Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon T. » Sa 13 Jan, 2018 18:02

Sehr fein mitzureisen!

Das mit der Plastikdecke über der Tischdecke ist auf der anderen Seite der Grenze auch... ;-)
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T.
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon peter67 » Sa 13 Jan, 2018 19:38

Sehr interessanter Bericht, danke!

Das das ist schon ganz was anderes, als was ich bisher so bereist bzw gesehen habe. Bis auf die Plastiktischdecken, die hatte meine Oma auch. :-D
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon motorang » So 14 Jan, 2018 12:03

Hallo
Und weiter, wir beginnen unsere dritte Woche in KG.

Über den Mels Ashuu ins Naryn-Tal

Montag 14.8.2017

Gemütlicher Vormittag, der Nachtregen ist abgezogen und auch die restlichen Wolken halten sich nicht mehr lange. K. hat die Nacht gut überstanden, die mit 5 Grad unsere bisher kälteste war. Sind ja auch auf knapp 2900 m.

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Aber die Sonne wärmt, beim Frühstück richten hat es schon 15 Grad und bald sitze ich mit Sonnenschirm da. Wir trödeln beim Packen ein bisserl rum, und versuchen mit Hotelseife und Kaffeemehl die benzingetränkte Stelle im im Kofferraumteppich zu neutralisieren. Schreiben Polsterschaum auf die Einkaufsliste. Irgendwann ist wieder alles eingepackt. Zu viert ist es dann doch etwas eng fürs Gepäck, zumal K. für den gescheiterten Bergseebesuch auch noch ein aufblasbares Kanu samt Pumpe mitführt.

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Um 11:30 steht die Strecke zum Bergsee Song Köl auf dem Programm, die wir in zwei Tagen fahren wollen. Der erste Teil geht über den Schotterpass Kulak Ashuu (3390 m) und den MELS Ashuu (3241m) und ist sehr schön zu fahren. Spektakuläre Fotomomente, die aber auch viel Zeit kosten.
Der Pass ist nach den vier kommunistischen Vordenkern benannt: Mark, Engels, Lenin, Stalin (MELS). Er ist nur zwei Monate lang im Sommer geöffnet, den Rest des Jahres zu schlammig oder zu verschneit. Für uns passt es gerade, glücklicherweise.

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Ganz aus der Nähe: Murmeltier!

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Etwas weiter entfernte Murmeltiere:

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Eine Straße nach meinem Geschmack!

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Mit kleiner Furt sogar:

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Gegenverkehr ist schon lange vorher sichtbar:

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Yaks!

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Das Passmonument des MELS Ashuu.

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Die Kirgiesen beschäftigen offensichtlich Künstler in der Straßenverwaltung, anders lässt sich so ein einziges Schild mitten auf einem etwa 30 km langen herausfordernden Schotterpass, noch dazu an einer sehr einfachen und übersichtlichen Passage, eigentlich nicht erklären. Dadaismus pur.

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Erst gegen 1530 landen wir im kleinen Ort Baetov und können in einem Cafe etwas zu Mittag essen. Sehr authentisch, die Speisekarte nur auf russisch aber der Kellner tippt uns die Sachen in eine Übersetzungsapp am Smartphone oder zeigt uns Bilder der Speisen.

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Das Essen ist flott da und sehr gut. Hier die durchaus üblichen sanitären Einrichtungen: der Bub füllt gerade das Handwaschbecken im Hof nach. Das hat einen eigenen kleinen Wassertank. Weil der Hahn tropft, ist das Nachfüllen für jeden Gast separat notwendig. Das Wasser stammt wahrscheinlich aus dem nächsten Bach oder einem Regenwassertank.
Die beiden Türen im Hintergrund sind die landesüblichen Wasserspar-Toiletten.

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Die Getränkekarte ist überschaubar, es gibt ausschließlich Tee. Dafür aber interessante Gerichte, wie dieses eher kohlehydrathaltige Mahl: Buchweizen mit Nudeln und Reis, dazu ein Omlett mit Kajmak (einer Art Rahm).

