Kupferdichtungen ausglühen?

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Kupferdichtungen ausglühen?

Beitragvon Blechroller » Mi 04 Jul, 2007 22:45

Mehrfach las ich davon zur Wiederverwendung. Bei Dichtungsringen für die Ölablassscharaube hab ich das auch oftfach positiv getestet. Einfach mit der Lötlampe zum Erglühen gebracht.

1. Was ist dran? Hab ich nur Glück gehabt? Warum funktioniert das, wenn?

2. Manchmal las ich von Abschrecken in kaltem Wasser. Tut das auch noch Not?
Meine Ölablasskupferdichtung hab ich mal mit, mal ohne Abschreckung wiederverwendet.

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Beitragvon fleisspelz » Mi 04 Jul, 2007 22:56

Ausglühen wegen dem grösser werden kenn ich. Aber erschrecken?....
..........................
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Beitragvon Falcone » Mi 04 Jul, 2007 23:09

Ich mach das auch und es funktioniert auch.
das Kupfer wird nach dem Ausglühen weicher.
Ohne es jetzt in der Theorie genau zu wissen nehme ich an, dass sich das Kupfer unter Druck verdichtet und verhärtet und dadurch spröder, also undicht, wird.
Bei Kopfdichtungen aus Kupfer geht das auch prima. Zum Beispiel gleichmäßig auf einer Herdplatte erhitzen.

Aber Abschrecken gehört eigentlich nicht dazu. Das Kupfer soll ja weich bleiben.

Grüße
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Beitragvon lallemang » Do 05 Jul, 2007 00:12

Hallo die Recycler,

bei Kupfer führt das Abschrecken nicht zum Verhärten wie bei (härtbarem) Stahl.
Das Kupfer wird nur durch Kaltumformung härter. Bei Dichtringen ist ja je nach Ëinfühlsamkeit
des Schraubers die Verformung mehr oder weniger deutlich zu sehen. :-D
Durch die Verformung wird das Kristallgefüge feiner - härter.
Beim Ausglühen rekristalisiert das Kupfer, das Gefüge wird gröber - weicher.
Beim extremen Braten "verbrennt" das Kupfer - wird porös (Oxydation an den Korngrenzen,
Lösung von Gasen im Kupfer, die beim Abkühlen 'ausfallen', ...).

Also "kirschrot" genügt dicke :wink:

Ich schreck' Kupfer hauptsächlich ab, damit's schneller geht und die schwarze
Oxydschicht platz dabei auch noch grö§tenteils ab.

Gry§e Peter
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Beitragvon motorang » Do 05 Jul, 2007 00:29

Jedenfalls hilfts, das glühen.

Beim Röno durfte ich mal das komplette frische Motoröl nochmal ablassen weil die Scheissschraube nicht dicht zu kriegen war. Hatte echt schon Angst ums Gewinde. Also abgelassen, Kupferring weichgeglüht, abkühlen lassen, wieder eingebaut, normal angezogen, Öl wieder rein, dicht ...

Zu lange sollte man übrigens mit der Lötlampe nicht draufhalten, sonst rinnt das Ringerl weg :oops:, mir reichen seitdem 2-3 Sekunden Geglühe.

Gryße!
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Beitragvon lallemang » Do 05 Jul, 2007 01:14

Genaugenommen mu§ das nicht mal glühen, die Rekristallisierung tut sich
schon gut 100° vorher, also grad bei Kleinteilen beim ersten Erröten is gut.
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Beitragvon hiha » Do 05 Jul, 2007 06:02

Der Lallemang hats raus, genau so isses.
Ich bin zwar nicht (besonders) geizig, aber vergess immer die Ringerl in ausreichendem Maße bei meinem Schraubendantler einzukaufen, daher glüh ich immer alles aus. Zum ersten mal gesehen hab ich das als Kind bei einem Flugzeugprüfer wie er bei einem Flugmotor die kleine Inspektion gemacht hat. ( 25h-rating oder so)
Das hat sich so eingeprägt, dass ich das jetzt immer und ganz automatisch mache, sogar bei neuen Ringerln. Der Unterschied in der Härte zu nur 1xGebrauchten ist gigantisch.
Wenn das Ringerl nur noch ein paar zehntel dick ist, was so nach dem 10.-20.mal der Fall ist, sollte man mal ein Neues nehmen ;-)

Gruß
Hans
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Beitragvon Falcone » Do 05 Jul, 2007 06:18

Danke, jetzt weiß ich wenigstens, warum ich das mache! :wink:

Grüße
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Beitragvon motorang » Do 05 Jul, 2007 08:10

hiha hat geschrieben: ...sogar bei neuen Ringerln. Der Unterschied in der Härte zu nur 1xGebrauchten ist gigantisch.
Wenn das Ringerl nur noch ein paar zehntel dick ist, was so nach dem 10.-20.mal der Fall ist, sollte man mal ein Neues nehmen ;-)


Ich hab mir so einen Sortimentskasten Kupferringe gekauft um drei Euro irgendwas. Die sind aber dermaßen dick (knapper Millimeter) dass die ohne weichglühen nicht dichten.

Vorteil: die Dinger sind so stabil dass man sie auf der Drehbank aufs passende Innenmaß ausdrehen kann (max D = 17,5 mm, Ölablassschraube am Mitsubishi 18 mm ...).

Und DANACH ausglühen ... :grin:

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Beitragvon junakreiter » Do 05 Jul, 2007 11:18

@hiha: will mehr flieger geschichten !!

alex.
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Beitragvon hiha » Do 05 Jul, 2007 13:43

@alex.
Hmm, da ich ja auf dem Segelflugplatz (sehr empfehlenserte Seite, damals war er aber noch woanders)grossgeworden bin, ist das alles recht selbstverständlich gewesen, was da so ablief. Z.B. waren wir Kinder ja ab einigermaßener Zurechnungsfähigkeit in den Flugbetrieb integriert, sofern wir da freiwillig mitmachten. Die Sicherheitsregeln und das Auge für die allgegenwärtige Gefahr warn natürlich verinnerlicht. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass jemand von uns in irgendeinen Beinaheunfall verwickelt war.
So ab 10Jahren durften wir die Seilrückholfahrzeuge fahren, das waren Käferchassis mit offenem Stahlrohrgerüst. Geschlossene Käfer wären auch schwierig gewesen, immerhin mussten wir noch unter dem Lenkrad durchschauen...Ausserdem gab es noch die alten Einzylindertraktoren zum Flugzeuge an den Startplatz ziehen.
Unser Flugplatz beherbergte damals zwei Vereine mit je einer Doppeltrommelseilwinde, ausserdem wurde noch mit 2 Motorflugzeugen F-Schlepp durchgeführt. Der Platz hatte 1300m Länge, und bei 1000m Seillänge konnte man bei günstigem Wind eine Ausklinkhöhe von knapp 600m erreichen.

Für uns Kinder war das natürlich ein super Spielplatz, vor Allem war der mitten im Grünen, im Freisinger Moos, heute Einflugschneise von MUC, die kommen da in knapp 300m Höhe drüber...

Sonstige technische Erzählungen hab ich grad keine parat..

Gruß
Hans

edit: lies Dir die "neuigkeiten"-Seite durch, die ist immer sehr aktuell und extrem gut geschrieben. Der hauptschreiber ist ehemaliger Flugsicherer und kennt sich aus.
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