Tipps K75RT

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Tipps K75RT

Beitragvon Straßenschrauber » Do 08 Feb, 2018 18:05

Die Tage seh ich mir (wahrscheinlich) eine K75RT an, eine auf 2-Sitzer umgebaute ehemalige Polizeimaschine.
Benzinpumpe und -Filter sind neu, Batterie und Reifen auch (die wissen nicht mal, welche ...).
Noch zugelassen und TÜV.

Schlechte Dosenlackierung, soweit ich das auf den Fotos sehe.
ABS und das dazugehörige Mäusekino sollen in Ordnung sein.

Ich hab mir zu der K75 ein bißchen was angelesen.
Tipps, auf was ich besonders achten soll?
~-o|-
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Lederclaus » Do 08 Feb, 2018 18:52

Beim Starten darf der Freilauf nicht durchrutschen (falsches Öl oder, viel teurer, Freilauf kaputt, da muß das halbe Motorrad auseinander)
Schau unbedingt auf die linke Seite des Tanks. An der tiefsten Stelle sind die fast alle durchgerostet und es gibt meist den richtigen Tank nicht zu kaufen (da gibt es so 4 verschiedene Sorten). Ja, richtig gelesen. Diese Aluminiumtanks rosten durch. Ich hab im Moment 4 alte K hier stehen, davon sind drei Tanks durchgerostet. Ist seit ca 15 Jahren ein übliches Problem.
Schau dir die Zündkabel an. Wenn die verrottet aussehen, gibt es bald (teure) neue und der Rest der Elektrik ist meist auch nicht mehr gut.
Das Federbein ist auch oft fertig (federt nur und dämpft nicht mehr) und die Gabel ist bei den älteren Modellen so eine Sache (keine Gleitmetalle, die Standrohre laufen direkt in den Tauchrohren und sehen innen entsprechend aus)
Es sind die Gabeln ohne Stabibrücke über dem Rad.
Krümmermuttern ankukken. Du mußt irgendwann den Auspuff abnehmen, und wenn dort nur noch Blätterkrokant übrig ist, wird das ganz blöd.
Wackel mal an der Einspritzleiste (das eckige Rohr quer vor den Einspritzdüsen links am Motor). Wenn man das locker bewegen kann, sind die Dämpfergummis ausgeleiert. (Das heißt erstmal nix, aber dann weißt Du, daß das auseinander muß, um die Dichtgummis der Düsen und die Dämpfergummis der Leiste zu erneuern. Bei der Gelegenheit macht man die Ansauggummis auch gleich mit)

GANZ WICHTIG: Vorn am Motor sitzt die kombinierte Öl/Wasserpumpe. Wenn da an der kleinen Bohrung unten am Motor ein Öl- oder Wassertropfen hängt, oder bläuliche Kristalle vom Kühlwasser, ist da bald eine neue Pumpe fällig. Nur die Pumpe kostet 180 Euro beim :-D plus Zubehör. Is auch nicht in 20 Minuten gemacht.

Die dinger sind alle schweinealt und nur brauchbar, wenn sie regelmäßig gut gewartet wurden. Bei einer Ranzbude muß man echt Glück haben, wenn die ein paar Jahre störungsfrei läuft.
Bei gutem Zustand ein witziges Motorrad. Das ABS find ich überflüssig.
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon hiha » Fr 09 Feb, 2018 07:01

Moing,
es gibt eine sehr rührige K-Zubehör und Ersatzteilszene, die fertigen (nicht mehr erhältliche) Wasserpumpenräder nach, es gibt gute Zündkabelsätze, und gute Antworten auf jede Frage. Der Till verkauft mehrstrahlige, [anglizismus]gemätschte[/anglizismus] Einspritzventile für vergleichsweise wenig Geld, auch preiswerte Kraftstoffpumpen.(die Originale von Bosch liegt m.W. bei knapp 400.- :shock: )
Achte aufs Baujahr: Ab Ende '91 wurde die gute Showa-Gabel verbaut, die auch in der z.B. R100R drin ist. Die ist wirklich gut, und reparierbar. Das ABS der ersten Generation solltest Du IMHO raushauen, die Regelfrequenz sorgt für Lachanfälle, und genaugenommen darfst Du keine Stahlflexleitungen anbauen, da sonst das Regelverhalten nicht mehr den Prüfungen entspricht, weshalb dann die ABE erlischt. Manche Tüffler wissen das, aber der originale Gummileitungssatz ist *ahem* "nicht ganz billig"...
Wichtig ist, kein JASO MA-, sondern normales 20W50 AutoÖl zu verwenden, da sonst tatsächlich der Anlasserfreilauf (meist reversibel) verklebt.
Die Keilwellenverzahnungen von Kardan und Motorabtriebswelle sollte am besten alle zwei Jahre mit Spezialschmierstoff einmassiert werden.
Durchgerostete Tanks (hat meine auch) kann man mit Knetmetall richten. Man erkennt sie am blasenwerfenden Lack. Blasen nicht wegkratzen, sonst rinnts ;-)
Im Tank ist sehr oft Wasser, was einmal daran liegt, dass der Tankdeckel nach einem eventuellen Ausbau nicht richtig abgedichtet wurde (auch die Schrauben!), aber ausserdem konstruktionsbedingt nicht wasserdicht ist. Beim Schloss eindringendes Wasser kann bis in den Tank vordringen, und dagegen kann man nicht viel machen -ausser vielleicht Gaffatape drüber zu pappen- Das ist der Hauptgrund für durchgerostete Alutanks. Der Andere ist das an der Stelle durchs Ziehen ziemlich dünne Blech.
Man erkennt das Wasser nicht immer sofort, da es sich unten links absetzt. Ist nach längerer Fahrt der Tankinhalt trüb, ist das ein untrügliches Zeichen.

