Sonntag 30. 7. 2017
Wir landen pünktlich in FRU, Flughafen Manas. Langwierige Passkontrolle, eine gute halbe Stunde Anstellerei - die Gepäckabholung geht dafür schnell.
Noch schnell 10.000 Som abgehoben, etwa 120 Euro. Das sollte man machen, BEVOR man den Flughafen verlässt - die Bankomaten stehen in der Sicherheitszone, und wir müssen nochmal durch die Kontrolle, nur um Geld abzuheben.
Dann eine eher abenteuerliche Fahrt über 20 km auf der Schnellstraße, querende Kühe. Die aufgemalten 2 Fahrspuren zählen wenig. Check-in im Soluxe Hotel. Wir bekommen um 10 Uhr schon ein Zimmer und noch ein Frühstück. Unseren Freund K. werden wir später zum Abendessen beim Cafe Arzu treffen. Vorher noch duschen, ein bisserl Zeug sortieren und eine Runde rasten ...
Zum "Cafe Arzu" sind es knapp 20 Minuten zu Fuß, es ist warm und staubig, viele Baustellen am Weg, aber auch Philharmonie und Sportpalast. Nett abendessen und russisches Bier trinken steht danach auf dem Programm - weil in Kirgistan heißen auch die Restaurants "Cafe", auch wenn es sich wie beim Arzu um ein gehobenes Speiserestaurant handelt. Zu Fuß zurück, nochmal duschen, Wäsche waschen und ins Bett.
Anyway, Kirgistan: Seit 1991 als erstes Land der ehemaligen Sovjetunion unabhängig, und als einziges Land in Zentralasien eine parlamentarische Demokratie:
Unten rechts im Bild sind die Haupthandelswege eingezeichnet, die nördliche Seidenstraße verläuft durch Bishkek, das sich anscheinend aus einer Karawanserei entwickelt hat. Dieser Route werden wir in den nächsten Tagen nach Osten folgen, am See Issyk Kul entlang.
Das mit den Ortsnamen ist schwierig. Original kyrillisch geschrieben, gibt es öfter mal einen russischen (sovjetischen) und einen kirgisischen Namen.
Der größte See des Landes heißt beispielsweise kirgisisch Ысыккөл oder russisch Иссык-Куль.
Und die beiden Versionen werden dann ungefähr nach Lauten in westliche Sprachen transkribiert.
In Sprachen mit Umlauten heißt der See Issyk-Köl oder Yssikköl, auf Englisch Issyk-Kyl oder Issyk-Kul, oder Ysik-Kol
Erstmal Spaziergang von unserem Hotel zum Cafe Arzu, parallel zur Hauptstraße (Chuy Avenue). Das ist einfach nur ein Apartmenthaus:
Und das eine der vielen Blickachsen der Stadt, über viele hundert Meter Rosenbeete, Spazierwege, Brunnen:
Das grüne Gebäude links ist ein automatisches Toilettenhäuschen, das man zum Preis von 5 Som (6 cent) benützen darf. Gleich dahinter links die Philharmonie und in der Ferne das an der Chuy stehende tempelähnliche Rathaus. Die Chuy Avenue ist so etwas wie die Wiener Ringstraße, alle wichtigen Gebäude der Stadt sind dort versammelt und warten auf uns - morgen.
Montag 31.7.17
Das Frühstück ist ganz OK, man kann sich Eierspeise oder Palatschinken (Rührei/Pfannkuchen für Nichtösterreicher) bestellen, es gibt frische Melonen und Ananas, nur der Kaffee ist instant weil die Kapselmaschine defekt ist. Und es gibt nur Toastbrot - ohne Toaster. Dann eine Überraschung: wir müssen in ein anderes Zimmer siedeln, unseres war lediglich eine Übergangslösung für den gewünschten "Early check-in". Das neue Zimmer ist größer, und hat einen Kühlschrank, und ist quer zu lüften, die kleine Suite geht einmal komplett durchs Haus. Dafür lohnt sich die Schlepperei.
