 27 km weiter zu transportieren, als vom ADAC vorgeschlagen, dann hätten wir die gesamte Reparatur selbst in die Hand nehmen können. Das wurde aber aus Kostengründen abgelehnt."
"Ja aber weshalb haben denn die Kollegen in Frankreich nicht den Ersatzteilversandservice in Anspruch genommen?"
"Ich finde, das ist eine gute Frage, Herr Mademlis."
"Ich versuche jetzt rauszufinden, wo das Motorrad ist, und rufe sie zurück."
"Danke."

Ich informiere Julian über den Sachstand und bitte ihn weiter um Geduld. Der Gute wirkt extrem geknickt. Jetzt hat er sich ins Zeug gelegt, seinen Kram selbst in den Griff zu bekommen, dann wirft ihm jemand anderer Knüppel zwischen die Beine.

Etwa eine Stunde später klärt mich Herr Mademlis darüber auf, das Motorrad sei jetzt auf dem Weg nach Rastatt und würde von dort auf ein anderes Fahrzeug umgeladen und nach Aschaffenburg gebracht werden. Es sei aber nicht in Erfahrung zu bringen, wann es in Aschaffenburg einträfe.
"Kann man den Fahrer per Handy erreichen, um ihn zu fragen, wo er sich aktuell befindet?"
"Nein, das ist nicht möglich."
"Wie ungewöhnlich. Auf welchem Weg kommuniziert er denn mit seinem Auftraggeber?"
"Das kann ich Ihnen auch nicht sagen."
"Die Idee dahinter ist folgende: Der Fahrer sammelt im Raum Alpes-de-Haute-Provence gestrandete Urlauberfahrzeuge für den Transport nach Deutschland ein. Es kann also durchaus sein, dass er aktuell an irgendeiner Werkstatt ein Auto auflädt, die von Biot, wohin sich der Halter des Fahrzeuges jetzt begibt, gut erreichbar ist. Dann könnte mein Freund sein Gespann doch heute noch in Empfang nehmen."
"Den Fahrer selbst kann ich nicht erreichen, aber ich werde genau ermitteln, was machbar ist, ich melde mich wieder."

Endlich ein ADAC Mitarbeiter, mit dem man vernünftig und zielorientiert reden kann, wenngleich auch nicht jede seiner Auskünfte richtig ist.

Das Telefon klingelt.
"Justus Roos, guten Tag."
"ADAC München, Mademlis guten Tag Herr Roos. Also: das Triumph Gespann kommt am Mittwoch in Rastatt an und wird dort abgeladen. Ich habe mit der Spedition gesprochen, sie können das Motorrad am Mittwoch dort abholen."
"Gut. so machen wir das. Wie ist bitte die Adresse und ab welcher Uhrzeit können wir dort hin?"
"Das Motorrad wird am Mittwoch Vormittag dort eintreffen. Ich rufe sie am Mittwoch um 13:00 Uhr an und gebe ihnen die Adresse durch, wo das Motorrad steht."
"Gut. Ich erwarte also ihren Anruf am Mittwoch um 13:00 Uhr"
"Ja genau, bis dann."
"Auf wiederhören, bis Mittwoch."
"Auf wiederhören."

Ich rufe den frustrierten Julian an. Der bucht einen Flug über Brüssel nach Frankfurt und kommt am Dienstag wieder bei uns an.

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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon T. » Mo 28 Aug, 2017 11:40

Erinnert mich sehr an meinen Überschlag in Bozen und die nachfolgenden Erlebnisse mit dem ADAC Monza = ACI
Nur nochmal ne Nummer härter.
..so ein Scheix braucht kein Mensch....
Aber ich hab mich ja die letzten Jahre revanchiert. 8)

Gib dem Julian mal einen Drücker von mir.
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon AIAndy » Mo 28 Aug, 2017 12:07

LIeber Justus, liebe Tina, lieber Julian!

Hab mit offenem Mund gelesen, bewundert, mitgelitten......Chapeau - was ihr draus noch gemacht habt!

