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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 11:11

Uwe Steinbrecher hat geschrieben:Darf ich fragen was der Wagen am Tag gekostet hat?


Für 20 Tage waren das 1300 US$, plus 300 US$ für Dachzelt, Tisch, Klappsessel. Komplette Werkzeug- und Bergeausstattung war dabei.

Der reine Wagen kostete also 65 US$ am Tag (Hauptsaison) - damals waren das etwa 50 Euro ...

Gryße!
Andreas, der motorang

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 13:12

Auch von mir ein dickes Danke für dieses Teilhabenlassen an Eurem Abenteuer (und dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann).
Gibt es in Kirgistan auch so eine Art Jedermannsrecht, so dass man überall, wo es keinen stört, übernachten/lagern darf?
Oder ist das im gesamten Ex-UdSSR-Raum so? Aufgrund der Nomadentradition?

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 15:17

Rechtlich scheint es schlicht kein Verbot zu geben, wenn es nicht explizit ausgesprochen ist (bzw. ausgeschildert, wie in manchen Naturschutzgebieten). Wahrscheinlich fehlt dazu die Notwendigkeit, es gibt kaum Individualtouristen.

Weiter geht es:

Hallo!

Zum Apricot Guest House

Montag 7.8.2017

Paul hat im Wagen geschlafen und ist kaum wach zu kriegen, so fein ist es im Daunenschlafsack. Aber es sind ja eh noch Sachen fürs Frühstück zu erledigen: Kaffee, Eier und Tee werden gekocht, Brot und Marmelade hergeräumt, Milch und Flocken für Paul. Der Kefir ist ein Volltreffer und schmeckt wie Joghurt daheim!

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Als die ersten Wanderer, Reiter und russischen Geländewagen und LKW vorbeikommen, sitzen wir gerade beim Frühstück und die ersten warmen Sonnenstrahlen ereichen unseren Platz, so gegen 9. Wir werden die Wanderung zum Bergsee Ala Köl auslassen und uns etwas mehr Zeit für den Rest der Strecke nehmen. Auch die Fahrt über den Arabel-Ashuu und Jiluu Springs nach Naryn wird zu Gunsten der Seeuferstraße aufgegeben.

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Also rumpeln wir den Wanderweg wieder runter, weichen ein paar Mal anderen russischen Allradlern und einem Pferdewagerl aus.

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Dieser lustige Bus ist ein UAZ-452 (Spitzname Buhaka = Brot), und wird wie auch unser Wagen in der Automobilfabrik in Uljanowsk gebaut, seit 1965 (UAZ = Uljanowski Awtomobilny Sawod). Er hat Allradantrieb und fährt in der Ex-UdSSR millionenfach herum.

Dann schauen noch ins Nebental rein, wo sich in Ak-Suu ein paar kleine private Thermalbäder befinden. Per Asphaltstraße erreichbar :-)

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Schönes kleines Tal mit viel Wildbach und einer Haltestelle der Minibuslinie 350.

Nach ein paar Fotos geht es wieder nach Karakol, tanken. Die Tankstelle, wo man von Karakol nach Altyn Arashan rausfährt, hat auch ein super modernes Klo, Reisetipp:
A3C Bishkek Petroleum
N 42,502193, E 78,521418

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Am Weg sehen wir eine Füllstation für Gasflaschen, aber so kleine Kartuschen haben auch die nicht.

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Wieder im Zentrum hat das Sportgeschäft geschlossen, da war immerhin ein Kovea-Schriftzug irgendwo zu lesen - das ist ein koreanischer Outdoor-Händler der auch Kocher und Gaskartuschen anbietet:

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Wir können gegenüber Geld beheben, und auch ganz einfach unser Handyguthaben aufladen - der passende orange Automat steht auch dort. Mobilnummer eingeben, Geldschein einlegen, fertig. Für alle Anbieter. In ganz Kirgistan stehen solche Automaten, entweder im Ortszentrum am Straßenrand oder in einem Laden.

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Nach ein paar Telefonaten bekommen wir unsere Gaskartuschen glücklicherweise bei einer der Trekkingagenturen - Danke an EcoTrek in der Abdramanov road! Nette Leute mit einem netten Firmenwagen:

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Dort fragen wir auch nach einem Cafe mit einem WC, wo nicht der Fernseher immer rennt, und werden an das Fat Cat Cafe verwiesen, unweit. Und das ist ein guter Tipp! Wir sitzen im schattigen Bereich vor dem Lokal, Auto im Blick, mit Steckdose in Kabelreichweite. Die haben eine Espressomaschine, es gibt kaltes Cola/Sprite in kleinen Flaschen und Limonade ohne Minze, und Kleinigkeiten zu essen. Außerdem WLAN und ein WC. Klingt nicht nach viel, ist es aber. Für uns. Am Bild sieht man den kleinen gelben Rucksack am Dachträger, wo inzwischen unser (stinkender) Benzinkocher mitreist.

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Wir machen dort Siesta und recherchieren ein anscheinend nettes Guest House, das Christoph in Bishkek erwähnt hatte. Wir finden es auf tripadvisor.com, es liegt auf unserer Strecke und ein Anruf macht ein Zimmer klar im Apricot Guest House, im Ort Chichkan oder Jenish oder Jengish oder Chychkan, je nach Karte oder App, etwa 20 km östlich von Barskoon. Weder Google Maps noch unser Garmin finden den Ort oder die Straße, den müsste man wohl in kyrillisch eingeben ... glücklicherweise erinnern wir uns an den Ort von der Hinfahrt. Eineinhalb Stunden und 60 km später (es gibt einige Ortschaften und 40er auf der Strecke) fahren wir einmal im Ort auf und ab ohne ein Schild zu finden. Wir halten an der Ortstafel, rufen an, und werden dort von einer der Töchter gefunden und abgeholt, hurra!
Für Nachahmer: Das Apricot Guest House liegt hier: N 42,28211 und E 77,7902 - Telefon 0772203949

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Eine kleine Oase inmitten von Selbstversorger-Bauernhöfen empfängt uns. Wir beziehen unser kleines Dreibettzimmer und Eva und ich gehen schwimmen, der See ist nur 5 Gehminuten entfernt. Am Strand ist viel los, Badebetrieb, sehr viele Kinder spielen im Wasser und am Sandstrand.