Wir haben uns angewöhnt, die tagsüber verschwitzte Wäsche gleich abends zu waschen und aufzuhängen. Leider ist das in einem üblichen Hotelzimmer nicht vorgesehen. Die mühsam gespannte Wäscheleine wird abgebaut und im neuen Zimmer wieder gespannt, die Wäsche erneut aufgehängt. Beim Rauftragen des Gepäcks in den ersten Stock (kein Lift) stolpern wir mehrmals, immer an der gleichen Stelle. Genauere Beschau ergibt: diese eine Stufe ist zwei Zentimeter höher als die anderen, und die davor etwas niedriger. Wir werden noch merken, dass das ein Merkmal ALLER kirgisischen Treppen ist.
Heute ist Bishkek-Besichtigungstag, und wir haben für 17 Uhr die Übernahme von Wagen und Dachzelt vereinbart. Da unser Hotel günstig liegt, können wir zu Fuß los.
Gleich nebenan ist ein Neubau, und es wird fleißig gearbeitet, sonntags:
Man beachte die Absturzsicherungen, die aufwandsoptimiert aus Draht und Flatterband angefertigt wurden:
Wir wandern die Chuy-Avenue bis zum Hauptpostamt um Marken zu kaufen, am Weg viele Parks und der Regierungssitz, der Hauptplatz (Ala-Too Square). Auf der Chuy betrachten wir ein wenig den Verkehr. Kaum Gehupe, recht diszipliniertes Geschehen, auch die Ampeln werden beachtet. Bin ich im falschen Film? Fast wie daheim, samt der typischen grünen Grazer Stadtbusse:
Bei genauer Betrachtung offenbaren sich aber doch Unterschiede: Parallel zu den großen Bussen fahren jede Menge kleiner Mercedes-Busse mit Nummern herum.
Diese ganz Kirgistan erschließenden Minibusse, meist ältere Mercedesbusse oder Sprinter mit oft deutschen Aufschriften, haben auch eine ehemals deutsche Bezeichnung: Marschrutka, was wohl von "Marschroute" kommen soll. Sie fahren fixe Strecken, aber ohne Fahrplan. Ist eine Marschrutka voll, dann fährt sie los. Unterwegs kann man sie durch Handzeichen anhalten um zuzusteigen. Auf der Website bus.kg findet man bei Eingabe von Abfahrtsort und Zielort seine Verbindung innerhalb von Bishkek.
Je nach Einsatzgebiet ganz zivil, oder entsprechend aufgeüstet mit Dachträgern, Steinschlagschutz, Zusatzscheinwerfern und Luftschnorcheln:
Der Transport von Personen auf Ladflächen ist ganz normal. Anscheinend auch in der Stadt.
Der Straßenverkehr ist gewöhnungsbedürftig, aber wir gewöhnen uns schnell. Es gibt Zebrastreifen, aber meist keine eigenen Fußgängerampeln. Man läuft einfach los, wenn die Autoampel in der eigenen Richtung auf grün schaltet. Das wird erleichtert durch eine fehlende Gelbphase und Countdown-Ampeln:
Das Giraffe Cafe ist ein kleiner Kiosk mit einer richtigen Espressomaschine - nicht selbstverständlich in einem Teeland. Mit dem Getränk sucht man sich dann eine freie Bank im Mini-Park nebendran. Es gibt auch Limonade, die aus frischen Minzblättern, Zitronenscheiben und je einem Schuss Zitronensirup und Minzsirup auf viel Eis zusammengerührt wird.
Ein junger Hirtenstar ( Acridotheres tristis ) matcht sich mit den Tauben um die Brotstücke der Parkbesucher:
Diese Vögel haben einen Gesang, der mich an australischen Regenwald erinnert:
SongDie Tauben sind teilweise auch besonders:
Geld heben wir bei der Demir Bank ab, die haben das höchste Limit mit 25.000 Som. Ganz grob entspricht das 25.000 Euro-Cent also 250 Euro. Der tatsächlich Kurs liegt bei 80 Som pro Euro, wir haben jetzt also etwas über 300 Euro in der Kasse, plus 10.000 Som von gestern.