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Nach dem Essen, Einkauf (wir haben Polsterschaum gefunden!) und einem Tankstopp geht es im Tal des Naryn weiter auf einer schlechten Asphaltstraße mit einer langen Baustelle, viele Kilometer Rüttelpiste dass einem die Plomben rausfallen. Gehen 18 Uhr können wir einem Bagger 15 min beim Beladen eines LKW zuschauen, erst dann ist die Straße wieder frei.

Im Ort Ak-Tal wollen wir über den Fluss Naryn und an der Piste nordwärts zum Moldo Ashuu einen Schlafplatz finden.

Leider ist dort wieder Baustelle, die Brücke ist gesperrt. Bis 1. September. Autsch, da geht unsere Planung wortwörtlich den Bach runter. Das bedeutet einen 100 km Umweg nach Naryn und weiter über den Terskej-Topok-Pass zum Song Köl, einem der schönsten Hochgebirgsseen des Planeten und dem Sehnsuchtsziel der Kirgisen.

Vorher aber wird es dunkel und wir brauchen einen Schlafplatz. Das Tal des Naryn ist sehr weit und einsehbar, auf der Flussseite schilfig und sumpfig, und auf der Bergseite schnell ansteigend. Wir konzentrieren unsere Suche auf die einmündenden Seitentäler. Die kleinen Schotterpisten führen öfter mal DURCH den Bach statt nebenher.

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Bei Sonnenuntergang finden wir endlich einen schönen Platz in einem Canyon mit Wildwestambiente, direkt über einem kleinen Bach. Es ist trocken und warm, und wir sind ganz alleine dort, so dass wir auf das Heckzelt verzichten und einfach unserem Tisch hinter den Wagen stellen, beim Abendessen und einer Runde kartenspielen auf den Sternenhimmel warten. Wir werden nicht enttäuscht!

Hier haben wir sogar etwas Telefonempfang und können Geburtstagsgrüße an Emma schicken, die heute drei Jahre alt wird.

Über Naryn zum Terskej-Topok-Pass

Dienstag 15.8.2017

Gute Nacht gehabt, beim Frühstück den Greifvögeln bei der Thermiksuche an den Felswänden zugeschaut. Morgens noch ein paar Handvoll Feuerholz zusammengesucht und vorne ans Auto gebunden, weil oben am Song Köl gibt es keines - und es kann kühl werden.

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Das große Polsterschaummassaker!

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Fürs Frühstück ist bereits ein Sonnenschutz notwendig:

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Der tägliche kleine Kampf mit der Hülle vom Dachzelt:

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Anschließend fahren wir zum dritten Mal auf dieser Reise nach Naryn, Paul bringt uns heil bis zur Hauptstraße. Nach ein paar einleitenden Rückfragen.

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Auf dem weiteren Weg können wir an einem Dorfbrunnen unsere Wasservorräte aufstocken.

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LKW-Reifen Upcycling:

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Damit der Umweg was taugt, werden wir in Naryn duschen, Mittagspause machen und nochmal einkaufen. Bick auf Naryn von Westen:

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Dazu parken wir beim Celestial Mountains Guest House, weil dort gibt es Duschen und WC am Gang, und K. handelt einen Preis von 100 Som pro Person für die Benützung aus. Frisch gewaschen erfragen wir den größten Supermarkt namens "Nary City" und stocken dort Proviant auf. Auch Kefir, der auf der anderen Seite der Packung mit Ayran beschriftet ist, und nach Yoghurt schmeckt. So klein ist die Welt ...

