hi -
Die menschen, die einen ansprechen, wenn man vom motorrad steigt, nehmen doch als erstes gerne bezug darauf, wie das motorrad aussieht, ausserdem oft auch wie es auf sie wirkt. Die fahrzeuge scheinen zu kommunizieren. Style und so. Schwieriges thema, was weiss denn ich ...
Vor dreissig jahren ungefaehr kaufte ich meine erste sr500, das einzige motorrad, fuer das ich wirklich einfach nur geld auf den tisch legte. Die ist immer noch bei mir.
Es war ein schoenwetterfrzeug, damals, schoen geputzt und ein bisschen gepimpt. Der sattel war weiss. Ein traum, quasi, um einen allseits bekannten bekannten zu zitieren. Beim ersten wintertreffen war der tank schon dunkelmatt gestrichen. Zwei jahre spaeter erinnere ich mich auf die isle of man gefahren zu sein, die kiste war auch gut abseits der strassen zu bewegen. Und sah nicht mehr wie ein schoenwetterfahrzeug aus. Ich muss sie gut bewegt haben. Ein auto hatte ich nicht.
Und hier, koennte man jetzt zynisch sagen, nimmt das unheil seinen lauf. Also damals, als ich noch nichtdauerhaft in grossbritannien war.
Schon da stand alles immer draussen.
Leider ist es so, dass wenn man sich flexibel haelt, der hausstand klein bis sehr klein ausfallen sollte. Denn es zuegelt sich einfach besser. Und es gab zeiten, da passte mein zeug in einen rucksack, oder in einen volvo (inkludiert eine sr500 ohne motorradrahmen) oder einen mercedes transporter. Das ist heute noch so, alles ist schoen minimal gehalten, ausser den motoradern und den teilekisten. Und werkzeugen und so weiter.
So musste ueber die jahre eine nsu lux verkauft werden, gerade als sie lief, eine mz ets auf dem schrott bleiben, weil, ja, eben, keinen platz, eine jawa californian zerlegt und weitestgehend entsorgt werden und teile verteilt in allen windrichtungen … es gab da opfergaben … reichhaltige.
Etliche zusammengastelte 500er Yamahas gingen fuer wenige hunderter an freunde, fuer vier liebe freunde wurden die zwei fuenfhunderter zur dauerleihgabe.
Eines januars und einige bastelbuden spaeter fand ich mich auf der 500er wieder auf dem weg nach Devon, Engalnd. Es gab zeiten, da fuhr ich kein motorrad mehr, zu fuss oder mit dem fahrrad war besser – oder ich war ganz einfach so unterwegs, dass es fuer die motorraeder keinen kopf, kein herz und keine seele gab. Da mussten sie warten, hinter mauern, vor mauern, in hecken und bei freunden, spaeter unter staub wieder gefunden und geborgen.
Auf einem motorrad international unterwegs und am wirken geht problemlos, mit einem motorrad, wenns nirgends platz hat, weniger.
Dann wieder jahrelang zur arbeit gefahren, zu jedem wintertreffen, zu jedem sommertreffen und oft auch im gruenen unterwegs.

Sowas praegt. Also 15 von dreissig jahren draussen rumzustehen, oder unter planen abgestellt, nur um dann, wenn es wieder ins ausland ging oder sonstwohin wiederbelebt zu werden.
Oft war es so, dass ein motorrad jeweils im anderen land stand stand; ausserdem, und irgendwie nicht ganz unerwartet wurde sr500 #2 erst gefleddert, dann abgestellt, dann zum kunstobjekt, dann weggeschenkt, dann wiedergefunden und zurueckgekauft, dann ohne rahmen wieder nach deutschland transportiert, dort mit einem neuen rahmen versehen und neu aufgebaut und schon wieder in britannien in deutschand geblieben. Ein ewiges hin und her, mit ersatzteilen hier und den mtorraedern da. Auch das hinterlaesst spuren. Seltsamerweise ist mir keines meiner drei ersten motorraeder aus versehen abhanden gekommen.

Und so schraubt man dann jahrelang vor sich hin, als hofschrauber, unterwegsschrauber, manschraubtwennmanmussschrauber. Und in den zeiten, wo sich ein richtiger platz anbietet, wird dann der ganze servicestau abgebaut. Und es muss wieder ein/zwei jahre halten.
Eine situation, die jahre lang anhaelt brennt sich genauso wie die gefahrenen kilometer ins rahmenrohr eines motorrads, oft liebevol auch patina genannt, von pruefern oft mitleidig bewertet als verfall.
Das ist auch sowas, was man ‘style’ nennen koennte. Man sieht sich da selbst mit entschuldigend gehobenen haenden als ob man sagen wuerde: ich hab doch gar nichts dazu getan. Und wundert sich sebst ein wenig, warum das fahrzeug so aussieht, und dasteht, wie es dasteht.

Und ist dann fast schon ein bisschen ueberrascht. Im hier und jetzt sind dann dreissig jahre ploetzlich ganz schoen weit weg. Und stehen doch ganz genau vor dir. Und du stehst auch da, dreissig jahre spaeter, es ist doch einiges passiert …
style und so. Schwer zu sagen.
max ~:)