leichte Reiseenduros

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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Richy » Fr 20 Okt, 2017 20:14

schnupfhuhn hat geschrieben:Schön wenn Computerzeitschriften Motorradtexte schreiben! Im Gegensatz zur Motorpresse in Stuttgart ist das dann mal nicht zum 1000en mal von sich selbst aus dem Archiv abgeschriebener Einheitsbrei. Auch der Artikel über die Ente in der CT war les- und kostbar. Technisch beleuchtet, gute Fotos, neuer/ anderer Blickwinkel. Hat mir die Faszination durch die Ente erklärt, auch wenn ich nicht davon befallen bin. Mehr davon!

Der Herr Gleich schreibt schon seit ein paar Jahren bei heise, vorher hat er desöfteren im Usenet seine Texte hinterlassen. Lese ich immer wieder gerne, auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit ihm bin.
Bei diesem Gigantismus im Bereich der Motorräder und besonders der Reiseenduros kann ich aber nur vollkommen zustimmen.
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Fr 20 Okt, 2017 21:37

Ein sehr schöner Bericht, der in großen Teilen die Wahrheit sagt.
Leichte Mopeds sind einfach. Einfacher zu bewegen, einfacher zu rangieren und, wenn sie nicht zu stark sind auch eindeutig stressfreier zu fahren.
Etwas seltsam mutet mir jedoch an, dass für diese kleinen Hüpfer der Begriff Reiseenduro benützt wird, mit keinem Wort jedoch berichtet wird wie sich die knapp über 20 PS denn bei Reisebepackung anfühlen. möglichst noch auf der gut ausgebauten Straße in Russland :ugly: :smt009 (Abseits davon sind die sicher klasse!)
Leute da hört der Spaß auf!
Mein Teilzeitreisegefährte Horst auf der 400er Militär KTM hatte jedenfalls mächtig die Hosen voll, weil er nicht vom Fleck kam.
Mein Reisemotorrad ist inzwischen die KTM 690 wenn ich heute kaufen würde, wäre es die Husqvarna 701, wegen dem größeren Lenkeinschlag.
um die 150 Kg. betankt, das macht mit allem Reisekrempel Taschen, Werkzeug Kofferträgern und dem Zeug dass halt trotzdem dran geschraubt wird immer noch deutlich unter 200 Kg. auf Piste.
Von der Leistung hat sie mit um die 70 Ps. eigentlich immer zuviel, aber der Motor lässt sich auch sehr sanft und zahm fahren.
Größere Tanks und Windschutz kann kaufen, wer es braucht, und wer das geld hat :roll:
Das einzige Problem mit der Maschine ist neben dem recht hohen Preis, und der Tatsache dass ich immer noch befürchte der Motor könnte schlagartig den Geist aufgeben, eigentlich nur noch die Höhe der Sitzbank :fiessgrinz:
Aber da gibt es ja zum Glück die SMC Modelle, die sind deutlich niedriger und die Enduroräder lassesn sich trotzdem verbauen.
Wenn es stimmt, was die Spatzen von den Dächern pfeifen, kommt übrigens evtl. von Yamaha, eine 2 Zylinder Enduro mit dem Tracer Motor in Ralley ausführung und deutlich unter 180 Kg. betankt.
Das wäre dann auch wieder spannend, aber natürlich schon wieder eine andere Liega :ugly:
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Aynchel » Fr 20 Okt, 2017 21:57

Yamaha haben wohl was in den Startlöchern

Bild

Quelle: http://www.motorradonline.de/motorraeder/fahrbericht-yamaha-t7-prototyp.836444.html?backlink=mrd-835542#gallery-17


wird auch zeit das KTM endlich mit dem 790er Projekt in den Quark kommt

Bild

Quelle: http://www.motorrad-magazin.at/modellnews/ktm-790-adventure
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ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Aynchel » Fr 20 Okt, 2017 22:01

gatsch.hupfa hat geschrieben:
Aynchel hat geschrieben:mittlerweile ist mir eine DR650SE zugelaufen
die werde ich mir als weit weit weg Moped zurecht stricken
weil da wo mich das Moped hin tragen soll braucht es keine dolle Leistung
und wo keine Wasserkühlung, Einspritzung und entbehrliche Elektronik dran ist kann auch keine kaputt gehen


:check: :smt023

DR350SE's sind als Basis für eine Leichtvariante auch nicht zu unterschätzen und haben sogar Kickstarter zum Nachrüsten und brauchen nichteinmal einen Ölkühler.


hab ich ganz bewusst gewählt
wird in Nord- sowie Südamerika und Australien immer noch neu verkauft
da sollte man überall Teile bekommen
und die Schwächen sind bekannt weil sie schon lange kaum verändert gebaut wird
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon fleisspelz » Fr 20 Okt, 2017 22:05

