Gespannlenker und Vibrationskummer

Hier geht es um AiA-taugliche Motoren, Maschinen, Fahrzeuge. Wyrdiges Zeug kwasi :D

Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Fr 31 Mär, 2017 20:46

Hallo zusammen!

Im Freu-Fred habe ich das schon angesprochen. Am vergangenen Wochenende hatte ich unserem Victoria-Gespann einen deutlich breiteren Lenker angemessen (Endergebnis: 790 mm Luftlinie zwischen den Enden).

Bild

Das war zwar mit 13 Stunden Schaff' verbunden und mit reichlich Pleiten, Pech und Pannen, das Ergebnis war dann jedoch großartig: super-Handling. Die Elektropannen verursachten Donnerstag dann noch einen netten Besuch bei Uli Seiwert in der Gutleutstraße in Frankfurt mit dem Meister selbst am Tresen, beschäftigt mit drei Franzosen, die extra für den BMW-Brocken-Einkauf angereist waren, und einem jungen Typ im Hof, der gerade so'n Luxus-Boxer-Gespann beschraubte und ganz platt war, als ich mit der verranzten Möhre aufgeschlagen bin. :grin:

Leider haben die Lenkerhälften die unschöne Eigenschaft, schwer zu vibrieren (nicht untypisch für Eintopf-Zweitakter). Das war nun weniger gut, denn schon auf dem kurzen Weg zur Arbeit bekam ich kribbelnde Pfoten.

Maybach, hiha, Dreckbratze, Myke und peter67 waren dann im Freu-Fred so nett, mich einzunorden. Nicht gießen, was auch immer als Ballast genommen wird, muss ein Eigenleben führen können :-D . Dass konventionelle Lenkergewichte mit typischerweise maximal 206 Gramm nichts bringen und wegen Ochsenauge und Schlitzgasgriff ausscheiden, dürfte klar sein, und Sand ist nicht wegen a) Verklumpen duch Feuchtigkeit und b) der Bohrungen für Gaszug und Blinkerkabel durch den Lenker.

Ich also kurz Mathe angeworfen und dann sowas besorgt (2 kg):

Bild

Das sind vernickelte Bleikügelchen mit 2 mm Durchmesser. Beim Anblick der zwei kleinen Päckchen wurde mir etwas mulmig, aber ein Test mit einer der alten Lenkerhälften zeigte schnell, dass es das tut. Blei ist mit 11,34 Dichte schon schwer, das ist ein echtes Handschmeichelzeugs (meine Tochter war begeistert :grin: ).

Ab damit in die Röhren!

Bild

Links beim Ochsenauge ging das mit etwas verdichten prima, rechts wurde es vor der Bowdenzugstütze für den Gaszug etwas schwieriger und brauchte amtlich viele Schläge, bis sich das Zeugs gesetzt hatte (und dann viel List und Tücke, um die Zugstütze wieder ganz einzusetzen). Falls das rechts nicht reicht, habe ich noch einen "Plan B" und dafür schon so eine Art Messing-Kondom angefertigt :-D .

Ich hab's dann aus Zeitmangel bei einer kurzen Probefahrt die Gasse 'rauf und 'runter belassen. Sonntag wollen wir je rund 20 km zu einem Freund und zurück fahren, dann lässt sich eher sagen, ob das 'was gebracht hat.

Eine kurze Wiegung hat ergeben, dass ich rund 1.600 g Blei untergebracht habe (links, wo es kritischer war, mehr, rechts weniger).

Cheers, Langer
(der hoffentlich Sonntag dann noch sensible Händchen hat, da dreht es sich um Modelle)
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon lallemang » Fr 31 Mär, 2017 20:57

Nickel-Blei :smt023






Die venickelten Kügelchen kannt' ich noch nicht.
Und "nickel-chrome" ist hier einer der Ausdrücke für "1A" und so.
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Fr 31 Mär, 2017 21:07

Danke, lallemang, für Aufklärung und Zustimmung! Das Zeugs gibt es am Kilo in der Bucht.

Cheers, Langer
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon kahlgryndiger » Sa 01 Apr, 2017 06:28

Boah, beim Uli war ich ja schon ewig nicht mehr ... kürzlich bin ich da mal vorbei gefahren. Auch das Gutleutviertel hat sich sehr verändert in den letzten Jahren. Wie auch's Gallus ... BTW, kennt noch jemand die Gallus Disko oder das Cafe Südstern in Sachsenhausen ... :omg:
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Lindi » Sa 01 Apr, 2017 07:04

interessante Lösung, bin auf das Ergebnis der Probefahrt gespannt :smt023
Frage: hast Du was vor die Packung gestopft, oder "immer rein damit"?
Viele Grüße

Dirk
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Sa 01 Apr, 2017 08:58

Hallo zusammen!

