Yamaha XT600 Getriebeschmierung

Hier geht es um AiA-taugliche Motoren, Maschinen, Fahrzeuge. Wyrdiges Zeug kwasi :D

Yamaha XT600 Getriebeschmierung

Beitragvon motorang » So 08 Mär, 2020 10:12

Ich muss die Info irgendwo zwischenlagern ... kommt später auf meine Tenereseite oder besser noch in die XT600-FAQ beim Henner.

Es geht die Sage um, die XT600 3AJ/3TB und später hätte eine zusätzliche Getriebeschmierung. Stimmt nicht.

Im Prinzip steht es schon richtig auf den Werkstatseiten von xt600.de > https://www.xt600.de/xt_werkstatt/_spec ... /index.htm

Getriebezahnräder
Die Getriebezahnräder werden zusätzlich über drei Spritzdüsen geschmiert (eine in der rechten Kurbelgehäusehälfte, zwei in der linken). Das Öl wird bei Motoren bis Bj. 88 (TÉNÉRÉ 3AJ) über Kanal 21 vom Spülölkreislauf abgezweigt, danach wurde eine externe Ölleitung verbaut, die den Spritzdüsen das Öl aus dem Ölfiltergehäuse (also 'kühles' Öl aus dem Speisekreislauf) zuführt. Durch diese Änderung sollte die Pitting-fördernde Temperaturbelastung der Getriebezahnräder (insbesondere 5. Gang!) herabgesetzt werden. Diese Leitung lässt sich in ähnlicher Form auch in Motoren der Baureihe 2KF einbauen; Kanal 21 (der vom Spülkreislauf Öl zu den Spritzdüsen leitet) muss dann jedoch verschlossen werden.


Im Klartext: die Ölmenge und der Ort und die Art und Weise der Schmierung ist exakt gleich.
Lediglich wo das Öl hergenommen wird ist anders.
Die alten Modelle nehmen das Öl über eine interne Leitung aus dem Rücklauf, die neueren über eine externe Leitung aus dem Vorlauf (also ab Ölfilter, mit einer eigenen externen Leitung).
Das Öl ist also etwas kühler. Übrigens wurde diese Änderung bei den 500er-Modellen nie durchgeführt, da sind die Ölkreisläufe von 2RX und 3DT identisch.

Teilt man das Motorgehäuse, dann sieht man den Ölkanal 21 mit den 3 Spritzdüsen:

oelkanal.jpg


Die späte, zusätzliche Ölleitung wird in der rechten Motorhälte eingeleitet, für die Ölleitung gibt es entsprechende Gewinde M8x1,25 für Hohlschrauben in Ölfilter und Motorblock:

zusatzleitung.jpg
zusatzleitung.jpg (48.4 KiB) 1459-mal betrachtet


Wenn man jetzt späte Gehäusehälften (zB 3AJ) mit frühen Deckeln (1VJ) kombiniert, dann hat man im Block dieses Gewinde für die Hohlschraube der Ölleitung.
Gleichzeitig ist aber INTERN der Ölkanal zur Rückförderseite nicht durchgebohrt, weil ja sonst Öl direkt von der Ölpumpe über den Kanal 21 zur Rückförderleitung gepumpt würde, praktisch ohne Staudruck und somit ohne Spritzschmierung.

WO muss jetzt also der Kanal unterbrochen werden, und wo kommt das Öl her?

Bei den alten Motoren kommt das Öl unten aus einem Kanal von der Ölpumpe zur Lichtmaschinenseite des Gehäuses, wird dort über einen Kanal im Limadeckel nach oben geleitet und dort wieder in den Block geführt. Auf untenstehendem Bild kommt das Öl von links, läuft in dem Ölkanal vor meinem Zeigenfinger der sich dort auf der Oberfläche abbildet zur Rücklaufleitung in den Öltank (da wo der Schlauch fehlt):

stoepsel_limahaelfte_oben.jpg


Im Block wird das Öl über den Schacht des Kupplungsbetätigungshebels und mehrere anzweigende Bohrungen verteilt, zB in die Getriebewellen.
Der Stöpsel vor meinem Finger verschließt eine Ölbohrung, die schräg runter in den Motor geht und einerseits in den Schacht der Kupplungshebelwelle mündet, andererseits in den Ölkanal 21 für die Getriebespritzdüsen.
Hier sieht man zwei der Kanäle, die in den Schacht der Kupplungshebelwelle münden, als Fenster auf der linken Seite: der obere führt zu den Getriebelagern und weiter in die hohlen Wellen, der andere ist besagter schräger Ölkanal.

oel_kupplungswelle.jpg


Die Bohrung 21 mündet bei den alten Motoren in diesen schrägen Verbindunbgskanal. Bei den neuen Motoren nicht. Der Kanal wurde 10 mm weniger tief gebohrt:

kanal21_alt-neu.jpg


Bei neueren Motoren mündet die zusätzliche Ölleitung ins andere Ende des Ölkanals 21 (rechte Gehäusehälfte) und versorgt die Spritzdüsen mit kühlerem Öl von der Primärseite. Dazu braucht man einerseits die Gehäusehälfte mit Bohrung und Hohlschraubengewinde beim Ölkanal, und andererseits den entsprechenden Kupplungsdeckel mit Anschluss am Ölfilter.

Problem: Wir haben aktuell ein 3AJ-Gehäuse mit neuer Ölführung, und einen 1VJ Kupplungsdeckel ohne Anschluss am Ölfiltergehäuse.

Mehrere Möglichkeiten für ein funktionierendes System:

1) alt: Externen Ölzulauf von oben mit Blindschraube schließen, Kanal 21 durchbohren > original 1VJ. Ist irreversibel wenn man den BLock nicht nochmal spalten will um den Ölkanal wieder zu verschließen.

2) neu: Kupplungsdeckel 3AJ besorgen, Ölleitung besorgen, externe Ölleitung in Betrieb nehmen > original 3AJ. Kupplugsdeckel sind selten und teuer, und wir haben keinen.

3) Hybridlösung: Kanal nicht durchbohren, damit später die Option bestehen bleibt auf einen 3AJ-Deckel umzubauen. Hohlschraubenanschluss nützen, um statt Primäröl dort Öl aus dem Rücklauf einzuleiten. Beispielsweise von der Rücklaufleitung abzapfen vor dem Ölkühler (kurze Leitung, ausreichend Gegendruck). Entweder mit T-Stück oder durch Anfertigen eines Adapters zwischen Schlauchanschluss am Motor und Schlauchanschluss am Schlauch, aus einem Aluklotz.

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Re: Yamaha XT600 Getriebeschmierung

Beitragvon GrafSpee » So 08 Mär, 2020 16:17

Bohrung und Gewinde für Hohlschraube am alten Seitendeckel setzen geht nicht?

MfG Jens
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Re: Yamaha XT600 Getriebeschmierung

Beitragvon motorang » So 08 Mär, 2020 19:06

Gehen tut alles ... irgendwie. Aber es ist dort nix vorgesehen, also die Gehäusewand beim Ölfilter nur wenige mm starkes Alu. Wenn dann müsste man da ein Formteil aus Alu feilen, endfest aufkleben, dann bohren, Gewinde schneiden ... und ich glaub nicht dran dass das einen großen Unterschied macht wo das Öl herkommt, ehrlich gesagt.

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