Hilfe beim Gespannkauf

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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon T. » Sa 30 Dez, 2017 13:19

Ist alles Beachtenswert.

In Kurven verhält sich Fliehkräftemässig ein Gespann ähnlich wie ein Auto.
Es drängt zur Kurven aussen Seite...auf dem Solomopped wirk's du durch das "Reinlegen" entgegen...bis die Haftungsgrenze der Reifen oder die Fussraste das begrenzen.

In Gespann funktioniert das anders.
Durch das Gasgeben und Gewichtsverlagerung auf Richtung Beiwagen wirkt du dem Aufbäumen \ Hochgehen des Beiwagen entgegen.
Klappt je nach Beiwagenschwerpunkt und Beladung \Beifahrer nur bis zu einem bestimmten Punkt...dann sind die (Flieh)Kräfte grösser als die Gewichts\ Beschleunigungskraft.
Wenn richtig hart am Punkt bist, kannst driften...aber der Grenzbereich ist verdammt eng!
Schau dir mal Beiwagenrennen an...
Ist ein wenig wie Hochseesegeln. :fiessgrinz:

Linksrum bei Rechtsbeiwagen ist ein wenig anders...
Da nimmst das Gas weg.
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon fleisspelz » Sa 30 Dez, 2017 13:33

gatsch.hupfa hat geschrieben:...
OK, Rechtskurve (moderat, siehe Justus) gaas geben.
Warum?
...

Zur Fahrdynamik bevor der Seitenwagen steigt:

Bernwald Bayer hat mal berechnet, bei welcher Kurvengeschwindigkeit man mit Drifts oder Kippbewegungen beim Gespann rechnen muß:
Zu Grunde gelegt wurde eine Kreisbahn mit 100 m Durchmesser.

Rechtsrum: Grenzgeschwindigkeit 44,7 km/h (bei 0,31 Reibungswert zwischen Reifen und Fahrbahn )
das bedeutet, sobald die 45 km/h erreicht sind wird der Seitenwagen bei diesem Kurvenradius auf trockener aber auch nasser Fahrbahn steigen.

Linksrum: Grenzgeschwindigkeit 77,4 km/h (bei 0,94 Reibungswert)
das heißt, bei trockener Fahrbahn kippt das Gespann über das nicht vorhandene vierte Rad weg, ist die Fahrbahn nass beginnt der Allraddrift nach Kurvenaußen.

Die Boschtabelle definiert folgende Reibungswerte zwischen Reifen und Fahrbahn:
Trockene Fahrbahn: bis 1,0
Nasse Fahrbahn: bis 0,65
Starker Regen: bis 0,55
Glatteis: bis 0,1

Beim Motorrad mit Seitenwagen beträgt der Unterschied einer möglichen Kurvengeschwindigkeit zwischen Rechts- und Linkskurve knapp 60% für jeden beliebigen Kurvenradius.

Trainierte Fahrer mit geübten Schmiermaxen können diese Werte deutlich verändern. Ungesicherte Ladung, wie Andreas berechtigterweise schreibt, ebenfalls. Und: ein Gespann am Limit fährt sich deutlich komplexer, und verzeiht deutlich weniger, als ein Solomotorrad am Limit. Bei 85% zum Grenzwert ist es genau andersrum.

Am Schnee kann man die Dynamik schön testen.
Rechtsdrifts leitest Du mit Gasgeben ein, Linksdrifts mit abruptem Gas wegnehmen
..........................
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon nattes » Sa 30 Dez, 2017 14:44

Mit solchen Werten wäre ich vorsichtig.
Die Parameter sind dazu viel zu komplex. Ich würde auch niemandem raten so etwas gleich als Anfänger zu probieren.
Ausreichendes Training der grundsätzlichen Abläufe bis zur unterbewussten Beherschung sind sicher viel wichtiger. Gerade bei geübten Solofahrern, deren Solo Reflexe oft automatisch die Oberhand gewinnen.