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Eva macht einen etwas weiter vergorenen Kefir (der schmeckte schon recht scharf) übrigens für ihre derzeit sehr aktive Verdauung verantwortlich. Nachdem eine lose Blechabdeckung im Motorraum einen Höllenlärm verursacht hat (3 von 4 Schrauben fehlen und die vierte ist locker), fixieren wir das Ding mit Kabelbindern und können weiter, zum Song Köl. Das erste Stück auf Asphalt geht flott, und auch der folgende erste (namenlose) Schotterpass ist schön zu fahren.

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Das dürfte eine der vielen Enzianarten sein:

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Auf dem Weg sehen wir einige Nadelbäume, ausgewachsene Exemplare, auf 2800 m Höhe!

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Dieser Forellenbach ist der Song-Köl -Abfluss des gleichnamigen Sees der unser morgiges Ziel ist.

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Vor dem Beginn des Teskej-Topok-Pass (3140 m), finden wir einen schönen Platz am Bach und schlagen unser Lager auf. Es wird rasch kühl und feucht, aber im Heckzelt lässt es sich aushalten.

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Gryße!
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon lallemang » So 14 Jan, 2018 12:18

Was für Landschaften :smt049

Danke! :smt023

:popcorn: :-D
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon ETZChris » So 14 Jan, 2018 13:13

Der Wahnsinn!
Gruß
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon bastardo » So 14 Jan, 2018 13:47

Wow! :smt049
Christian

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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon Uwe Steinbrecher » So 14 Jan, 2018 18:18

Sag mal Andreas, ist der K Geheimagent, oder habe ich eine selektive Wahrnehmungsstörung.
Jedenfalls konnte ich ihn bislang noch nie sehen. Aber schon vieles von ihm lesen. 8)
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon motorang » So 14 Jan, 2018 22:18

Er möchte das so ...

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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon Richy » Mo 15 Jan, 2018 19:53

Das ist ein wunderbare Bericht, vielen Dank dafür!

Und es macht wirklich Lust, dieses Land zu bereisen!

(Es sind nicht mal 6000km dahin... :floet: Nur Russisch müsste man wohl lernen.)

Freue mich schon auf den Rest!

Grüße,
Richard
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Mo 15 Jan, 2018 20:44

Richy hat geschrieben: :floet: Nur Russisch müsste man wohl lernen.)


Das würde sicher nicht schaden, wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass es auch ohne Russisch, dafür mit Zeigewörterbuch und einem Lächeln recht einfach und sehr gut funktionieren kann. :-D
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon Dreckbratze » Mo 15 Jan, 2018 22:49

klappt auch bei den schwaben.
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Mo 15 Jan, 2018 23:22

Stimmt! Da hab ich das Russische wirklich noch nie vermisst. :weg:
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon motorang » Di 16 Jan, 2018 06:12

Ich kann Euch nur ermutigen, nach Kirgistan zu reisen. Es ist recht problemlos und auch bezahlbar.

Gryße!
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon Lederclaus » Di 16 Jan, 2018 09:17

Fleißiger Kefir...kenn ich :smt005

Was für ein schöner Reisebericht! Und daß man mit mangelhaften Russischkenntnissen ganz gut zurecht kommt, kann ich bestätigen. Mit meinen ca 50 Worten, die ich aufgeschnappt habe und einigermaßen in meine Hand- und Fuß- Darstellungen eingeflochten bin ich immer sehr gut klar gekommen.Man gibt sich Mühe zu verstehen und auch verstanden zu werden. Sehr angenehm.
Look!
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Is it a Quantity Surveyor?
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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Beitragvon motorang » Mi 17 Jan, 2018 18:37

Hallo, und weiter,

zum Bergsee Song Köl

Mittwoch 16.8.2017

Die Morgensonne wärmt schnell alles auf.

