Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Pedalen

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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Blechroller » Mi 21 Jun, 2017 12:03

motorang hat geschrieben:
Beim Elektrozeugl versteh ich den GPS Fahrradcomputer und das Bildschirmtelefon, nicht aber den MP3-Player mit Hörbüchern, EBook, eine kleine Kamera, ein halbierter Reiseführer. Das kann doch alles das Telefon auch, und ohne ein Gramm mehr?

Jo, könnte man. Aber ich lese ungern Bücher auf dem Bildschirmtelefon. Und die Trennung von MP3 und Telefon ist mein persönlicher Luxus :-D Ich mag nicht dauernd mit dem Speicherplatz am Telefon kämpfen und lade Einmaldateien wie Hörbücher lieber auf den MP3. Leider gibt's den einen von mir bevorzugten Reiseführer nicht als EBook. Also habe ich den allgemeine Teil abgesägt und die 100 Seiten Ortsbeschreibungen mitgenommen. War im Kaffeehaus immer eine nette Planungsunterhaltung. Könnte man aber wirklich alles noch leichter machen; im Zweifel den Reiseführer abfotografieren.


Bei Deiner respektablen Wassermenge kam mir in den Sinn, dass der Amerikaner beim Wandern auch da gern spart und dafür einen ultraleichten Sawyer Mini Wasserfilter mit sich rumschleppt, um aus allerlei Bächlein und Tümpeln sein Wasser zu filtern wenn er es braucht.

Das hatte ich auch mal überlegt, aber verworfen. Zum einen filtert so ein Filter nicht alles raus und beim Radln werfe ich ganz gerne mal doch größere Wassermengen und das recht regelmäßig ein. Da mag ich nicht nach einem halbwegs sauberen Wasserlauf suchen müssen.

Die Stirnlämplein, die aktuellen, gibt es schon in SEHR leicht (Lithiumakku) und per USB aufladbar. Vor ein paar Jahren noch exotisch ist die Technologie jetzt Massenware. Kein Ersatzakku.
Ich hab die da, spart das Licht am Radl, 80 Gramm komplett: https://www.amazon.de/Wiederaufladbar-S ... nlampe+usb
Die PETZL Tikkina hat vergleichbare Daten (Gewicht, Leuchtstärke), da kann man einen extra zu erwerbenden aufladbaren Lithium-Akku einlegen. Kostet halt in Summe das Doppelte und hat dann immer noch kein augenschonendes Rotlicht ...


Mein Lämplein war schon recht einfach. 40g plus eine (!) 1,5er Ersatz-AA. Das war vertretbar und war noch im Fundus. Außerdem war ich mir mit der Powerbank ob deren ausreichender Größe nicht sicher. Das Licht wollte ich daher von einer USW-Ladung trennen. Wäre aber nicht notwendig gewesen.
Als zusätzliche Zeltleuchte und Ersatz war noch so was dabei:
https://www.trekking-lite-store.com/nitecore-tube-schwarz.html Bis auf die nicht vorhandene Hirnbirnmöglichkeit würde das Ding schon reichen.


Bin weiter sehr gespannt, vor allem auf die Zeltgeschichte. Ein Freund sucht gerade ein Einpersonenzelt, soll preiswert sein, und in der näheren Auswahl ist das Vango, anscheinend ein Knockoff von Deinem Zelt:
https://www.campz.at/vango-zenith-100-t ... 07630.html
600 Gramm schwerer, 400 Euro leichter ...


Mein (Mist-)Zelt ist das Vaude Lizard Gul 1P; geht auch für unter 400 € her, ist aber auch den Preis nicht wert. Von der Idee her ein tolles Minizelt, aber auch nur von der Idee her. Das Ding hat übrigens keinen vollen Bogen, sondern nur einen Halbbogen. Und da liegt das Problem. Komme später drauf zurück.

