Gut zu wissen, dass wir nix wissen.
Darum auch unbedingt die Aufforderung, nicht nur oben die Bremsflüssigeit auszutauschen, sondern die Flüssigkeit konventionell zu wechseln.
Rei97 hat geschrieben:Und übrigens: Da die Brühe hygroskopisch ist, verteilt sich das Wasser in System selbsttätig.
Rei97
Na ja, am Ort des Wassereintrags nimmt die Bremsflüssigkeit zum Glück die Feuchtigkeit auf, es geht aber darum: wird dieser Teil im Gesamtsystem durch Strömungen verteilt, oder "saugen" die benachbarten Moleküle gar die Feuchtigkeit weiter?
Nanno hat geschrieben:Sollte man sich (zumindest überschlagsmäßig) ausrechnen können: Gesamtvolumen Bremssystem/( Bohrung x Hub von der Bremspumpe ) x5* ergibt die Anzahl der Betätigungen. Und dann brauchen wir noch eine Strecke, wo man ca. abschätzen kann, wie oft man die Bremse betätigt. (Ich hab leider grad überhaupt keine Vorstellung, wieviel realen Hub der Bremskolben macht... 5-8mm bei einer Handbremspumpe vielleicht?)
Versteh ich nicht.
Du meinst, wieviel Flüssigkeit wird beim Bremsen hin- und hergepumpt?
Das hängt IMHO davon ab, wie weit der Weg der Bremsklötze bis zum festen Anliegen brauchen (mal Durchmesser mal Anzahl Kolben der Bremszange), wie elastisch da System ist (Zangenaufweitung, Dehnung der Bremsleitung) plus die Menge an Luft, die im Bremssystem komprimiert werden muss. Und wegen der Elastizität auch von der Stärke des Bremsvorganges.
Witzigerweise: je mehr Luft unten im System desto mehr Flüssigkeit wird herumgepumpt
Der Weg, den die Bremsflüssigkeit zurücklegt ist natürlich auch vom Innendurchmesser der Bremsleitung abhängig.
Rein Gefühlsmässig werden das schon eher Zenzimeter als Millimeter sein.
Günstig für die Fortschreitung der Durchmischung ist dabei wahrscheinlich, dass an der Rohrwandung die Strömung weitaus langsamer ist, als im Mittelpunkt der Leitung.
Zimmi hat geschrieben:Die Bewegung und Austauscherey frisch/alt bei Betätigung der Bremse ist ja minimal:
Es kann ja nur durch die Ausgleichsbohrung im Hauptbremszylinder ("Geber") frischer Säft in den HBZ und über diesen in die Leitung kommen.
Die Bohrung wird nach minimalem Weg des Kolbens im HBZ verschlossen, ab da wird die im geschlossenen System befindliche Suppe ein bisschen vor- und wieder zurückgeschoben, ...
Das sehe ich nicht so, zumindest der Anfang der Bremsleitung kommt intensiv mit dem Behälterinhalt in Kontakt: Probier mal bei geöffnetem Deckel schnell den Handhebel zu drücken, aus dem Locherl schiesst ein Flüssigkeitsstrahl bis die Bohrung durch den Kolben verschlossen wird. Wenn du ganz wenig Bremsflüssigkeit im Behälter hast, geht der Strahl bis an die Decke.
Zimmi hat geschrieben:Ich vermute, dass ein großer Anteil der Durchmischerey durch Diffusion (=langsam!) läuft, wenn nicht gar der Hauptteil.
Damit kannst du recht haben, vor allem der Begriff Diffusion ist vielversprechend:
Wiki: Diffusion ist der ohne äußere Einwirkung eintretende Ausgleich von Konzentrationsunterschieden in Flüssigkeiten oder Gasen als natürlich ablaufender physikalischer Prozess aufgrund der brownschen Molekularbewegung. Er führt mit der Zeit zur vollständigen Durchmischung zweier oder mehrerer Stoffe durch die gleichmäßige Verteilung der beweglichen Teilchen ...
Hmmm, da steht aber auch: Die Zeit, die dafür benötigt wird, wächst im n-dimensionalen Raum mit der n-ten Potenz des Abstands. Diffusion ist daher vor allem auf Nano- bis Millimeter-Skalen wirksam; auf größeren Skalen dominiert in Flüssigkeiten und Gasen in der Regel Stofftransport durch Strömung (Konvektion).
Hmmm, also viiel Zeit. (=langsam!), wie du schon gemeint hast
So schön die Luftblase im System für die Hin- und Herpumpmenge war, so fatal kann sie natürlich bei der Diffusion sein: wenn die Luftblase den Kontakt der Flüssigkeit im höchsten Punkt der Bremsleitung unterbricht ist nix mehr mit Diffusion
motorang hat geschrieben:Aufwendig ist aber die Vorarbeit bzw die Schaffung der einvernehmlichen Testbedingungen.
Von welchem notwendigen Zeitraum/Kilometern gehen denn die Vermischungstheoretiker aus?
Ich hab also eine Bremsanlage mit Siedepunkt nahe 150°, sauge aus dem Behälter am Lenker die alte Flüssigkeit ab, fülle sie mit frischer Flüssigkeit auf.
Wie lange (Zeit oder Kilometer) würdet Ihr ansetzen (voraussetzen), bis eine Messung sinnvoll ist?
Ich wäre auch für einen Test, aber später soll es dann nicht heißen "ja wenn Du nur eine Woche ..." oder "ja wenn Du nur 200 Kilometer ..."
Ich denke, dass aus unterschiedlicher Geometrie des Bremssystems, unterschiedlicher Bremshäufigkeit, unterschiedlicher Abbremsstärke und anderer Unwägbarkeiten ein Test keinesfalls verallgemeinerbar ist, maximal halt für genau das Mopped, die Strecke und den Fahrer bei perfekter Bremse
Aber interessieren würde es mich schon