Es freut ich zu sehen, dass das gescheibsel doch jemand liest.
Für mich war interessant herauszufinden, dass es motorbetriebene Fahrzeuge eine gefühlte Ewigkeit gibt.
Der Cugnot Wagen sieht auch sehr kurios aus und ist offensichtlich sehr Kopflastig und schwer zu steuern.
Was ich nicht erwähnt habe, der Wagen war in erster Line zum Transport für das Militär gedacht war. Das Militär musste offenbar noch 150 Jahre auf einen Wagen warten.
Nach der Entdecktung dieser Cugnot-Geschichte, bin ich mal den Spuren von Herrn Otto gefolgt und auf den Reithmann-Motor gestoßen.
Die Geschichte ist für mich auch so kurios, dass ich sie auch mal notierte.
Als Arnold Lange, der Sohn und dreizehntes Kind des Motorenfabrikanten Eugen Lange, die handschriftlichen Notizen im Nachlass seines verstorbenen Vaters durchblättert, entdeckt er jahrzehnte lang geheim gehaltene Details - die wahre Geschichte des Ottomotors. Sein Vater hatte 1864 mit seinem Geschäftspartner Nicolaus Otte eine Fabrik gegründet, um den von Otto erfundenen Motor zu produzieren. Mit eigenen Worten beschreibt Lange in seiner handschriftlichen Notizen wie "Ekelhaft, unwürdig,...” sein Vorgehen war, als er persönlich einen kleinen Uhrmacher in Bayern nötigte, vor Gericht die Erfindung des Viertaktmotors zu vergessen. Zuvor hatte Lange erfolglos versucht, Sachverständige zu manipulieren, doch jetzt ging die Rechnung auf. Seine Firma Deutz wird bis heute mit der Erfindung des Otto-Motors assoziiert.
Der belgisch-französische Ingenieur Étienne Lenoir war vom Dampfwagen des Nicholas Cugnot fasziniert. Seit dem Crash gegen die Kasernenmauer, vor fast 90 Jahren, stand das über sieben Meter und vier Tonnen Monstrum bei der französischen Ingenieurschule École Centrale des Arts et Manufactures, wo es auch heute, nach über 250 Jahren, immer noch steht. Wenig störte ihn, dass das kopflastige Gefährt unsteuerbar war, vielmehr beschäftigte ihn das umständliche, langwierige Anheizen des Kessels und der schlechte Wirkungsgrad der Dampfmaschine.
Nach langen Tüfteln gelang Lenoir 1859 eine Reihe von Durchbrüchen. Er hatte einen gasbetriebenen Motor entwickelt, den man nur an die Hausgasleitung, Stromleitungen gab es damals noch nicht, anschließen konnte. Anstatt den Brennstoff wie bei der Dampfmaschine außerhalb zu verbrennen und die Wärme in den Zylinder zu leiten, geschah in seinem Gasmotor die Verbrennung direkt im Zylinder und kurioserweise auf beiden Seiten des Kolben. Eine Zündung schob den Kolben hin und eine weitere Zündung her. Hin-und-her. Nur wie zündet man in einem geschlossenen Zylinder zum richtigen Zeitpunkt das Gas?
“Inflammateur” und “Igniter” nannte er das von ihm erdachte elektrische, induktive Zündsystem mit Zündkerze. Die Zündkerze entwarf er als Schraubeinsatz mit Anschluß an einer und Elektrode an der anderen Seite. Das Design sah vor 160 Jahren fast genauso aus wie eine moderne Robert Bosch Zündkerze. Der Erfolg von Lenoirs Gasmotoren dauerte nur etwa fünf Jahre an. Als erster Motor seiner Art hatte er einige grundlegende Schwächen. Die Zündanlage war in Wirklichkeit ein Klump und die Mechanik viel zu komplex. Lenoir selbst nannte seine Erfindung „monströs unperfekt“.
So unperfekt finde ich seinen Motor nicht. Er lief mit jeder Art von Gas, auch mit Wasserstoff! Natürlich probierte Lenoir das Naheliegende. Er baute seinen Motor in einen dreirädrigen Karren, in sein berühmtes Hippomobile - dt. Pferdefuhrwerk, ein. Unglaublich - Während der Fahrt erzeugte schon 1863 sein Hippo den Treibstoff durch Elektrolyse selbst. Bei seiner Probefahrt durch Paris erreichte er mit seinem 0,7 PS Motor eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3 km/h.
Die fortgeschrittene industrielle Revolution verlangte nach Motoren. Diesen Bedarf erkannten auch Nicolaus August Otto und der Zuckerfabrikant Eugen Lange, die zusammen 1864 eine Motorenfabrik, die spätere Deutz AG, gründeten. Für die Pariser Weltausstellung 1867 konstruierten sie einen gewaltigen 700 kg Lenoir-Gasmotor mit 0,5 PS, der so revolutionär war, dass sie mit einer Goldmedaille heimreisen. Nach der Weltausstellung war die Nachfrage so groß, fast jede Woche verließ ein Motor die Motorenfabrik.