Allgemein könnte man gerade bei der Übernachtung -von Hotels mal abgesehen- erheblich Gewicht sparen. Nur ein Biwaksack oder Tarp und statt einem Schlafsack nur so ein Halbdinges. Das mit dem Halbschlafsack erfordert aber, falls es doch mal kühler wird, die Mitnahme einer (Daunen-)Jacke. Macht also nur Sinn, wenn man eh eine dünne Daunenjacke dabei hat. Für Korsika im Sommer ...
Biwaksack und Tarp scheitern an meiner persönlichen Befindlichkeit. Ich kann mit Insekten nicht so besonders gut und wenn dann noch Spinnen dazu kommen :oops:

Immerhin gibt es auf Korsika diese beiden "Freunde":
https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Schwarze_Witwe
http://tierdoku.de/index.php?title=Schwarzb%C3%A4uchige_Tarantel

Da meine Spinnenphobie noch die meiner "mit-dem-Moped-durch-einen-Tunnel-Phobie" übersteigt, muss ich das höhere Gewicht eines Zeltes ertragen.
Was aber bei der anstehenden Neuanschaffung eines Zeltchens zwingend sein wird, ist die Möglichkeit der alleinigen Aufstellung des Innenzeltes. Mit Überzelt war mein Zeltchen schlicht und einfach viel zu warm.


PS: den Trick mit der Wäsche-Schnelltrocknung mittels Handtuch kennst Du?

Kenne ich und wurde auch 2x angewandt (dazu später). Im Grundsatz scheiterte die Anwendung des Tricks aber daran, dass mein "Handtuch" nur ein 30x30cm großer Wasserabstreiflappen war. Das reicht als Handtuchersatz, aber nicht zur Klamottentrocknung. Aber feuchte Radlamotten über zu werfen, ist wirklich kein Übel.


Man kann den Gewichts-/Gepäckwahn auch wirklich weit treiben. Ich habe gestern ein Foto vom Sieger des Trans Am Bike Race gesehen: Ein 5 bis 6L-Tascherl am Sattel, 0,5L-Tascherl auf dem Oberrohr. Das wars... Für über 4000 Meilen nicht ganz 18 Tage und der Evan Deutsch hat sicherlich nicht (nur) Hoteliert. Ich schätze mal, dass der unter 4kg dabei hatte. Der ist wahrscheinlich wirklich bis zum Umfallen geradelt und hat dann 10 Minuten gepennte und weiter gings. Da brauchts dann kein Campinggepäck :-D
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon lallemang » Mi 21 Jun, 2017 12:44

Neben dem Gewicht fasziniert mich noch mehr das Volumen :smt023
Klar liegt mein Investitionswille eher im einstelligen Prozentbereich, aber ich find's schon peinlich,
da§ mein Moped nur mit Hängematte, Tarp und Regenkombi schon bepackter aussieht :omg:
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Richy » Mi 21 Jun, 2017 15:45

Mich reizt auch gerade das weglassen und optimieren meines Gepäcks, so habe ich auf meinen ersten Touren sicher locker 35kg mitgeschleppt und auf der TAT-Tour dann nurnoch rund 10-15.
Und dennoch fehlte mir nichts.
Dass man beim leicht packen auch gerne mal das Portemonnaie leichter macht, ist ein unangenehmer Nebeneffekt. So stand ich mal im Laden vor einem Hilleberg-Zelt: 1000g schwer, pro Gramm ein Euro...
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Myke » Mi 21 Jun, 2017 21:04

hab ich da mal was gelesen; löcher seien das titan des kleinen mannes ... :smt005
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Dreckbratze » Mi 21 Jun, 2017 21:36

aber doch nicht im zelt :gruebel: :-D
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Myke » Mi 21 Jun, 2017 22:51

aso ... :oops: :rofl:
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Blechroller » Mi 21 Jun, 2017 23:25

Endlich aufs Radl und raus aus Bastia, was erstaunlich schnell geht. Einige wenige Kilometer noch mit etwas Verkehr und dann wird es ruhig auf der „Mussstrecke“. Es ist halt so, dass nahezu alle Radler erst mal den „Daumen“ oder Zeigefinger“ (ich bleib beim Daumen), also das Cap Corse umradeln.