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Wir sind eine von drei Familien im Haus, um Abendessen gibt es Majonnaisesalat und einen kalten koreanischen Nudeleintopf, Eva fastet lieber um ihre Verdauungsprobleme loszuwerden. Unser mitgebrachtes Bier wurde eingekühlt, und wir können es zum Essen genießen. Noch eine Runde duschen, Wäsche waschen, und zufrieden ins Bett. Eine kirgisische Besonderheit sieht man auch im Foto: es gibt im gesamten Zimmer genau eine Steckdose - neben der Tür. Wer den Strom gerne woanders haben möchte, und vielleicht noch mehrere Geräte versorgen, der sollte tunlichst ein Verlängerungskabel mit Mehrfachstecker mithaben.

Noch ein Detailbild der Heizungsinstallation - wer braucht schon Fittings?

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Gryße!
Andreas, der motorang

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 15:18

Ara-Bel Hochebene

Dienstag 8.8.17

Frühstück um 8, ich kriege sogar Filterkaffee, frisch gemahlen, und es gibt neben dem allgegenwärtigen Tee auch Eier, Palatschinken, Marillen, Wassermelone, Brot, Marmelade.

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Das ist fein so, denn es gäbe auch Maksem (ein essigsaurer Brottrunk) oder stark vergorenen Kefir, und beides ist nicht so nach unserem Geschmack.

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Wir erfahren einiges über die Familie. Die Großmutter hatte einst Juri Gagarin getroffen, als dieser nach seinem ersten und einzigen Weltraumflug im April 1961 am Issyk Köl auf Erholung war. Juri ließ sich nicht gerne kasernieren und war öfter außerhalb des vorgesehenen Erholungsheimes auf der Tong-Halbinsel anzutreffen.

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Einige Jahre zuvor, so um 1957, hat die Großmutter den traditionellen Aussteuer-Wandteppich gewebt, der in der sehr schönen Gästejurte hängt, und vor dem sie sich gern fotografieren lässt:

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Wir dürfen auch:

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Der älteste Sohn hat in Texas studiert, eine der beiden Töchter geht auf die amerikanische Universität in Bishkek, die andere will bald nach Shanghai.

Was für ein schöner und gepflegter Ort, dieses Guest House mit Familienanschluss!

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Wir sind gegen 09:30 wieder unterwegs, nach kurzem Einkauf das Barskoon-Tal und Besuch bei der Tankstelle hinauf zum gleichnamigen Wasserfall.

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Die Tanksäule ist auch schon weit gereist ...

Die Piste ist wegen der weiter oberhalb gelegenen Goldmine gut in Schuss, bald können wir den Wagen bei den Imbissbuden am Beginn des Wanderweges abstellen. Pferderitte werden angeboten, es gibt ein paar Klohütten, und einen Miniladen in einem alten Seecontainer.

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Ein junger Steinadler

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Juri was here!

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Die kurze Wanderung führt zum untersten Wasserfall, der hübsch ist, aber man hat als Alpenbewohner schon beeindruckendere gesehen. Wir schenken uns die weitere Wanderung zur nächsten Stufe hinauf, wollen lieber weiter auf die Hochebene.

Knapp 10 km weiter ist die Kontrollstelle wo unsere Daten in ein großes Buch eingetragen werden. Die Mine in Kumtor ist die siebtgrößte der Welt mit ca 250 t Jahresförderung, und erwirtschaftet knapp ein Siebtel des kirgisischen BIP. Dann dürfen wir die Strecke mit den 57 Serpentinen in Angriff nehmen, mit der Auflage, die LKW der Minengesellschaft nicht zu überholen.

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Auf der Fahrt hinauf bleiben wir 2x stehen, um den LKW wieder etwas Vorsprung zu geben. Hier sieht man zwei der Transporter ...

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Es gibt genug zu sehen, die Bergkulisse ist atemberaubend, die Gletscher nahe, führt der Pass doch in eine Hochebene mit über 1000 km2 ewigem Eis. Die Ara-Bel Hochebene wäre auch unser heutiges Tagesziel, hier wollen wir zelten, falls das Wetter und der Platz passt. Der Wetterbericht ist da leider nicht ganz eindeutig!

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Wir fahren ein Stück weit die Strecke in Richtung Ara-Bel Ashuu, suchen einen Stellplatz. Beim ersten Versuch fahre ich den Wagen in einer sumpfigen Stelle fest, komme aber rückwärts mit Untersetzung und Allrad wieder frei - uff. Dann ist ein Platz gefunden, wir jausnen erstmal.

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Klapptisch und Sessel bleiben am Dach, die Alubox hält als Tisch her und die Klapphocker sind griffbereit im Auto. Jede Menge Pferdebremsen suchen den Windschatten unseres Wagens, stechen aber nicht.

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Es ist sehr windig und nicht gerade warm, wir machen erstmal einen Spaziergang zum kleinen See unterhalb und schauen uns um.

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Als es immer bewölkter wird und Gewitter in der Ferne aufziehen, lassen wir den Übernachtungsplan trotz der atemberaubenden Kulisse fallen und fahren wieder talwärts.

