von superknuffi » Mo 17 Feb, 2020 16:17
Hallo zusammen
Dass sich in Spiel- oder Kinofilmen gewisse sozialromantische, oder auch dramatisierende, unglaublich heroische oder anderweitig überzeichnete Szenen anbieten, ja zwingend notwendig sind, sei auch diesem Film zugestanden.
Ihr habt sicher mehr Erfahrung mit Familienrichtern als ich.
Wie schwierig, bis fast unmöglich es ist als Vater ist, sein Kind angemessen zu sehen zu bekommen wenn die Kindsmutter dies vereitelt, hat der Film, glaube ich, gut rübergebracht.
Ich jedoch habe die Erfahrungen gemacht dass ich beinahe wöchentlich mit Betreuungsrichtern eines kleinen oberbayerischen Amtsgerichts zu tun habe.
Diese Richter, hauptsächlich Richterinnen, kommen zu Anhörungen zu Menschen, die zu ihrem eigenen Schutz geschlossen in einem sozialpsychiatrischen Heim untergebracht sind.
Natürlich lesen die in den Gutachten, die sie erstellen liessen, ABER sie befragen auch mich und meine Kolleginnen als zuständige Fachleute, und noch wichtiger, sie befragen sehr ausgiebig und ausschliesslich unter 4 oder 6 Augen auch unsere Klienten.
Und es ist nicht selten, dass einer dieser Richter von den Empfehlungen des Gutachters abweicht und ich habe es auch schon erlebt, dass Beschlüsse mit sofortiger Wirkung aufgehoben wurden.
Allein der Umstand, dass dieser Film in einer Supervisionsgruppe von sozialpädagogischen Familienhilfen, die allesamt im Auftrag des Jugendamts in den Familien arbeiten, empfohlen wurde zeigt doch auch schon dass die völlig negative Sichtweise auf Behörden und Gerichte doch etwas differenzierter gesehen werden muss.
Zu Guter Letzt sei erwähnt, dass es in der langjährigen Tätigkeit meiner Frau durchaus nicht selten vorkam, dass die Frauen und Kinder um die Aufmerksamkeit der getrennten Väter gebettelt haben, diese aber einfach nicht interessiert, oder fokussiert genug waren um ein tragfähiges Verhältnis mit dem Kind aufzubauen und aufrecht erhalten zu können.
Ich bleibe dabei, dass ich den Film, auch mit seinen Schwächen und Überzeichnungen, gut finde und den getrennten Vätern damit auch ein guter Dienst erwiesen wurde.
Schönen Tag
Stefan
"Wenn man das Mopped parkt, sich beim weggehen umdreht und NICHT denkt "was für eine geile Reibm", dann macht es ja irgendwie alles keinen Sinn."