Und schon erinnert sich der geneigte Alteisentreiber daran, dass Fortbewegung ohne Schrauben nicht ist. Ein Problem ist da!
Wenn es aber einen Radl keinen Motor gibt, bei dem man mal schnell den Zylinder ziehen kann und auch das Schaltgetriebe eher im Bereich der Übersichtlichkeit liegt, muss der Fehler im ungeliebten Reich der Elektronen „beschraubt“ werden. Es ist ja nicht so, dass man auf einem Radl nur sitzt und treten darf, sondern das Ganze muss elektronisch überwacht werden; Geschwindigkeit, Strecke, Zeit, Puls, Kurbelumdrehung pro Minute, Wachstum der Zehennägel, Stylefaktor, Wattwerte usw. werden erfasst und durch Schleudern unsichtbarer Funken von den Sensoren zum Lenkercomputer transportiert.
Jetzt komme ich vom Schiff und das gar lustige Display von dem Computerdingens zeigt an einigen Datenfeldern, dass nichts passiert. Ich radel also mit einer gewissen Geschwindigkeit eine gewisse Strecke, bin aber klinisch tot, weil ohne Puls und kraftlos geschieht das Ganze auch, den bei Leistung steht eine Null. Das wäre jetzt ja alles nicht so schlimm; Puls und Leistung kann man ja auch über das 3-Stufen-Modell erfassen: Zunge im Mund = überschaubare Belastung, niedrige Leistung; Zunge hängt raus=deutliche Belastung und höhere Leistung; Zunge hängt am Boden=Dreck am Geschmacksorgan.
Aber bei der Kurbelumdreherei bin ich eigen; das will ich wissen, denn da liegt oft subjektives Empfinden und Realität auseinander; besonders, wenn man es im Laufe des Tages durch Kurblerei im roten Bereich übertrieben hat.
Also kaum kommt eine eher nett aussehende Strandbar ins Blickfeld, die durch einen vorgelagerten, beschatteten Bouleplatz auch noch ausreichend Bastelraum bietet, wird parkiert und das Radl auf den Kopf gestellt. Batterie des Kurbelsensors raus, wieder rein; nix. Neue Batterie rein, wieder nix. 3. Batterie rein, immer noch nix… Da der Magen grummelt, wird die „Reparatur“ vertagt und erst mal der Motor betankt. Die Gallier reichen zu Spagetti Carbonara das Ei in flüssig in eigener Schale dazu. Was macht man nicht alles, um potentiell anstrengenden Hügelfahrten zu entkommen, in dem man mit einer Magenverstimmung flach liegt… Also mutig das rohe Ei über die Nudeln gegossen und rein damit. Hat nicht geholfen; ich musste die korsischen Hügel hochtrampeln.

Aber es lag mit Sicherheit am Ei, dass danach der Pulsmesser wieder Leben zeigt und die Watt wieder angezeigt am Pedal ankommen. Das Zählen der Kurbelumdreherei pro Minute funktioniert auch wieder.



Der „korsische Daumen“, als das Cap corse bietet an der Ostküste eine schöne, wenig spektakuläre Gegend mit einer halbwegs flachen, wenig befahrene Straße. Gar schön ist es, mit dem Radl da lang zu trampeln.
Irgendwann ist dann der Nagel des Daumens erreicht und die Straße geht von der Küste weg. Der erste Hügel. Erstens ist es recht warm und zweitens merke ich das Gewicht des Gepäcks am Radl. Da muss ich jetzt durch. Die Aussicht ist super, Elba im Blick und wenn der Blick mal in den Straßengraben fällt, finden sich Bodenschätze:

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Diese wohl nicht unübliche Beseitigung automobiler Altlasten scheint ein gängige Praxis zu sein. Später sehe ich einen Schaukasten, der von einer großen Säuberungsaktion der Gegend berichtet. Einige Duzend in Würfelform zusammen gepresster Rosthaufen erzählen, dass die Suche nach Metall auf recht geringem Raum äußerst erfolgreich war.



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Windmaschinen haben die Korsen auch:

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Ich habe leider nie raus bekommen, wo und wie man die Einstellung der Windrichtung beantragen kann. Der Wind kam –wie immer beim Radln- von vorne.


Und dann ist auch schon das Tagesziel fast erreicht. Ein netter Ort, dieses Centuri-Port.

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Die Abfahrt zum Küstenort ist etwas unruhig, aber die Plomben halten.

Rüber zum Camping (nett), Zeltchen aufgebaut, Dusche und auf einige Getränke zurück zum Ort geradelt.

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Das Zeltchen ist -bisher!- nicht verkehrt. Das Ding ist aber wirklich nur ein Ort zum Schlafen. Rein in den Sarg und Ende. Sitzen ist nicht...