Da sind meine 4h Wartezeit auf Abschlepper in Tschechien mit meiner BSA ja ein Kindergeburtstag..... Und das mit anrufen, Warteschleife, immer ein Neuer am Rohr und ja - wir rufen zurück - kenn ich auch ... :ugly: :gnack: :fiessgrinz:
Zuletzt geändert von AIAndy am Mo 28 Aug, 2017 12:08, insgesamt 1-mal geändert.
Das Leben ist zu kurz um TÜV geprüfte Motorräder zu fahren!
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » Mo 28 Aug, 2017 12:08

Glattbach - Rastatt, 23. August
Julian hat das Limit seines Reisebudgets jetzt erreicht. Die beiden ergebnislosen Flüge haben doch erheblich ins Kontor geschlagen. Eigentlich wollte er noch am Wochenende zum EGT und von dort aus nach Hause. Jetzt informiert er mich, er habe für Donnerstag, den 24. August Abends um 17:00 Uhr einen Zug durch den Ärmelkanal gebucht. Ich hätte das nach der Vorgeschichte nicht getan, bevor ich neben meinem betriebsbereiten Motorrad gestanden hätte, aber so ist eben jetzt die Situation.

Ich rufe gegen 11:00 Uhr beim ADAC an, um zu erfragen, ob Herr Mademlis im Haus ist. Der ist aber nicht erreichbar. Vielleicht hätte er ja schon was vom Eintreffen des Motorrades gehört. Seine Kollegin forscht selbst nach.
"Das Motorrad ist in Rastatt umgeladen worden und wird ihnen morgen in Aschaffenburg zugestellt."
"Aha. Wann morgen?"
"Tagsüber."
"Wir hatten aber verbindlich eine Abholung in Rastatt vereinbart."
"Ja dann ist das doch viel besser so für sie, dann müssen sie nicht eigens nach Rastatt fahren."
"Ich möchte bitte den Herrn Mademlis sprechen."
"Der ist zu Tisch."
"Er möchte mich bitte umgehend zurückrufen, wenn er wieder an seinem Platz ist."
"Ja, das richte ich aus."

Um 13:00 Uhr lege ich mein Handy gesprächsbereit neben mich, während ich über das Festnetztelefon aktiv den ADAC anrufe.
Ich bekomme erneut die Auskunft Herr Mademlis sei zu Tisch und mein Motorrad auf dem Weg nach Aschaffenburg.

Um 13:40 Uhr ruft mich Herr Mademlis zurück, und hat gute Nachrichten für mich:
"Guten Tag Herr Roos, ich sehe, Sie hatten schon Kontakt mit meinen Kolleginnen, ich rufe nach 13:00 Uhr an, hatte ich gesagt."
"Sie sagten 'um 13:00 Uhr', aber damit möchte ich mich jetzt nicht beschäftigen, wo ist das Motorrad?"
"Da habe ich gute Nachrichten für Sie: Das Motorrad wird morgen schon in Aschaffenburg an der Zieladresse zugestellt, sie müssen garnicht eigens nach Rastatt fahren."
"Um welche Uhrzeit?"
"Tagsüber"
"Hören sie, der Halter des Fahrzeuges hat auf Basis unserer Abmachung einen Zug durch den Kanaltunnel am Donnerstag um 17:00 Uhr ab Calais gebucht. Wenn das Motorrad in Aschaffenburg z.B um 17:30 Uhr zugestellt wird, dann könnte das eng werden ..."
"Ich dachte, der Halter wollte erst am Wochenende nach Wales zurück?"
"Das war der ursprüngliche Plan. Nach den ergebnislosen Flügen nach Südfrankreich und zurück ist seine Reisekasse aber jetzt erschöpft."
"Wir dachten, es sei ein Vorteil für sie, nicht eigens nach Rastatt fahren zu müssen."
"Es wäre wünschenswert, dass sie uns in ihre Entscheidungen mit einbeziehen würden, das Mindeste wäre es meiner Meinung nach, wenn sie uns wenigstens in Kenntnis setzen, wenn sie vorhaben, eine verbindliche Absprache abzuändern. Ich habe im Zusammenhang mit dieser Reifenpanne ehrlich gesagt das fortwährende Nachkarten seitens ihres Unternehmens satt. Für mich ist keine Absprache unabänderbar in Stein gemeisselt, aber jede Absprache bindend genug, um die geringste Veränderung zu kommunizieren. Ich möchte, dass sie mir die Adresse der Spedition mitteilen und dort veranlassen, dass das Motorrad wieder abgeladen wird, damit wir es noch heute abholen können"
"Dann muss ich jetzt erst noch einmal dort anrufen, ob das geht."
"Ich bin mir sicher, dass sie das hinbekommen, Herr Mademlis."
"Ich melde mich gleich wieder bei ihnen."
"Ja bitte."

Eine viertel Stunde später ruft Herr Mademlis wieder an.
"Also ich konnte verfügen, dass das Motorrad wieder abgeladen wird. Ich sende ihnen jetzt eine SMS mit der Adresse der Spedition. Dort kann das Motorrad ab 16:00 Uhr abgeholt werden."
"Gut. Wir werden dort sein."