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Als die Schotterpiste sehr breit und übersichtlich ist, darf Paul ans Steuer. Er macht ja gerade den Motorradführerschein (A1) und weiß schon, wie das mit Kupplung und Motorbremse funktioniert.

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Nach etwa 10 km wechseln wir wieder, diesmal haben wir keine LKW vor uns und sind flott wieder beim Kontrollpunkt, werden wieder in ein Buch eingetragen und dürfen nach 2 Minuten weiter.

Bald finden wir kurz vor dem Wasserfall einen schönen Stellplatz am Fluss. Hier findet gerade das Picknick eines Elternvereins statt, wie wir erfragen. Wir dürfen gerne hier übernachten und ja, es sei sicher neben dem Fluss, weil nachts ja der Pegel sinke. Ah ja, Schmelzwasser und so. Entsprechend schnell ist das Bier kaltgestellt und unser Lager bereit, auf einer kleinen Wiese mit Felsen und rundherum Nadelwald.

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Dazu wird unser Zeug aus dem Heck auf die Fahrerseite gepackt. Paul schiebt den Beifahrersitz ganz nach vorne, entfernt die Kopfstütze und legt ihn um, sodass mit der Rücksitzbank eine Liegefläche entsteht. Luftmatte drauf, fertig. Bei Regengefahr befestigen wir noch das Tarp über dem (undichten) Sonnendach.

Vom Dachträger wird zunächst die Klappleiter geholt. 2 Spanngummis und ein Ratschengurt sind dafür zu lösen. Dann von der Leiter aus die Abdeckplane lösen (2 Gurte und ein RV) und abnehmen. Klapptisch und 2 Sessel herunternehmen und dann das Zelt aufklappen. Noch mit zwei Federstahlstangen den Zelteingang wegspannen, und das Zelt ist schlafbereit, die Schlafsäcke sind schon drin. Unter dem ausgeklappten Zelt hat die Sitzgruppe Platz, die Klappleiter dient als Ablage für Wasserflaschen, Waschbeutel, Handtuch etc.

Die freigeräumte Alukiste im Kofferraum ist unser Küchenschrank mit Geschirr, Besteck, Kaffee- und Teeküche und weiteren Vorräten. Zusätzlich gibt es eine kleine Kühltasche für Getränke und einen Gewebesack für Brot, Frühstücksflocken und ähnliches. Zu dritt funktioniert das alles ganz gut, mal schauen wie das wird, wenn K. zusteigt.

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Nachdem es hier genug Holz und Lagerfeuerstellen gibt, packe ich meinen Folding Firebox Stove aus und mache die Pfanne startklar, während mein kleines Kochfeuer Fahrt aufnimmt.

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Rezept:

Spanisches Olivenöl (russisch beschriftet aber extra vergine) in die heiße Pfanne geben.
Drei geschälte Kartoffeln vom Markt in dünne Scheiben schneiden (danke Eva) und dazugeben.
Während die Kartoffeln unter gelegentlichem Wenden dahinbraten, eine große Gemüsezwiebel schälen und in Stücke schneiden.
Kräutersalz von einer salzigen Quelle nahe Karakol in die Pfanne streuen, und Zwiebeln dazugeben.
Russische Jausenwurst würfeln und beigeben.
Ca. 20 Minuten auf Glut köcheln, gelegentlich rühren, etwas Wasser beigeben damit sich unter dem Deckel Dampf bildet.
Wenn die Kartoffeln durch sind, ein paar trockene Zweige nachlegen und ohne Deckel scharf anbraten.
Ein Ei drüberschlagen, vom Feuer nehmen, durchrühren.
Heiß mit etwas Weißbrot servieren. Dazu passt ein bachgekühltes Bier.

Nach diesem feinen Nachtmahl gehen wir bald schlafen.
Der Obmann vom Elternverein hatte uns eine gute Nacht gewünscht: "Good place, no wolves."

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 15:52

Das Ganze erinnert mich etwas an meine LKW-fahrerei Anfang der 90er Jahre. Da war ich bis Togliatti an der Wolga. Oft ähnliche Straßen, ähnliche Sanitäranlagen, nette Leute und im Sommer sehr warmes Wetter. Nur gab es damals kaum funktionierende Tankstellen und Supermärkte und Mobiltelefone waren rar, Internet noch nicht vorhanden. War recht aufregend, teilweise wurde in den größeren Städten nachts geschossen...

Tolle Reise, sowas würde ich schon auch gern mal wieder machen! Da macht es richtig Spaß, den schönen Reisebericht zu lesen. Danke!

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 16:09

Servus,

und dazu noch original kirgisisches Reiseküchenrezept, genial.

Danke, Simon

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Do 11 Jan, 2018 16:24

Wo krieg ich am Sölk ne Salzquelle her? :gruebel: ...könnt ich das mit dem Schmuddel mal nachkochen.

Echt Schöner Trip und Bericht!

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Fr 12 Jan, 2018 05:55

Ein guter Morgen, ein mittelmäßiger Tag und ein Notschlafplatz

Mittwoch 9.8.17

Bin wieder früh auf und mache ein Feuerchen, um Kaffee zu kochen. Eine Kuh weidet näher. Ein altes Weiblein kommt ihr hinterher und holt sie zu ihrem Haus zurück, das wir gestern am Herweg passiert haben.

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Ich trinke gerade meinen Kaffee und beobachte ein Eichkatzerl, als sie wiederkommt, geradewegs zu mir und ohne Kuh. Wir tauschen radebrechend ein paar Worte aus, wo wir herkommen, wie sie heißt, wie wir heißen, dass es in Kirgistan sehr schön ist, dass unsere Maschina russki ist, aber dann hat sie ein Anliegen. Sie deutet auf den wieder steigenden Fluss mit seinem graugrünen Schmelzwasser und meint der wäre nicht gut. Ich soll mitkommen, sie zeigt mir was.