In der Nacht dann ungewöhnlich laute Geräusche. Da ich auf Campings mit Ohrenstöpsel schlafe, muss es schon wirklich laut gewesen sein, dass ich davon wach werde. Da läuft jemand rum :roll:
Für einen Fuchs ist es zu laut, für einen -nüchternen- Menschen auch. Zelt auf, Blick raus und und in der Morgendämmerung zu sehen: Ein riiiiiiiiiiesiges wildes Hausschwein. Sind die Dinger groß. :weg:

Die Müdigkeit siegt und ich penne trotz dem Schweinevieh in meinem Minisarg weiter.


OllY

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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Dreckbratze » Do 22 Jun, 2017 04:39

sehr unterhaltsam und sehr schöne bilder! danke olli!
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon ETZChris » Do 22 Jun, 2017 05:49

Schade, dass du am anderen Ende Galliens warst. Sonst wäre das Wildschwein das Frühstück vom Obelix gewesen :lol:
Schöner Bericht. Ich schwitze mit und das nur vom Rumsitzen 8)
Gruß
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Blechroller » Do 22 Jun, 2017 11:32

Den Tag elektronisch habe ich noch vergessen:

https://www.strava.com/activities/1028395689

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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Thomas Heyl » Do 22 Jun, 2017 16:04

Goil! :smt023

Gib' uns bitte mehr davon. Sehr gut beschrieben und bebildert!

Cheers, Langer
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon AIAndy » Fr 23 Jun, 2017 07:05

Einfach nur :smt023 :smt023 :smt023

Danke OllY !
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon fleisspelz » Sa 24 Jun, 2017 15:03

Weil Du mich und uns immer wieder mit Deinen launigen und kurzweiligen Berichten, sowie der vorbildlichen Lebensführung insgesamt erfreust und vergügst, möchte ich mich heute mit einer kleinen Aufmerksamkeit revanchieren, die ich soeben dem Postboten überreicht habe:

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..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Blechroller » Sa 24 Jun, 2017 22:42

Justus:

:shock: :wow: :dumm: :dumm: :dumm: :dumm: :check:

:smt005 :smt023

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Re: Der Sölk, die wilden Hausschweine und das Treten von Ped

Beitragvon Blechroller » Sa 24 Jun, 2017 22:56

Nach der nächtlichen Sauerei treffe ich morgens das Viech noch mal an einem Mülleimer auf dem Camping. Auch eine Möglichkeit, die Mülleimer leer zu bekommen…

>Thema Müll: Es hat mich schon erstaunt, wie –für eine Mittelmeergegend- wenig Müll da in der Gegend rumfliegt. Da sieht es an mancher unserer Landstraßen deutlich schlimmer aus. Keine Ahnung, was sich da geändert hat. Vielleicht sind es die in jedem noch so winzigen Kaff stehenden Sammelmülleimer inkl. Mülltrennung.<

Der Gaskocher bringt das Wasser im Rekordtempo auf Brühtemperatur und der lösliche Kaffee :smt004 ist –nun ja…- trinkbar.
Der Vorteile des Reisens mit wenig Gepäck ist eindeutig, dass das Aufsatteln am Morgen recht fix geht. Wo wenig Zeuchs rumfliegt, kann man sich merken, wo der Kram hin gehört und schon steht das Radl gepackt am Baum.

Jetzt muss erst mal Frühstück her. So was gibt’s in fast jedem Kaffeehaus mit erstaunlich identischem Umfang und Preis: Ein Stück Baguette, ein süßes Teil, ein Milchkaffee, ein Glas Orangesaft und irgendwas, um das Brot zu beschmieren. Kostet an der Küste 6 bis 6,5 €; ab 5km Abstand zur Küste 4 bis 5 €.
Im Gegensatz zum sonstigen Gallien ist das Brotthema etwas schwieriger zu regeln. Es gibt nicht an jeder Hausecke eine Bäckerei, sondern im besten Fall vielleicht einen kleinen Lebensmittelladen, der in einem noch besseren Fall vielleicht noch ein Baguette im Regal hat. Das Thema läuft auf Korsike in den kleineren Orten etwas anders. Das Brot wird bestellt und entweder vom Bäckerwagen morgens unter die Leute gebracht oder in benamten Tüten beim Lebensmittler abgestellt., Einfach so mal Brot kaufen, ist nicht immer einfach. Daher ist das Angebot des Identfrühstücks im Kaffeehaus nicht so verkehrt.