Hinter den Kursschild sieht man einen der zahlreichen Verkaufsstände, wo Getränke angeboten werden, gut gekühlt aus dem Thermobehälter:
Kwass (ein Süßgetränk aus altem Schwarzbrot, leicht alkoholisch)
Kompot (genau nach was es klingt nur ohne Früchte)
Eistee (meist grüner Tee mit Zitrone)
Maksym (ein essigsaurer salzig-vergorener Getreidetrunk)
Tan oder Chalap Schoro (ähnlich Ayran - aus Joghurt, Mineralwasser und Salz)
Wir geben nicht gleich alles aus, obwohl das in einige Souvenirläden gut möglich gewesen wäre:
Es hat gut 30°C. Gekühlte Getränke und Eis werden gern gekauft, und überall nützen große und kleine Leute die Brunnen für eine Abkühlung:
Darüber wacht Manas, der Mann auf seinem Ross ist der Held im längsten Epos der Welt und steht vor der Philharmonie:
Am Ala-Too-Platz ist leider Wassermangel. Dabei könnte man bei der Überquerung ohne Weiteres etwas Kühlung gebrauchen. Hier das eine Ende des Platzes mit den trockenen, etwas futuristusch anmutenden Wasserspeiern:
Die kirgisische Flagge wird heuer 25 - sie zeigt eine gelbe Sonne mit 40 Strahlen. Die Strahlen stehen für die kirgisischen Stämme. Im Zentrum der Sonne ist eine stilisierte Darstellung eines Tündük zu sehen, dem Herzstück einer traditionellen kirgisischen Jurte - in ihm laufen alle Dachstreben zusammen.
Vielleicht hätte ich mir das kyrillische Alphabet noch etwas besser anschauen sollen ... hier gibt es INTERNET, haben wir entziffert:
Ein spätes Mittagessen und flottes Internet gibt es dann im kleinen Restaurant "Vinoteka" - empfehlenswert!
Pünktlich kommen wir um 17 Uhr bei der Mietwagenfirma an, um unseren Wagen zu übernehmen, nur ist der noch in der Werkstatt, weil man am Motor ein Geräusch festgestellt hat, das noch behoben werden soll. Das würde etwa eine Stunde dauern. K. ist auch hingekommen, wir erledigen also erstmal nur den Papierkram und hinterlegen 300 Euro Kaution in bar.
K. leiht mir zwei SIM-Karten für Telefon und Internet, die wir gleich mit 100 und 500 Som aufladen.
Nachdem die Stunde vorbei ist und es auf Nachfrage eine weitere Stunde dauern soll, fahren wir mit dem Taxi ins Hotel, duschen, warten auf den Wagen. Der wird uns von Asamat (kirg. für "hervorragend") gebracht. Die Besichtigung ergibt: das Dachzelt klemmt und die Leiter ist zu kurz. War wohl auf einem anderen Gepäckträger auf einem anderen Wagen montiert, schade eigentlich.
Asamat versteht das Problem, bringt uns zu K. ins Bierlokal "Stary Edgar", und nimmt den Wagen mit, um ein anderes Zelt drauf zu bauen.
Das Lokal ist seit etwa 20 Jahren existent und somit eine Institution im schnellebigen Bishkek. Es ist auch das Lieblingslokal von Christoph, den wir dort kennenlernen, einem Wiener Juristen und Motorradfahrer mit einer V-Strom 650. Das russische Bier im Lokal ist sehr gut, wir essen ein paar Kleinigkeiten während eine mittelmäßige Kapelle einen mittelmäßigen Liederabend gibt: Paul bekommt die gewünschte Pizza Margherita, ich eine kalte Joghurtsuppe mit Gurken und Dill (Okroschka) und einen Salat, Eva gebratene Hühnerbrust ohne Spinat (weil aus). Wir hören einige Geschichten aus dem Alltag in Kirgistan und von Reisen über Land, unter anderem von einem Gästehaus am Issyk-Kul See, wo einmal Jurj Gargarin abgestiegen ist, und das sehr empfehlenswert sein soll. Ich notiere mir das mal.
Gegen 23 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel, durch den Panfilow Park, einer Art Prater mitten in Bishkek. Es gibt allerlei Fahrgeschäfte, und viele Familien sind auch so spät noch mit ihren Kleinkindern unterwegs.