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Nahe bei ihrem kleinen Häuschen ist ein kleiner See, der von einer Quelle gespeist wird. DAS sei gutes Trinkwasser, und ich könne mir gerne nehmen.

Noch von den hohen Felswänden beschattet machen wir uns ein gemütliches Frühstück, Eier, Kaffee und so, und sortieren unser Zeug ins Auto. Dann geht es runter nach Barskoon, erstmal einkaufen.

Das Angebot ist begrenzt, aber immerhin gibt es Frühstücksflocken einer Weltmarke offen aus dem Sack:

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Dann sind wir auf der Suche nach einem Platzerl für 2 Nächte, Wäsche waschen, duschen, um übermorgen vormittags K. bei seiner Unterkunft abholen zu können, damit wir gemeinsam weiterreisen können.
Wir sind in der Nähe des Issyk-Köl-Sees, und nahe dem Ufer soll als weitere Sehenswürdigkeit ein Salzsee sein, wo man kurhalber baden kann.

Auf der "Liste" stehen zwei im Reiseführer erwähnte Jurtencamps einer Organisation namens "Ecotour", die weiter westlich und somit näher an Kochkor liegen, leider ohne nähere Ortsangabe. Der Tag wird wieder warm, und wir fahren nach unserem Garmin den ersten Ort an. Nach einigen km Rumpelpiste landen wir im angegebenen Dorf und fragen herum, aber hier kennt keiner ein Camp. Hm.

Wieder auf der Hauptstraße schauen wir nochmal genau nach Schildern, entdecken aber nur ein lustiges Auto von zwei Engländern auf Tour mit einem alten Landcruiser, mit denen wir ein bisserl quatschen. Wir studieren nochmal alle Karten und Luftbilder, entscheiden uns es weiter westlich beim kleinen Salzsee nochmals zu versuchen.

Also fahren wir die rumpelige Staubpiste zum Salzsee, 12 km. Dort finden wir eine Art Hütten- und Jurtendorf vor, mit Imbissbuden und vielen Leuten, einfach so ohne jeglichen Gestaltungswillen auf die Schotterfläche gesetzt erinnert es mich an Schilderungen aus der Zeit des Goldrauschs. Drei Leute reden gleichzeitig auf uns ein, wollen Parkgebühr, uns zu ihrem "Hotel" oder ihrem "Cafe" bringen. Die Frage nach einer Dusche wird mit einer Handbewegung zum nahen Issyk Köl beantwortet. Die Weiterfahrt zum kleinen Salzsee kostet zwischen 50 und 150 Som, je nach Anbieter, und führt an einem Schranken vorbei. Also ... danke, aber nein danke. Wir verlassen diesen schattenlosen Ort, machen uns auf den Rückweg zur Straße. Unterwegs geht sich noch ein Sprung in den großen See aus, der uns nicht enttäuscht - immer wieder erfrischend! Am Weg hinauf zur Schotterstraße nochmal ein fahrtechnisches Hoppala, als wir in einer Weichsandstelle bergauf steckenbleiben und die Hinterräder sich einzugraben beginnen. Untersetzung rein, Freilaufnaben sperren und im Rückwärtsgang mit Allrad raus - wir haben das richtige Auto gewählt.

Im Ort selbst finden wir keinerlei Hinweis auf eine Unterkunft. Wir sind also irgendwo am ADW, die von uns gesuchte Unterkunft oder etwas mit ähnlichem Standard für unseren morgigen Ruhetag ist in erreichbarer Nähe nicht zu finden, und es wird gleich dunkel. Aber: Wasser und Essen für eine Übernachtung haben wir immer an Bord. Vorhin sind wir an einer flachen Halbinsel vorbeigefahren, die paar Kilometer fahren wir retour.

Bei Sonnenuntergang erreichen wir eine Badestelle wo der Schilfgürtel unterbrochen ist, immerhin. Neben ein paar einpackenden lokalen Badegästen steht nur noch ein Wildcamper aus Kasachstan da.

Als wir noch herumdiskutieren, wo wir das Auto parken, dass es hier eine Menge Gelsen gibt, und was wir nicht alles hätten anders machen hätten können, hoppelt ein kleiner Wagen mit Alukiste am Dach zu uns her. Ein belgisches Pärchen mit einem Subaru Justy auf dem Weg in die Mongolei wird heute auch hier übernachten.

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Wir folgen noch kurz der Einladung des kasachischen Nachbarn, der in seinem halbwegs gelsendichten Vorzelt mit Tee und Wodka auf seinen 53. Geburtstag anstoßen will. Stiphan und seine Frau Ludmilla machen hier Ferien, jagen und fischen tut er gerne, war in der UdSSR General und im Nachschub in Ostdeutschland tätig.

Das Abendessen fällt gelsenbedingt kurz aus, bald sind wir in unseren Zelten, konnten aber vorher noch kurz mit K. telefonieren. Der organisiert uns für morgen abend Schlafplätze im Guest House, wo er in Kochkor untergebracht ist. GUT.

Ich gehe noch bei Vollmond eine Runde im warmen See schwimmen. Gelsenfrei!

Die letzten drei Tage:

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Gryße!
Andreas, der motorang

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Fr 12 Jan, 2018 09:41

wer eine reise tut, der kann was erzählen ... :grin:
spannend !