Ausnahmen gibt es natürlich immer. :-D
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon Lederclaus » Sa 30 Dez, 2017 15:36

Als Anfänger sollte man keinesfalls versuchen, grenzwertige Fahrmanöver zu machen. Aber die Werte sind ganz gut dafür, daß man sich mal einen Kopf macht, was so los ist.
Es ist auch bei jedem Gespann anders. Mit meinem Stealth-Katapult mit Leergewicht 460 kg, Autorädern, massenhaft Leistung und Drehmoment und Teilintegralbremse kann ich ganz anders um die Ecken als mit einem hochbeinigen, leichten, schmalreifigen Gespann ohne jede Leistungsreserven. Ich kenn das von den Urals ganz gut und von Martinas BMW R65 Gespann mit 18" Rädern.- Das sind Welten.

Man muß sein eigenes Gespann erfahren und dabei (auf abgesperrtem Terrain) ruhig mal ausprobieren, wann das Rad hochkommt und was man dann machen kann. Und wie weit man auf zwei Rädern fahren kann und dabei in alle Richtungen lenken.
Dabei lernt man enorm viel, was man nach einsetzender "Automatisierung" auch im normalen Verkehr gut einsetzen kann.
NICHT ausprobieren würde ich den Grenzbereich in Linkskurven. Das Abkippen über das nicht vorhandene rechte Vorderrad geht blitzschnell und ist kaum zu retten. So ein Sturz ist ganz unberechenbar, etwa wie ein Highsider bei der Solo und gibt fast immer schwere Verletzungen. Also Obacht!

Wir wollen dem Christian mal keine Angst machen. Aber warum nicht von Fehlern Anderer lernen und gewarnt sein, wo und wann es brenzlig wird.
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon T. » Sa 30 Dez, 2017 16:24

Yo!
Viel Übung mit dem eigenen Gespann ist ein wesendlicher Schlüssel zum schnellen und sicheren Fahren, da gib ich dem Claus recht. :smt023

Wenn ich die Grenze bei der T-34 überschreite gibt zum Glück eher das Material nach...eher als das ich abfliege.
Ich brauch nur an die "Wall of Crash" zu schaun, da sind genug Anschauungs\Übungsobjekte... :roll:

Linkskurven tu ich mir leichter und sicherer als rechts...da kenn ich den Grenzbereich besser.
Da hat das Velodromfahren unheimlich geholfen. :D

Ich TU mir persönlich leichter mit einem abhebenden Antriebsrad, als mit einem abhebenden Beiwagen
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Sa 30 Dez, 2017 22:50

Ganz wichtig war für mich, für ein sicheres Gespann-fahren, tatsächlich der Punkt: Krafteinleitung in die Fußraste.
Ganz bewusst die Kurveninnere Fußraste belasten und nicht verkrampft auf dem Lenker abstützen, sondern wirklich nur die zum Lenken notwendige Kraft in die Lenkstange einleiten. Das verschiebt den Schwerpunkt drastisch nach unten und verringert die Steigneigung des Bootes unheimlich.
Erst als mir das klar wurde, war ich in der Lage ungestresst, auch kurvige Straßen mit Spaß zu fahren.
Jetzt waren auch verkehrsübliche Geschwindigkeiten gefahrlos möglich. Und nicht jeder Rentnergolf von hinten wurde zur Bedrohung. :omg:
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon tian1979 » Sa 30 Dez, 2017 23:19

Ich danke Euch für die vielen Tipps und Ratschläge und bin durch Euch wieder etwas schlauer geworden :smt023
Gespannfahren ist etwas ganz anderes als mit der Solo zu fahren und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen damit auch nur ansatzweise so zügig wie mit der Solo zu fahren oder das Dreirad überhaupt zur zügigen Fortbewegung zu nutzen. Aber trotzdem oder gerade deswegen macht es extrem Spaß zusätzlich zum praktischen Nutzen.
Was mir unterwegs so ein paar mal durch den Kopf ging was passiert wenn ich zügig ausweichen muss. Solche Situationen werde ich noch oft üben müssen um auch ungefähr zu wissen was da geht... Gekauft habe ich mir das Gespann eigentlich nur für den Winter für Eis und Schnee. Hätte nie gedacht das es auch bei trockener Straße soviel Spass macht. :-D
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon T. » So 31 Dez, 2017 11:20

