Reisebericht Schweden/Norwegen/Finnland 2010

Hier geht es um AiA-taugliche Motoren, Maschinen, Fahrzeuge. Wyrdiges Zeug kwasi :D

Beitragvon Dreckbratze » So 15 Aug, 2010 12:08

ja, die geräusche. beim schalten ändert sich die frequenz, aber kaum das tempo :twisted:
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Beitragvon Michael » So 15 Aug, 2010 12:15

Dreckbratze hat geschrieben:ja, die geräusche. beim schalten ändert sich die frequenz, aber kaum das tempo :twisted:

Könnte sich fast um unseren DACIA handeln. :shock: :roll:

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Beitragvon Blechroller » So 15 Aug, 2010 22:53

Samstag

Da wird man wach und es fehlt der "Morgen". Es ist noch genau so hell und sonnig wie beim Einschlafen.
Kaffee gekocht, ein paar Kekse eingeworfen, die Sachen zusammenrupfen auf den Dieseligen Diesel werfen und los gehts. Bei einem solchen Wetter und in so einer Landschaft werd ich immer ziemlich schnell aus dem Morgentran gerissen und unternehmungslustig.

Ich biege von der Hauptstraße ab, um mal einen ganz normalen Ort ohne touristischen Aufruf anzuschauen. Mach ich in Touristengegenden meist, um zu sehen, was Fassade für den Fremdenverkehr und was "echt" ist. Hier ist wohl alles echt. O. K., nicht so ordentlich wie in Nussfjord, aber sonst...


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Ersatzmotor ?

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Noch mal nach Süden, in Reine noch ein Kaffee gekauft und hinsetzen und Leute glotzen.
Samstag ist wohl ein wichtiger Tag. Denn schon um 9.00 Uhr sitzt die Dorfjugend mit einer Palette Bier am Hafen und ist halbstark. Dann legt eine Familie mit 3 Seekajaks ab, ein deutscher Womolist putzt seine Karre. Scheint wichtig zu sein, die Dinger ununterbrochen zu putzen, die Scheiben zu polieren, den Chrom zu wienern usw... Mir sind die Dinger damit eindeutig zu lästig.

Dann kommen 2 Reisebusse um die Ecke. Jetzt wird es spannend ;-)
50% des Inhalts springt raus, hält die Digitalknipse in alle 4 Himmelsrichtungen und verschwindet dann in Sekunden im Kiosk und wird bis zur Abfahrt in einer halben Stunde nicht mehr gesehen.
10% zünden eine Zigarette an und beenden diese Anzünderei bis zur Abfahrt nicht mehr.
40% sind weiblich und stellen sich am Klohaus an.
Der rechnerisch nicht mehr gegebene Rest ist cool und gelangweilt.
Warum sich die Leute stundenlang in einen Bus einsperren lassen und beim Freigang alles machen nur das nicht, warum sie hierher gekommen sind (mir dynkt, das könnte die Landschaft sein) erschließt sich mir nicht. Übersättigung von den Eindrücken?


Ich fahr weiter um nach wenigen Kilometern an den Hafen zu kommen, von dem die Fähre vom Südende der Lofoten rüber aufs Festland nach Bodö ablegt.
Der Plan: Diese Fähre nehmen, in etwas über 3 Stunden in Bodö aufschlagen und weiter nach Süden dieseln. Die Fähre soll in 3 Stunden ablegen.
Es stehen schon reichlich Fahrzeuge am Anleger und laut Reiseführer sind die Fähren nicht besonders groß. Also -obwohl man mit dem Motorrad ja eigentlich immer mitkommt. lieber mal fragen, bevor ich mich in die Schlange stelle. Und damit ist der Plan zur Umplanung gezwungen worden. Die Fähre ist ausgebucht und auch mit dem Motorrad keine Chance mehr, mitgenommen zu werden. Mist!
Die nächste Fähre geht erst um 19.30 Uhr. Für diese könnte ich mich in die Schlange anstellen, würde auch mitkommen, kann aber nicht reservieren und später wieder kommen.
Jetzt den ganzen Tag da im Hafen abhängen habe ich auch keinen Bock. Es soll ja noch andere Fähren von den Lofoten aufs Festland geben.

Also erst noch ein Stück nach Süden nach "A mit Kringel drauf", dem Ort mit dem kürzesten Ortsnamen (in dem Ort mit dem längsten Ortsnamen irgendwo in Wales war ich auch schon ;-).
Von "A mit Kringel drauf" sehe ich aber nur den Parkplatz mit massig Reisebussen und Womos. Hab ich jetzt keinen Bock drauf. Also wieder gen Norden auf den Lofoten zurück.