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Wasser filtern aus dem Flüsschen. Nachdem da reht viel Schwebstoffe drin sind, baue ich einen Vorfilter aus einer Kunststoff-Bierflasche und etwas Küchenpapier:

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Bei Sonne fahren wir die 33 Kehren des Schotterpasses hinauf. Je nach Quelle wird er übersetzt als Teskey Torpok, Terskey Topok, Tekey Torpok ... und hat zwischen 24 und 33 Kehren. Wir haben das Schild fotografiert: es sind (offiziell) 33:

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Der Pass wird auf englischen Seiten oft als "33 Parrots Pass" bezeichnet, also "Pass der 33 Papageien". Auf der Seite curiouslizards.com habe ich eine Erklärung dafür gefunden:

The road from Son Kul Lake to Tash Rabat is considered the most dangerous road in Kyrgyzstan because of the 33 Parrots. Our guide Sasha explained that the Russian word for “fear” sounded just like the English word “parrot”. This pass was the most stunning yet and the 33 referred to the number of switchbacks on the treacherous descent.


Tatsächlich soll das der schönste kirgisische Pass sein, und aufgrund der Fotos habe ich mich auf ihn schon lange gefreut. Und er liefert! Mit einem alten russischen Truck und unzuverlässigen Bremsen würde ich ihn allerdings ungern bergab fahren müssen:

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Oben dann schon der Blick auf den Song Köl, der blau und mächtig in der Ferne leuchtet. Bis dahin sind es aber noch gut 15 km auf guter Piste, meist im 2. oder 3. Gang geht es wieder hinunter auf 3000 m zum See.

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Wir wählen das ruhigere Südufer und schlagen unweit des Ak-Saj Jurtencamps unser Lager auf. Am Abzweiger zum Camp ist auch ein Laden ("Magazin") ausgeschildert. Echt?

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Platz wäre ja genug ...

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Zuerst die Schlafzelte, dann das Heckzelt und schließlich kommt doch noch unser Klozelt zum Einsatz - hier, wo man kilometerweit blicken kann und es keinerlei Bewuchs gibt, erleichtert das unser Leben doch sehr.

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Am Nachmittag wird erstmal gechillt ...

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Der See und die umgebenden Berge sind eine Augenweide, überall grast Vieh und futtert das reichlich vorhandene Edelweiß. Pferde und Schafe sind vor allem zu beobachten, in Herden zu Hunderten, und die zugehörigen Jurten der Bauern, die hier ihre Sommerweiden haben.

Die Wiesen um den See sind entsprechend voll mit Rossäpfeln und anderen Hinterlassenschaften; und der See dürfte recht überdüngt sein. Wir filtern jedenfalls auch unser Waschwasser durch mehrere Lagen Küchenpapier, um es halbwegs klar zu bekommen.

Es gibt wieder eine Fahrstunde. Sogar mit Gegenverkehr!

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Nach dem gemütlich-warmen Frühnachmittag kommt leider starker Wind auf und das Heckzelt muss wieder seine Qualitäten beweisen. Da der Wind das Zelt nach innen drückt, wird mit einer Vorzeltstange verstärkt:

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Gegen Abend merken wir schnell, dass wir hier über 3000 m hoch sind, die Temperatur wandert gegen den Gefrierpunkt. Die Hängematte knattert im Wind und wird mit Bedauern wieder abgenommen. Paul und K. verbringen einige Zeit kartenspielend im Wagen, Eva und ich lesen, machen einen Spaziergang und dann Abendessen. Gemüsesuppe mit Nudeln und Zwiebelfladen aus Naryn stehen am Speiseplan. Der Sonnenuntergang (nur hier und heute) ist leider bewölkt.

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Trotzdem: Fotolicht!

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Ich liebe mein Reise-Tele!

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In der Nacht lässt immerhin der Wind etwas nach, es reicht aber noch für eine ordentlich laute Brandung.

Am Song Köl

Donnerstag 17.8.2017

Der Morgen ist ungemütlich, die umgebenden Gipfel sind wolkenverhangen, Regenwolken ziehen über den See, starker Wind. K.s Zelt hat irgendwie die Nacht überstanden - Adventuridge von Hofer (Aldi).