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Sa 13 Jan, 2018 09:44

Weiter, es wird langsam Halbzeit bei unserer Reise:

Nach Kochkor, und ein Friedhof am Weg

Do 10.8.17

Nachdem Eva gestern prophezeit hatte, dass es morgens sehr schnell heiß werden wird am schattenlosen Strand, hat Paul schon um 6 sein Zelt weggepackt und sich in den Wagen begeben. Im Dachzelt kriegt man das schnell mit, es wackelt ... also stehen wir auch auf. Es ist aber eher bewölkt und Regenwolken ziehen über den See. Dementsprechend veranstalten wir kein großes Frühstück, sondern erledigen zuerst die Packerei, und als uns der erste Schauer erwischt, ist das meiste erledigt. Dank Gaskocher lässt sich der Kaffee unaufwändig und schnell kochen, wir trinken ihn im Wagen und futtern ein paar Kekse dazu. Und schon sind wir unterwegs, es ist noch vor 8, Rekordfrühstart!

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Am Weg nach Kochkor, etwa 50 km, machen wir einen ausgiebigen Spaziergang über einen Friedhof, der am Weg liegt:

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Irgendwann wird uns klar, dass die vermeintlichen Häufen mit Baumaterial einfach auch Gräber sind. Namenlose, schmucklose, sehr einfache Gräber.

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Der Grabschmuck ist sehr durabel, das Höchste der Gefühle sind Plastikblumen, die der starke Wind irgendwann zerlegt und rund um den Friedhof verteilt.

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Ein Symbol, das man in ganz Kirgistan antrifft: Den Tündük kennen wir schon von der kirgisischen Flagge.

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Und weiter geht es. Die Strecke ist dieselbe wie am Herweg, nur diesmal ohne Regen.

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Klo-Anlage am Weg. Für uns einfach zu merken: M heißt Männer:

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Nochmal der Stausee. Hübsch!

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Wir kaufen eine Melone, und machen Siesta unweit der Stadt. Bei der Unterkunft können wir eh erst am Nachmittag einchecken.

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Paul futtert hier einen Teigfladen mit Fleisch/Zwiebelfüllung namens Katama, ähnlich einem Börek:

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K. hat uns die Koordinaten des Guest House von Herrn Taalai geschickt und eine kurze Beschreibung. Gut so, denn ohne das hätten wir hinter dem blauen Holztor sicher keine Unterkunft vermutet.

Wir werden aber erwartet, und dürfen gleich unsere Zimmer beziehen. Draußen braut sich ein Sturm zusammen, wir schauen dass wir ins Haus kommen, und als wir glücklich alles drin haben, beginnt es waagrecht zu regnen. Halleluja!

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Unsere Zimmer sind schön, und wir machen es uns bequem. Bekommen Tee und eine kleine Jause (Marmelade, Brot, Butter, Joghurt, Obst, Kekse).

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Auf die warme Dusche müssen wir nämlich noch etwas warten, weil der Strom ausgefallen ist, der die Wasserpumpe betreibt:

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Knapp zwei Stunden später ist der Strom wieder da, und wir können duschen und Wäsche waschen. Wir machen uns Gedanken wie es K. gerade gehen mag, der etwa 10 km entfernt im Hochgebirge die gleiche Wanderung macht, wie wir am Anfang unserer Reise. Und dort gewittert es gerade richtig arg. Ich lenke mich mit einfachen Dingen ab: nur wenige Punkte eignen sich zur Befestigung einer Wäscheleine. Zwischen Türangel und Fensterscharnier gibt es aber eine hinreichend stabile Möglichkeit und bald hängt dort vier Meter Wäsche. Dann filtere ich Wasser in unsere 3 x 5 Liter Plastikcontainer. Dazu wird ein 2-Liter-Schmutzwasserbeutel mit einem Schlauch an den Sawyer-Wasserfilter angeschlossen, und von dort rinnt das Wasser in den Trinkwasserbehälter. Das geht mit Schwerkraft in ein paar Minuten, inzwischen gehe ich den anderen Schmutzwasserbeutel aus der Wasserleitung füllen. So brauche ich für unsere 15 Liter gute 20 Minuten, gut investierte Zeit.

Um 18:30 ruft mich K. an, er ist mit seiner Wanderung fertig und steht am Ende der Fahrstraße, ob wir ihm vielleicht entgegen kommen könnten? Er hat kein Taxi gefunden, das ihn abholt, und sonst wären es noch etwa 10 km Rückweg. Wird gemacht! Wir vereinbaren, dass ich um 19:15 losfahre. Vorher schauen wir noch unsere Fotos durch und suchen die besten Motive raus - wir haben einen kleinen Drucker dabei, um ordentliche Postkarten verschicken zu können :D.
Das Ding bewährt sich, ist ein Canon Selphy CP1200 WLAN Foto-Drucker.

Wir holen K. und bringen ihn zum Abendessen.

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Als kleine Überraschung haben wir für ihn auch eine Halbe Bier eingekühlt. Große Freude, und ein überreichliches und supergutes Abendessen später sind wir alle bettreif.

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K.s Gutenachtgeschichte: das für heute früh bestellte Taxi war trotz mehrmaligem Check ein Audi 100 und hatte ihn am Beginn der Zufahrt abgesetzt statt an deren Ende, sodass er den Zustieg zu Fuß gehen musste, etwa 7 km.

Dann hatte ihn bei der Wanderung mehrfach das schlechte Wetter erwischt, inklusive Hagel, und er hatte es gerade so in die erste Jurte oben am See geschafft. Die Wanderung zum weiter oben gelegenen Kep-Tor See musste aus Zeitgründen ausfallen, und bis wir ihn aufgelesen hatten, war er gut 30 km gelaufen.