Auf Vestvagöy, einer der mittleren Lofoteninseln, gibt es bei Ballstad eine Anlegestelle der Hurtigruten mit einer Verbindung zum Festland.
Das Wetter wird schlechter und es bewölkt. Die Änderung des Lichtes ändert sofort den Charakter der Inseln. Was erst lieblich, freundlich und postkartenähnlich ausschaute, wirkt jetzt wilder, karger.
Ich erreiche den Anleger der Hurtigruten. Nächste Fahrt aufs Festland um 22.00 Uhr, also auch nix.



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Jetzt bleibt noch die Überfahrt von Svolvaer, der "Hauptstadt" der Lofoten. Dahin jetzt aber nicht mehr über die von der Hinfahrt bekannte E10, sondern über eine kleine Straße entlang der Küste. Ein Traum!



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Am Hafen in Svolvaer steht ein Schild. Das Schild hat eine Bedeutung, die rd. 400km lang ist. 400km ist die geschätzte Distanz, die mich an dem ewig langen Narvik-Fjord zurück nach Narvik führt und an dessen Südseite ich dann wieder in die Gegenrichtung fahren kann, um Richtung Bodö zu kommen. Auf dem Schild sehen nämlich die Fährzeiten und die sagen, dass Samstags seit Bau des "Festlandanschlusses" der Lofoten die letzte Fähre um 15.00 Uhr geht und jetzt ist es 15.30 Uhr.
Obermist!

Jetzt sinkt die Laune. Alles von gestern wieder zurückrollern ist ja so schlimm nicht. Schlimm wird es erst dadurch, dass der Plan anders war. So wird man mit einem Plan und dessen Scheitern zum Schlechtgelaunten. Hilft aber nix, also weiter.
Da es nicht regnet, die aufziehenden Wolken nicht tief hängen, erlebe ich die gestern im Regen ersaufende Landschaft nun noch mal neu.

"Irgendwann" am Beginn des Narvik-Fjords kommt wieder ein Schild. Dieses Schild hat eine Bedeutung von so geschätzten 300km. Das ist die Strecke, die ich nun doch nicht um das Fjord rum muss, denn auf dem Schild steht was von einer Fähre.
Also hin. Die Schlange des stehenden Autos ist kurz. Vor mir so eine "Zuhälterschüssel" mit Tieferlegung, Breitreifen, Campingtisch, vulgo Spoiler. An der Tür lehnt ein Typ mit Sonnebrille, reichlich bepinselter Haut, vulgo Tatoo und Lederkutte "MC Dicke Backe" oder so. Wir kommen ins Gespräch. Er ist irgendwas wichtiges bei seinem MC und kommt (mit der Dose!) von einem Motorradtreffen seiner Jungs. Seine Hoarli kann er nicht nehmen, denn die wird seit Monaten tieferverchromtgechopptbreitreift und er jammert drüber, dass da nix voran geht.
Ich gehe rüber an die Tankstelle, kauf mir einen Kaffee, zahle die Fähre und diese kommt dann auch. Auf der Fähre komme ich mit einem norddeutschen Motorradfahrer ins Gespräch, den ich heute schon am Morgen in Reine auf seiner SV650 gesehen hatte. Wir plaudern.

Nach dem Anlegen beginnt die übliche Raserei. Jeder will der erste sein, wenn die Straße enger wird und man nicht mehr so gut überholen kann. Im Vergleich zu Schweden ist Norwegen die Hektik pur, im Vergleich zum deutschen Straßenverkehr aber immer noch eine Veranstaltung der Baldrianjunkies.
Das wird mir zu bunt. Erst mal rechts ran und warten, bis der Schwung vorbei ist.

Die Gegend ist klasse. Hügelig, immer mal wieder ein Ausblick auf das Meer und auf die Lofoten am Horizont und das Wetter hat sich auch wieder gebessert. Es ist sonnig.