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Das etwas Unangenehme des Übernachtens an einer bergigen Küste ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es morgens gleich mal den Berg hoch geht. So ist es denn auch und der Strahler ist auch schon wieder mächtig aktiv. Nach ein paar Kilometern spitzt ein älteres Bauwerk mit geistlichem Hintergrund aus den Bäumen raus. Gleich mal die Abzweigung dahin genommen. Eine nette Atmosphäre dort.

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Und weiter geht es entlang der Westküste des Daumens. Hoch, runter, hoch, runter, nette kleine Orte ab und an und eine traumhafte Aussicht.

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Irgendwann ist dann unten ein riesiger, grauer Strand zu sehen, aber niemand ist dort. Dann kommt ein eher weniger schönes, halb verfallenes Betongewerk an einem Steinbruch in Sicht. Ein früheres Asbestwerk und der Strand ist der Abraum…

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In Nonza steht dann ein Schild, dass der Strand wegen Strömungen gesperrt ist


Bei St. Florent ist dann der Daumen zu Ende und der Ort nach den kleinen, halb leerstehenden Küstenkäffern erst mal ein Kulturschock. Strandleben halt.


Ein dortig geplantes Mittagessen wird verworfen. Zu viel los, aber es gibt eine Bäckerei.

Dann geht es erst mal in der Mittagshitze den Berg hoch in den/die „Désert des Agriates“. Eine Wüste ist es nicht, aber warm ist es schon, Das Thermometer zeigt beständig über 40°C, allerdings in der Sonne auf der Straße.

Eine öde, aber interessante Gegend und wohl ein Paradies der Offroader. Es gibt mehrere Allradverleihe. Man kann wohl gegen nicht geringes Geld mit einem Allrad auf die zur Küste und den dortigen Sträünden führenden Pisten schottern. Ich verwerfe nach kurzer Überlegung und Betrachtung der Piste einen Abstecher mit dem Radl an diese Strände,. Zu groß ist die Gefahr, mir die nicht gerade offroadtauglichen Reifen zu schlitzen.

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In einem netten Kaffeehaus dann ein verspätetes Mittagessen und schon ist die „Wüste“ durch- besser überquert. Eine Abfahrt und dann mache ich einen Routenplanungsfehler. Man hatte mich vor den großen Hauptstraßen und dem dortigen Verkehr gewarnt. Bisher war der Verkehr wenig und verhaltensauffällig im Sinne des doch arg knappen Überholens waren ein paar Mopedfahrer mit deutschen und schweizer Kennzeichen.
Auf der Hauptstraße Richtung Li`lle –Rousse ändert sich das. Da ist reichlich Verkehr und Radfahrer werden eher nicht zur Kenntnis genommen. Die Straße hat zwar meist einen befahrbaren Seitenstreifen, aber der endet auch ab und an. An einer dieser Stellen ohen Seitenstreifen kommt dann noch eine Verkehrsinsel. Hinter hupt es. Nett, wenn mich jemand warnt, aber wie zur Hölle soll da ein Radfahrer und ein Auto gleichzeitig durch die Engstelle passen? Da ann man sich das Hupen auch sparen. Und dann streift mich ein Außenspeigel am linken Oberarm. Das mag ich eher weniger und donner erst mal die Hand gegen die neben mir befindliche Dose. Das findet der Fahrer wiederum auch nicht als in sein Wohlfühlspektrum passen und er zieht rüber, so dass ich eine Vollbremsung machen muss. Manche Dinge sind international. Ein Pick-Up mit einem wohl etwas blutrhochbedrucktem Fahrer am Steuer seiner Hoseninhaltsverlängerung existiert wohl unter jedem Länderkennzeichen in deutlich wahrnehmbarer Anzahl. Der Korse brüllt rum und ich fahre weiter. Ich lasse mich schon in meiner Muttersprache auf solche Diskussionen nicht mehr ein; was soll ich mit einem hirnbefreiten Korsen diskutieren?

Die Laune ist jedenfalls erst mal ziemlich im Keller.
Wenigstens geht der Seitenstreifen jetzt bis Li`lle –Rousse. Aber die Laune hebt sich schnell wieder: Einige Kilometer später steht der vorgenannte Pick-Up auf einem Parkplatz; ohne Fahrer. Ich mach mal halt und schaue. Der Fahrer ist einige hundert Meter weiter unten Am Strand und wirft die Angel aus.
nun ja, ich mutmaße mal, dass so ein Pick-Up nur einen Ersatzreifen mitführt. Mit zwei luftleeren Reifen wird der Hirnbefreite hoffentlich seine Restynapsen zur Taxirufung zusammenschalten können.