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Ich rufe per Satellit den lokalen Wetterbericht ab. Keine Schlechtwetterfront, aber heute wechselhaft und nur bis 9 °C.

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K. streicht seine geplante Wanderung, und nach einem Heißgetränk marschiere ich den Kilometer zum Jurtencamp und sondiere die Lage, weil ein Ruhetag im Überlebensmodus bei Regen, Wind und Kälte kann nichts. Die Campleiterin Alisa hat eine Jurte für uns, und wenn wir in den nächsten 20 Minuten kommen, gibt es auch noch Frühstück. Hurra! Ich trabe zurück zu unserem Lager und gebe Bescheid.

Wenig später fahren wir bei einsetzendem Nieselregen rüber zum Camp. Gerade mal das Dachzelt haben wir eingeklappt und die Abdeckhaube drübergeworfen. Wir erwischen noch das Frühstück und dürfen in die kurzfristig eingeheizte und saubergemachte Jurte Nummer 16 einziehen. Eva bleibt dort bei unserem Zeug, und wir drei Buben fahren wieder runter zum See, den Rest der Sachen holen.

Paul bringt den Wagen sicher zu den Zelten, wir verstauen unsere Trümmer, packen die Möbel aufs Dachzelt und bauen die Zelte bei einsetzendem Schneefall ab.

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Dann werden K. und ich noch zum nahegelegenen Magazin (Laden) geführt, wo wir ein paar Sachen nachkaufen können. Von dort geht es wieder zum Jurtencamp.

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Es ist gut sortiert, wir sind angenehm überrascht und kaufen einige Getränke ein.

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Wir machen es uns in unserer Jurte bequem, packen unsere Geräte zum Laden aus, holen Körperpflege nach, so gut es geht. Es gibt einen (extra für uns eingeheizten!) Holzofen und neben einer Glühbirne auch eine Steckdose mit Strom (von 7-11 und von 19-23 Uhr wird der Generator angeworfen). Dusche gibt es im Camp keine, dafür einen Wasserkrug und eine Schüssel in jeder Jurte.

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Es gäbe zwar eine Sauna, aber die ist eher nicht unser Fall, ein Wunder aus Plastikplanen und Pressspanplatten, eher ein Dampfbad, mit einem recht schimmeligen Geruch. Soo kalt ist es dann auch wieder nicht.

Lustige Fahrzeuge ums Camp:

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Vormittags klart es auf, Fotowetter, aber es bleibt windig und kühl. Um 13 Uhr werden wir zum Mittagessen gerufen. Oha, in den 2500 Som pro Person ist anscheinend Vollpension inbegriffen. Also reichlich und gut essen, dann ein bisserl Zeug sortieren, lesen, spazieren gehen.

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Eine Fahrstunde mit Paul: Anfahren am Berg, fahren mit Kupplung, rückwärts fahren.

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Der Weg zurück zum Camp: Das seltsame Gebilde mit den alten Reifen ist ein Tor beim Nationalsport Kok-Boru, wo sich zwei Mannschaften reitend um einen Ziegenkadaver streiten.

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Danach schauen wir den UAZ 469 durch: Motoröl, Kühlwasser, abfallende Teile. Das restliche Benzin aus Kanister und Kocherflasche umfüllen, wir werden es bis Bishkek nicht mehr brauchen.

Abendstimmung:

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Abendessen um 19 Uhr, das kleine Camp ist straff organisiert, keiner soll warten müssen. Da es schon empfindlich kalt ist, heize ich vorher unseren Ofen mit dem mitgebrachten Feuerholz ein.

Nach dem Abendessen kommt der offizielle Heizer, legt Holz und Kohlen nach. Die eh schon warme Jurte wird heiß, wir spielen noch zwei Runden Karten und kämpfen gegen die Hitze, während es draußen zu frieren beginnt. Lüften ist keine richtige Option, weil die eine Ofenladung muss bis morgen früh reichen.

