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Terrot HST 1929 / Frankensteins Wiederherstellung

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 18:12
von Heiko
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Hallo Zusammen.
Ich bin neu hier im Forum. Mein Name ist Heiko und ich bin bei einer Recherche über dieses Forum gestoßen.
Ich habe vor ein paar Monaten eine alte Terrot 350 im schönen Sachsenland erworben. Laut Rahmennummer ist sie ein Modell HST von 1939. Allerdings mit Tank, Gabel, Schutzblech und Motor von einer HD Bj. 1936. Motor lief, musste noch ein bisschen hier und da… Zurück in der Werkstatt habe ich mich etwas in das ganze Geraffel vertieft und festgestellt, dass „fahrfähig“ doch irgendwie schöner sein könnte. Und wie so oft ist die ganze Schüssel jetzt bis auf die letzte Schraube zerlegt. Und ich habe eine Menge Bockmist gefunden!!
-Bremsen: Schrott
-Gabel: Schrott
-Zylinder: Schrott
-KW: Schrott
-Lima geht nicht
Seitdem lese ich mir nen Wolf und schreibe viel mit Franzosen über FB (mit Google Translate, sonst ignorieren die einen einfach).
Das Getriebe ist schon fertig, die Bremsen auch. Ein neuer Zylinder aus Frankreich liegt zusammen mit der KW bei der Fa. Kexel. Das wird leider sehr teuer. Die KW, in Ermangelung anderer, brauchbarer Exemplare, wird eine Spezialanfertigung, der Zylinder wird geschliffen und mit dem alten Kolben verbaut. Den neuen 71mm Kolben aus Frankreich habe ich umsonst gekauft. Das Spiel ist zu groß. Großer Frust und gepeinigter Geldbeutel.
Besonders dieser Forumsbeitrag ist extrem hilfreich gewesen. Ich bin echt fasziniert, mit welcher Hartnäckigkeit ihr euch in die Details dieses Seitenventilers reinkniet. Respekt!! Hut ab!! Hier scheinen sich ein paar echte Spezialisten zu versammeln :-)
Eigentlich bin ich eher der stille Leser im Forum und versuche dann meine Probleme irgendwie selbst zu lösen. Aber manchmal ist es zum verzweifeln…
Ich habe ein paar Fragen an euch:
-Ich kämpfe gerade damit meine 3 Kohlen Lima mit einem elektronischen Regler zum laden zu überzeugen. Das ist gar nicht so banal… Ich habe die 3. Bürste abgeklemmt und den verbleibenden Anschluss der Feldwicklung an den Regler angeschlossen. Ergebnis: Die Kontrolllampe geht aus, aber es liegen nur ca. 6V an der Batterie an; also zu wenig. Vorher habe ich die Lima als Motor laufen lassen. Das geht, wenn auch sehr, sehr langsam und zäh. Des weiteren scheine ich zwei Erregerspulen zu haben. Eine liegt an der Klemme der Lichtmaschine an und die andere war über die (jetzt ausgebaute) 3. Spule angeschlossen. Beide verbinden sich gemeinsam über eine 5A Sicherung an Masse. Die (totgelegte) Wicklung über die 3. Bürste hat 2 Ohm, die über den Kontakt II (DF) an den Regler angeschlossene Feldpule hat 6,5 Ohm.
-Ist es normal dass die KW 2,3mm Axialspiel hat? Anscheinend ist das normal. Aber moderne Motoren sind da doch eher im 10tel Bereich.
Ich hänge mal ein paar Skizzen an und auch ein paar Fotos von der Franzosenschleuder im Urzustand.
Hat jemand von euch mit dem Umbau des Reglers Erfahrung? Was mache ich falsch? Ich begreife es nicht.
Danke euch schonmal.
Heiko

Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 18:20
von Heiko
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Hier nochmal die Schaltung der Lima.
Heiko

Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 18:22
von Heiko
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Sorry. Leider weiß ich nicht wie ich mehrere Bilder hochladen kann. Daher noch ein weiterer Post mit einer weiteren Skizze zu dem Aufbau der zwei Feldspulen.

Terrot HSC tempfile

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 18:23
von Heiko
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Und jetzt nochmal ein größeres Bild von der Terrot im Ausgangszustand.

Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 19:03
von christian64
Servus Heiko
Des wird schon, mit Jonas hast du ja schon einen Spezialisten für dein Moped gefunden.
Gruß
Christian

Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 19:36
von Jonas
Grüß Dich, Heiko!

Ein schönes Moped hast Du da - und schon viel Geld, Hirnschmalz und Energie versenkt. Das wird! :smt023

Zu Deinen Fragen, hm. Ich bin leider nicht wirklich ein Profi, sondern profitiere vom Schwarmwissen, lerne von anderen, erarbeite mir Dinge selber, viel wird über Versuch und Irrtum herausgefunden, Literaturstudium sowieso... So läuft das bei mir.