Yopp!
Übe langsam das mit dem Ausweichen und Notbremsen...
Ich hab bei einer solchen Aktion einen Purzelbaum mit der T-34 gemacht...
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon unleash » So 31 Dez, 2017 11:29

Ich würde ein Fahrsicherheitstraining empfehlen oder einfach ein paar Stunden mit einem Fahrlehrer nehmen. Gute Fahrt, schönes Gespann! :smt023
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon Werner » So 31 Dez, 2017 13:32

Gruß Werner
Zuletzt geändert von Werner am Mi 13 Nov, 2019 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon Thomas Heyl » So 31 Dez, 2017 17:56

Hallo!

Gute Hinweise der Vorredner :smt023 ! Dein eigenes Gespann musst Du Dir "erfahren" - 1.000 km genügen da nicht.

Hier noch Zusatz-Klugschwätz: Wenn irgend möglich, 'runter mit dem Seitenwagen, je tiefer, desto besser, und dito mit dem Mopped. Tiefer gelegte Fußrasten sind auch gut, weil sie die Hebelwirkung verbessern. Ein passender (kurzer) Nachlauf sollte auch sein.

Sehr richtig auch: Am gefährlichsten wird es, wenn Du meinst, dass Du die Kiste gut einschätzen kannst. Genau dann kommt nämlich die unerwartet scharfe Rechtskurve oder der auf der Fahrbahn querstehende verunfallte Wagen oder im Schneckentempo kriechende Traktor, Steine auf der Fahrbahn oder gar Baumstämme. Oder ein Kind, das auf die Straße springt, oder ein Linksabbieger, der Dich nicht sieht. Oder Schlageis / heftiger Seitenwind auf einer Brücke oder nach einem LKW (der trifft Dich heftig mit so einer hohen Kiste), oder oder oder.

Nach ein paar Dutzend hoffentlich heil überstandenen Adrenalinschüben rückt sich das Bild dann gerade. Gespannfahren ist Kopfsache, und es dauert lange, bis das vom Kopf in den Instinkt wandert.

Zu den Rechtskurven, wenn das Boot hochkommt: Ich empfehle "Gas weg, scharfer Linksknick, wenn das Boot unten ist, kurz Gasgeben und nach rechts".

Dennoch, bangemachen gilt nicht, also sammle Kilometer, sieh' zu, dass Fahrwerk, Bremsen und so super in Schuss sind, und baue Tagfahrleuchten und eine laute Hupe dran - die haben uns schon oft gerettet!

Cheers und viel Spaß ohne Rutsch - außer in's Neue Jahr!
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon lallemang » So 31 Dez, 2017 18:34

Ja, aber...

Gasweg ohne den "Linksknick" führt aber mal schnell zum Gegenteil :ugly:
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon fleisspelz » So 31 Dez, 2017 20:01

:shock: Bitte beachten: Gas weg beim 10 PS Zweitakter und beim 40+ PS Einzylinder Viertakter erzeugen zwei absolut unterschiedliche Fahrzustände :!:
..........................
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon Lederclaus » So 31 Dez, 2017 23:17

fleisspelz hat geschrieben::shock: Bitte beachten: Gas weg beim 10 PS Zweitakter und beim 40+ PS Einzylinder Viertakter erzeugen zwei absolut unterschiedliche Fahrzustände :!:


Und das ist sehr freundlich beschrieben...
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Re: Hilfe beim Gespannkauf

Beitragvon KNEPTA » Mo 01 Jan, 2018 00:26

Des mit dem Linksknick funktioniert bei der Knepta auf Grund der Massenträgheit überhaupt nicht. Da hilft nur Gas allein und auch das dauert, daher rechtzeitig einleiten...
Russe und Salz, dann zerfallt´s !
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