Rauchende Berge, überfüllte Strände und mordlustige FahrweiseWir reisten also erneut aus der EU aus und nach Montenegro ein, Crna Gora in der Landessprache. Vor uns lag Herzeg Novi, der Eintritt in die verwinkelte Bucht von Kotor, eines der malerischsten Fleckchen der Adriaküste. Unser Ziel war der kleine
Autocamp Lara in Kostanjica, unmittelbar am Wasser. Man kann vor der Bucht von Kotor entweder mit einer Fähre von Kamenari nach Lepetani einen guten Kilometer übersetzen, oder man umrundet sie und fährt dabei etwa 45 km malerische Küstenstraße mit zahlreichen Kurven und spektakulären Ansichten. Freilich muss man auf die montenegrinische Fahrer achten, die halsbrecherisch überholen, sich todesverachtend aus Seitenstraßen einbiegend vor Deiner Kühlerhaube materialisieren und offenbar Nerven aus Krytonitstahl mit Admantfasern besitzen. Ich möchte die Landschaft der Bucht von Kotor nicht missen, bin aber heilfroh, dort niemanden entleibt zu haben.
Als wir am Campingplatz ankommen, stellen wir fest, dass der Berg oberhalb in Flammen steht und unser Platz im schweren Rauch läge. Das empfinden wir als drückend und wenig einladend, weshalb wir beschließen, weiter zu fahren. Es sind zahlreiche Campingpläte an der montenegrinischen Küste zwischen Budva und Ulcinji eingezeichnet. An irgendeinem davon werden wir bleiben. Glaubten wir.
Der Verkehr in Montenegro ist unentspannt. Alle fünf Minuten versucht jemand, Dich umzubringen. Dabei sind der Phantasie wenig Grenzen gesetzt. Extrem testosteronlastig, die Fahrweise. Als Entschädigung fahren wir irgendwann in Bar hinter einem mutigen Russen her. Man muss dazu wissen, dass Montenegro die Touristenbadewanne und teilweise der Ballermann von Belgrad ist, dessen Regierung politisch Russland sehr nahe steht.
Wir suchen alle eingezeichneten Campingplätze auf. Manche existieren nicht mehr, andere sind voll oder schlicht wegen wild kreuz und quer parkender Autos nicht erreichbar. Nach drei Stunden ergebnisloser Suche geben wir auf und rufen bei einem Campingplatz vor den Toren von Shkodra in Albanien an, auf dem ich eigentlich erst einen Tag später ankommen wollte. Wir fragen, ob es Platz gibt und wir gegebenenfalls sehr spät anreisen können, da wir keine Vorstellung haben, wie lang die Fahrt von Bar nach Shkodra über eine kleine, weiss eingezeichnete Landstraße dauern wird, und wieviel Zeit der Grenzübertritt von Montenegro nach Albanien kosten mag. Die Wirtin sagt, wir seien zu jeder Tages- oder Nachtzeit willkommen und wünscht uns eine gute Reise. Es ist früher Abend, gegen 17:30 Uhr und wir haben etwa 65 km zu fahren. Das dauert auf dem engen Sträßlein voller Schlaglöcher und langsam fahrender LKWs etwa zweieinhalb Stunden. Einschließlich Grenzübertritt. Kurz vor der Abenddämmerung erreichen wir den
Camping Legjenda vor den Toren von Shkodra und es ist, als wären wir bei alten Freunden zu Besuch.