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Zeit mal was zum Beißen am Abend zu besorgen. Ich finde einen Supermarkt. Etwas mit Vitaminen, etwas mit mehr oder weniger Geschmack, etwas Brot und ein oder zwei Bierchen wären auch nicht schlecht. Bei dem Bier habe ich schlechte Karten. Je nach Region werden am Samstag zwischen 15 und 18.00 Uhr die Regale mit dem alkoholhaltigen Zeug zugehängt.
Welches Schwachhirn kommt eigentlich auf die Idee, dass man die Sauferei eindämmen kann, wenn man "den Stoff" Samstag nur bis Mittag kaufen kann? Wenn die Dorfjugend schon am Morgen eine Palette beerdigt, kaufen die doch den Vorrat fürs Wochenende früh genug.
Aber das ist typisch für Norwegen und Schweden. Es gibt ein Problem, die Regierung nimmt sich dem an und regelt. Ob die Regelung sinnvoll ist oder nicht, wird erst mal nicht hinterfragt. Hauptsache geregelt.

Ich treffe unterwegs noch einmal den Motorradfahrer mit seiner SV650 um dann 2 Stunden später auf einem Campingplatz anzukommen und neben ihm mein Zelt aufzubauen. Als ich ankomme, zerrt er gerade seinen Zeltsack vom Krad. Soviel zum Thema man wäre mit 11 PS im Vergleich zu fast 10x mehr PS BEIM REISEN (!) schneller.
Wir plaudern noch etwas, kochen und ich gehe noch so um Mitternacht über eine Stunde an einem See spazieren. Ist ja hell ;-)


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Beitragvon Falk » Mo 16 Aug, 2010 08:27

Einfach traumhaft.

Und: Gute dass es Fähren gibt.


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Beitragvon kohai » Mo 16 Aug, 2010 10:23

sehr geil! ich muss jetzt aber wirklich wieder was arbeiten. und da fahr ich auch mal hin, das weiss ich jetzt. mit der triumph.

gruß, kohai
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Beitragvon Arne » Mo 16 Aug, 2010 12:03

ich finde diesen thread unerträglich.
diese Anhäufung von schöner Gegend und netter Strecken gepaart mit diesen Bildern is ja sowas von gemein.
:grin:
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Beitragvon ETZChris » Mo 16 Aug, 2010 12:27

kohai hat geschrieben:sehr geil! ich muss jetzt aber wirklich wieder was arbeiten. und da fahr ich auch mal hin, das weiss ich jetzt.


genau. ich auch. aber mit der emme. oder wenn ich irgendwann mal noch was deutlich älteres habe.
aber das wird sicher noch so zehn jährchen dauern, bis ich meine frau für solche ausflüge sensiblisiert habe. nee, ich will schon allein fahren.
aber wie mir einige langverheiratete ältere herrschaften sagten, sind die frauen im fortgeschrittenen eheleben nicht mehr ganz so anhänglich :-)
Gruß
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Beitragvon altf4 » Mo 16 Aug, 2010 12:29

^^ soweit galt fuer mich: schweigen und geniessen :)

g max ~:)
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Beitragvon dirk » Mo 16 Aug, 2010 12:30

Nicht zehnmal, seibenmal plus 1, nach Prüfstand! Nach Suzuki siebenmal minus 5...
Sach ich doch immer, Spass ist nicht von der Leistung abhängig. Aber fürn Diesel muss man schon besonders Besonders sein:-)
Heute in drei Jahren ist es endlich wieder soweit.
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Beitragvon Dreckbratze » Mo 16 Aug, 2010 18:07

empfehlenswerte lektüre: "die entdeckung der langsamkeit" :grin:
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Beitragvon Blechroller » Mi 18 Aug, 2010 21:14

Sonntag

Es schifft! Platter, Platter, Platter auf der Zeltleinwand.
Komische Sache; vorgestern hat es geschifft, ein Tag war es sonnig und schon ist Regen wieder etwas, das den Tagesablauf in Unordnung bringt.
Also Zeug im Zelt zusammenstopfen, Klamotten im Zelt anwerfen, Regensachen drüber, alles aufs Moped wuchten, das Zelt nass einpacken und los geht es.

Erst mal was für die Kultur. So ums Eck gibt es eine Felszeichnung der steinzeitlichen Urwikinger. So was um die X000 Jahre alt. Kann natürlich auch sein, dass da Kinder ... mit Langeweile... so nach einem Tag im Womo...

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Das war trotz dem Nasswetter ein feiner Spaziergang. Le(i)diglich die Kombination von Kradklamotten, Winterfutter und Regenkombi erzeugt auch innig eine solche Nässe, dass bald der tote Iltis ins Gewand einziehen wird.



