Öl auf der Straße

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Öl auf der Straße

Beitragvon fleisspelz » Mi 11 Sep, 2013 08:10

Weitere Öl-Anschläge: Täter will Macht ausüben

Die Serie von heimtückischen Öl-Anschlägen auf Straßen ist nicht zu Ende. Die Polizei hat drei weitere Fälle ermittelt. Profiler bewerten den Täter als Eigenbrötler, der sich daran aufbaut, dass er Angst erzeugt.



Als die Polizei am 17. April 2011 zu einem schweren Motorradunfall zwischen Ottobeuren und Markt Rettenbach gerufen (Unterallgäu) gerufen wird, deutet nichts darauf hin, dass sie es mit einem heimtückischen Verbrechen zu tun hat. An dem Sonntagnachmittag war ein 37-jähriger Motorradfahrer auf eine Ölspur geraten, er verlor die Kontrolle über sein Krad und prallte gegen einen entgegenkommenden Pkw. Der Familienvater starb.

Das war der Auftakt zum bisher "beispiellosen" Fall, so lautet die Einschätzung von Christian Owsinski, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Denn bei der Unfallaufnahme stellte sich heraus, dass der Ölfleck vorsätzlich verursacht worden war. Darauf wiesen die Scherben einer zerschmetterten Glasflasche hin. Mithilfe des Polizeihubschraubers wurden in der Region zehn Ölflecken entdeckt, drei davon an der Unfallstelle. Die Staatsanwaltschaft Memmingen stufte den Unfall als vorsätzliches Tötungsdelikt ein. Unter den Schraubverschlüssen der abgebrochenen Flaschenhälse sicherte das Bayerische Landeskriminalamt eine identische DNA-Spur: eines Mannes.

Ein Abgleich mit der DNA-Datei beim Bundeskriminalamt ergab keinen Treffer. So ordnete die Staatsanwaltschaft eine Reihenuntersuchung an. 1400 Männer ließen sich freiwillig untersuchen, weiter kam die Kripo nicht. Die Spur sei dennoch wichtig, weil mit ihr Verdächtige ausgeschlossen werden können, erklärt Owsinski. 420 Hinweisen und Spuren gingen die Ermittler nach - der Fall konnte nicht aufgeklärt werden.

Anfang 2013 kam der Verdacht auf, dass es sich um eine Anschlags-Serie handeln könnte, deren "tragischer Höhepunkt" der tödliche Unfall war. Bei ihren Recherchen war die bei der Kripo in Kempten angesiedelte Ermittlungsgruppe "Ölfleck" auf vier weitere Fälle gestoßen. Bei allen waren mit Altöl gefüllte Wein- und Sektflaschen auf die Fahrbahn geworfen worden: Am 6. April 2007 im Bereich Bad Schussenried (Kreis Biberach), am 28. Oktober 2007 bei Wittislingen (Kreis Dillingen), am 12. April 2008 bei Beuron (Kreis Sigmaringen), am 21. März 2010 bei Schwendi (Kreis Biberach), wo zwischen Regglisweiler und Orsenhausen an drei Stellen Ölflecken entdeckt wurden.

Nun steht fest: Es gab noch mindestens drei weitere Öl-Anschläge in Süddeutschland: Am 29. April 2007 bei Rennertshofen (Kreis Neuburg), am 30. Oktober 2007 auf der Autobahn 92 in Richtung Deggendorf (Kreis Freising), am 21. Dezember 2009 im Bereich Höchstädt (Kreis Dillingen). Damit können acht Fälle der Serie zugeordnet werden. Fragen wirft ein weiterer Vorfall in Oberbayern auf: Am 10. März 2013 entdeckten Streifenbeamte bei Dettenschwang am Ammersee (Kreis Landsberg/Lech) Ölflecken auf der Staatsstraße, verursacht durch zerbrochene Glasflaschen mit Öl. Es handelte sich aber nicht wie bisher um Mineral-, sondern um Pflanzenöl, erklärt Owsinski. Zudem seien noch mit Etiketten versehene Essig- und Ölflaschen verwendet worden. Es könnte sich um einen Nachahmer handeln.

Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass der Täter eine Abneigung gegen Motorradfahrer hat. Das treffe nicht mehr zu, sagt Owsinski. Da auf verschiedenen Straßen, auch der Autobahn, und auch mitten in der Nacht Ölflecken verursacht werden, richteten sich die Anschläge wohl gegen alle Verkehrsteilnehmer. Wäre Hass das treibende Motiv, wäre die Frequenz der Anschläge höher, die Taten weniger geplant, erläutert er. Der Täter gehe aber "sehr kontrolliert" vor. Profiler kamen zu dem Schluss, der Mann versuche, sein Selbstwertgefühl aufzubauen, "indem er Angst und Verunsicherung erzeugt". Macht ausübt. Der Gesuchte habe wahrscheinlich nur ein eingeschränktes soziales Umfeld, lebe eher zurückgezogen und sei eigenbrötlerisch.

Nach den neuen Erkenntnissen, hofft die Polizei, Hinweise auf einen potentiellen Täter zu bekommen, zuständig ist die Kripo Kempten, Tel. (0831) 990 90. Einblick in die Ermittlungsarbeit gibt eine Spiegel-TV-Reportage am 29. September, um 22.20 Uhr auf RTL.
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