Zum Verladen des MG wollte ich ihn aus eigener Kraft auf die Rampe des Abschleppwagens fahren. Alleine scheiterte das Anwerfen des Autos an der nötigen Menge Stromes um den Anlasser zur Mitarbeit zu bewegen! Die Batterie war leer. Man kann ja auch Pest haben und Cholera ... Also wurde Starthilfe gegeben. Leider gab Auffüllen des Flüssigkeitsreservoires und eifriges Pumpen am Kupplungspedal keinen Druck, was die Verladung mittels Seilwinde bedingte.
Vor Uwes Werkstatt mit Hilfe der Freiluft-Hebebühne war der Nehmerzylinder schnell ausgebaut. Der Kolben war komplett aus dem Zylinder herausgefahren und leicht verdreht. Aus irgendeinem Grund konnte er zu viel Weg machen. Nach einiger Zeit kam der Vorbesitzer aus Leverkusen mit einem gebrauchten aber äüßerlich sehr manierlich aussehendem Nehmerzylinder angefahren. Die Zerlegung ergab aber, dass er vergilbter war als der aus dem Auto und mit einem grieseligen Irgendwas bis oben hin voll war. Die Zerlegung war langwierig, weil das schlonzige "Mehl" quasi Alles verbacken hatte. Die Zylinderflächen und Kolbenaußenseiten sahen aber bei beiden Zylindern gut aus und die Gummis am gelieferten Ersatzteil wirkten jungfräulich und nicht überlagert.


Also Flux aus den besten Teilen einen Nehmerzylinder komplettiert und eingebaut. Bereits beim Entlüften machte der Kolben im Zylinder irgendwann so viel Weg, dass er wieder komplett austrat. Also Alles von vorne ...
Die "neue Kupplung" ist offenbar so verschlissen, dass der Nehmerzylinder mehr Weg machen muss als sein Konstrukteur vorgesehen hat. Abhilfe schaffte dann, beide Kolben hintereinander einzubauen, um das Fahrzeug wieder zum Kuppeln zu bewegen.
Als Nächstes fiel mir auf, dass an dem Wagen durch unsachgemäßes Anheben nicht nur beide Schweller verdrückt worden waren, sondern auch hinten rechts eine Benzinleitung flachgedrückt worden war. Noch war sie dicht und die Benzinpumpe konnte genügend Saft fördern ...
Da werde ich eine neue Leitung einbauen müssen und schlauer verlegen, so dass sich dieser Schaden nicht wiederholen kann.
Dann stach mir das Thermostat-Gehäuse ins Auge, das erkennbar mit kandierten Kühlmittelresten zugesetzt war und aus dem rotes Dichtmittel in rauhen Mengen hervorquoll. Ich baute das Thermostat aus und stellte fest, dass das Gehäuse sich nicht mehr ohne weiteres abdichten ließ. Der Zahn der Zeit hat ihm erheblich zugesetzt. Das Ding muss neu und dem Thermostat selbst traute ich nicht weiter, als ich es werfen kann. Der heimische Kochtopftest zeigte inzwischen, dass es auch bei siedendem Wasser stur verschlossen bleibt.


Pest, Cholera und Mumps!
Die Lichtmaschine (eine Gleichstromlichtmaschine mit 22A) des mir gänzlich unbekannten Herstellers Prestolite liefert fleissig Strom, gegen den sich der - sichtbar korrodierte - Regler nach Kräften wehrt. Auch umfangreicher Gebrauch von Diamantfeilen und Schmirgelleinen sowie Kontaktspray können zwar Staubwolken auslösen, aber den Regler nicht zur Mitarbeit bewegen. Der muss auch neu ...
Zu guter Letzt habe ich mich um die Beleuchtungsanlage bemüht, mit dem Ergebnis, dass der gesamte Lichtkabelbaum erneuert werden muss. Nun stand also zur Debatte, ein Fahrzeug auf über 300 km Landstraße zu jagen, das Strom nur verbrauchte, aber nicht ersetzte, das ein unsicheres Temperaturmanagement durch undichte Kühlwasserversorgung hatte und dessen Kupplung fragwürdig war. Obendrein entspach die Beleuchtungsanlage nicht annähernd dem, was vorgeschrieben war und mein Tempo musste ich schätzen ... Muss das sein? Soll ich riskieren mit kochendem Kühler und verrauchter Kupplung am Wegesrand bei Middle-Of-Nowhere zu stehen und schon wieder die Hilfe von Freunden zu strapazieren und deren Tagesplanung über den Haufen zu werfen?
Ich setze mich ans Telefon und prüfte Alternativen. Urban schlug mir vor, einen 7,5 Tonner Einweg zu mieten und das Auto an einer Laderampe auf- und später wieder abzuladen. Gute Idee. Christian bot mir an, einen Autotransport-Trailer bei einem Kumpel auszuleihen und mich am Mittwoch am Weg zum Sölkpass nach Aschaffenburg zu ziehen, um dann am Rückweg den leeren Trailer wieder einzusammeln. XS-Rüdiger schoss den Vogel ab: er stellte mir, als sei es das Selbstverständlichste dieser Welt, seinen Caddy nebst seinem Autotransport-Trailer zur Verfügung und lieferte ihn sogar mehr als 30 km nach Krefeld! "Bringste mir halt bei Gelegenheit wieder!"
Hatte ich schon Mal erwähnt, dass die AiA eine geile Mannschaft ist?
Ich verlud also mit Rüdiger gemeinsam den MG auf dessen Hänger und fuhr zuerst Rüdiger wieder nach Hause und anschliessend selbst nach Glattbach.
Heute habe ich erstmal für knapp 500 Euro Teile geordert um das Fahrzeug zur ordnungsgemäßen Mitarbeit überreden zu können. Für den Wochenende habe ich eine Hebebühne gebucht, dann kommt der Motor raus. Bis dorthin habe ich an der hoffnungslos verpfuschten Elektrik ausreichend Arbeit.
Anfang August möchte ich das Auto über den TÜV haben. 2014 wurde einmal TÜV gemacht, aber das Fahrzeug danach mit rotem 07-Kennzeichen betrieben, diese Abnahme ist also längst nichts mehr wert. Von den Zusicherungen des Vorbesitzers blieb letztlich nicht viel übrig. Außer einem Auto, bei dem ich mich jedes Mal freuen kann, wenn ich es anschaue. So soll das sein!