Das klappt auch, die sicherheitshalber beigestellten Schlafsäcke werden nicht gebraucht.

Über den Jilbel-Pass nach Kyzil-Oy

Freitag 18.8.2017

Ich wache wieder mal zu früh auf, es ist gerade mal 05:45. Eine Stunde später wird es hell und das Reisetagebuch ist nachgeschrieben. Ich mache ein paar Morgenbilder, es hat etwa -5 °C, alles ist voll Rauhreif, die Wassertanks der Waschbecken gefroren. Immerhin können Plumpsklos nicht einfrieren. Bei der Saunajurte ist der Holzhackplatz, dort sammle ich einen Arm voll Reste zusammen, feuere den Ofen an und verlasse das Zelt für ein paar Bilder.

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Soweit sind die offensichtlichen Pflichten erledigt, ich nehme hinten im Auto die Kaffeeküche in Betrieb. Außer uns ist noch eine Gruppe Russen, Franzosen, und einige Schweizer hier. Die Fahrer haben in ihren Sprintern geschlafen, das Brummen der Standheizungen ist das einzige Geräusch momentan.

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Unser Frühstück um 8 fällt reichlich aus, bemerkenswert eine Marmelade aus Pflaumen und Zitronen, die eine gute Alternative zur überzuckerten Himbeermarmelade ist.

Inzwischen ist es draußen warm, wir packen fertig und folgen dem Ufer weiter auf einer Straße, die angeblich für einen Besuch von Boris Jelzin angelegt worden war - und seitdem nicht mehr instandgesetzt wurde. Alle Brücken fehlen, es gibt mehr oder weniger rumpelige Umfahrungen durch die Bach- und Flussbetten. Die Spur ist fallweise zugewachsen, kaum erkennbar, aber laut GPS-Track sind wir richtig.

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Erst als wir das Grasland um den See mit seinen Weiden und Jurten verlassen, wird die Piste in den felsigen Hügeln wieder besser sichtbar.

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Wir folgen der deutlichsten Spur, die führt uns über den wenig befahrenen Jilbel-Pass (3267 m) und über viele steile Schotterkehren hinunter ins nördlich gelegene Jumgal-Tal zur A367 und weiter nach Westen, auf holperiger Schotterstraße nach Aral und weiter durchs Kökömeren-Tal nach Kyzil-Oy, dem roten Lehmdorf.

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Picknick:

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Im Tal des Kökömeren steht an der Straße diese Figur:

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Hat auch schon bessere Tage gesehen:

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Es ist dank frühem Start und einer kurzen Picknick/Siestapause erst 15:30 als wir beim Tagesziel eintreffen: Kyzil-Oy, dem roten Lehmdorf. Hier hat K. für uns in einem sehr authentischen Guest House bei Frau Katja eine Übernachtung gebucht. Unsere Zimmer werden gerichtet, Tee serviert, wir können nach 3 Tagen wieder mal unter eine Dusche, aaah.

Die Zimmer sind bis auf Wandteppiche, eine Truhe und einem Stapel Matratzen und Bettzeug leer. Irgendwo kommt knapp unter der Decke ein Kabel aus der Wand und endet in einem Dreifachstecker. That's it. Nachdem wir unser Zeug samt Küchenkiste reingetragen haben, gibt es auch einen Kaffeetisch - und bald darauf Kaffee!

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Ein kleiner Spaziergang durch die parallel und oberhalb liegende Hauptstraße des Dorfes im besten Fotolicht, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Dort finden wir auch das MAGAZIN, also den Dorfladen, und können noch kalte Getränke fürs Abendessen kaufen:

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Kleines Abendessen: ALLES vom Willkommenstee wird nochmal aufgetischt, zusätzlich gibt es Lagman (Eintopf mit Nudeln). Bis auf den Eintopf werden wir alles beim Frühstück wiedersehen - ein "leerer" Tisch geht in Kirgistan gar nicht!

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