Die 40 Jahre alte XT 500 hat ehrliche 30 PS bei 150 kg und etwa 35 Nm bei 4500 Umdrehungen. Wo bleiben vorzeigbare Ergebnisse von 40 Jahren Motorradentwicklung, wenn ich mir aktuelle Daten von "leichten Enduros" so ansehe?
Ich finde die Industrie produziert seit Jahren am Kunden vorbei. Vielleicht kann man von einigen wenigen Einspur-Globetrottern nicht leben, aber von denen, die begeistert jedes Komma von deren Reiseberichten aufsaugen, und das gleiche Mopped besitzen möchten könnten sie es. Ich glaube, ein Mopped mit 350 bis 500 ccm, 50 PS und um die 120 kg fahrfertigem Gewicht liesse sich verkaufen wie geschnitten Brot.

Ein anderes Beispiel ist die Tatsache, dass seit etwa 30 Jahren immer mehr Frauen Motorrad fahren, aber die Zahl der Motorräder mit tauglicher Sitzhöhe nach wie vor bescheiden ist.

Merkwürdiger Weise baut die Industrie an den Bedürfnissen der Kunden vorbei. Form follows Illusion, Function follows Image ...
..........................
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Aynchel » Fr 20 Okt, 2017 22:11

fleisspelz hat geschrieben:.........Ein anderes Beispiel ist die Tatsache, dass seit etwa 30 Jahren immer mehr Frauen Motorrad fahren, aber die Zahl der Motorräder mit tauglicher Sitzhöhe nach wie vor bescheiden ist....


zweifellos richtig, aber auch immer eine Frage der Ansicht
wäre die 690er nicht so eingeschumpftes Kindermotorrad hätte ich mir längst eine zurecht gemacht
aber für normale Erwachsene ist das Ding einfach zu klein
gelle Uwe :weg:

Bild
http://oi68.tinypic.com/2i7o6ky.jpg
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Richy » Fr 20 Okt, 2017 22:15

Mag sein, dass 20PS auf einer gut ausgebauten Straße in Russland nicht das richtige ist. Das liegt jedoch eher an der sehr speziellen Fahrweise der Russen und weniger am Motorrad.
Das meidet man halt solche Straßen und gut.
Hätte ich die Wahl für ein weltreisemopped, ich täte meine MZ immer einer 690er KTM bevorzugen. Nicht, weil die KTM schlecht sei, sondern weil ich bei der MZ jede Schraube kenne und weiß, was ich tun muss, falls mal was kaputt geht. Und dann die Außenwirkung, die ja auch im Artikel angesprochen wurde. Mit einer MZ/Ish/Enfield/sonstwas erntet man grundsätzlich erstmal Sympathiepunkte bei Fremden, das hilft einem ungemein.
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Fr 20 Okt, 2017 23:32

fleisspelz hat geschrieben:Die 40 Jahre alte XT 500 hat ehrliche 30 PS bei 150 kg und etwa 35 Nm bei 4500 Umdrehungen. Wo bleiben vorzeigbare Ergebnisse von 40 Jahren Motorradentwicklung, wenn ich mir aktuelle Daten von "leichten Enduros" so ansehe?
Ich finde die Industrie produziert seit Jahren am Kunden vorbei. Vielleicht kann man von einigen wenigen Einspur-Globetrottern nicht leben, aber von denen, die begeistert jedes Komma von deren Reiseberichten aufsaugen, und das gleiche Mopped besitzen möchten könnten sie es. Ich glaube, ein Mopped mit 350 bis 500 ccm, 50 PS und um die 120 kg fahrfertigem Gewicht liesse sich verkaufen wie geschnitten Brot.

Ein anderes Beispiel ist die Tatsache, dass seit etwa 30 Jahren immer mehr Frauen Motorrad fahren, aber die Zahl der Motorräder mit tauglicher Sitzhöhe nach wie vor bescheiden ist.

Merkwürdiger Weise baut die Industrie an den Bedürfnissen der Kunden vorbei. Form follows Illusion, Function follows Image ...