Li`lle –Rousse ist wieder charmeloses Strandleben zu sehen.

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Eine kühle Cola und mal die Karte raus. Ich will nicht zwingend mit dem Pick-Up-Fahrer eine weiter Begegnung riskieren und auf dieser Hauptstraße will ich auch keinen Meter mehr fahren. Also ab auf kleine Straßen in die Berge.
Es ist anstrengend, es ist warm, aber es ist eine tolle Gegend und wieder fast ohne Verkehr.

Kaum schaut man in den Reiseführer, so ein Campingplatz zu finden sein könnte, steht man auch schon vor dessen Einfahrt. So muss das! Allerdings liegt der Platz an einem recht steilen Hang und die ich die fast senkrechte Straße zur Terrasse für die Zelte morgen wieder hoch kommen soll, wird das –so dachte ich da noch- erste Problem des morgigen Tages.
Der Platz hat einen kleinen Lebensmittelladen und ein Restaurant. Genau recht.

Zeltchen aufgestellt, Dusche, Zielbier, Restaurant.

Danach noch etwas Lesen und der Kampf mit Stechmücken und Hitze. Die Mücken sind echt nervig und ich versuche mit nicht geringer Menge Autan, die Sache in den Griff zu bekommen. Ins Zelt legen und das Innenzelt zu schließen ist bei 32°C um Mitternacht auch keine Option. Das kann ja noch lustig werden.
um 4 Uhr in der Nacht tut es dann einen Schlag und das Zeltchen liegt auf mir. Ist das ein Hering raus?
Leider nein und jetzt kommt die Sache mit dem Mistzelt:

Das Dinges wird durch einen Halbbogen hoch gehalten. Eigentlich keine schlechte Idee: Auf der dem seitlichen Eingang abgewandten Seite wird eine Carbonstange in einen Gestängekanal gefädelt. Die Stange reicht bis zum höchsten Punkt des Zeltes. Dann wird diese zu einem Halbbogen gespannt und fertigt. Das Problem daran ist, dass auf dem Ende des Gestängetunnels natürlich der ganze Druck der gespannten Stange lastet. Wenn man schlauch ist, dann verstärkt man als Hersteller diese Stelle. Der Hersteller Vaude hat aber nur eine Grundschlauheit. So sind die Anschläge der beiden kleinen Stangen am Kopf- und Fußende verstärkt, obwohl dort bedeutend weniger Druck lastet, als auf der Hauptstange. Der Anschlag der Hauptstange ist nicht verstärkt. Um Vaude-Zelte hatte ich bisher immer einen großen Bogen gemacht. So richtig gefallen haben mir die Details der Vaude-Zelte nie. Mit dem Zeltchen habe ich der Firma eine Chance gegeben und das war ein Fehler. Einen gröberen Konstruktionsfehler habe ich bisher nur noch an einem Salewa-Zelt vor 25 Jahren gesehen: Dort ließ sich –egal wie- der Eingang nicht schließen, weil die Leinwand um 20cm zu kurz war…

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>Exkurs: Das Dingens ist jetzt auf dem Weg über den Laden zum Hersteller. Mal schauen, was da raus kommt. Mit einem Ersatz brauchen sie mir nicht zu kommen, außer der Gestängekanal wäre wirklich verstärkt.<

So mitten in der Nacht vor einem zerfallen Zelt stehen, ist nur dann lustig, wenn man sich vorstellt, dass es auch regnen oder schneien könnte…
Tape hält auf der Silikonbeschichtung natürlich nicht. Ich habe Klebflicken dabei, aber ob die so eine Last tragen können? Ich habe Zweifel, aber jedenfalls um die Zeit keine Lust, auf das Aushärten des Klebers zu warten.
Mit einer eher vogelwilden Stöpselei kann ich die Sache so weit „aufstellen“, dass ich ein mückendichtes Innenzalt habe. Aber ich habe für die folgenden Nächte kein Zelt mehr und damit ein Problem… Nun ja, so lange ich an der Küste bin, gibt es ja noch Hotels.

Der Tag elektronisch:

https://www.strava.com/activities/1030360240

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