Ein halber PS Leistung bei einem so großen Motor impliziert Verbesserungspotential. Noch liegt der Wirkungsgrad im niedrigen, einstelligen Bereich. Um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, arbeiteten Mitte der 1870er Jahre rund 240 Mitarbeiter im Unternehmen. Die Investitionen in der Einführungsphase einer neuen Technologie sind im Konkurrenzkampf entscheidend für die Zukunft eines Unternehmens, das war Langen und Otto bewusst. Um den technischen Vorsprung sicherzustellen wurden nicht nur die Erfindungen anderer bereitwillig übernommen, der wichtigste Schritt war die einstellung von Gottlieb Daimler als technischer Direktor Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach als Leiter der Motorenkonstruktion im Jahr 1873. Um das ganze Bild der damals herrschenden Aufbruchstimmung erfassen zu können, müssen wir aber in der Geschichte nochmal ein Stück zurück. Wir sind ja mitten in einer Revolution, der industriellen Revolution, vieles geschieht gleichzeitige und oft weiß eine Hand nicht von der anderen.
In den 1840er Jahren übernahm der gelernte, gebürtige Tiroler Tischler Christian Reithmann von einer Witwe eine Uhrenfabrik bei München. Reithmann war überzeugt, dass Maschinen schneller und exakter fertigen als Menschen. Da ein brauchbarer Motor noch nicht erfunden war, begann er selbst die Entwicklung. 1858 hatte er einen ersten zweitakt Versuchsmotor fertig. Reithmanns Entwicklungen endeten nicht an dieser Stelle.
Nach einer Vielzahl von Verbesserungen hatte er schließlich 1872/73 einen Motor fertig, der in vier Takten arbeitete. Zu seinem Glück präsentierte er damals seine Erfindung im Polytechnischen Verein vor großer Prominenz. Dass Reithmann (unter anderem) mit seinem Motor genau den Zeitgeist traf, zeigt, dass unabhängig voneinander mehrere Erfinder das Patent für einen Viertaktmotor erhielten. Der erste mit dieser Idee war Alphonse Beau de Rochas, der zwar 1862 das Patent erreichte, aber nie einen Motor baute. Als Nicolaus August Otto als dritter ein Patent für den Motor erhielt, war die Verwirrung komplett. Es folgte eine Serie von unschönen Gerichtsverfahren, in denen Otto sogar versuchte, die Sachverständigen zu manipulieren. Reithmann konnte am Ende beweisen, dass nicht Otto der Erfinder des Ottomotors war. Am 30. Januar 1886 und 1889 wurden die „Otto-Patente" in Deutschland für nichtig erklärt, worauf andere Länder folgten.
Reithmann war der legitime Erfinder des “Otto-Motor”, nur das nützte ihm nicht viel. Im Prinzip war er ein einfacher Handwerker und hatte nicht wie Otto, die von ihm gegründete Deutz Gasmotorenfabrik AG, als Rückhalt. Die Prozesse hatten seine Ersparnisse aufgezehrt, er hatte seine Uhrenfabrik vernachlässigt und seine Frau war gerade gestorben. Die schlechte Situation, in der sich Reithmann gerade befand, nutzte Eugen Lange, Nicolaus Otto und deren Deutz Motorenfabrik schamlos aus. Damit Deutz weiterhin behaupten konnte, Erfinder des Ottomotor zu sein, boten sie dem geschwächten Reithmann eine Abfertigung und Pension an. Die Kompensation war natürlich an eine kleine Bedingung geknüpft. Reithmann musste nur vergessen, dass er den Motor erfunden hatte. Reithmann bekam akut Amnesie und vergaß seine Erfindung. Um keinen Meineid zu leisten, verweigerte er bei der Gerichtsverhandlung seine Aussage. Otto gilt seither als Erfinder des Ottomotors.
Wie einführend erwähnt, entdeckte Arnold Lange erst in den 1940er Jahren die Notizen darüber, wie sich sein Vater die Rechte für den Motor organisierte. Der Reithmann-Motor steht heute im Deutz-Museum. Damals waren die Prozesse ein großer Skandal, heute ist alles wieder vergessen. Die Gewinner schreiben die Geschichte.
Der Wettlauf um die Ablöse der Dampfmaschine war voll im Gange. Viele Erfinder, Techniker und auch große Unternehmen nahmen am Wettlauf um einen sparsamen, schnellen, kraftvollen Motor teil. Langsam wird sichtbar, wie turbulent die Wende zum 20. Jahrhundert war. In das Leben der großen Stars der Epoche haben wir bisher immer noch nicht geblickt . Was trieben zu dieser Zeit die bekannten Protagonisten wie Daimler, Benz, Diesel und Co?
