fleisspelz hat geschrieben:... blind erworbenes Motorrad stellte sich als besser als beschrieben raus ...
Heute früh eine Probefahrt zur Zulassungsstelle absolviert. Irgendwie zog das Ding nicht wie 72 PS. Eher wie 30. Angehalten und mal gefühlt: der hintere Zylinder läuft nicht mit. Also erst mal die Kerze raus und anschauen. Wo zum Teufel ist das Bordwerkzeug? Wie geht die Sitzbank ab?
Suche.
Aah, wenn man sich auf dem Rücken unter das Krad legt, und gen Himmel schaut, dann kann man auf der linken Seite unterhalb der Sitzbankverkleidung ein Schloß sehen. Prima.
Das Schloss entriegelt mittels Bowdenzug den hinteren Sitz. Unter dem befindet sich eine Verbandstasche. Fein.
Wenn man die Verbandstasche entnimmt sieht man tief drunten im Keller kurz vor der Batterie, die eigentlich unter dem immer noch bombenfesten vorderen Sitzkisten wohnt ein Kunststoffsäckchen. Beim dreifingerigen Fischen fühlt man das erste Etappenziel: das Bordwerkzeug!
Die vordere Sitzbank geht mit dem 4er Inbus, der ist eh immer am Mann.
Der Tank ist mit zwei 6er Inbus und zwei 12er Sechskantschrauben ebenfalls schnell gelockert.
Kaum hat man das Schlauchgewirr an der Tankunterseite und den Stecker des Reservestandanzeigers abgepfriemelt, schon kommt man an die hintere Kerze.
Einwandfreier Funken.
Bei der Gelegenheit gleich mal den Luftfilter inspiziert: der ist jungfräulich, und die Lufteinlassseite vor den Vergasern ist aseptisch staubfrei.
Sprit ist reichlich im Tank.
Der vordere Zylinder läuft ja auch sauber im Standgas und nimmt dann Gas an. Weshalb wird der vordere Vergaser mit Sprit versorgt, aber der hintere nicht?
Das ist zu aufwändig für den Straßenrand nur 8km von zu Hause weg.
Ich beschliesse, alles zusammen zu packen, mich 4km zum Motorradaldi durchzuschlagen, dortens Zündkerzen und Kleinkram zu bunkern und dann nach Hause zu spotzeln.
Teil 1 des Plans gelingt, auch wenn das Mopped zwei Mal ausgeht, um dann nach einer Pause von fünf Minuten wieder anzuspringen.
Der Weg vom Motorradaldi nach Hause erweist sich als lang und dornig ...
Immer wieder orgeln, dann kurzes anspringen, ein paar hundert Meter fahren, dann ist das Motorrad wieder aus und möchte fünf Minuten Pause. Prima, dann wird es Zeit, mich ohne Mopped nach Hause durchzuschlagen und mit einem Jumpstarter zurückzukehren.
Ein zufällig vorbei kommender Nachbar chauffiert mich nach Hause, ich kehre mit Werkzeug und Jumpstarter zurück. Beim 14. Startversuch macht dann endlich auch die Motorradbatterie schlapp. Da kann ich dann gleich noch eine neue kaufen ...
Ab ins Auto und eine Batterie holen, dann nach Befüllung und Einbau ergebnislos weitere Startversuche absolvieren, irgendwann gefrustet aufgeben und erstmal den Anhänger holen, damit die letzten zweieinhal Kilometer überwunden werden können. Mit Asthma schiebt man keine 190 kg Suzuki zweieinhalb Kilometer stetig schwach bergauf, wenn man schlau ist ...
Also Anhänger holen, Motorrad aufladen, Motorrad heimbringen, Motorrad abladen, Anhänger wieder wegparken und zu Hause in der Werkstatt weiter machen.
Erst mal wieder Sitzbank und Tank runter.
Jetzt befestige ich den Kupplungsgriff erst Mal mit einem Kabelbinder am Lenker, damit ich beim Starten eine Hand frei bekomme. Starten geht nämlich nur, wenn der Seitenständer eingeklappt ist
und die Kupplung gezogen! Jetzt kann ich also links neben dem Mopped stehend den Seitenständer wegklappen, mir das Mopped an den Oberschenkel lehnen, mit der rechten Hand starten, und mit der linken Hand erfühlen, ob das Unterdrucksystem saugt.
Tut es.
Am hinteren Ende des Tanks, ganz unten sitzt ein Unterdruckbenzinhahn. An den schliesse ich an seiner Unterdruckseite einen Schlauch an und sauge daran. Da kommt kein Sprit aus dem Schlauch
Jetzt müssen erst Mal zwölf Liter Sprit aus dem Tank. Einen Schlauch rein und saugen.
Pfui deibel kommt das Zeug schnell ...

Der Hahn ist schnell zerlegt, die Membran vorsichtig entklebt, der kleine Kolben wieder gangbar gemacht, das ganze entrottet, und alles wieder zusammengebaut. Zwei Liter Sprit zurück in den Tank und eine Probefahrt zur Tankstelle.
Diesmal mit zwei Zylindern und einer kleinen Belohnungsrunde durch den Spessart.
Dann nur noch schnell eine Motorradfahrerin mit ein wenig mentalem Aufbau aus ihren Selbstzweifeln gerettet und jetzt ist Feierabend
Doch noch alles gut geworden
