Gasthofsterben

Hier kann man auch als Gast schreiben. Anonyme Beiträge sind möglich, aber nicht erwünscht, man sollte wenigstens seinen Namen drunter setzen.

Gasthofsterben

Beitragvon Myke » So 10 Mär, 2024 08:42

nun ist es bei uns auch so weit. wir haben noch einige speiselokale, aber aufsperren tun sie frühestens am donnerstag.
unter der woche blühen die wurschttheken bei billa und beim spar auf. viele wirtsleut hab keine nachfolger. nicht nur weil die aufflagen für eine übernahme sinnlos hoch sind.

ein österreich ohne wirten will ich mir nicht vorstellen! :gewitter:
let there be rock !
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon Rei97 » So 10 Mär, 2024 09:30

Also:
In D ist das nicht viel anders.
Seit Jahresbeginn ists in der Gastro 12% teurer, Nachfolger des Gastronomen oft nicht vorhanden und gelernte Köche so gut wie nicht verfügbar.
Eine Lehre im Küchenfach anzufangen ist der Generation Z nicht mehr schmackhaft zu machen, weil Löhne und Arbeitszeiten dagegen wirken.
Glück hat der Gastronom, der einen gelernten Koch mit Migrationshintergrund hat.
Früher hat mich auch das Eine oder Andere Restaurant angezogen.
Leider herrscht aber inzwischen so viel Intransparenz bei den Zutaten. Tütensaucen, Fleisch minderer Qualität oder gar Großmärkte wie Metro, wo man Fertigware wie Schnitzel,Kroketten, Pizzen, Flammkuchen und sogar Flühlingslollen aus China usw. bekommt. Schaut mal die Sendungen von Sebastian Lege an!!! Das öffnet die Augen für die heutige Gastroszene.
Bei uns ist eigener Herd und Grill , sowie Sovit vorhanden. Fleisch, Gemüse, Eier, kommen vom Lieblingsbiobauern im Dorf.
Alle Gerichte sind aus eigener Zubereitung mit lokalen Zutaten.
Regards
Restaurant zum lustigen Rei97.
Perfection is achieved not when there is nothing more to add but when there is nothing left to take away.(Antoine de Saint-Exupery) :D
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon lallemang » So 10 Mär, 2024 10:27

Jaja,

üble Geschichten.
Immerhin hat der ganze Mist unsere Renten bezahlt ;-)


PS: mein "Kleiner" ist in der Gastrronomie
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon schnupfhuhn » So 10 Mär, 2024 10:53

Rettungsplan Gastro:

1x die Woche Essen gehen,
1x die Woche zum Stammtisch.
:-) Putzt die Rahmen und stellt sie bereit! :-)
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon Nanno » So 10 Mär, 2024 12:16

Rettungsplan für Gastro & Gemüt:

Genussvolle Ausfahrten zur Auffindung von GUTEN Wirten idealerweise an Orten wo man noch nicht (so oft) war. :-)
Frei ist, wer frei denkt.

Blog:http://greasygreg.blogspot.com/
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon Dreckbratze » So 10 Mär, 2024 12:46

Die alteingesessenen Dorfwirtschaften sterben zum großen Teil aus, weil die Alten (die das oft auch im Nebenerwerb betrieben haben) keine Nachfolger finden.
Die Kinder haben ihre eigenen Berufe und Lebenswege mit 9to5 Job und haben gesehen wie es ist, morgens schon anzufangen mit putzen, einkaufen, vorrichten, Büro machen, um zu Mittag für 3 Hansel in der Küche zu stehen und sich den Abend lang machen zu lassen. Den Stundenlohn will man da oft gar nicht wissen.
Die meisten funktionierenden ländlichen Gastrobetriebe sind nicht ohne Grund Familienbetriebe, oft mit Migrationshintergrund.
Der "Adler" hier bei uns ist ein sehr gut gehendes portugiesisches Restaurant, bekannt für seine hervorragenden Fisch. Aber da arbeiten täglich noch die 80jährigen Senioren mit und es bedient immer jemand aus der Verwandtschaft. Mit Fremdkräften, sofern verfügbar, sähe die Rechnung ganz anders aus.
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon fleisspelz » So 10 Mär, 2024 14:44

Das Gastronomiesterben hängt sehr viel mehr mit der ausbleibenden Kundschaft aus. In den 70er Jahren hat eine Entwicklung eingesetzt, bei der jeder Fussballverein, Schützenverein, Golfclub etc. sich eine Vereinsgastronomie aufgebaut hat. Deshalb sind die alten Herren und die Burschenmannschaften nach dem Training nicht mehr zum Wirt und einer nach dem Anderen musste aufgeben. Den verbliebenen Gastonomen machen dann die Nachbarn Ärger mit Geräuschbestimmungen und Veranstaltungsverboten. Viele Dorfgaststätten hätten Nachfolger, aber die müssten dann irrsinnige Investitionen leisten, weil bei der Re-Konzessionierung Toilettenanlagen, Küchen und Kühlhäuser häufig nicht mehr abgenommen werden oder veränderte Parkplatzauflagen einen Weiterbetrieb unwirtschaftlich machen. Die Feinde der Gastronomie sind Vereine und Behörden, nicht die Faulheit der nachwachsenden Generationen.
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon Dreckbratze » So 10 Mär, 2024 15:30

