Justus kauft ein Automobil

In langweiligen Unterrichtsstunden habe ich vor annähernd 50 Jahren gerne mal Autos in die Schulhefte gekritzelt. Meistens waren das flache, langgestreckte Coupés mit aufregend geschwungenen Kotflügeln, großen Rädern in knappen Radhäusern und kleine rundliche Fahrgastabteile mit viel zu wenig Platz darin. Die Kofferräume waren gerade groß genug, um ein Reserverad darin unterzubringen und ganz konträr zum seinerzeit aktuellen Stil suchte man Spoiler und Flügel ebenso vergebens wie Ecken und Kanten, die in den 70ern Einzug in das automobile Design gefunden hatten. Es muss so ca. 1972 oder 1973 gewesen sein, als ich eines Tages bei den amerikanischen Kasernen vor genau so einem Auto stand: ein ziemlich runtergewohnter zweisitziger Roadster mit Rostflecken, ranzigen Speichenrädern, einem desolaten Verdeck und einem amerikanischen Armee-Nummernschild. Der Auspuff röhrte löchrig und auf dem Kofferraumdeckel prangte ein Oktagon mit den Buchstaben M und G. Keine Ahnung was das war, aber so musste ein Auto aussehen! So und nicht anders! Der wie ein Heiligtum gehütete Autokatalog 1961, den ich zu irgendeinem Geburtstag von einem Verwandten geschenkt bekommen hatte, wurde zu Rate gezogen und das Fahrzeug als 1959/60er MG A identifiziert. Die relevanten Daten waren schnell auswendig gelernt.
Als junger Kerl mit frischem Führerschein lief mir ein endfertig verbrauchter MG B über den Weg, den keiner wollte, weil sich schon Legionen von Bastlern an ihm mit wenig Erfolg versucht hatten. Ich habe ihn gekauft und Stunde um Stunde mit wenig Geschick oder Wissen daran herumgebastelt. Gefahren ist er traumhaft, wenn er dann mal fuhr. Das Beste war seine Go-Kart-Artige Kurvenpräzision und der agile Motor in dem leichten Auto. Ich spreche von der Zeit, in der unsereins VW Käfer, verbrauchte T2 Busse oder C-Rekord respektive B-Kadett fuhr oder an 2CVs und R4s rumschraubte. Der MG war eine Rakete!
Ich habe später noch einen B GT gefahren, den ersten Shooting-Brake für Normalverdiener. Ebenfalls ein schöner Wagen, den ich eines Tages für meine erste Harley in Zahlung gab.
Diese Episoden kamen mir alle dieser Tage in den Sinn, als ich vom Arzt eröffnet bekam, dass mein rechter Arm mindestens eine ausgedehnte Phase der Schonung braucht. Wann wieder längere Gespannfahrten möglich werden weiss ich nicht. Motorradtouren beschränken sich erst Mal auf kleine Strecken. Was lag näher, als den Fuhrpark um ein Freude stiftendes vierrädriges Alteisen zu ergänzen? Den kleinen knuffigen Morris gegen ein leistungsfähigeres Automobil ersetzen? Am Ende eines, das in der Lage ist, meinen kleinen Wohnwagen mit mehr als 70 km/h über die Landstraßen zu ziehen?
Und dann stand da diese Annonce im Internet:












Ich habe lange drüber nachgedacht und bin schließlich mit meinem Bruder zusammen zu dem 320 km entfernten Auto gefahren um ihn anzusehen. Er sah nicht so clean aus, wie auf den Fotos, aber irgendwie hatte ich ihn in dem Moment erworben, als ich mich in das Auto gefaltet hatte. So unbeholfen bin ich nie in ein Fahrzeug hinein oder herauskekaspert. Der Verkäufer wollte sich aus Altersgründen und wegen des fehlenden Interesses seiner Kinder von diesem Auto trennen und von noch ein paar mehr zusammengetragenen Schmankerln. Er berichtete davon, dass er regelmässig mit dem Wagen unterwegs gewesen sei. Was mich irritierte war, dass zahlreiche Zubehörscheinwerfer und aller möglicher Chromschischi an dem Auto verbastelt war, ohne sich um die elektrische Installation zu kümmern.
Andererseits wollte ich so ein Auto und er stand, was den Rost angeht wirklich brauchbar da. Ein paar Spuren unsachgemäßen Anhebens zum Reifenwechsel, ein nachlässig angepasster rechter Kotflügel vorne, vier unsachgemäß grundierte Kunststoffkotflügel, aber keine modrige Rostlaube. Immerhin. Und ein Garagenstandplatz ohne den kleinsen Tropfen Öl unter dem Auto. Das gefiel mir. Ein Sonderangebot war er nicht, hatte aber auch keinen Wucherpreis. Die geforderte Summe entsprach ziemlich präzise dem Zustand 3 bei Classic-Analytics und so hätte ich den Zustand des Wagens auch ungefähr eingeordnet.
Dass es Unschärfen reichlich gab habe ich gewusst, als ich den Handschlag gab. Ich vereinbarte, den Wagen anzubezahlen, den Restbetrag zu überweisen um dann die Abholung auf eigener Achse vorzunehmen. Gesagt, getan. Jetzt fängt die Geschichte eigentlich gerade erst an ...