Das Axialspiel der Kurbelwelle erscheint mir mit 2,3 mm zu groß. Bei meinem Motor sind wir so auf grob 0,5 - 1mm gekommen, würde ich sagen. Hab´s aber nicht nachgemessen! Aber so in etwa sollte das bei meiner Terrot sein. War etwas kniffelig, das einzustellen. Hier was abdrehen, da was beilegen... Falls aber 2,3 mm ok sind, mögen die Profis hier bitte Laut geben.

Zur Regler-/Limaproblematik kann ich dir leider garnichts sagen, sorry. Strom, das sind kleine Tierchen, die von Minus nach Plus krabbeln. Meine Karre läuft lichtmäßig ohne Regler, ohne Batterie... Wie die Fahrräder unserer Kindheit, kwasi. Dynamo, zwei Glühbirnen, ein paar Kabel, Schalter.

Essen ist ja nicht sooo weit von Siegen entfernt. Wenn´s hilft und Freude macht, kannst Du gerne mal vorbeikommen! :-)

P.S.
Magst du vielleicht einen eigenen Thread für Deine Terrot erstellen? Vielleicht auch diese Beiträge hier abtrennen und in den neuen Thread schieben lassen? Dann gäbe es im Forum zwei Terrot-Fortschrittsberichte, was ich klasse fände, und die Mopeds/Anliegen würde sich nicht vermengen und für Unübersichtlichkeit sorgen.

Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: Sa 10 Dez, 2022 23:46
von schnupfhuhn
Das Spiel ist zu groß.


Man kann den Kolben auch mehrfach mit Gleitlack beschichten, jede Lage gibt ca. 0.01-0,015 Schicht, also ca. 0,02 bis 0,03mm im Duchmesser. Dann klappert sie auch nicht mehr so grauselig ;) Der Kexel kann das, muss es nur wissen das er es tun soll.

Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 06:48
von hiha
Der Baier in Aibling macht das auch.
Gruß
Hans

Terrot 350 HST / HD oder Frankensteins Wiedererweckung

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 14:58
von Heiko
Hallo zusammen.
Erstmal vorweg: Ich bin leider ein digitaler Höhlenmensch. Alles was digital ist, treibt mich in den Wahnsinn. Ich habe es nichtmal geschafft, ein Profilbild hochzuladen. Es geht einfach nicht. Also entschuldigt bitte, wenn ein paar Aktionen von mir bescheuert aussehen. Es ist niemals böse gemeint. Ich komme einfach nur nicht mit moderner Technik klar.
Nachdem ich lange bei ebay kleinanzeigen nach einem bezahlbaren Vorkreigsmotorrad gesucht habe, habe ich im Sommer diesen Jahres ein schönes, altes Projekt gekauft. Ich habe schnell festgestellt, dass deutsche und englische Marken für mich unerschwinglich sind. Und so bin ich irgendwann über eine französische Terrot HST von 1929 gestolpert. Auf einem Klettertrip in die Sächsische Schweiz habe ich sie dann gekauft und auf dem Rückweg mitgenommen.
Verkauft wurde sie als fahrbereit. Nur ein paar Bowdenzüge hier und da, Licht anschließen und dann zum TÜV. Nun gut, dass es sehr positiv formuliert war, war mir beim ersten Anblick schon klar. Aber für das Geld war ich gerne bereit, Arbeit reinzustecken. Also gekauft, bezahlt und aufgeladen.
Ich bin selbstständig und habe eine relativ gut ausgestattete Werkstatt, insofern... Was mir für ein solches Projekt fehlte, ist mir dann erst später wirklich klar geworden...
Zurück in der Werkstatt habe ich mir den Eimer dann mal richtig angeschaut und recherchiert, was da eigentlich steht. Laut Rahmennummer eine Terrot HST 350 ccm Baujahr 1929 aus Frankreich. Aber irgendwie passten viele Teile nicht. Und so wurde mir klar, dass es ein Frankenstein Mopped ist; eine bunt gewürfelte Mischung aus allen möglichen Baujahren. Motor, Tank, Gabel und Schutzbleche sind z.b. von einem Modell HD Bj. 1936. Die französischen Papiere wiederum geben eine Erstzulassung 1952 an.
Für mich ist das nicht schlimm, da ich ursprünglich aus der Chopper Szene komme und kein Problem mit Modifikationen habe. Allerdings, um alle die beim Thema Modifikationen Schnappatmung bekommen zu beruhigen, ist mir sehr bewusst, dass da ein Stück Geschichte in der Werkstatt steht, das sich zu erhalten lohnt. Das bedeutet, dass ich erstens die Technik so perfekt wie es mir möglich ist, restaurieren werde und zweitens, dass ich alle kleinen Änderungen, die ich haben möchte, so ausführe, dass sie jederzeit rückgängig zu machen sind. Es wird nicht abgeschnitten oder angeschweißt und die originalen Teile werden sorgsam zur Seite gelegt und bleiben immer beim Motorrad. Aber dazu später...
Und dann passierte, was schon so häufig passiert ist. Bei näherer Betrachtung war der Zustand doch sehr schlecht. Gewinde an Ölpumpe kaputt; also eine neue besorgen. Neue Schmiernippel an die Gabel und trotzdem geht kein Fett rein. Aha... die Gabelachsen sind fest; also zerlegen; neue Achsen, Tragarme... Getriebe schaltet schlecht. Hm... Komplett überholen... Und der Motor... Was solls; komplett überholen... Und schon ist alles zerlegt; ein Berg Alteisen. Es gibt keinen Weg zurück. Die Herrausforderung ist angenommen.
Hier also möchte ich kurz beschreiben, was ich schon alles gemacht habe und woran ich noch arbeite. Vieles habe ich schon gelöst, einiges bereitet mir noch erhebliches Kopfzerbrechen. Ich bin für jede Kritik zu haben. Mir ist klar, dass ich einiges nicht perfekt gelöst habe. Bei einigen Dingen würde ich mich über euren Rat freuen. Wäre schön, wenn ich hier ein paar Fragen stellen dürfte.
Leider ist meine Zeit sehr begrenzt und ich werde nicht immer regelmäßig posten können.
Also, fangen wir an. Hier erstmal ein paar Fotos vom Originalzustand, also so wie ich Frankensteins Monster gekauft habe:

Re: Terrot 350 HST / HD oder Frankensteins Wiedererweckung

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 14:59
von Heiko
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Re: Terrot 350 HST / HD oder Frankensteins Wiedererweckung

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 14:59
von Heiko
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Re: Terrot 350 HST / HD oder Frankensteins Wiedererweckung

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 15:00
von Heiko
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Re: Terrot HSC 350, Bj. 1927 - Fortschrittsbericht

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 15:17
von Heiko
Hallo.
Danke für eure Antworten.
Leider bin ich ein digitaler Vollpfosten. Ich bekomme nichtmal ein Profilbild hochgeladen. Ich hänge der Technik immer so ca. 20 Jahre hinterher. Wenn ich also mal was verbocke, dann seht es mir nach. Ist nicht böse gemeint, sondern nur Trottelichkeit.
Das mit dem eigenen Thread ist eine gute Idee. Will hier nix durcheinander bringen. Ich habe mal einen angelegt und werde versuchen die bereits erledigten Arbeiten (Getriebe, Bremsen, etc) aufzuarbeiten. Dann werde ich auch die aktuellen Herausforderungen angehen. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere mit liest und seinen (idealerweise fachlichen) Senf dazu gibt.
@Jonas: Ich komme sehr gerne mal vorbei. Würde mich echt freuen einen Leidensgenossen zu treffen.
Zu den 2,3mm Spiel: Hab mich blöd ausgedrückt. Es ist nicht das Axialspiel der Kurbelwelle, sonder das Axialspiel des Pleuls auf dem Hubzapfen. Und schön zu hören, dass ich mit der Fa. Kexel in guten Händen bin. Der Tipp kam ja über diesen Thread.
Das Beschichten wird auch bei mir gemacht. Aber scheinbar war das Spiel für den neuen Kolben doch zu groß. Ich begebe mich dort vertrauensvoll in die Hände des Herrn von und zu Kexel, ob seiner fachlichen Expertise.
Dann mal gutes Schrauben. Man liest sich.

Re: Terrot HST 1939 / Frankensteins Wiederherstellung

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 15:48
von lallemang
Hallo Heiko,

und willkommen hier.
Ich hab' mal die entsprechenden Beityräge aus demJonasfred hier rübergeholt.

(und dabei Deinen Titel zerschossen :oops: und nur nach Gedächtnis wiederhergestellt :omg:
Kannst Du aber im Deinem ersten Beitrag ändern. Oder mir sagen)

Re: Terrot HST 1939 / Frankensteins Wiederherstellung

BeitragVerfasst: So 11 Dez, 2022 16:45
von Jonas
Danke für´s Auseinanderdröseln, Peter!

Heiko hat geschrieben: Ich hänge der Technik immer so ca. 20 Jahre hinterher.

:D Ahjo, passt doch...
Ich hab mir mal Deine Hompepage angesehen. Nicht schlecht, was Du da machst - gefällt mir gut! :smt023

Heiko hat geschrieben: Nur ein paar Bowdenzüge hier und da, Licht anschließen und dann zum TÜV.

So geht das immer los. :fiessgrinz: :omg:

Heiko hat geschrieben:@Jonas: Ich komme sehr gerne mal vorbei. Würde mich echt freuen einen Leidensgenossen zu treffen.

Klar, komm rum. Rechtzeitig Bescheid geben, dann kriegen wir das hin. Und leckeren Kaffee gibt´s immer hier.

Falls Du die Zeit hast, Deine bereits erledigten Arbeiten zu posten - gerne! Vor allem, wie Du die Gabel wieder ans Arbeiten gekriegt hast, ist ja nicht ganz uninteressant.

Kennst Du Carl Hertweck - "Besser machen/Der Kuperwurm"? Sehr empfehlenswerte Literatur. Da habe ich z. B. auch dieses Bildchen gefunden:
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