Als Faulheit würde ich das keinesfalls bezeichnen, Justus.
Zumindest in unserer Umgebung sind auch die Vereinsheime fremdbewirtschaftet und die mir hier bekannten Dorfkneipen haben tatsächlich keine Nachfolger. Die von dir genannten Auflagen und Probleme kommen noch dazu.
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon fleisspelz » So 10 Mär, 2024 16:05

In Glattbach gab es bei 3500 Einwohnern 1970 noch sieben Gastronomiebetriebe. Heute sind wir glücklich, noch einen zu haben und der ist ein Betrieb, der nicht auf Gewinn angewiesen ist, weil er einem reichen Mäzen gehört, aber für die breite Bevölkerung zu sehr im Hochpreissegment angesiedelt. Es gibt jedoch in fünf Sportvereinen je einen nichtöffentlichen Ausschank mit vollständiger Gastronomieausstattung und ohne Personal, das nach dem Trainingsbetrieb von Vereinsmitgliedern ehrenamtlich bewirtschaftet wird. Alle normalen Dorfschänken sind nach und nach diesem Trend zum Opfer gefallen, weil die Kundschaft wegblieb ...
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon nattes » So 10 Mär, 2024 16:18

Das kann sicher ein Grund sein, Ist sicherlich aber nur ein Grund.
Hier findet bei den jungen Leuten die Kneipenkultur schon lange nicht mehr statt.
Die leben einfach völlig anders. Da greifen unsere Betrachtungsweisen einfach nicht.
Das ist einfach der Wandel der Zeit.
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon andi » So 10 Mär, 2024 17:44

Keine Ahnung obs Nachfolgeprobleme gibt oder die Auflagen für eine Übernahme zu streng.

Aber bei vielen werden nur mehr Fertig und Halbfertigprodukte serviert.
So was esse ich daheim nicht, und schon gar nicht möchte ich teuer beim Wirten dafür bezahlen!
Da gehe ich einmal hin und dann nie wieder.
Ich verstehe schon der Aufwand für gute Küche ist hoch, aber es müssen ja nicht 20 Sachen auf der Karte stehen.

Die Gastronomen die schon immer hochwertige Speisen angeboten haben, existieren immer noch.
Die sind natürlich nicht so billig, aber der Preis ist angemessen, so finde ich.
Da bestellt man sich dann etwas, das man sich daheim nicht kocht, weil zu aufwändig oder weil's ausser einem selber keiner mag usw.

Zumindest bei diesen Wirten muss man bei uns schon vorher anfragen ob man überhaupt noch einen Platz bekommt.

Andi
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon sejerlänner jong » So 10 Mär, 2024 18:34

Mittlerweile gehe ich auch nur noch selten in ein Gasthaus / Restaurant.
Wenn für eine Flasche Weizenbier, die ich selbst einschenken muss, 5-6€ fällig sind oder für ein einfaches Schnitzel / Nudelgericht 15-18€ ( in einer Qualität die ich selbst auch kann) bin ich nicht begeistert.
Gitti und ich gehen 1 x im Monat zum Stammtisch der Gespannfahrer , wenn ich dann wenigstens das "wow wie lecker" Gefühl hätte. Habe ich aber nicht.
Ähnliches an der Wurstbude. 4,50€ für eine Bratwurst die man mit viel Senf essen muss . Ohne geht die nicht durch'n Hals, weil es geschmacklose Industriewurst ist. Danke, brauche ich nicht.

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Re: Gasthofsterben

Beitragvon KNEPTA » So 10 Mär, 2024 18:55

Bei uns sperren viele zu weil sie kein Personal mehr finden und nicht weil keine Leute mehr zum Wirtn gehen. Es wurde jahrezehntelang zu wenig bezahlt und jetzt kommt noch die work-life- balance dazu. Es gibt immer weniger KöchInnen und Servicepersonal und die Coronazeit hat dem ganzen System den Rest gegeben. Der eine Wirt läßt den Abwäscher die fertig gelieferten Schnitzel in den Dampfgarer schmeißen, weil der es nicht besser kann und die kulinarische Katastrophe nimmt ihren Lauf, die Leute sudern und bleiben weg und der andere Wirt sperrt halt zu.
Russe und Salz, dann zerfallt´s !
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon Zimmi » Mo 11 Mär, 2024 07:10

Jo, unser Lieblingsfranke sperrt auch irgendwann in nächster Zeit endgültig zu. Sensationelle Karpfengerichte, alles andere auch top, zu immer noch vernünftigen Preisen. Leider keine Nachfolge für den Chef absehbar (obwohl da immer voll ist), und der ist ca. 70. Gestern nochmal jeder einen Pfefferkarpfen verputzt, ein Träumchen.
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Re: Gasthofsterben

Beitragvon Maybach » Mo 11 Mär, 2024 10:29

Pfefferkarpfen

Ah, oder wie Celentano in "Der gezähmte Widerspenstige" so schön sagte: "Muffmolch". :-D
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