Da ruft Asamat an, er wär jetzt fertig. Leider nicht ganz, denn das Zelt ist so weit oben montiert, dass man eine zusätzliche Leiter bräuchte, um das Dachzelt zu packen (die Dachzeltleiter ist ja fix montiert und klappt sich aufs Dach, in luftige 2,40 m Höhe).
Ansonsten ist alles halbwegs OK. Ein Fenster und eine Türe lassen sich nicht öffnen, und die Batterie scheint schwach, aber "it is a Russian car" meint Asamat achselzuckend. "They come from the factory like that". Er werde morgen früh mit einer zusätzlichen Leiter vorbeischauen.
OK, Duschen, Wäsche waschen, dann Schichtende, schlafen gehen nach Mitternacht. Die Klimaanlage hat den Raum inzwischen angenehm gekühlt.
Der Wagen ist ein UAZ-469 "Hunter", anzunehmenderweise genauer ein Typ UAZ-31514 (mit Metalldach, Zivilausführung). Er hat einen modernen 2,7-Liter Benzinmotor, zuschaltbaren Vorderradantrieb und manuelle Freilaufnaben. Für uns ausschlaggebend war neben der Geländegängigkeit der Einheimischenbonus (fällt kaum auf), und die Tatsache, dass man darin schlafen kann und ihn samt Dachzelt, Tisch und Klappstühlen um überschaubares Geld mieten kann. Nämlich um 80 US$ am Tag.
Geplante Maximalroute für die nächsten knapp 20 Tage: 2500 km
Bishkek nach KonorchokDienstag 1.8.17Die Leiter und die vergessenen Campingmöbel kommen um neun während dem Frühstück, hurra! Gemeinsam mit K. packen wir die Möbel unter die Dachzelthaube und den Rest vom Gepäck ins Auto.
Dann fahre ich die erste Strecke zum tanken, es hieß zwar der Wagen wäre voll, aber besser kontrollieren. Getankt wird per Vorkasse: Man gibt an der Kasse Zapfsäule und Treibstoffsorte an und lässt Geld dort. Nach dem Tanken bekommt man das Retourgeld. Der UAZ Hunter braucht Benzin mit 92 Oktan, das kostet 40 Som pro Liter, also genau 50 Cent. Mit 1000 Som bekommt man also etwa 25 Liter Sprit.
Das Zweitanksystem ist bemerkenswert. Links wird getankt, von dort bei eingeschalteter Zündung ständig Benzin nach rechts gepumpt von wo der Motor versorgt wird. Dort ist AUCH ein Einfüllstutzen, aber nachdem wir "nur" 17 Liter nachtanken, ist der noch randvoll - jeder Tank fasst etwa 35 Liter. Es gibt aber nur EINE Tankanzeige, die man mit einem Kippschalter umschalten kann:
Die Instrumententafel ist übersichtlich und ausreichend. Von links nach rechts:
Tankanzeige (bei einem Tank bedeutete "voll" wirklich voll, beim anderen Tank war schon etwas über der Hälfte der Tank voll),
Kühlwasserthermometer (zeigte während der Fahrt immer zwischen 80 und 90 Grad),
Öldruck (zeigte zwischen 0,5 und 2 bar)
Spannungsanzeige (zeigte nie über 12 Volt)
Darunter Kippschalter für Licht, Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte, Tankanzeigenumschalter und Innenbeleuchtung. Funktioniert haben Licht und Tankanzeige.
Links daneben: Tacho und Wegstreckenanzeige. Theoretisch. Das Getriebe dürfte schon mal getauscht worden sein gegen ein nicht ganz passendes, denn das Gerät zeigt überland 160 km/h an - bei erlaubten und laut GPS gefahrenen 90 km/h:
Weiter zum Globus-Supermarkt. Wir kaufen H-Milch, Nudeln und Polenta, Frühstücksflocken, Brot, Hartwurst, Käse, Wein, Bier, Sprite, eine große Flasche Wasser (5 Liter), ein paar Fruchtschnitten. Wir vergessen: Handbesen, Gaskartuschen, Olivenöl.