Als junger Kerl mit frischem Führerschein lief mir ein endfertig verbrauchter MG B über den Weg, den keiner wollte, weil sich schon Legionen von Bastlern an ihm mit wenig Erfolg versucht hatten. Ich habe ihn gekauft und Stunde um Stunde mit wenig Geschick oder Wissen daran herumgebastelt. Gefahren ist er traumhaft, wenn er dann mal fuhr. Das Beste war seine Go-Kart-Artige Kurvenpräzision und der agile Motor in dem leichten Auto. Ich spreche von der Zeit, in der unsereins VW Käfer, verbrauchte T2 Busse oder C-Rekord respektive B-Kadett fuhr oder an 2CVs und R4s rumschraubte. Der MG war eine Rakete!
Ich habe später noch einen B GT gefahren, den ersten Shooting-Brake für Normalverdiener. Ebenfalls ein schöner Wagen, den ich eines Tages für meine erste Harley in Zahlung gab.
Diese Episoden kamen mir alle dieser Tage in den Sinn, als ich vom Arzt eröffnet bekam, dass mein rechter Arm mindestens eine ausgedehnte Phase der Schonung braucht. Wann wieder längere Gespannfahrten möglich werden weiss ich nicht. Motorradtouren beschränken sich erst Mal auf kleine Strecken. Was lag näher, als den Fuhrpark um ein Freude stiftendes vierrädriges Alteisen zu ergänzen? Den kleinen knuffigen Morris gegen ein leistungsfähigeres Automobil ersetzen? Am Ende eines, das in der Lage ist, meinen kleinen Wohnwagen mit mehr als 70 km/h über die Landstraßen zu ziehen?
Und dann stand da diese Annonce im Internet:
MG A Coupé, seltener Rechtslenker
Deutsche Zulassung, H Abnahme, TÜV 2014 == Neuteile : Kühler,Kupplung,Getriebesyncronringe,Anlasser,Schwungradkranz, Bremsanlage ,Lichtmaschine, Vergaserdichtung, etc! === Zusatz-Austattung: Gfk wings, Ölkühler, Elektrolüfter, Gepäckbrücke, Chromzierringe , Änhängerkupplung, Nebel + Fernscheinwerfer , Rückscheinwerfer, Radio von 1959, Batterie im Motorraum , Heizung in Innenraum verlegt , Sicherheitsgurte === umfangreiche History Papiere, 30 Jahre 1 Besitzer ? MG wird von mir regelmässig mit 07 er Nummer gefahren, Interior u. Scheibendichtung in chabby look , mit original englischen Schildern, 1 Satz 185 er Vredestein + 1Satz Michelin Reifen mit geringer Laufleistung, .kein Rost an Rahmen + Body, Einsteigen und fahren! Bitte nur Kontakte von Kaufinteressenten und keine Händler oder Touristen . Danke












Ich habe lange drüber nachgedacht und bin schließlich mit meinem Bruder zusammen zu dem 320 km entfernten Auto gefahren um ihn anzusehen. Er sah nicht so clean aus, wie auf den Fotos, aber irgendwie hatte ich ihn in dem Moment erworben, als ich mich in das Auto gefaltet hatte. So unbeholfen bin ich nie in ein Fahrzeug hinein oder herauskekaspert. Der Verkäufer wollte sich aus Altersgründen und wegen des fehlenden Interesses seiner Kinder von diesem Auto trennen und von noch ein paar mehr zusammengetragenen Schmankerln. Er berichtete davon, dass er regelmässig mit dem Wagen unterwegs gewesen sei. Was mich irritierte war, dass zahlreiche Zubehörscheinwerfer und aller möglicher Chromschischi an dem Auto verbastelt war, ohne sich um die elektrische Installation zu kümmern.
Andererseits wollte ich so ein Auto und er stand, was den Rost angeht wirklich brauchbar da. Ein paar Spuren unsachgemäßen Anhebens zum Reifenwechsel, ein nachlässig angepasster rechter Kotflügel vorne, vier unsachgemäß grundierte Kunststoffkotflügel, aber keine modrige Rostlaube. Immerhin. Und ein Garagenstandplatz ohne den kleinsen Tropfen Öl unter dem Auto. Das gefiel mir. Ein Sonderangebot war er nicht, hatte aber auch keinen Wucherpreis. Die geforderte Summe entsprach ziemlich präzise dem Zustand 3 bei Classic-Analytics und so hätte ich den Zustand des Wagens auch ungefähr eingeordnet.
Dass es Unschärfen reichlich gab habe ich gewusst, als ich den Handschlag gab. Ich vereinbarte, den Wagen anzubezahlen, den Restbetrag zu überweisen um dann die Abholung auf eigener Achse vorzunehmen. Gesagt, getan. Jetzt fängt die Geschichte eigentlich gerade erst an ...