Ich bin ja eigentlich nicht so der Jammer-Typ, aber heute darf ich auch mal.
Um 0530 ins Revier, bei 30 cm Neuschnee macht der Panda mit Ketten was er soll: er läßt sich nicht beeindrucken. Ab 1400 m üNN noch die 30 Minuten zu Fuß zu einer Bodenkanzel. Kaum Fährten. Schön. Es schneit, manchmal nebelt es überflüssigerweise auch, es hat um die minus 2 Grad.
Eine Rehgeiß drückt sich ganz nah an der Kanzel vorbei - die blöderweise auf der Seite keine Öffnung hat. Nun ja, soll sie noch ins Neue Jahr kommen. Ein rotes Oachkatzerll tobt in dem Baum vor mir - bis hierher ein klassischer Ansatz für den Freufred.
- Blick aus dem Bodensitz auf ca. 1600 m
Gegen 0745 zusammengepackt und wieder Richtung Auto. Ich stapfe durch den Schnee, als es mir plötzlich ohne Vorwarnung auf einer abschüssigen Eisplatte beide Hax'n wegzieht und ich mit Gewalt mit der rechten Rückenseite auf mein Gewehr krache - natürlich. Erster Gedanke: ScheiXXXe, muss man wieder einschießen. Zweiter Gedanke: irgendwas tut da unerfreulich weh! In Erinnerung an meine bisherigen sechs Riuppenbrüche wusste ich noch, dass mir jetzt noch ca eine Stunde ohne Schmerz bleibt, also Gas!
- Panda im Schnee
Runter zum Auto, Gerät verräumt und dann mit geringem Tempo die 5 km durch den Wald retour. Ketten ab - tut schon mehr aua! Heimfahren, Gepäck aufnehmen, die Wohnung betreten. Zuerst Waffen und Mun verschlossen, dann mich aus den Stiefel geschält (toll, wenn man sich so weit runterbücken muss) und die grüne Kluft abgelegt und durch Jeans ersetzt. Dabei muss ich immer wieder stärkere Lautäußerungen abgegeben haben, die schließlich meine Frau auf den Plan riefen. Da sie die Jagd nicht liebt, kann man sich einschlägige Konversationen vorstellen ...
Dann in die Notaufnahme zwecks Röntgen, damit nicht irgendwo die Lunge was abbekommen haben könnte. Es ist mittlerweile 0945. Ich bin nicht allein: Russen, Amerikaner, auch Tiroler und vor allem viele Landsleute aus dem nördlichen Deutschland verweilen hier mit unterschiedlichen Graden an Schmerzverzerrung im Gesicht. Alle sind sie "Schifoahn" - oder besser: jetzt halt nicht mehr. Kaum eine Stunde später komme ich zu dem einzigen Arzt, der mich milde betrachtet, die vorgetragene Geschichte nicht wirklich für wahr hält und mich sofort zum Röntgen schickt. Dies geschieht um 1000, durchgeführt von einer ebenso hübschen wie freundlichen Assistentin. Um 1010 noch die obligate Urinprobe, danach würde ich in zehn Minuten "zum Herrn Doktor" geführt. Naja,es wurden 2 Stunden. Ergebnis der Diagnose: Kein Pneumothorax, Nieren und der ganze andere Krempel ist auch noch soweit vor Ort und in Ordnung, auch keine Rippe gebrochen. Dafür aber eine starke Prellung über vier Rippenbögen. Der leicht sadistisch veranlagte Salzburger Arzt meinte nur: "Da ham's länger was davon!", verschrieb Ibuprofen und entließ mich, als ich dann 15 Minuten später den Arztbrief in Händen hielt.
Sehen wir es positiv: es geschah
nach dem letzen möglichen Jagdgang, die Jagd 2019 geht erst im Mai wieder auf. Und bis dahin sollte ich auch wieder fit sein, weil da ja auch die Motorradsaison wieder angefangen haben wird.
Jetzt darf ich halt nicht lachen, husten ...
Maybach