was muss ein auto denn können?
es muss menschen täglich zuverlässig zur arbeit bringen, meist nur eine person pro auto.
es muss mehrere sitzplätze haben, um die kinder abzuholen, die eltern zum arzt zu fahren oder mit der familie ins grüne zu fahren...
es muss gross genug sein, um sperrige dinge zu transportieren. moped, surfbrett, golftasche, bierkisten, gartenabfälle, mülltonnen oder was immer man gelegentlich transportieren will.
es muss genug power haben, um im verkehr mitschwimmen zu können. vorerst und noch recht lange besteht der verkehr aus potenten straßenpanzern und lkws. wer mit tempo 80 über die straße kriecht und jede steigung nur auf der letzten rille schafft, wird sich bedroht und unwohl fühlen. keiner will ein auto kaufen, in dem er sich unwohl fühlt.
es muss gelegentlich einen anhänger ziehen.
im notfall muss es sofort verfügbar sein!
meine nachbarin hat mich mal mitten in der nacht raus geklingelt, weil sie sofort zu ihrem vater ins krankenhaus musste und ihr mann beruflich mit dem auto unterwegs war. ich habe ihr dann über monate den autoschlüssel im garten hinterlegt, damit sie mich im notfall nicht mehr aufwecken musste. wenn mein auto morgens weg war, fuhr ich mit dem motorrad zur arbeit. letztendlich hat sie sich einen zweitwagen angeschafft, um im notfall, der sehr selten auftritt, mobil zu sein.
und genau da liegt nach meiner meinung ein großes problem: wir brauchen alles, aber nur selten.
viele autos stehen die meiste zeit ungenutzt rum, während die fahrer arbeiten, schlafen oder sie einfach nicht brauchen. wenn die familie gemeinsam irgendwohin fahren will, braucht sie ein großes auto und der zweitwagen bleibt stehen.
autos brauchen platz und e-autos ladesäulen. in innenstädten, großen wohnsiedlungen und ballungsräumen ist das ein riesiges problem. viele ladesäulen werden von autos besetzt, die eigentlich schon voll geladen sind. die besitzer können ihre arbeit aber nicht mal eben unterbrechen, um ihr auto weg zu fahren und woanders einen parkplatz zu suchen.
"entschuldigung meine damen und herren, ich muss die sitzung mal kurz unterbrechen, um meinen tesla von der ladesäule weg zu fahren"
das wird nicht passieren. eher:" schatz, heute wird es 2 stunden später, es war mal wieder keine ladesäule frei, bring schon mal die kinder ins bett". darauf hat auch niemand bock.
wer arbeitet, ist meist unabkömmlich. auch der kranfahrer auf einer baustelle kann die arbeit nicht unterbrechen, um sein auto zu laden. wenn er denn überhaupt einen stromanschluss findet.
es wird sich auch niemand den wecker stellen, um sein voll geladenes auto nachts um 3 umzuparken und 20 minuten fußweg in der nächtlichen gruseligen wohnanlage zurück zu legen, nur damit der nachbar sein auto laden kann, der dann ja auch raus müsste.
im ländlichen bereich ist das platzproblem kleiner, die lademöglichkeit nachts zu hause eher gegeben, aber die reichweite wichtiger.
in ballungsräumen, an arbeitsplätzen etc. gibt es nicht genug lademöglichkeiten, weil voll geladene autos sie, aus nachvollziehbaren gründen, blockieren.
das problem ist m.e. nur durch car-sharing im richtig großen stil zu lösen, logistisch perfekt organisiert und bezahlbar.
große autovermieter schaffen es doch heute schon, auch länderübergreifend, mietwagen bedarfsgerecht zur verfügung zu stellen. das ist zwar recht teuer, weil noch relativ selten genutzt, logistisch aber machbar.
die blechlawinen und der platzbedarf würden deutlich reduziert, wenn die autos weniger stehen, sondern mehr fahren würden.
große pools mit e-fahrzeugen in wohnanlagen mit vielen tausenden mietern. wer abends um 22 uhr nach hause kommt, stellt das auto an der ladesäule ab und wer morgens um 5 uhr schon weg muss, kann es buchen. das gleiche in großen industriegebieten mit vielen mitarbeitern.
die großen autos, die in geringerer anzahl am wochenende gebucht werden, werden in der woche geladen und gewartet, die kleinen autos, die während der woche von einzelpersonen benötigt werden, werden am wochenende gewartet. am urlaubsort gibt man die gemietete große familienkutsche in der hotelanlage ab und eine andere familie fährt damit nach hause....
ich kenne mehrere leute, die 2 oder sogar 3 autos haben, weil sie täglich weite strecken zur arbeit fahren müssen und daher im pannenfall sofort verfügbaren ersatz brauchen. wer 80-100 km zur arbeit fahren muss und nicht fehlen darf, würde sich über so ein rundum-sorglos-paket freuen. kein zeitverlust mehr für werkstatt-aufenthalte. einfach auto am wohnort von der ladesäule nehmen, zur arbeit fahren, es dort im lade-pool parken und ein anderes auto für die rückfahrt buchen...
vielleicht eine firmen-app auf dem handy: hi kollegen, ich fahre um 17 uhr von a-stadt nach b-dorf. wer fährt mit?
wer 5 mal im jahr etwas großes transportieren muss, kann sich das große auto mieten und ansonsten mit einem kleinen auto fahren....
ich denke, daß mit solchen projekten die akzeptanz für e-autos steigen würde, weil das, was man braucht, verfügbar wäre.
bezahlbar muss es natürlich sein, ggf. auch staatlich subventioniert. aber man zahlt ja dann auch nur das, was man tatsächlich nutzt. keine unterhaltskosten mehr für zu große autos, zweitwagen, die meist rumstehen oder während man arbeitet oder schläft. dann fährt das mietauto nämlich und verdient sein geld woanders.
e-mobilität ist nicht nur eine technische herausforderung, sondern erfordert neue wege der alltags-tauglichkeit.
heute sind e-autos noch nette, teure spielzeuge für leute, die es sich leisten können oder ein großes interess daran haben und das sind wenige.
das sind natürlich alles nur meine hirngespinste, aber ich glaube, das hier des pudels kern liegt. akzeptanz für e-mobilität durch bezahlbare alltags-tauglichkeit.
gruß
regina