Kochkor - Naryn

Fr 11.8.17

Nach opulentem Frühstück sind wir bald unterwegs, die Fahrt von Kochkor nach Naryn auf der Hauptstraße ist recht flott und führt über den Dolon Ashuusu (3030 m). Die Sonne lässt sich nur manchmal für ein paar Bilder blicken, aber es regnet entgegen der Vorhersage nicht.

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Blick unters Auto: alles OK

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Eines der häufigen Denkmäler, unterwegs:

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Wir landen am frühen Nachmittag im Celestial Mountains Guest House, wo eigentlich unser Treffpunkt gewesen wäre, deshalb ist da auch reserviert. Das GH ist sauber, aber nicht sehr einladend. Enge Duschzellen und Klos mit Plastikfalttüren. Speiseraum im Keller. Wir teilen uns auf 2 Jurten auf, beide riechen recht muffig, haben Stockflecken.

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Eher als einfache Unterkünfte als für Nomadenleben gedacht: Jurten mit Möblierung und ohne pflegeintensive Bodenteppiche:

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Egal, morgen soll es in ein sehr versorgungsarmes Gebiet gehen, und wir müssen Vorräte für mehrere Tage kaufen. Zuerst fahren wir tanken, füllen auch den halbvollen Benzinkanister an. Dann zum Einkauf in den Bazar, wo uns ein Gewitter erwischt. Wir flüchten vor dem Regen in ein Gebäude mit vielen kleinen Geschäften, wo wir nach Gemüse, Brot, Wurst, Bier und H-Milch auch noch Schwarztee und Zucker für Paul bekommen - sein neues Lieblingsgetränk.
Am Weg entdecke ich diese wunderbare Einsatz-Buhanka:

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Hier gibt es Samsa und andere Brotspezialitäten:

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Plastikwaren, Gartenbedarf:

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Der Gemüsehändler unseres Vertrauens bietet auch bereits abgepacktes Gemüse an!

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Melonen werden wie überall direkt aus dem Wagen verkauft:

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Auch Schuhe, Kleidung und andere Dinge des täglichen Lebens gibt es zu kaufen. Dieser Bazar ist keine Touristenfalle wie die bekannten großen Bazare in Bishkek oder Osh mit Taschendieben und Teppichverkäufern.

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Die GoPro 4 Hero, die ich für Weitwinkelaufnahmen verwende, stirbt. Ab dort, ohne besondere Beanspruchung davor, hat sie immer öfter Aussetzer, lässt sich nach einer halben Minute nicht mehr bedienen. Ein Neustart durch Akkuentfernung hilft nur kurzzeitig, ist aber künftig die einzige Möglichkeit, die Kamera zu verwenden. Ich probiere andere Akkus, Netzbetrieb, eine andere SD-Karte, Zurücksetzen der Kamera, Neuinstallation der Firmware - aber es ist wohl ein Hardwaredefekt.

Wieder zurück beim Guest House, das eher das Flair eines billigen Hostels hat: Nicht nur dort sondern praktisch in ganz Kirgistan sind Treppenstufen stets in unterschiedlichen Höhen ausgeführt. Auch in teuren Hotels oder bei öffentlichen Gebäuden weichen Stufenhöhen und -längen um mehrere Zentimeter ab. Füße heben!

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Lustiges Badezimmer, einem Wandschrank nicht unähnlich, vom Gang aus zu besteigen. Mit Sitzbadewanne. Die Plastik-Falttür hat kein Schloss, aber man kann ein BESETZT-Schild außen dranhängen. Das Wasser ist heiß - wenn der Boiler eingeschaltet wurde.

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Nachmittags machen wir mit K. einen Spaziergang auf die andere Flussseite, um für seine nächsten Gäste eine alternative Unterkunft zu besichtigen. Das Khai Tengri, benannt nach einem bekannten Berggipfel, würde uns auch besser gefallen. Riesenanlage, mehrere Gebäude in einem Park, bewachter Parkplatz, Zimmer mit Bad, und kaum teurer ... Gleich nebendran ist das Standesamt und ein Veranstaltungssaal, wo anscheinend eine Familienfeier stattfindet:

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Die kirgisischen Herren tragen gerne den traditionellen Filzhut, Kalpak genannt, zum Anzug.

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Der Naryn-Fluss ist - schmelzwassergespeist - naturgemäß recht trüb. Und wild.

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Spielplatz:

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Impressionen vom Uferweg:

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Das Abendessen im Guesthouse fällt eher einfach aus: Salat, Gemüsesuppe und Spaghetti mit Fleischragout. Danach spielen wir in der Jurte noch eine Runde Schnapsen und hoffen auf besseres Wetter, draußen regnet es ordentlich. Bei den Jurten kann man zwar unten überall rausschauen, aber obenrum sind sie immerhin dicht.

Naryn war eine wichtige Stadt an der Seidenstraße und hat heute als Provinzhauptstadt geschätzt 50.000 Einwohner. Hier einige der kleineren:

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Von hier führt die Straße über den Torugart-Pass (3752 m) nach China.

Wir haben ihn nicht gesehen - aber es soll hier den Oberleitungsbus Naryn geben - damit ist Naryn die kleinste Stadt der Welt mit einer Oberleitungsbus-Linie.

Und es gibt auch andere Annehmlichkeiten. Viele Apotheken:

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Und flottes Internet:

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Eine Empfehlung: man sollte im Geiste etwa 1 G abziehen, dann kommt man ungefähr auf gewohnt europäische Geschwindigkeiten ... grundsätzlich gibt es aber eine erstaunlich gute Netzabdeckung!


