von S&T » Mo 12 Mai, 2025 08:02
ich hab über die letzten Jahre ähnliche Phänomene begleiten müssen, wenngleich M14/M15/M16 Dehnschaftschrauben im Diesel. Man hat sich das mit
kalibrierten Messschrauben angesehen (Ultraschall-Laufzeit = Länge, Differenz vor/nach Anzug = Dehnung, Differenz vor/nach Prüflauf = Vorspannungsverlust).
Wir ziehen mehrstufig an, Voranzug mit Drehmoment, dann mehrfach Drehwinkel, so weit, so üblich.
Wie immer ist die Aufgabe Dauerfestigkeit vs. Wirtschaftlichkeit, denn jeder Nachzug kostet Geld, egal ob in der Fertigung oder später im Betrieb.
Sparen kostet aber Dauerfestigket...
Essenz: ziehe ich z.B. insgesamt 3x90°nach und tue das direkt nach der Montage/vor Prüflauf, ist der Vorspannungsverlust über die ersten 150 Betriebsstunden
kaum niedriger als bei nur 2x90°. Packe ich erst nach ~1 Stunde Prüflauf (inkl. Volllastanteil) die dritten 90° drauf fällt die Vorspannungskurve über die Zeit deutlich
flacher ab. Wann ich nachziehe entscheidet also über Wohl oder Wehe.
Will sagen: nicht nur die Dichtung spielt da eine Rolle, jede Änderung der Belastung (Verdichtung, Füllung z.B. ...) oder des Dichtverbands (Flächen, Art u. Ausführung d. Dichtung,
Schrauben, Anzugsverfahren...) beeinflusst das, was man gern unter "Setzverhalten" zusammenfasst.
Im Zweirad sind das andere Dimensionen und die (Neu-)Berechnung einer Kopfverschraubung ist sicher nicht mein Metier, aber nach der ersten Tankfüllung den neu montierten
Kopf mit den vorgegebenen Drehmomenten nachziehen halte ich für keinen schlechten Ansatz. Bei untenliegenden Nockenwellen/Stoßstangen möge man in dem Zuge auch das
Ventilspiel kontrollieren...