Auf der großen Ausfallstraße fahren wir ostwärts, wollen noch zum Burana-Turm, den Resten eines alten Minaretts. Doch der Wagen macht mir Sorgen: die Ladespannung liegt laut Voltmeter bei 10 Volt und sinkt deutlich wenn man Licht einschaltet, schwankt vernehmlich beim blinken. Nachem wir ein kleines Stück durch Kasachstan gefahren sind, geht der Motor aus, als ich in den 5. Gang schalte. Es muss wohl am Strom liegen, denn wenn ich das Licht ausschalte, läuft er wieder. Mist!
Bei der nächsten Tankstelle schauen wir nach.
K. entdeckt ein abgefallenes Reglerkabel. Hurra! Mit dem Leatherman ein bisserl nachgebogen hält der Stecker wieder. Zum Anlassen ist die Batterie schon zu schwach, da hilft uns die mitgeführte
Powerbank mit Starthilfefunktion aus der Bredouille - erster Test und es FUNKTIONIERT!
Noch schnell an der Straße ein paar Tomaten gekauft, mit laufendem Motor. Inzwischen ist es schon 14 Uhr, und wir lassen den Abstecher zum Buranaturm aus, so dass wir mit funktionierender Lichtmaschine und halbwegs geladener Batterie rechteitig gegen vier bei K.s Schwiegereltern eintreffen. Es ist gut warm, auch im Auto. Das hat nämlich keine Klimaanlage, und die Lüftung saugt im Motorraum an. Nur der Fahrtwind kühlt, über Fenster oder Dachluke.
Gut zwei Stunden werden wir bewirtet mit Schwarztee mit Marmelade, Brot und Käse, Börek, Obst, und als Hauptgericht einem Fleischeintopf. Und Wodka. Der kleine Neffe Amir (3) bekommt sein Geschenk, ein Foto zur Erinnerung wird gemacht.
K. wird hierbleiben, also müssen wir künftig selbst navigieren - das Garmin GPSMAP 276 Cx wird montiert, und dann sind wir auch schon mit vielen Wünschen für Gesundheit und guten Erfolg im Beruf und Gesundheit unterwegs, folgen der Route zum Konortchock Canyon, unserem ersten Schlafplatzerl.
Schöne Ausblicke auf die Berge, wir sichten einige Wiedehopfe an der Straße und jede Menge Weidevieh an den Hängen.
Der Weg führt durch kleine Dörfer zurück zur Hauptstraße A365, auf der wir südwärts Richtung Kochkor fahren. Mit Licht, und immer hübsch langsam - einerseits wird kontrolliert, andererseits mag das der Wagen gern. Das Tempolimit ist 90, wir fahren meist 70-80. Der vierte Gang braucht Doppelkuppeln, damit er ohne Ratschen oder Krachen reingeht, aber das krieg ich auch noch hin.
An einer Quelle tanken wir einige Flaschen Trinkwasser und erreichen kurz darauf einen kleinen Canyon, wo wir einen geeigneten Platz zum Übernachten finden. Nachdem wir noch keine richtige Packordnung haben, dauert alles ein bisserl länger, aber irgendwann steht der Wagen richtig und halbwegs eben auf ein paar Flusssteinen, das Dachzelt ist ausgeklappt und Pauls Zelt (mein kleines MSR Hubba) ist aufgestellt. Wir jausnen noch was, erkunden die Umgebung, trinken bachgekühltes Bier und freuen uns über die einsetzende abendliche Kühle auf knapp 1500 m Höhe. Hunger haben wir keinen mehr.
KochkorMittwoch 2.8.17
Wir sortieren unser Zeug durch, vor allem die großen Stauräume in den Wagentüren helfen bei der Organisation enorm.
Ich baue meinen mitgebrachten Stromverteiler an, den ich direkt an die Batterie anschließe:
2x Zigarettenanzünder für Navi und Notebook, 2x USB für Handy/Tablet und Dashcam, Voltmeter. Das zeigt bei laufendem Motor beruhigenderweise 13,4 Volt an, sehr cool, Reparatur erfolgreich.
Gegen Mittag kommen wir los, die Temperatur geht wieder auf die 30° zu.
Unser heutiges Ziel ist der Gebirgssee Köl Ükök, den wir erwandern möchten, und zuvor ein wenig Einkauf.