Ins chinesische Grenzgebiet

Sa 12.8.17

Nach unserem Kellerfrühstück - das erste in Kirgistan ohne Marmelade und ohne Eier - verlassen wir Naryn bei Regen. Unser Plan sieht vor, dass wir zu einem Gebirgssee im chinesische Grenzgebiet fahren, dort übernachten, und morgen eine Wanderung zu ebenjenem See unternehmen. K. hatte dazu schon vor Wochen über einen Mittelsmann entsprechende Genehmigungen besorgen lassen, weil ohne die ist das dort für Ausländer Sperrgebiet.

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Es tropft immer wieder beim Sonnendach rein, Eva muss abwechselnd unter dem Sonnendach und an der Windschutzscheibe wischen. Aber die Stimmung ist gut, das Wetter wird schon besser, und bald gibt es wieder Fotomomente. Nach Ak Muz geht es auf einer Wellblechpiste weiter, oder lieber daneben auf einer leicht verschlammten Parallelspur.

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Nach drei Stunden erreichen wir gegen 14 Uhr die Kontrollstelle auf knapp 3500 m Höhe, mitten auf dem Kind Ashuusu - und werden abgewiesen! Ein Stempel fehlt auf den extra über einen einheimischen Mittelsmann besorgten Border Permits. Es hilft alles nichrs, wir müssen zurück. Der Bergsee Köl Suu (wörtlich: See Wasser) ist damit für uns gestorben, heute kommen wir nicht vor Behördenschluss nach Naryn und morgen ist Sonntag ...

Die Kontrollstelle des Militärs:

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Inzwischen ist es immerhin sonnig, nur beim improvisierten Picknick erwischt uns ein kleiner Regenschauer.

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Ein Tiertransport, vorn auf der Stoßstange zwei nicht mehr so gute Exemplare, hinten auf der Ladefläche die munteren Tiere.

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Die Straße führt hier durch einen Friedhof. Oder sind es zwei Friedhöfe, links und rechts der Straße?

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Irgendwann, mit ein paar lockeren Plomben mehr, sind wir wieder auf der Hauptstraße angelangt. Nach etwas hin und her ob wir weiterfahren oder es für heute gut sein lassen, fahren wir zurück nach Naryn - diesmal aber zum Khan Tengri Hotel ***.

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Was für eine gute Entscheidung! Den restlichen Nachmittag rasten wir, duschen, und machen uns dann auf einen Abendspaziergang zum Essen.

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Das Hotelrestaurant hat eine geschlossene Gesellschaft, auch in den anderen beiden größeren Restaurants der Stadt (die wir im Reiseführer oder Internet finden) wird gefeiert:

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Nach 2 km Fußmarsch landen wir endlich im Nomad Cafe, wo es neben (nicht so toller) Pizza auch sehr gute einheimische Gerichte gibt.

Kurdaak (???????) ist ein Fleischeintopf:

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Oder einen sehr würzigen Salat, natürlich mit Fleisch:

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Nach einer Taxifahrt durchs nächtliche Naryn ergattern Eva und ich noch ein Zielbier im Hotelrestaurant. Von all dem Rummel mit Lautsprecheransagen und Livekapelle kriegen wir in unserem Zimmer nur wenig mit.

Noch ein paar Hotelimpressionen:

Rezeption 24/7 (außer es ist gerade niemand da):

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Eine kleine Lobby vor unserem Zimmer:

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Das Doppelzimmer von Eva und mir, mit Jurtenteppich:

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Wasserkocher und, auf zufoliertem Teller, zwei Teebeutel und die landesübliche Menge Zucker dafür.
Man muss dazu sagen, dass in Kirgistan der Teebeutel mehrfach verwendet wird, aber nur für wenige Sekunden in die Tasse gehängt wird. Da kommt man mit zwei Teebeuteln schon recht lange aus.

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Bemerkenswert die Platzierung des Lichtschalters fürs Badezimmer: rechts hinter der Türe, außen vor dem Bad, und auf Kniehöhe. Und nein, der andere Schalter war nicht für den Vorraum, sondern für die Lüftung vom Badezimmer.

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Wie immer: grün = geplant, orange = gefahren (die letzten 3 Tage)

Gryße!
Andreas, der motorang

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Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Sa 13 Jan, 2018 10:09

Wirklich tolle Eindrücke. Man sitzt quasi in der ersten Reihe, macht Spass dabei sein zu dürfen. Dankeschön

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Sa 13 Jan, 2018 11:01

Wunderschön Andeas! Toll geschrieben und herrliche Bilder.
Da will ich gleich mal wieder los. :ugly:
:popcorn: :popcorn:

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Sa 13 Jan, 2018 14:07

Irgendwie hab' ich in Bezug auf Kirgistan bisher scheint's immer die falschen Reiseberichte gelesen.
Definitiv :smt049

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Sa 13 Jan, 2018 14:11

das mit den lichtschaltern ist nicht nur wegen der bedienung per knie mit vollen händen, es ist auch ergonomischer: tür auf und den arm einfach schwingen lassen...

Re: Autoreise in Kirgistan, 2017 (länglich, Bilder)

Sa 13 Jan, 2018 17:10

Tasch Rabat

Sonntag 13.8.2017

Vom gestrigen Schlechtwetter ist nichts mehr zu bemerken, ein wolkenloser Tag steht bevor. Nachdem die erweiterte Anfahrt über die Südroute nicht geklappt hat, und der fehlende Stempel wegen Sonntag sicher erst morgen zu kriegen wäre (wenn überhaupt so kurzfristig), steht heute der direkte Weg auf dem Programm. Aber erstmal Wasser filtern, packen, Frühstück.

Vom gestrigen Bankett ist nichts zu merken, der riesige Speisesaal ist jetzt Frühstücksraum.