Julian und ich springen in das Auto und fahren nach Rastatt. Genau 200 km und das Navi prognostiziert eine Ankunft um 15:56 Uhr. Passt. Julian sagt:
"Thanks Mr. Mademlis from ADAC."
Ich erwidere, dass ich mich diesem Dank erst dann anschliessen werde, wenn ich das Motorrad anfassen kann, es noch am Stück ist und der Schlüssel auffindbar.
20 km vor dem Ziel werden wir zum Teil der Mutter aller Staus zwischen Karlsruhe und Rastatt. Wir verlassen die Autobahn, um auf der parallell laufenden Bundesstraße zum Teil der Tochter der Mutter aller Staus zu werden. Julian schwant Böses:
"Wahrscheinlich kommt uns gleich ein Laster entgegen, auf dem das Motorrad steht."
"Das wäre nicht so schlimm, denn würden wir verfolgen und einholen. Aber was hältst Du davon: wir kommen dort hin und die sagen 'Sorry, um fünf ist Feierabend.'?"
"Ja, das ist noch nicht einmal unwahrscheinlich."

Um 17:20 Uhr biegen wir auf den Hof der Rastätter Spedition ein. Schneller ging nicht. Wir waren unmittelbar bei Erhalt der Adresse per SMS losgefahren.

Der Hof steht voll mit gestrandeten Urlauberfahrzeugen. Wohnmobile, Kleinbusse, kleine und große Autos, alte und junge Autos und etliche Motorräder. Wenn man die mal in der Summe zusammen geparkt sieht, ist das schon beeindruckend. Auf dem Hof sind diverse Männer mit ADAC Westen damit beschäftigt, allerlei Fahrzeuge zu rangieren. Ich spreche den ersten besten an:
"Moin, wer ist denn hier zuständig?"
"Was wollt ihr denn?"
"Wir holen ein Motorrad ab"
"Ja, aber heute nicht mehr."
"Doch heute."
"Haste Mal auf die Uhr geguckt? Es ist nach fünf!"
"Genau. Und ab vier können wir es holen."
"Nee, morgen."
"Nein, ich hol das Motorrad heute."
"Warum?"
"Weil ich jetzt mehr als drei Stunden hier her gefahren bin, und das habe ich sicher nicht gemacht, um mehr als drei Stunden wieder nach Hause zu fahren und morgen noch Mal zu kommen."

Da winkt von hinten ein anderer Gelbbewesteter und schreit über den Hof
"Das Motorrad?"
"Ja"
"Hierher ..." und in Richtung des ersten gelben Herrn "Halt dich doch mal raus, Klaus."

Der Mann will meinen Ausweis und ein paar Unterschriften, dann führt er uns in eine Halle, in der neben etlichen defekten Motorrädern auch Julians Gespann steht.
Das Topcase steht lose auf seinem Träger, es sind keine Spiegel mehr da, das Navi und beide Tank-Seitentaschen sowie der Tankrucksack fehlen. Julian beginnt zu fluchen, da sagt der Gelbwestler, er würde Mal den Motorradspezialisten holen. Ein braungebrannter hagerer Mann in unserem Alter, nur mit Sicherheitsschuhen und einer Bermuda bekleidet und mit langem Haar betritt die Halle. Ulli.
"Erscht amol zuhorchen, nachert kannst immer noch meckern!"
Ein Franke!
Ulli erklärt uns, dass er der Fahrer sei, der das Motorrad am Freitag Nachmittag in Moustiers-Sainte-Marie abgeholt habe. Er habe es, weil dies der geschützteste Platz für Motorräder sei direkt hinter die Fahrerkabine auf der unteren Plattform geparkt. Da er die obere Plattform noch beladen musste, habe er, um sicher zu gehen, dass Spiegel und Topcase nicht beschädigt werden diese abgebaut. Danach habe er den teilbeladenen LKW in Frankreich übers Wochenende stehen lassen müssen und daher alles, was zu Diebesgut werden könnte in seiner Kabine eingeschlossen, statt es am Motorrad zu lassen. Er sei nur wegen des Hin-und-hers mit dem Motorrad noch nicht dazu gekommen, die Sachen wieder anzubauen.
Ich bedanke mich für die Erklärung und für sein Mitdenken.
"Du hast also das Motorrad in Moustiers am Freitag abgeholt?"
"Ja, Freitag Nachmittag."
"Und am Montag bist Du noch in Südfrankreich gewesen?"
"Ja, da habe ich im Raum Marseille und Avignon noch ein paar Fahrzeuge abgeholt."
"Kann Dich Dein Spediteur über Handy erreichen?"
"Ja klar, wir müssen uns ja absprechen können. Was issn eigentlich kaputt an der Triumph?"
"Die hat nix außer einem platten Reifen."
"Echt jetzt?"
Ich erzähle ihm die gesamte Vorgeschichte in groben Zügen. Ulli kommentiert:
"Die tät ich verklagen."