Meine spinnt immer noch gelegentlich, nicht reproduzierbar. Sie geht -selten- einfach aus, offenbar wegen Verfettung, oder auch einfach so. Meist springt sie sofort wieder an, manchmal dauerts eine Minute. Ich kann den Fehler nicht einkreisen, tippe auf Kühlwassertemperaturfühler, oder Kraftstoffdruckregler.

Die "Behörde" hat den guten kurzen Endantrieb. Da der Motor ab 5500/min nochmal richtig zum Ziehen anfängt, (zumindest mit den vierstrahligen Einspritzventilen) ist das -trotz der Langhubigkeit- kein Dampfhammer, der möchte gedreht werden.

Ich bin mit dem Moped sehr zufrieden, das Fahrwerk macht richtig Spaß, die 68Pferdchen reichen mir locker.

Gruß
Hans
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Aynchel » Fr 09 Feb, 2018 07:40

hiha hat geschrieben:...........Ich bin mit dem Moped sehr zufrieden, das Fahrwerk macht richtig Spaß, die 68Pferdchen reichen mir locker.

Gruß
Hans


guten Morgen
so gehen die Geschmäcker auseinander
ich hab vor 20 Jahren mal ne K75RT gehabt
die ich nach nem halben Jahr wieder verkauft habe
ich wurde nie warm mit diesem teigigen Fahrwerk
und einem Vorderrad über das ich durch Gummi gelagerten Lenker irgendwie keine Kontrolle hatte
richtig Kurven fahren mit diesem Ofen war mir ein Graus
da wurde ich mit der DR BIG doch weitaus glücklicher
einziger Vorteil der 3/4L K: Autobahn, denn das kann sie wirklich gut
Tacho bei 140 einrasten und Meter machen ist ihre Paradedisziplin
Aynchel aus Meddersheim


ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon ETZChris » Fr 09 Feb, 2018 07:52

Aynchel hat geschrieben:
hiha hat geschrieben:...........Ich bin mit dem Moped sehr zufrieden, das Fahrwerk macht richtig Spaß, die 68Pferdchen reichen mir locker.

Gruß
Hans


...
ich hab vor 20 Jahren mal ne K75RT gehabt
die ich nach nem halben Jahr wieder verkauft habe
ich wurde nie warm mit diesem teigigen Fahrwerk
und einem Vorderrad über das ich durch Gummi gelagerten Lenker irgendwie keine Kontrolle hatte

richtig Kurven fahren mit diesem Ofen war mir ein Graus
...


Jetzt weiß ich auch, warum du ne 4V GS fährst. Abgekoppelter von der Fahrbahn geht ja gar nicht :weg:
Gruß
Christian

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Re: Tipps K75RT

Beitragvon hiha » Fr 09 Feb, 2018 07:59

Aynchel hat geschrieben:ich wurde nie warm mit diesem teigigen Fahrwerk
und einem Vorderrad über das ich durch Gummi gelagerten Lenker irgendwie keine Kontrolle hatte
richtig Kurven fahren mit diesem Ofen war mir ein Graus

Du hattest wohl noch 1.) die alte, womöglich ausgeleierte Gabel, 2.)den Visco-Lenkungsdämpfer und 3.) Metzeler Originalbereifung. :lol:
Mit der Showagabel, die den Gabelstabi integriert hat, ohne den glumperten, ins Lenkrohr integrierten Visco-Block, und modernen Reifen ist das Ding steif wie eine Duc. Der Rahmen ist übrigens ein ziemliches Fachwerk, und der Antriebsstrang trägt mit.
Mein Lenker ist übrigens nicht gummigelagert, (oder die Gummis sind so hart und spielfrei, dass mans nicht merkt.)
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Lindi » Fr 09 Feb, 2018 08:23

zapperlott, hier lernst was :shock: :smt023
Viele Grüße

Dirk
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon nattes » Fr 09 Feb, 2018 08:43

Dann können wir ja bald eine Ex-Polizeistaffel aufmachen.

