von Matthias B. » Mi 08 Mär, 2006 22:39
Ich konnts nicht lassen...
und habe die kleine MZ aus Kiel an der Ostsee, abgeholt.
Am Sonntag per Mitfahrgelegenheit ab Köln mit einem VW Touareg und einer flotten Blondine nach Hamburg gedüst. In HH umgestiegen mit der S-Bahn nach HH Altona, Fernzug nach Kiel. Wunderbar durch das tiefverschneite Schleswig Holstein gefahren (2 Klasse). In Kiel umgestiegen in den Linienbus, heraus in die Vorstadt. Den Rest zu Fuß mit gutgepackter Tasche. Da hatte ich meine Ersatzteile wie Batterie (die trockene von Hawker), Reifenschlauch, Zündspule, div. Kleinkram, Werkzeug, Regenklamotten, Thermoboy (es war -7°). Und ganz wichtig: meine Zulassung in Form meines MZ ES 150er Kennzeichens (jetzt bitte wegschauen). der Verkäufer staunte nicht schlecht über meinen Plan, mit einem Motorrad zu fahren, welches 15 Jahre verlassen in einem Schuppen stand. Also erstmal die Batterie eingebaut, Kennzeichen dran. Sprit war noch drin (oder sowas ähnliches). Ich habe die rostbraune Brühe erstmal abgeschöpft, Tankhahn gereinigt, Vergaserkappe auf, alle Düsen durchgepustet, die Schwimmerkammer mit dem Schraubenzieher von Resten alten Schmodders befreit. Leider war der Tank von innen her stark korrodiert, der Benzinhahn konnte nicht auf Reserve umgestellt werden, ohne daß er sich sofort mit Rostdreck zusetzte. Zündkerze raus, neue Kerze an das Kabel, Motor durchdrehen - kein Zündfunke. Mit einem Kabel den Unterbrecher simuliert, da klatschte laut der Zündfunke auf den Zylinderkopf. Also erstmal den Kontakt gewechselt. Den Motor versucht zu starten, er sprang auch an (was mich nicht wunderte), ging dann aber nach 2-3 sec. sofort wieder aus (das hat mich gewundert). Weitere Startversuche - ergebnislos. Die Zündkerze, total verölt, Wassertröpchen zeigten sich. Ersteinmal den Motor viele male ohne Kerze, mit Vollgas durchgewirbelt. Kerze rein - Motor läuft . Für zwei Sekunden. Also das Procedere noch mal. Zwischendurch das Vorderrad raus, den alten platten superharten Pneumant von der Felge, meinen mitgbrachten Schlauch reingewürgt, Rad montiert. Handluftpumpe habe ich dabei. Ein Nachbar half dann noch mit einer Handlampe aus, denn die "Werkstatt" war der verschneite Garten des Vorbesitzers. Dann weitere Startversuche, es waren etliche. Irgendwann kam der Motor dann, hatte aber keinen Leerlauf. Er raste dann mit über 1000 Touren (oder mehr?) im Leerlauf. weniger ging nicht, er starb sofort ,und war dann kaum noch zum Leben zu erwecken. Aber egal, Sachen zusammengepackt, angezogen und auf eirigen Rädern losgefahren.
Da war es dann schon 10 Uhr abends, Sternenklar mit Halbmond. Über Preetz, Plön auf der Landstrasse gefahren, Richtung Lübeck. Heftiger Schneefall, ab Lübeck waren die Strassen vollkommen eingeschneit, Autos fuhren im Schritttempo. In Lübeck über die Trave Richtung "Osten" über kleine Dörfer. In Richtung Schwerin wollte ich dann nach Cronskamp, einem winzigen Dorf bei Ratzeburg. Freunde von mir wohnen dort, in einer ehemaligen DDR Kneipe. Sie Schriftstellerin, beide Puppenspieler, er Kabarettist und Lehrer. Wir haben uns lange nicht gesehen, Mitternachts bin ich im Schneesturm angekommen. Bis zum Sonnenaufgang saßen wir dann beim Bier und Wein. Am nächsten Nachmittag dann erst mal die MZ gesichtet. Es ist eine ES 125/1 in Behördenausführung, grün, 2 Sättel, alles dran. Jetzt erst mal den Tank nocheinmal geleert (wieder rostrote Brühe), Benzinhahn gereinigt, neue Dichtungen verbaut (hatte ich dabei).
Vergaser komplett gereinigt, zerlegt, alle Kanäle freigelegt. Danach hatte die MZ auch wieder Leerlauf. Der neue Kontakt ist stark abgenutzt, kein Wunder, denn der Nocken ist total verrostet und wirkt wie Sandpapier auf das weiche Plastegelump von Kontakt. Also nocheinmal eingestellt und gut ist. Kleine Probefahrt über die Dörfer - Schnee fällt. Kraniche kamen von ihrer weiten Reise - ob die alle ankommen?
Am nächsten Tag, viel zu spät aus den Federn gekommen, denn ich hatte heute noch viel vor. Galt es doch die restlichen 480 km in das Rheinland über Landstrasse zu schaffen - mit einem Motorrad was eigentlich gar nicht laufen kann. Aber ich mußte am nächsten Tag in Köln sein. Über Lauenburg die Elbe überquert, Lüneburg, durch die Heide über Soltau nach Nienburg. Hinter Nienburg noch schnell einen Freund besucht (ich habe mal in dieser flachen Gegend gewohnt). Dann schnell weiter bis Minden über Porta Westfalica. Die Autobahn A2, dann über Paderborn, bei Brilon im Sauerland von der Autostrasse runter, über Landstrasse dann weiter nach Winterberg, über Olpe nach Waldbröl, zur heimatlichen Burg. Nach 10 Stunden Fahrt wieder zuhause. Zwischendurch noch einmal den Kontakt nachgestellt, sonst keine Pannen gehabt. Der Motor wurde auf der Fahrt immer freier, zuletzt raste er fast so schnell wie seine größere Schwester, mit immerhin 25ccm und 2 PS mehr im Motor. Am nächsten Tag hieß es dann wieder: ab in die Firma nach Köln. Jetzt schnell die "grüne" abgerödelt, und los gings. Aber - über Nacht ist dann auch die Luft aus dem uralten Hinterrad entwichen. Also nochmal schnell auf meine 150er zurückgerüstet, und weiter gings nach Köln, da warteten zwei Geschäftsleute auf mich - ein wichtiger Termin.
Gruß Matthias B.
und auch hier gilt:
draufsetzen - losfahren - sitzenbleiben !