lallemang hat geschrieben:Bernhard S. hat geschrieben:Ich freu mich, dass ich vom Authentic wieder zurück bin und nur das Zelt zum Teufel gegangen ist.
war scheint's heftig
Wieder ist ein Jahr vergangen und der Besuch des Authentic in der Auvergne steht an.
Der Internet-Wetterbericht sagt leichten Schneefall für die Gegend voraus, also werfe ich beim Packen auch noch die Schneeketten in die Beiwagenkiste, Gottseidank!
Die Anreise erfolgt wie jedes Jahr mit dem Auto, das bei Freunden in Saints-en-Puisaye stehen bleibt, wo ich mich am Freitag morgen auf das Taxi schwinge um die ca. 320 km bis zum Treffen in Angriff zu nehmen.
Die Fahrt verläuft bei zeitweise leichtem Schneefall problemlos und dank der Materialaufrüstung mit Heizvisier und Superknuffis Harley-Scheibe auch wesentlich komfortabler als in früheren Jahren.
Kurz nach Issoire geht es von der Autobahn ab in die Berge über Ardes sur Couze nach Anzat le Luguet zum Treffpunkt. Am Ortsausgang von Ardes beginnt in diesem Jahr die Schneefahrbahn und es macht einen Heidenspass, die 18 km nach Anzat hochzudriften.
Der Spass wird nur dadurch beeinträchtigt, dass gefühlt hinter jeder zweiten Kurve ein Solofahrer auf der Nase liegt. Irgendwie scheint nach den Erfahrungen der letzten Jahre keiner von den Burschen damit gerechnet zu haben, dass es bei einem Wintertreffen auch mal Schnee haben könnte.
Den Vogel schießt ein Kerl mit einer nagelneuen, Touratec-gerüsteten BMW 1200 GS ab. Als ich ihm das zweite Mal helfe, seinen sauschweren Bock wieder in die Senkrechte zu bringen, erzählt er mir, er hätte da so Schneeketten von Touratec und ob ich meinte, es würde Sinn machen, die zu montieren?
Wie auch immer, ich erreiche die Meldestelle in Anzat, werde von Joelle mit einem Kaffee begrüßt und fahre noch ca. 8 km weiter bis zum Platz, stelle im letzten Tageslicht mein Zelt auf und krieche irgendwann in den Schlafsack.
Ich schlafe hervorragend, muss nur einmal etwas ausziehen, weil mir viel zu warm ist und in halbwachen Phasen bemerke ich, dass der Wind im Lauf der Nacht wohl etwas aufgefrischt hat.
Am Samstag morgen wache ich auf und stelle fest, dass doch ein ziemlich heftiger Wind weht.
Die Blase macht sich bemerkbar, also raus aus dem Schlafsack, Innenzelt aufgemacht...und mich trifft fast der Schlag:
Aber trotzdem, raus aus dem Zelt, ich hab es ein bisschen eilig und bin noch nicht ordentlich in den Stiefeln, da erfasst mich eine Windböe und wirft mich auf das Zelt und es bricht eine meiner Zeltstangen.
Dann erst realisiere ich, was los ist. Ein orkanartiger Sturm und so viel Schnee in der Luft, dass man das Gefühl hat kaum atmen zu können.
Ein geschätzes Drittel der Zelte stehen nicht mehr, ein Typ liegt völlig zugeschneit in seinem zerrissenen Innenzelt, das Aussenzelt hat es weggeweht, und wir rufen und schütteln ihn in der Sorge ob er überhaupt noch lebt. Plötzlich bewegt sich der Schneeberg dann doch und er schaut uns völlig verwundert an. Im grossen Festzelt, in dem die Bar untergebracht ist, sind den ganzen Tag 4-5 Mann beschäftigt, zu verhindern, dass das Ding wegfliegt. Teilweise ist so viel Schnee in der Luft, dass ich nicht von meinem Zelt bis zum Barzelt sehe, das nur 20 m entfernt ist.
Wie auch immer, nachdem sich der Wetterbericht im Lauf des Vormittags nicht ändert und diesen Sturm bis wenigstens Sonntag Mittag verspricht, entschliesse ich mich, das Experiment Authentic 2017 abzubrechen, da mir zur Reparatur meiner gebrochenen Zeltstange nichts einfällt, ich mir eine weitere Sturmnacht im halb eingefallenen, zerrissenen Zelt nicht zutraue und eine Übernachtung im Barzelt auch keine Option für mich ist.
Hier komme ich auch mit Werner aus Ludwigshafen und Thorsten (Olli) aus Stade in Kontakt, zwei Tauerntreffen-Veteranen, deren Zelt auch eingestürzt ist und die auch den Platz verlassen wollen.
Von seiten des Veranstalters wird signalisiert, dass die völlig zugewehte und unpassierbare Strasse nach Anzat gegen Mittag freigeräumt wird, also packen wir unsere Sachen, montieren die Schneeketten und halten uns bereit. Nach der Kettenmontage sah ich dann so aus:
Doch der Schneepflugfahrer hat wohl andere Anweisungen, wie und wo zu räumen ist und so dauert es bis 16.30 Uhr bis wir den Platz verlassen können.
In Anzat ist das Schlimmste überstanden und ich verabschiede mich von Joelle, die mir sagt, ich brauche mir hier in Anzat keine Hoffnungen machen, ein Zimmer zu finden.
Werner und Olli wollen einen Freund anrufen, ich missverstehe die beiden, denke, der Freund hätte hier in der Nähe eine Unterkunft und mache mich in der beginnenden Nacht auf den Weg nach Issoire, um mir dort ein ein Hotel zu suchen.
Auf dem Weg nach Ardes stosse ich noch auf andere Abreisende und wir müssen an einer Stelle nochmal eine ganze Weile warten, bis der Schneepflug einen verwehten, unpassierbaren Abschnitt geräumt hat.
Am Ortsausgang von Ardes ist es Zeit, die Ketten abzunehmen, plötzlich sind Olli und Werner wieder neben mir und erzählen mir, dass ihr Freund sich in Issoire einquartiert hat, weil er es am Samstag morgen nicht mehr auf den Berg geschafft hat. Er hat Zimmer für die beiden geordert und wenn ich wollte, solle ich mitkommen.
Wir fahren also die letzten 20 km des Tages, schlüpfen in einem sympathischen Hotel in der Innenstadt unter und bei einem netten Abendessen lerne ich auch Jerry und seine charmante Frau Tessie aus Luxemburg kennen.
Sonntag morgen bin ich schon um 08.00 Uhr auf dem Taxi, um 13.00 Uhr habe ich das Motorrad auf den Anhänger verladen, bin wieder auf dem Weg und krieche nach einem Kurzbesuch bei Schätterle und dem Schmuddligen um 02.30 Uhr am Montag in meine Falle.
Im nachhinein betrachtet, wäre es durchaus möglich gewesen, das Zelt zu reparieren, aber in dem Moment war ich mit der Situation einfach überfordert. Den Sturm hatte ich so nicht auf dem Schirm. Übrigens, Werner meinte, der Sturm am Tauerntreffen 2008 wäre nicht viel schlimmer gewesen.
Natürlich habe ich wieder kaum Fotos gemacht. Der Akku ist zeitig in die Knie gegangen und an ein Aufladen war bei dem Wetter nicht zu denken.
Keker52, der 2012 auch auf dem TT war, hat mir dankenswerter Weise einige Fotos zu Verfügung gestellt, die die Stimmung ganz gut wiedergeben.
©keker52
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©keker52
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Olli beim Packen ©keker52
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