Wir fragen, ob wir den Reifen vor Ort wechseln dürfen.
Kein Thema. Die Männer helfen noch mit und nach 20 Minuten steht das Motorrad auf einem gewechselten Reifen mit neuem Schlauch. Den Reifen entsorgen wir, denn die Beschädigung auf der Schlauch-Außenseite ähnelt zu sehr der ersten von der Hinfahrt.

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20 Minuten Arbeit und Julian ist Reifen-Man

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Wir sind gegen Neun am Abend zu Hause und 24 Stunden später ist Julian wieder ohne weitere Sorgen in Bridgend/Wales bei Priya und Kara.

Ende Gut, Alles Gut und ob alles Gut sein wird, hat jetzt der ADAC in der Hand, der sich einigen unangenehmen Fragen ausgesetzt sehen wird, und von dem ich jetzt stillvergnügt neben anteiligen Mietwagen- und Taxikosten einen Ausgleich für entgangene Lebensfreude fordern werde.
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon Thomas Heyl » Mo 28 Aug, 2017 12:36

Hi Justus!

Alter, das ist ja 'mal so richtig blöd gelaufen! Ich habe in bald 40 Jahren nur dreimal den ADAC/ACI gebraucht (toi toi toi), einmal auch mit Heimreise für drei Leute aus Italien - das war aber nie ein Thema (ist jedoch alles schon länger her).

Angesichts Deiner Erfahrungen würde ich in der Tat versuchen, den ADAC zu einer Entschädigung zu bringen. Eine Reifenpanne bei einer gängigen Größe sollte pille-palle sein.

Mir kann kein Mensch erzählen, dass es in Frankreich nicht möglich ist, binnen 48 Stunden einen 3.50-18"-Schlappen und -Schlauch aufzutun oder den eben dahin zu schaffen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich bei Reisen mit dem Gespann immer mindestens einen neuen Schlauch je benötigter Größe dabei habe, und das habe ich in der Tat schon öfter gebraucht. Die früheren, ganz dicken Conti-Schläuche gibt's ja leider nicht mehr, nur noch so'n VeeRubber-Zeugs.

Und noch'n Tipp, wenn auch zu spät: Mit etwas List und Tücke ist es oft möglich, selbst Brocken zu organisieren, beizuschaffen oder beischaffen zu lassen. Das hat bei mir zum Beispiel mit einem Kolben und Zylinder von Deutschland nach Sardinien einigermaßen pflegeleicht geklappt und binnen zwei Tagen - und da gab's noch nicht 'mal E-Mail oder gar Smartphones. Du hättest in unserer Zeit zum Beispiel jemanden in Deutschland drauf ansetzen können, ein paar französische Mopedclubs in der Nähe oder französische Foren anzutriggern / abzuklappern :grin: . Wie wir von hier ja wissen, sind das meist sehr hilfsbereite Leute und können oft 'was deichseln :grin: .

Cheers, Langer
... und sorry für die Klugschwätzerei!
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Thomas Heyl
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Re: "Tour des Pannes 2017" oder "Die gelben Engel sind fort"

Beitragvon fleisspelz » Mo 28 Aug, 2017 12:57

Ja, so ist das manchmal.
Die Dinge entwickeln zuweilen eine Eigendynamik, die jegliche Vernunft verhindert. Mitten in der Situation sieht manches anders aus, als mit kühlem Kopf am heimischen Rechner.

Ich werfe dem ADAC letztlich nur vor, dass es ihm wurscht war, wieviel es kostet, Geld zu sparen und dass er Mitarbeiter beschäftigt, die ihren Schreibtisch schön leer halten, statt Aufgaben zu lösen.Institutionen dieser Größe neigen leider gerne Mal dazu nichts zu organisieren außer der Unzuständigkeit.

Die Frage, die ich mir stelle ist, ob ich nicht mit einem Schutzbrief besser beraten bin, der sich ausschliesslich mit Kostenübernahmen für von mir selbst zu organisierenden Leistungen befasst. Das Rundum-Sorglos-Paket des ADAC ist Geschichte.
..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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