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Es beginnt mit einem Teller Getreidebrei, dazu grüner oder schwarzer Tee. Löskaffee und ein Schüsserl Kaffeeweißer stünden auch da, wie fast überall. Dann gibt es ein Frischkäsetascherl, hartes Ei (kalt), natürlich frisches Brot und Marmelade und als Glanzlicht ein Glas Kefir. Auch ein kleiner Teller mit Tomaten und Gurken sowie etwas Käse und Butter fehlen nicht. Dass die eigentlich schöne Tischdecke mit einer dicken Plastikfolie überzogen ist, haben wir im ganzen Land so erlebt.

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Definitiv satt packen wir unsere Sachen ins stark nach Benzin müffelnde Auto. Hm. Der Benzinkocher reist seit einigen Tagen außen am Dachträger mit, und eine intensive Besichtigung von Motorraum und Wagenboden hatte auch keine benzinfeuchten Stellen an Schläuchen, Tank oder Benzinpumpe gezeigt. Bleibt nur noch der hinten mitreisende Reservekanister. Diese Stahlkanister sind eigentlich dafür bekannt, dass da nichts ausgast. Bei Höhenänderungen ändert er sein Volumen gerne mal mit einem vernehmlichen Knacken. Aber vielleicht ein ganz kleines Loch? Also binde ich den Benzinkanister mit Reepschnur vorne auf die Stoßstange. Man wird sehen.

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Heute ist wirklich ein Kaiserwetter, wir halten öfter für Fotos an. Unter anderem können wir mehrere große Schwarzmilane ablichten:

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Zuerst sind es etwa 80 km Asphalt mit nur wenigen Bodenwellen und praktisch schlaglochfrei, das macht müde, weil man trotzdem ständig 100% aufmerksam sein muss, damit einen das gelegentliche Schlagloch nicht voll erwischt. Es ist wieder warm geworden, vor allem im Auto. Dann zweigt die 15 km Rüttelpiste nach Tash Rabat ab - im Hintergrund (Bildmitte) sieht man die Hauptstraße mit den Schildern:

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Unterwegs halten wir an, um einige Wiedehopfe zu fotografieren:

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Da bemerke ich dass der Kanister auf der Stoßstange rinnt. Verdammt! Schnell abgepackt und in den Tank gefüllt was reingeht - wir waren natürlich erst vor 50 km an der Tankstelle. Es reicht, um den Benzinpegel unter die undichte Stelle zu kriegen. Anscheinend hat an einer durch einen Knick vorgeschädigten Stelle das Material durch das ständige ein- und ausbeulen (Höhenunterschiede) nachgegeben.

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Der Trichter war schnell gebaut, aber zusätzlich musste die Gasklappe in der Betankungsöffnung aufgespreizt werden. Eine der Dachzelt-Fensterstreben erspart uns die Suche nach einem passenden Stock:

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Bei der Gelegenheit werden auch andere Kleinigkeiten erledigt. So lockert sich ständig unwichtiges Zubehör durch verlorene Schrauben:

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Die Fahrt durch das Tal zur Karawanserei ist trotzdem sehr schön, auch die 500 Jahre alte Anlage gibt was her und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Es ist schließlich Sonntag!

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Öffentliche Toiletten!

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Zwei Jurtencamps gibt es direkt dort gegenüber vom Parkplatz, zwei weitere etwas entfernt an der Zufahrtstraße, die beiden schaut sich K. etwas genauer an und tauscht Kontakte aus.

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Hübsche Interpretation des typischen kirgisischen Waschplatzes: Seife, Wasser, Becken, x4.

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Ein seltener Ural-Handwagen:

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Riegel aus Wasgraddawar:

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Der Top-Anbieter unter den Jurtencamps, mit seinem Speisezelt:

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Es regnet inzwischen immer wieder mal ein bisserl da hinten im Tal, so dass wir im Endeffekt doch nicht bei einem der Camps bleiben (zumal die ohnehin keine Dusche haben) und uns lieber einen wilden Zeltplatz suchen. Da kann man wenigstens im Heckzelt etwas Körperpflege betreiben.

Und wir werden fündig. An einer Sandsteinwand etwas windgeschützt, haben wir einen schönen Blick über das Tal, ohne von der Straße aus gesehen zu werden. Da muss der Wagen runter:

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Und das lohnt sich!

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Wir teilen den Platz mit einem Wiedehopf, einem Falken und vielen Murmeltieren. Nach einer halben Stunde ist das Lager gebaut, mit Heckzelt und Kaffee aufstellen. Die Gestängereparatur hält.

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Eine von Pauls Aufgaben: Bier einkühlen!

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K. muss feststellen, dass der undichte Benzinkanister seinen Schlafsack befeuchtet hatte. Trotz Lüften ist der Gestank penetrant, und wir suchen für ihn Schlafzeug aus unserem Fundus zusammen, so haben wir auch einen Fleeceschlafsack und eine alubeschichtete Picknickdecke mit.

Der restliche Nachmittag ist zur freien Verfügung und wird zum Lesen, fotografieren, spazieren genützt.

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Die gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare):

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Äh, die hier ist gemeint:

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Schöne Flechte:

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Fürs Abendessen stellen wir einen Topf Sterz mit Tomaten zu, der allerdings mindestens eine halbe Stunde kochen muss, weil der kirgisische Maisgrieß eher grob zertrümmert als gemahlen ist. Damit er nicht anbrennt, wird der Topf zuerst auf den Windschutz gestellt und als das immer noch nicht reicht, auf eine Schüssel mit Wasser. So klappt es dann. Dazu gibt es Wurst und Käse.

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Abends wird es recht kühl, wir setzen uns zum Kartenspielen ins Heckzelt. Gegen 2130 ins Bett, genau dann beginnt es zu regnen.

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Gryße!
Andreas, der motorang
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