Wir tanken Benzin, auch in den Reservekanister (den uns K. für diese Reise besorgt hatte), für den Benzinkocher. Der würde auch mit Gas laufen, aber wir haben in Bishkek vergessen, Kartuschen zu besorgen. Die Tankstelle ist modern und klimatisiert, auch kalte Getränke werden verkauft, nur das Klo hat zu und wir werden zu einer abseits stehenden betonierten Latrine geschickt, die Ähnlichkeit mit einem alten Bunker aufweist. Sehr beeindruckend, vor allem der Geruch. Im Inneren befinden sich drei Löcher nebeneinander im Betonboden. Das war's auch schon. Klopapier oder Wasserflasche ist mitzubringen. Aber sooo dringend müssen wir eigentlich eh nicht.
Wir verlassen die E365 und damit die alte Seidenstraße und fahren über einen Pass vorbei am Stausee Orto Tokay nach Kochkor.
Die Verwaltungshauptstadt Kochkor ist trotz ihrer 15.000 Einwohner noch sehr dörflich - im Zentrum ist der Bazar mit seinen vielen Verkaufsständen - und die Ampel.
Am Programm steht der Einkauf eines Handbesens, Olivenöl und vor allem Frisches vom Markt ist gefragt: Melone. Leider finden wir keine Gaskartuschen. Bei Benzinkocherei ist halt doch mit Geruch im Wagen und Ruß am Geschirr zu rechnen, deswegen war das nur die Notoption - unser MSR Whisperlite Universal kann beides.
Was im Straßenbild außerhalb Bishkeks auffällt: wer es sich als Privatmensch leisten kann, fährt Audi:
Russische LKW werden gerne als fahrende Lager für die Marktstände verwendet. OK, manche fahren auch schon lange nicht mehr:
Manche der alten russischen Wagen werden aber noch liebgehabt und kriegen zumindest sportliche Aufkleber!
Es ist nicht leicht, anschließend ein Cafe zu finden, schließlich haben wir aber doch Erfolg und dürfen uns aus der komplett kyrillisch geschriebenen Speisekarte etwas herausraten. Wir bekommen Pizza, Bauernsalat und Getränke, passt. Das Klo ist OK, ein Porzellanthron mit dem üblichen Eimer fürs Klopapier, und sogar ein Waschbecken mit Seife!
Leider scheitern wir an der Inbetriebnahme unserer Daten-SIM-Karte im kleinen Huawei MIFI-Router und fahren ohne Internetzugang weiter in die Berge, zum Startplatz unserer morgigen Wanderung. Joi, ist das eine Rumpelpiste! Gut dass unser Wagen dafür gebaut wurde - er muss schuften auf diesen 7,5 km Piste mit teils kopfgroßen Steinen und tiefen Rinnen, bleibt aber cool (80°) und liefert uns am Ende des Weges auf 2650 m Seehöhe ab. Den größten Teil der Strecke geht es im ersten Gang, manchmal muss die Untersetzung rein. Differentialsperre gibt es ohnehin nicht, und die manuelle Zuschaltung der Vorderachse ist nicht notwendig, wohl aber die große Bodenfreiheit des Wagens.
Noch 5 km bis zum "Wanderparkplatz" den uns K. genannt hat . Die Strecke ist in der OSM-Karte drin und lässt sich problemlos routen:
Oben auf der Alm finden wir einen schönen Stellplatz, jausnen noch etwas und beschließen den Tag.
Dieser Herr ist sommers auf der Alm mit seinen Tieren, samt Familie. Hier hat er sein Jüngstes mit, ein Jahr alt. Angeblich lernen die Kinder hier reiten, bevor sie laufen lernen:
Das Lager wird aufgeschlagen: Die rote Leiter ist unser Lieblingsmöbel geworden, auch praktisch als Ablage oder Waschtisch, wenn man mal nicht das Zelt auf- oder abbaut.
Der Bach ist unser Badezimmer: Schmelzwasser, direkt vom Gletscher in Sichtweite. Hier müssen wir morgen durch, wenn wir zum See wandern wollen.
Es regnet nachts immer wieder mal, und wir sind froh das Heckzelt aufgestellt zu haben. Ob das morgen was wird mit unserer geplanten Wanderung zum Köl Ükök?
Gryße!
Andreas, der motorang