@Andreas: Na klar kenne ich :opa: das noch. In meiner jetzigen Bude wohne ich seit 30 Jahren. Da war der Uli noch ein junger Mann :grin:
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich war nicht beim Uli, damit die mir 'was flicken - ich brauchte einen Schalter.

@Dirk: Ich habe die Lenkerhälften ganz gefüllt (oder so gut das eben ging). Die sind ja in der Mitte beim Lenkrohr geteilt und da verschlossen. Meine Überlegung war übrigens richtig: Das Kabel vom Ochsenauge und der Gaszug lassen sich noch leicht in der Füllung hin- und her schieben.

Die ganze Lenkerstory habe ich jetzt auch 'mal zu Papier gebracht :wink: .

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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Mo 03 Apr, 2017 11:30

Hallo!

Mit der Probefahrt war's leider nichts, weil ich als braver Arbeitnehmer am Sonntag gekränkelt habe statt unter der Woche :grin: .

Heute bin ich jedoch zur Arbeit und zurück gebrummt. Ganz weg sind die Vibrationen natürlich nicht, aber die höheren Frequenzen sind weg und der Rest deutlich spürbar gedämpft.

Das zeigt sich besonders gut am Rückspiegel - plötzlich kann ich da immer 'was drin sehen, wenn ich hinschaue :-D . Das war vorher durchaus nicht der Fall.

Also erstes Fazit: nicht schlecht und viel besser als vorher.

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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Richy » Mo 03 Apr, 2017 15:02

Warum an den Symptomen rumdoktoren und nicht die Ursache bekämpfen?
---> Ausgleichswelle anbauen!
*duckundwech*
Das beste Werkzeug ist ein Tand in des tumben Toren Hand.
(eigene Erfahrung)
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon fleisspelz » Mo 03 Apr, 2017 15:04

Was soll denn das arme Schnauferl noch alles rumschleppen :omg:
..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon hiha » Mo 03 Apr, 2017 15:17

Was für einen Motor hat das Moped denn genau? Ist das ein 200er oder 250er Zweitakt-Einzylinder?
Dann sollte man mal über eine Kurbelwellenwuchtung nachdenken, wenn der Motor mal wieder geöffnet werden soll.
1.) Feststellung des aktuellen Wuchtfaktors,
2.) Herstellung eines bekanntermaßen funktionierenden Wuchtfaktors (z.B. 70%-75% bei leicht schräg stehendem Zylinder in Schleifenrahmen)
3.) das ganze dann dynamisch gewuchtet.

Es gibt ein gewisses Risiko, dass danach zwar nicht mehr die Hände, dafür die Füße einschlafen, aber meistens liegen die originalen Wuchtfaktoren und die fehlende Links/Rechts-Wuchtung so daneben, dass es danach um Welten besser ist.

Gruß
Hans
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Mo 03 Apr, 2017 15:36

Danke, die Herren!

Das ist ein 250 cm³-Eintopf-Zweitakter, unten offener Rahmen ohne Doppelschleife, Motor als tragendes Element. Das mit der Kurbelwellen-Wuchterei wird eher problematisch, aber die Schwungmasse kommt dieses Jahr noch dran (und die ist nicht leicht). Ich hab' da einen in der Nähe, der mir das nach Absprache on demand macht und das Teil dabei auch plan drehen kann.

Bild

Bitte kommt mir jetzt nicht mit "Kurbelwelle und Schwungmasse sind doch abgestimmt ab Werk" - sinse nämlich nicht :grin: .

@Justus: Das bisschen Blei steckt die Möhre aber noch locker weg. Stimmt jedoch, das entfernt mich wieder etwas vom erstrebten Leistungsgewicht von < 10 kg / PS. Der Prüfstand kommt dieses Jahr eventuell auch noch dran, aber da muss mir unser Kumpel Volker die Kiste erst freifahren :-) .

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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Mo 03 Apr, 2017 15:46

Sorry, da habe ich noch einen entscheidenden Punkt vergessen.

Bild

Victoria hat die Kurbelwelle ab der KR26 mit Leichtmetall-Füllstücken vergossen, um den Totraum im Kurbelwellengehäuse zu verkleinern. Die Einsätze sind auf dem Foto ganz oben und unten gut zu erkennen. Irgendwie haben sie da gewuchtet, weil das Teil (das ist unseres) außen einige Wuchtbohrungen hat.