Die Industrie gibt es so natürlich nicht.
Und es gibt schon auch ein echtes leichtes Reisemoped ab Wek.
AJP Pr7 die hat offen 53 PS bei 160 Kilo Gewicht. Inkl. Gutem Fahrwerk. Ralley Vorbau und 17 Liter Tank.
120 Kilo bei 50 PS. Geht auf jeden Fall. Aber ob die Rahmen dann auch noch mit Gepäck halten ist fraglich. Die Physik hat eben auch ihre Grenzen. Und eine XT ist mit modernen Fahrzeugen nicht vergleichbar, mit dem Spagetti Rahmen der Labberschwinge und den schwachen Lagerstellen würde so ein Motorrad einfach keine Zulassung mehr bekommen. Fürchte ich.
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Aynchel » Sa 21 Okt, 2017 00:10

CCM hat mit dem 450er BMW/Kymco Motor ja nen ganz netten Ansatz gemacht
aber bewährt hat die sich leider nicht
denn es hat mittlerweile Erfahrungswerte

http://moto-nomad.com/ccm-gp-450-adventure/

Tom ist auf eine Honda CRF250 umgestiegen
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Michael » Sa 21 Okt, 2017 07:20

Meine leichten Reiseenduros:

Bild :wink: :smt005 :smt023

Bild
Wiegt inzwischen echte 172 kg. Fährt und fährt und fährt.............
Das Bild entstand 3 Kehrchenlein unterhalb der Panzerplatte des Forte dellOra. :-)

Sinnvolle ;-) :!: Elektronik funktioniert z. B. bei BMW-Motorrädern seit Anfang der 80er. Was daran schlecht sein soll, kann ich nicht verstehen. :-)

Gryße, Michael
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon motorang » Sa 21 Okt, 2017 07:44

Ich glaub man muss da schon ein bisserl differenzieren, ob da die Frau Pryce mit einer 225er Serow unterwegs ist, oder ausgewachsene Mannsbilder mit etwas mehr Gepäck weitreisen wollen.
Ich möchte beim Endurowandern keine 250er unter mir haben müssen.
Eine 690er muss es auch nicht sein.
Wichtig wär halt dass man das Werkl noch unterwegs reparieren kann und selber aufheben, vielleicht auch mal abfangen wenn es bodenwärts mag, am Hang oder im Schotter/Sand.
Das wird je nach Statur durchaus unterschiedliche Moppeds ergeben.
In Europa wird es künftig für Knaben meiner Größe keine Neumotorräder ohne ABS und ohne Einspritzung mehr geben.
Will ich nicht, aber ich hab noch Vorräte aus der Yamaha XT-Reihe ...

Das hier find ich gut:
http://howfarcanwego.de/leichte-reiseenduro/

Gryße!
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Dreckbratze » Sa 21 Okt, 2017 08:27

ausser buell hat noch kein hersteller 2 unterschiedliche rahmen für das gleiche motorrad angeboten, entsprechend der grösse des fahrers. selbst verstellbare lenker sind ja nicht mehr selbstverständlich. mit der ergonomie fängt es doch schon an. meister steinbrecher hat da sicher andere anforderungen als michael oder ich. stellt euch das mal vor, der autoverkäufer sagt zu euch, die fraunsoll sich halt ein kissen auf den sitz legen, wenn sie nicht übers lenkrad gucken kann.
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Sa 21 Okt, 2017 11:13

Da habt ihr natürlich Recht. Beide!
Wegen der Ergonomie. Ich wollte eine kleine leichte und Kräftige Enduro für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte.
Da hab ich halt zur 690 gegriffen, trotz des Preises.
Eigentlich bin ich für das Motorrad natürlich zu groß.
Da hat der Aynchel auch Recht.
Ich hab halt nochmal investiert und die Ergonomie auf mich angepasst. (fragt bloß nicht was das gekostet hat :omg: )
Jetzt passt sie mir und ich kann mir vorstellen damit lange herumzufahren.
Das Ideale Motorrad ist sie jedoch eindeutig nicht!
Damit sie das wäre, müsste der Rahmen 5-10 Cm. länger und das Getriebe deutlich weiter gespreizt sein, (1. Gang 20% kürzer, der 5te für die Endgeschwindigkeit und der 6te als Overdrive.)und Idealerweise bräuchte der Motor mehr, oder am besten, eine variable Schwungmasse. dann einen etwas größerer Tank, ein wenig Wetterschutz und schwerer darf sie auch nicht sein…… :ugly: :omg: .....
Sowas gibt es aber halt nicht.
Deshalb war die KTM für mich eine gute Lösung.
Achim du bräuchtest natürlich etwas deutlich niedrigeres das ist klar und wer mit der XT Leistung und dem Fahrwerk zufrieden ist, weshalb sollte da jemand tauschen. :gruebel:
Das mit dem Reparieren...... Als das mit dem reisen losging, hatten eine Menge Menschen noch nie vorher einen Motor gesehen. Mit Improvisation und Geduld sind die meistens trotzdem durchgekommen.
Heute gibt es Technik weltweit, und PC`s und Diagnosegeräte sind überall Standard. Ich hoffe da im Zweifel auch mit moderner Technik weiter zu kommen.
Wir werden sehen wie es weiter geht. Oder besser, wie weit Es geht. :-D
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon fleisspelz » Sa 21 Okt, 2017 11:26

fleisspelz hat geschrieben:...
Merkwürdiger Weise baut die Industrie an den Bedürfnissen der Kunden vorbei. Form follows Illusion, Function follows Image ...