Heute ist erst mal Tunneltag. Der Wahnsinnige mit der Kurz-Rotz-Bremse hat sich eingebildet, das von Schweden nach Narvik (Erz!) und weiter bis Murmansk eine Eisenbahnlinie führen sollte. Diese aber ohne Fähren. Wer sich die Karte mal genauer anschaut, wird feststellen, dass dieser Plan nicht zwingend logischen Gesichtspunkten folgen kann. Jedenfalls haben ein paar Ja-Sager dem Wahnsinnigen erklärt, dass das geht.
So wurde dann in vielen einzelnen Abschnitten das Projekt angegangen und auf dem heute von mir zufahrenden Stück bis Mo i Rana mit bis zu 150.000 (!) Zwangsarbeitern angefangen, Tunnel um Tunnel zu graben. Sehr, sehr viele der Zwangsarbeiter, für die heute nach Nationen Gedenkstätten entlang der Strecke stehen, haben diese Arbeiten unter übelsten Bedingungen nicht überlebt. Fertig wurde die Strecke nie. Nach dem Krieg wurde in Norwegen diskutiert, ob die Strecke zumindest bis Narvik fertig gebaut werden sollte. Das wurde aus wirtschaftlichen Gründen nicht gemacht, sondern man hat auf der Trasse eine Straße gebaut. Das erklärt auch, warum in einigen Tunnel die Straße plötzlich stark ansteigt oder abfällt. Das flache Stück wurde noch von den Vasallen des Wahnsinnigen bzw. den Zwangsarbeitern für die Eisenbahn gebaut, das steilere Stück dann später für die Straße.
Nach 15 teilweise recht langen Tunneln haben ich aufgehört mitzuzählen.


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Das Wetter bessert sich und in einem kleinen Ort (Tanke, Kaffee, Frühstück) bin ich kurz davor, die Regensachen auszuziehen. Zu früh gefreut. Eine mächtig dunkle Wolke kommt, ein paar üble Windstöße und ab da geht die Welt unter. Regen, Regen, Regen und Wind dazu.
So zieht sich die Strecke dahin. Die Landschaft wird flacher, weniger spektakulär und so langsam zieht die Nässe die Ärmel hoch.


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Vor Mo i Rana kommt der Polarkreis und da wird es richtig bitter. Hoch auf ein Fjell und ich bin voll im Sturm. Regen wird über die Straße gepeitscht ähnlich den Eindrücken aus den gartenschlauchbewässerten SW-Filmen der 50er und 60er Jahre. Die Temperatur fällt auf 5°C. Die Karre ist durch die Windböen kaum auf der Straße zu halten. Bei einer Pinkelpause haut es mir das Ding fast vom Seitenständer.
Ich erreiche das norwegische Polarkreiszentrum. Es ist schon irre, welchen Kommerztempel die Norweger da in die Landschaft gedybelt haben. Aber rein geht man natürlich trotzdem ;-)
Natürlich der pure Kommerz mit Stoffrentieren, Elchaufklebern und Polarkreisurkunde. Und weil es da oben wohl immer schifft, kann man die Fotos von "ich-spring-über-den-Polarkreis" auch gleich im Trockenen an der Markierung in der Eingangshalle machen.
Der Kaffee ist unverschämt teuer und auch sonst komme ich schnell in eine amüsierte Verweigerungshaltung. Da steigen die "wilden Nordlandfahrer" in kurzen Hosen und T-Shirt aus ihren klimatisierten Womos, sprinten durch den Regen und schreiben Postkarten. Erlebt man die Landschaft wirklich hinter Panoramascheibe bei 24°C vollklimatisiert? Nix gegen die Womofahrer (oder wenig ;-) , aber haben die diese Landschaft wirklich erlebt oder nur Fernseher geschaut?




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Weiter!
In Mo I Rana fällt mal wieder eine Wegentscheidung. Auf der E6 ist mir zu viel Verkehr, es regnet an der Westküste eh immer und die Ruhe der schwedischen Wälder geht mir auch ab. Außerdem ist mein Kopf voll mit den Eindrücken der letzten Tage. Diese Landschaft ist kaum zu überbieten und mein Schädel muss das erst mal sacken lassen. Also Blinker links und ab nach Schweden. Es geht wieder hoch auf ein Fjell und es schifft weiter. Oben an der Grenze seh ich ab und an hellere Flecken am Himmel und an einem See ist es so weit, die Sonne bricht durch. Erst mal Halt gemacht und ich bleibe eine viertel Stunde in dieser Sonneninsel stehen und wärme mich.
Kurz nach der Grenze kommt mitten im Nirgendwo ein Supermarkt. Also Einkaufen. Im Laden fast nur Norweger, die Palettenweise Bier raustragen. Stimmt, ist ja Sonntag und in Norwegen gibt es ja nix. Also für den restlichen Sonntag schleift der Norweger mal noch einige Döslein Schwedischen Dünnbiers (3,5 %) über die Grenze.