Aber selbst wenn die (was ich nie im Leben glaube, wenn ich mir deren sonstigen Pfusch ansehe) Kurbelwelle und Schwungrad gemeinsam gewuchtet haben sollten (haben sie sicher nicht!), das Schwungrad ist nicht das Original, sondern die Auführung ohne den lästigen und störanfälligen "Pseudo-Fliehkraftversteller" als Starthilfe (ohne gibt das "SR-Feeling", tut jedoch prima).

Cheers, Langer
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon hiha » Mo 03 Apr, 2017 16:45

Miteinander Wuchten bringt nix, da hast Du Recht, der Schwung muss für sich gewuchtet werden. Aber der Wuchtfaktor der Welle täte mich interessieren. Hast Du eine Kurbelwelle und einen Kolben, nebst Feinwaage zur Hand? Wobei die experimentelle Bestimmung des vibrationsärmsten Wuchtfaktors in einem offenen Rahmen, wo der Motor nicht mit dem Kopf am Rahmen verschraubt ist, das wäre eine Herausforderung... :omg:

Gruß
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon Thomas Heyl » Mo 03 Apr, 2017 17:03

Hallo Hans!

Danke für die Antwort! Es gibt eine KR26, bei der Kurbelwelle und Schwungrad gemeinsam gewuchtet wurden, und zwar ist das eine der sieben wohl eher "freizeitlich" von den Werksfahrern und Ingenieuren gebauten Maschinen mit Schwinge hinten für Geländewettbewerbe (gruselige Optik!). Die soll sehr gut gehen, aber über die Vibrationen weiß ich nichts.
Hast Du eine Kurbelwelle und einen Kolben, nebst Feinwaage zur Hand?

Du beliebst zu scherzen, oder :grin: ? Einen der originalen Nüral- oder Mahle-Kolben wie meinen mit eingegossenem Eisenkern oder eine gute Kurbelwelle für die Teile kannst Du fast in Gold aufwiegen, vor allem die Kolben bekommst Du gar nicht mehr. Sowas bekommst Du allenfalls noch, wenn Du so'n bescheuerten Dänemark-Reimport auf gut Glück kaufst (ist aber Lotterie). Ich bin schon froh, dass ich über die Jahre insgesamt drei Zylinder gefunden habe, davon einen mit passendem Kolben, einer sehr gut und ohne Kolben, aber mit Rippenbrüchen, was ja gerade in Mode ist.

Aber immer langsam! Zwei Kumpel und ich verfolgen da so einen langfristigen Plan mit einem Kolben von einem Zweitakter-SAAB 96, wie ihn der Oldtimer-Markt als Wettbewerksfahrzeug fährt, oder alternativ einem Wössner-Schmiedekolben (was rund 270 cm³ ergibt, damt aber noch nicht an die Ultra-Rarität, die KR26 mit 300 cm³ für Österreich und mit längerem Hub heranreicht. Die ist so selten, dass sie nirgends dokumentiert ist, aber Volker hat schon so einen Motor gesehen oder einen im Angebot gehabt). Wenn dann noch anschraubbare Unterzüge angefertigt sind, können wir nochmal über das Thema reden. Für jetzt ist die Bekämpfung der Symptome schon ok.

Cheers, Langer
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Re: Gespannlenker und Vibrationskummer

Beitragvon hiha » Mo 03 Apr, 2017 17:56

Danke für die Info, Du hast ja scheins schon so ziemlich alles durch mit der Gurke. Die Schimpftiraden des Herrn Hertweck seelig gegen die damalige, aus eigenem Verschulden dem Untergang geweihte Motorradindustrie, speziell gegen Victoria, sind wohl nicht ganz ungerechtfertigt gewesen...

Ganz nebenbei: Ich verfüge seit kurzem -dank der AiA-Logistik- über einen, *ahem*, "größeren Posten" einer speziellen Alulegierung für Schmiedekolben, wie Wössner sie auch verwendet. Man muss sie nicht unbedingt schmieden, um einen Kolben draus zu machen...
Die "Nüral-Autothermatik"-Kolben werden mittlerweile ja nicht mehr ernstgenommen, damals war das ja der letzte Schrei. Mag sein, dass der dicke Graugusszylinder bei reinen Alukolben ärger macht, aber eigentlich nur, wenn man die gleichen Laufspiele beibehält.

Letztlich müssen wir das wohl mal am Lagerfeuer auspalavern.

Gruß
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