Die bekannten Pioniere waren noch weit davon entfernt einen Wagen zu bauen. Wir haben schon vom Pariser Hippomobile gehört und dürfen auch nicht den Wiener Mechaniker Siegfried Marcus, der 1970 mit seinem ersten Marcus-Wagen durch Wien ratterte. Die erste Fahrt war für Marcus sicher besonders aufregend. Sein Wagen war zwar nicht schnell, hatte aber weder Bremsen noch eine Lenkung, was sicher für eine gehörige Portion Adrenalin sorgte. Aus diesem Grund wird der Marcus-Wagen auch nicht als erstes richtiges Automobil angesehen. Für den Mut, ohne Lenkung oder Bremsen durch Wien zu fahren, verdient er aus meiner Sicht die Ehre für die Erfindung des Spaßmobils. Ein weiterer Grund, warum Marcus nicht bekannt wurde, war seine jüdische Herkunft. 1940 wurde der erste Wagen von Marcus vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda aus dem Meyers Konversations Lexikon und dem Brockhaus gestrichen. Der zweite Wagen von Marcus hatte dann endlich Lenkung und Bremsen, nur das interessierte 1888/89 niemanden mehr. Ein gewisser Daimler war ihm mit seinem Motorrad davongefahren.
Eventuell nochmal nachlesen, weil interessant: 1887 konnte er einen von Siegfried Marcus patentierten Magnetzünder verbessern, der aus der Maschinenfabrik Deutz stammte. Es war ein wichtiger wirtschaftlicher Erfolg im Bereich der stationären Gasmotoren. Mit dem Apparat wurden elektrische Funken erzeugt, die das Gasgemisch in einem Verbrennungsmotor zur Zündung brachten.
Der noch bei Deutz beschäftigte Gottlieb Daimler sah im Motorenkonzept die ideale Antriebsmöglichkeit für Fahrzeuge, nur sein Chef Nicolaus Otto interessierte sich nur für Motoren. Daimler schnappte sich seinen Kollegen Maybach und machte sich 1982 mit ihm selbstständig. In einem Schuppen im Garten von Daimler machten sich die Beiden ans werk, um einen schnellen, kompakten Einzylinder-Viertaktmotor, der ideal für Fahrzeuge war, zu bauen. Bei dem herrschenden Patent-Durcheinander, bei dem Ottos seine Ottomotor-Patente verlor, war auch Daimler nicht ganz unbeteiligt. Auch er hatte einen Patentanwalt beauftragt, um rund um Ottos Patente etwas Freiraum zu schaffen, um selbst lizenzfreie Motoren bauen zu können.
Zwanzig Jahre nach der Präsentation des 700 kg Motors auf der Weltausstellung entwickelte Maybach die sogenannte „Standuhr“, ein leichter, schnelldrehender Motor, der ebenfalls 0,5 PS hatte, aber nur 60 kg wog. Der Motor war ideal für Fahrzeuge! Das erste damit ausgestattete Fahrzeug bauten die beiden gleich selbst. Der “Reitwagen” war ein 90 kg Motorrad mit Holzrahmen und Stützrädern. Der 1885 fertiggestellte Reitwagen war nur ein Versuchsfahrzeug, das bald nur noch als Staubfänger diente. Dennoch war das Motorrad ein wichtiger Vorreiter der individuellen Mobilität auf dem Weg zum Automobil. Die Enduro-Version hatte hinten Spike-Reifen, mit der sie im Winter Fahrversuche über den zugefrorenen Cannstatter See machten.
Die Zeit für das Automobil war reif, jetzt ging es Schlag auf Schlag. Zeitgleich und unabhängig von Daimler und Maybach baute auch Carl Benz einen Wagen, besser gesagt ein Dreirad, den er im Jänner 1886 patentierte - den Patent-Motorwagen Nummer 1. Noch im selben Jahr im März folgte die Daimler-Motorkutsche jetzt mit vier Rädern. Obwohl offensichtlich mehrere Erfinder seit Jahren an der Entwicklung pferdeloser Kutsche arbeiteten, war Karl Benz der erste, der ein Motorwagen-Patent erhielt. Aus diesem Grund gilt der Wagen von Karl Benz als erstes Automobil. Der Motorwagen war eine der revolutionärsten Erfindungen aller Zeiten.
Im Jahr 1889 blickt die Welt wieder gebannt auf die Weltausstellung in Paris. 22 Jahre waren seit der Präsentation des gewaltigen Motor der Firma Deutz vergangen. Dieses Mal ist nicht ein Motor, sondern das größte Bauwerk der Welt, sozusagen die größte Attraktion der Welt, der Fachwerkturm von Gustave Eiffel, die Hauptattraktion. Gottlieb Daimler präsentierte seinen Stand ultramodern, beleuchtet von dreißig elektrischen Glühlampen. Die Birnen bezogen den Strom von einem „Illuminationswagen“, einem fahrbaren E-Kraftwerk mit Daimler-Motor und Stromgenerator. Die Lampen illuminierten vor allem den ein Objekt, das seiner Zeit damals voraus eilte, den vierrädrigen „Stahlradwagen“.
Die Entwicklungen der beiden Unternehmen Daimler und Benz griffen so eng ineinander, eine Fusion der beiden Unternehmen zu Daimler-Benz lag nahe und wurde 1926 durchgeführt.
Deutz hat 2023 eine Kooperation mit Daimler-Truck geschlossen.
...hätte ich nicht erwartet...