Dann ein Tunnel und mitten drin steh ich plötzlich im Dunkeln. Birnchen im Scheinwerfer geplatzt. Ziemlich dunkle Angelegenheit hier drin und ich werf erst mal den Blinker an, um gesehen zu werden.
Nun ja, am Ende des Tunnels ist wieder Tag. Ein Ersatzbirnchen ist -wie immer- gaaaanz unten im Koffer und zum Abrödeln hab ich jetzt keine Lust; mal auf die nächste Tankstelle warten. Die kommt dann auch bald, aber es steht ungefähr die Hälfte der schwedischen Nordbevölkerung in gründen Tarnklamotten, behängt mit mindestens zwei Schwedenmessern plus Schleifeisen und diskutieren mit dem Kassenmenschen, ob der Hecht jetzt in den 20cm langen Holzwobbler oder doch lieber in den mit 30cm beißt. Das kann dauern, also weiter.
Die nächste Tanke verspricht auch nichts besseres. Zwar ist kein Kunde drin (die haben ja auch keine Angelsachen), aber hinter der Kasse steht so eine Junge Diskomaus. Das wird heiter, dem Mädel ein Scheinwerferbirnchen zu entlocken.
Auf meine Frage kommt dann: "H4, H5 oder was?" Oha!
Und dann: "Soll ich die Birne einbauen?" O. K., das geht jetzt zu weit! Mach ich dann doch selbst.


Wieder von Herrn Osram erleuchtet geht es weiter.

Plötzlich, locker 40km vom nächsten Ort weg, geht der Motor aus. Einfach so.
Ist auch nicht soooo lustig, wenn in der vollen Pampa die Karre ausgeht und nur alle Stunde mal ein Auto entgegen kommt.
Mal eine Kippe ins Gesicht gesteckt und dann den Starter betätigt. Läuft wieder...
5km weiter das gleiche Spiel, nur geht dieses Mal die Karre nicht an. Sprit ist noch genug drin, die Tankentlüftung ist frei, Zündung hat es nicht... O. K., bleibt erst mal nur das Magnetventil. Notschalter zu dessen Überbrückung umgelegt, Maschin läfft.


Es regnet nicht mehr, aber so richtig stabil sieht das am Himmel nicht aus. Ich erreiche Storuman. Da gab es doch auf der Hinfahrt die tolle 6-Leute-Hütte für billiger. Es ist eh schon wieder 21 Uhr und ich frag dann mal. Die nette Schwedin bestätigt zwar die Existenz einer freien Hütte, will aber für die Hütte 65 Euronen. Das ist mir zu viel und das sieht sie gleich meinem Gesicht an. Nächstes Gebot sind 35 Euronen, gleicher Preis wie auf dem Hinweg und schwupps hab wieder eine Großhütte.
Das Übliche: Duschen, Wäsche waschen, Hütte aufheizen, Zeug zum trocknen aufhängen, Kochen, Speisen und wieder mit dem Kopf auf dem Buch mitten in der "Nacht" aufwachen. Nun ja, wenn man die Zähne nachts um halb Vier putzt, kann man ja auch gleich noch das Geschirr spülen und dann wird weiter gepennt.




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Beitragvon Roll » Mi 18 Aug, 2010 21:58

Immer diese deja-vus!
Das Spaziergangsbild würde da --> http://www.martinacross.com/Monochrome.html
gar nicht auffallen, schon gar nicht negativ.

Ein Traum, Deine Großfahrt.
Ein Prophet schaut zurück. Das neue Programm. miro2

Matthäus 6,19-34

http://www.rollmannact.de/
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Beitragvon ETZChris » Do 19 Aug, 2010 06:59

klasse.

ich hab mir mal die einzelnen ort (nicht alle) in der karte rausgesucht. schöne runde.
Gruß
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Beitragvon Wolfgang » Do 19 Aug, 2010 07:32

Hallo Olly,


wir sind auch wieder zurück - und so sieht es am norwegischen Polarkreis 4 Wochen später bei schönem Wetter aus: :wink:

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SORRY (wegen Verunglimpfung deines Freds

:) )


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Beitragvon lallemang » Do 19 Aug, 2010 10:22

Einfach glimpfen und eigenen Reiseberichtfred aufmachen! :-D

Gespannte Gry§e Peter
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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