Uwe Steinbrecher hat geschrieben:Die Industrie gibt es so natürlich nicht.
Und es gibt schon auch ein echtes leichtes Reisemoped ab Wek.
AJP Pr7 ....

Doch, es gibt die Industrie.
Die AJP, wird von einer Manufaktur angeboten. Dahinter stecken in der Regel Enthusiasten, die irgendwas besser machen wollen und selbst vom Thema infiziert sind.

Ein schönes Beispiel für Industrie sind Motorräder, die "in das gleiche Marktsegment" passend hergestellt werden, nicht weil jemand von einer ingenieusen oder weltwandlerischen Idee getrieben ist, sondern weil es eben einen Markt gibt. Eine sackschwere hochbeinige Monster-"Enduro" bekomme ich von jedem Großserienhersteller. Ebenfalls ein übermotorisiertes um-die-200-PS-Monster und einen um-die-350-kg-Tourer mit Vollbekofferung und Mobilitätsgarantie. Und natürlich die passend lackierte Me-To-Variante für den Sohnemann oder den Familienvater mit zu wenig Kohle für die richtige.

Sobald einer der Großen eine neue Marktnische wittert, die er dann auch prompt mit einem "revolutionären Konzept" schliesst, dauert es keine drei Monate, bis man ein Abziehbild davon bei den jeweils anderen erwerben kann. Ich fürchte, dass all diese Motorräder nicht gebaut werden, weil die so toll sind, sondern weil es einen Markt dafür gibt. Der Markt wird aber überwiegend nicht von Weltreisenden, Ganztags- und Ganzjahresfahrern oder von von echten Könnern mit Agostini-Qualitäten beherrscht, sondern von schmerbäuchigen Best-Agern mit prallem Geldbeutel und großen Träumen, denen es genügt, auf eigener Achse ein wenig rumzucruisen, einen Hauch Abenteuer zu fühlen, ab und an mal auf einer Geraden den Hahn aufzureissen und sich so herrlich jung dabei zu fühlen. Abends kann man bei Bedarf noch einen nachlegen und mit einer Tüte Chips "mild Chilli" und ein paar Buddeln Bier bewaffnet den Moto-GP im Sportkanal vom Ledersofa aus kommentieren.

Für genau solche Leute baut die Industrie.
Warum?
Weil die willig bezahlen, keine dummen Fragen stellen, das nehmen, was es eben gibt und wenig Kritik üben, weil sie in die Grenzbereiche der sackschweren Eisenhaufen eh nie kommen.
Und weil sie markentreu und kritiklos den kradomobilen Einheitsbrei fressen, der ihnen vorgesetzt wird. Weil sich Frauen damit abfinden, dass es mit Ausnahme von ein paar wenig fahrdynamischen Softchopper/Cruiser-Modellen so gut wie keine Motorräder für ihre Körpergröße gibt, weil sich Männer damit abfinden, dass ihr BMW oder Harley-Davidson Glitzermonstrum eben so schwer sein muss, dass man es nur mit nem Portalkran wieder aufgehoben bekommt und weil andere sich entschuldigen, sie wären mit ihrem 200 PS Monster der R65 mit 23 Jahre alten Metzeler-Reifen nicht hinterhergekommen, weil sie den passenden Modus nicht programiert bekommen haben.

Genau deshalb wird es immer so sein, dass sich Weltreisende entweder die halbe Handvoll Manufakturmotorräder leisten können und wollen, oder auf Altbewährtes zurück greifen, weil der Sozialstatus kompatibler ist, die Ersatzteile verfügbarer, die ganzen Moppeds leichter und zudem selbst reparabel. Die Rennfahrer werden ihre kleinen Tuningschmieden semiprofessioneller Art behalten und all die Hinterhofwerkstätten und die Chopperfahrer werden ebenfalls kein "Factory-Customizing" als gleichwertig betrachten, sondern ihrem Individualismus von der Garage aus fröhnen. Schliesslich bauen die Kunst, und ein Druck hat nie den selben Stellenwert wie das Original.

Schön dabei ist, dass die Welt so ein bisschen bunter wird, und sogar Vadder pudelich irgendwie erfüllt, zufrieden und friedlich vor dem Fernseher einschlafen kann, die Buddel Bier halbleer ...
..........................
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Re: leichte Reiseenduros

Beitragvon Dreckbratze » Sa 21 Okt, 2017 11:42

treffend beschrieben, justus! :lol:
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