Ich werde hier lieber nix fragen. Das nimmt mir all meine Ilusionen. :-D

Nein, im Ernst. Hier ist wirklich das geballte Fachwissen vertreten und das ist für mich sehr beruhigend. Macht mich aber auch ein wenig unsicher. :gruebel:

Gruß Norbert
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon hiha » Fr 09 Feb, 2018 08:50

Warum unsicher? Willst Du auch einen bayrischen Dreizylinder?

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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Nanno » Fr 09 Feb, 2018 08:51

Lassen sich die Aussagen eigentlich quasi 1:1 auf die 100er bzw. 1100er übertragen oder ist da noch was besonderes zu beachten?

LG & Danke
Greg
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon hiha » Fr 09 Feb, 2018 09:02

Nicht 1:1. Ausserdem hat die 1100er viel zu viele ventile. Und beide vibrieren, weil sie Vierzylinder sind. :floet:

Im Ernst: Keine Ahnung. Ich kenn mich nur mit der 75er recht gut aus.
Gruß
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Lederclaus » Fr 09 Feb, 2018 09:05

Quasi schon, wobei ich zur 1100er überhaupt nix sagen kann, außer daß man zum Ventile einstellen Spezialwerkzeug braucht, um die Steuerräder zu blockieren. Vierventiler- BMW sind mir ein Graus.
Aber 2 Ventiler K100 hat ca dieselben Schwächen. Hans hat auch einige Abhilfen ganz gut beschrieben, so wird das gemacht.
Ich persönlich fahre lieber die 750er, lustiger Sound, etwas leichter und vibriert nicht so fein mit dem schmalen RS-Lenker. Etwas tiefer eingestiegen bin ich vor ein paar Jahren mal damit:
Bild
Hab ich für einen Kunden umgebaut und inzwischen auch die allfälligen Schwächen repariert bzw ausgemerzt (hat immmerhin fast 140 t km auf der Uhr. Auch nicht schlecht, das muß ein Motorrad erst mal erreichen.)
Der fährt damit im Jahr so 8 bis 10 tkm und mag das Ding immer noch leiden
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Nanno » Fr 09 Feb, 2018 09:37

Na ich frag nur, prinzipiell bin ich halt immer noch ein bissl am Schaun nach einem TR1-Entlastungskrad und die Ks tauchen immer wieder (durchaus bezahlbar) auf in Ö, aber eben nicht nur als K75, sondern auch 100er und 1100er. Die Geschichte mit den Ventilen ist dann zB gleich so eine Sache, die man im Kopf behalten muss.

Danke!
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Lederclaus » Fr 09 Feb, 2018 11:29

Die K-Modelle 75, 100 und 1100 waren zu ihrer Zeit hoch komplexe Motorräder. Wenn da Probleme auftreten, kommt zur Komplexität ggfs noch die Ersatzteilfrage (alles min. 25 Jahre her). Dazu kommen kleine Schmankerln wie komisches ABS-System, sinnlose Elektrikspielereien (die Brotdose mit ihren Gizmos. Ohne den originalen Tacho macht das Motorrad nichts, außer man weiß, wie man den umgehen kann) Was soll man von einem binären System für die Übermittlung von Gangwahl und Leerlauf halten? Man muß das schon alles mögen und haben wollen.
Ne 12er Bandit ist schneller, fährt viel besser, man bekommt besser Ersatzteile. Aber sie braucht viel mehr Sprit und ist halt kein Avantgarde- Produkt der 80er Jahre. Allerdings muß man auch nicht mit rotem Schubert- Klapphelm, brauner Cordhose, blauem Seidenblouson und Creppsohlen fahren auf der Bandit. Da tut es normale Motorradkleidung auch :D
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Re: Tipps K75RT

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Fr 09 Feb, 2018 12:04

Lederclaus hat geschrieben:Allerdings muß man auch nicht mit rotem Schubert- Klapphelm, brauner Cordhose, blauem Seidenblouson und Creppsohlen fahren auf der Bandit. Da tut es normale Motorradkleidung auch :D

:smt005 :smt005 :D
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