kahlgryndiger hat geschrieben:Hab mir kürzlich mal einen Artikel aus der YACHT gekauft. Er handelte über einen modernen Jolly allerdings mit Hubkiel und Ballast. Mir wäre das, bei allend selgeltechnischen Vorteilen, aber zu viel Klapperatismus und Mechanik. Und auch der Raum wird noch mal deutlicher geteilt als bei dem Schwert.
Die Kombination Backdecker und Schwert von Deiner Seite aus beleuchtet gefällt mir. Mit ohne Schwert hätte ich mehr Gestaltungsfreiheit in Bezug auf den Innenraum.
Schaun mer mal, erst mal sammel ich nur Meinungen und Ideen.
Albin ...
Kreativität ist schon etwas erfrischendes und Triebfeder jeglichen Schaffens. Es freut mich, Andreas, und es spornt mich in meinem eigenen Projekt an, wenn Du nun neben Deiner bäuerlichen Tätigkeit den Bootsbau anpackst. Wer weiß, vielleicht wirst Du später mal Fischer!
Je nach Revier und Einsatzzweck haben Bootskonstruktionen bestimmte Eigenschaften. Ein Jollenkreuzer wird überwiegend in geschützten Revieren, also Seen, Flüsse, Buchten bewegt. Dazu ist es von Vorteil, wenn er auch bei leichtem Wind segelt, wendig ist und wenig Tiefgang hat. Vorraussetzung dafür ist, daß er leicht ist. Das wiederum macht ihn ideal um per trailern andere Reviere zu erreichen.
Dem allem widersprechen die Kimmkiele! Machen das Boot langsam, die Amwindeigenschaften sind nicht so gut. Sie erfordern einen Schutz des Ruders mittels eines Skeges. Das macht das Boot noch langsamer und verändert den Lateralplan. Boote in Tidengewässern haben mit Kimmkielen einen Vorteil des bequemen Trockenfallens. Bei breiten Segelbooten kann es sein, daß bei Krängung der Kiel an Lateralwirkung verliert. Auch da hat ein Kimmkiel seine Berechtigung. Ich vermute darin den Grund für diese Kielart bei den Reinkes.
Bei Deinem Jollenkreuzer mit dem aufholbaren Schwert wäre das Trockenfallen ja überhaupt kein Problem. Der legt sich flach wie eine Flunder in den Schlick.
Backdecker: Hat schon was! Mußt halt statt der seitlichen Decks genau an deren Stelle im Innenbereich durchgehende Ablagen herstellen um die Steifigkeit des Rumpfes zu erhalten. Das Backdeck bis nach vorne zu ziehen bedeutet, daß das Arbeiten auf dem Vorschiff kippelig wird, da die Höhe des Deckes über dem Wasserpaß sich auf eine größere Amplitude des Deckes bei Seegang auswirkt. Das Vorschiff eignet sich sehr gut um einen abgeschotteten Bereich zum Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig die Sicherheit bei Kollisionen gegen Sinken zu erhöhen und außerdem brauchst aus statischen Gründen dort ein Schott. Üblicherweise lassen sich dort leichte Ausrüstungsgegenstände, die auch mal naß werden können, verstauen, Z.B. Ankerboje, Bugfender, Anlegeleine, Ankerleine, Segel wie Sturmfock oder Spi. Deine Armlänge um in alle Bereiche dieses Bugraumes von Deck aus zu gelangen wird das Maß für eine mögliche Deckshöhe sein. Der Raum wird zu klein sein, um dort reinkriechen zu können.
Christoph hat schon recht. Die Höhe des Vordeckes beeinflußt die Seitenwindanfälligkeit und damit die Kreuzereigenschaften.
Auf BADGER
http://www.benford.us/dories/34.html (kennst Du Annie Hill, ihre Reisen und ihr Buch "Voyaging on a small Income"?) ist die Konstruktion Backdeck entsprechend gelöst.
Holzdeck und Aufbau aus Holz finde ich natürlich absolut Klasse. Es würde das Boot unglaublich aufwerten und schafft natürlich eine wohnliche Atmosphäre.
Rigg: Ein Jollenkreuzer ist weder eine Dschunke, noch ein Mehrrümpfer, noch eine Blauwasseryacht, noch ein rassiger Schärenkreuzer. Ein leichter Mast mit einer Legevorrichtung ist die Vorraussetzung Binnengewässer zu erkunden und zu trailern, ohne auf einen Schiffskran angewiesen zu sein. Deshalb findet man ihn auch typischerweise auf Yollenkreuzern. Sprietsegel, bei kleineren Booten, oder klassische Bermudabesegelung mit einer Stagreiterfock, eventuell auch eine Vorstagspiere (Holz) mit manuell aufzuwickelnder Fock passen doch gut. Der Mast ist geeignet ein größeres Leichtwindsegel (Spi, Genacker) zu fahren.
Sollte Dein Augenmerk trotzdem auf mehr Wohnraum, Kimmkielen und Experimenten mit Besegelung liegen, empfiehlt sich als Kompensation für anspruchsvolle Manöver oder bei Not ein stets einsatzbereiter starker Motor. Dann hast halt einen Motorsegler.
Man kann ja durchaus mit einer Ural oder einer Enfield Rennen fahren, aber dafür gibt es deutlich geeigneter Fahrzeuge. Will heißen: Segelwandern, oder Blauwassersegeln. Je nachdem was Du überwiegend vorhast entscheidet, welchen Yachttyp Du wählst. Oder beides kriegen
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... 4-211-9664 Du bewegst Dich mit deinem Gefährt in der Natur und hast die besten Chancen ans Ziel zu kommen, wenn Du dich auch mit der Natur bewegst.
So - mit meiner Klugscheißerei habe ich jetzt Deine Träume vermutlich zerstört. Sorry!
Wäre schade, freue mich doch schon auf Ankertreffs in lauschigen Buchten!
Handbreit,
Albin