Kleine Ergänzung zum Gasthema bei kalten Temperaturen.
Meine Motivation: Wintergrillen und kochen unterwegs mit dem
Skotti.
Wegen Naturgesetzen kühlt die Gaskartusche im Betrieb ab, wenn Gas entnommen wird. Bei manchen Gasen/Gasmischungen mit niedrigem Siedepunkt ist das problematisch, weil dann immer weniger Gas in die Leitung gedrückt wird, irgendwann kommts nur noch flüssig ...
Es gibt 3 Methoden das zu verhindern, und auf die dritte möchte ich näher eingehen.
1) Gasmischung mit hohem Siedepunkt verwenden (Propan per Schlauchadapter, oder Kartuschen mit 20-30% Propan, Rest Isobutan/Butan) oder Primus Wintergas, das über ein spezielles Papier im Kartuscheninneren zusätzlich die Verdampfung verbessert. Dann ist durch den Propananteil relativ lange Druck in der Flasche, allerdings verbrennt bei kaltem Wetter der Propananteil bei klassicher aufrechter Kartuschenposition auch früher und irgendwann schwappt nur noch Butan müde in der Kartusche herum. Butan verdampft nur oberhalb von -0.5 C, wenn der Propananteil aufgebraucht wurde ist die Kartusche bei Minustemperaturen tot weil drucklos, wenn auch noch zu 2/3 voll.
2) Gas vor dem Brenner erhitzen um Flüssiggas zu verdampfen: manche Gasbrenner und vor allem gasgeeignete Multifuel-Kocher haben da in Brennernähe eine Vorheizschlange. Die Kartusche wird dazu überkopf verwendet. Das vorheizen erhöht die Leistung, und durch die Überkopfposition der Kartusche bleibt das Propan in der Kartusche und drückt tendenziell das Butan zum Brenner, wo es in der Vorheizschlange verdampft wird - funktioniert im Prinzip wie ein Benzinkocher.
Probleme: braucht mehr Platz, funktioniert nur mit Kochern mit externen Kartuschen und Schlauch, und braucht zwingend die teueren Wintergaskartuschen.
3) Kartuschenheizung. Und da gibt es einige Möglichkeiten.
3a) Kartusche von der Wärmestrahlung des Kochers profitieren lassen. Gaskocher machen das tendenziell weniger als Benziner, aber auch die Wärmeleitung vom Brenner runter zur Kartusche hilft. Gaskocher mit Schlauch und mobiler Kartusche bieten da noch mehr Möglichkeiten - allerdings nicht ganz ungefährlich wenn unbeaufsichtigt. Beispielsweise einen Gaskocher unbeaufsichtigt zu lassen, wo ein Windschutz über Brenner und Kartusche geht - ganz schlechte Idee. Das braucht also Beaufsichtigung, wir erinnern uns dass die Kartuschen nicht mehr als 50 °C sehen sollten. Wenns also zu heiß zum Angreifen wird, weg damit von der Hitze!
Die Bistrokocher mit der liegenden Msf-1a-Kartusche haben so eine Kartuschenvorwärmung übrigens genialerweise eingebaut - ein Wärmeleitblech läuft vom Brenner hinüber zum Kartuschenfach und überträgt Brennerwärme auf die Kartusche. Nur bei Minustemperaturen reicht die nicht aus, aber wenn mans weiß kann man hier etwas tunen, beispielsweise das Wärmeleitblech samt Kartusche in eine gemeinsame Thermohülle packen.
Im Eigenbau geht das auch bei Aufrechtkochern, Bilder hier:
https://backpackinglight.com/forums/topic/98947/page/5/3b) Sicher aber kompliziert: Kartusche in ein Wasserbad stellen, wodurch sie erst unter null Grad gehen kann wenn das Wasserbad gefriert, wozu ihm aber eine große Menge Energie entzogen werden muss.
Zudem hat so ein Wasserbad ja tendenziell anfangs Plusgrade, und wenn der Kocher mal läuft kann man ja auch heißes Wasser machen und nachkippen. Das funktioniert, aber man muss dranbleiben. Das Wasserbad hilft nicht nur gegen Unterkühlung, sondern auch gegen Überhitzung
3c) Kartusche elektrisch beheizen. Der Zubehörhandel bietet hier vor allem zwei beheizbare Kartuschenhüllen für die großen Schraubkartuschen mit 450g an, die per USB betrieben werden. Vorteil: das Zeug kommt nie über die bauartbedingte Wattzahl und überhitzt die Kartusche damit nicht, zumindest nicht bei kaltem Wetter.
- RidgeMonkey EcoPower Heated Gas Canister Cover - 10W mit Neoprenhülle und USB-C, womit das Ding mit älteren USB Powerbanks und Adaptern nicht funktioniert. Zudem passen maxmal 450g-Kartuschen* hinein, nicht aber 500g-Kartuschen**. Und die 10W sind immer, nicht regelbar. Und mit 30 Euro nicht billig.
* 450g Mischgaskartusche z.B. MSR: Durchmesser 108mm
* 500g CADAC Butankartusche: Durchmesser 123 mm
- New Direction Tackle beheizbare Hülle für Gaskartuschen - USB-C mit 9-12-18W und es passen auch 500g-Kartuschen hinein. Mit 23 Euro günstiger, aber derzeit nicht lieferbar.
Ein Selbstversuch mit einer 4W-Heizmatte bei wärmegedämmter Kartusche und Betrieb einer Gaslaterne ergab, dass die Starttemperatur der Gaskartusche (9°C) damit über 1,5 Stunden gehalten werden konnte - aber nicht erhöht. Und das auch nur bei 9"C Außentemperatur. Für den Winterbetrieb ist das also zu wenig.
Ich denke mit 10W und mehr kommt man gut hin. Eine 10.000 mAh Powerbank hat bei 3,7 Volt Nennspannung 37 Wattstunden, damit kann man gut 3,5 Stunden kochen oder leuchten. Vor allem kann damit aber bei jedem Wetter Butan verwendet werden, das leichter verfügbar und halb so teuer ist.
Bei allen derartigen Experimenten verwende ich einen Temperaturfühler. Sowas ist bei meinem Multimeter dabei, aber ein Grillthermometer mit Fernsonde tut es auch.
Gryße!
Andreas, der motorang