Gut, dann mal weiter mit dem Rest des Freitags. Werden aber eine Menge Builders, aber man kann ja drüber wegsehen
Nussfjord heißt das erste Ziel auf der zweitsüdlichsten Lofoteninsel. Die so 140km bis dahin vergehen wegen dieser außerordentlichen Landschaft wie im Fluge. Dann Blinker links und ab zu dem kleinen Ort Nussfjord.
Erst kommt bei mir so etwas wie Ernüchterung auf. Über dem Ort ein Parkplatz mit 20 bis 30 Womos und PKWs drauf und dann noch 5€ Eintritt für den Ort.... Aber; Der Ort ist eine DER Attraktionen der Lofoten, es ist Hauptreisezeit und dann nur so wenige Autos. Man stelle sich um diese Jahreszeit den Parkplatz bei Neuschwanstein vor...
Und der Eintritt ist in Ordnung. Man kann etwa 1/3 der Häuser auch von innen besichtigen. In Nussfjord gehörten einige Häuser einer Familie. Nachdem der Herr des Hauses das Zeitliche gesegnet hatte, war dann da eine nicht ganz unarme Witwe, die geschwind einen jungen Habenichts heiratete, der neben keinem Geld ein außerordentliches kaufmännisches Geschick hatte und nach wenigen Jahren gehörte den beiden der ganze Ort und der lebte vom Fischfang. Aus den Innereien der Fische wurde "damals" dann Tran in der Trankocherei gemacht. Mit dem Tran hat man Lampen betrieben und Kindern Generationen lang die Geschmacksnerven gekillt, nachdem irgendein Arzt glaubhaft behauptete, dass das Zeug gesund sei.
Aber ich war ja bei der Geschichte des Ortes: Die Familie konnte den Ort auch in folgenden Generationen im Familienbesitz halten und erst mit dem Niedergang der Fischerei in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts war es vorbei. Jetzt ist der halbe Ort ein Museum. Höhepunkt ist der weiter betriebene Lebensmittelmarkt, der mit modernen Produkten in der Einrichtung von 1900 betrieben wird.
Wie überall auf den Lofoten gibt es trotz des Tourismus keine/kaum klassische Hotels, sondern man hat die alten, meist auf Stelzen stehenden Fischerhütten als Ferienwohnungen ausgebaut und einfach noch ein paar neue, mit alter Architektur daneben gebaut. Fällt nicht auf, verschandelt nix und funktioniert. Billig sind die Dinger aber nicht zu mieten und im bekanntesten Ort Reine muss man so 1 Jahr im voraus reservieren.
Jetzt aber mal (massig) Builders:
Und ansonsten wechselt aber ganz geschwind das Wetter und es wird sonnig und warm. Ich bin zwar etwas unglücklich mit meiner Motorradklamotte inkl. Winterfutter und stehe wahrscheinlich nach kurzer Zeit dem Gestank aus der alten Trankocherei in nichts nach, aber ist ja auch egal...
Interessant ist auch der inkl. der Inneneinrichtung erhaltene Kramladen des Ortes:
Und dann war da noch die Sache mit dem Trockenfisch. Der wird im Frühjahr gefangen, gesalzen und zum Trocknen aufgehängt. Überall sieht man die Trockengestelle, wenige sind noch "befischt". Das Fischzeug wird dann nach Norditalien exportiert. Ziemlich stinkige Angelegenheit....
Zumindest die Uhr erzählt was von Abend und ich such dann mal einen Schlafplatz. Ein Strand nach Norden wäre recht von wegen der Mitternachtssonne und den finde ich auch. Bin zwar nicht alleine, aber es verläuft sich bei der Relation Landschaft zu Menschen trotz der Hauptsaison.
Zelt hingedybelt und dann noch mal mit dem Dieseligen Diesel weiter nach Reine, dem bekanntesten und skurrilsten Ort der Lofoten. O. K. der Ort selbst bietet bis aus diese tollen Fischerhütten nichts, aber die Landschaft ist der Hammer und um überhaupt dort hin zu gelangen, fährt man dauernd von Brücke zu Brücke. Man kann/könnte auch auf einen Buckel, dessen fast senkrechter Abhang direkt über Reine liegt, rauf krabbeln und von dort ein Photon wie aus der Perspektive eines Flugzeugs machen. Ich kann aber nicht, weil auf dem kürzeren Weg (3h hin und zurück) ein Schneezunge für mich ohne entsprechendes Schuhwerk zu passieren wäre und außerdem gibt's das Foto überall zu sehen.
Es gibt dann noch den örtlichen Kriegszustand:
Und was zum Thema "Stilechtes Reisen":
Ich setzt mich in den Hafen und beobachte, wie eine Möwe locker eine viertel Stunde lang einen Hund ärgert, in dem sie immer wieder Scheinangriffe auf ihn fliegt. Leute beladen ihre Seekajaks und legen ab (es wird ja nicht dunkel) und ein Golden Retriever (Hundetier) trabt gemütlich mit einem schreiendrosanen Stofftier im Maul durch den Hafen (leider kein Photo). Einfach klasse, da zu sitzen und zu beobachten.
Dann wieder zurück zum Strand, etwas zum Essen gekocht, ein Bierchen auf, noch etwas spazieren gegangen und dann sitz ich in der Daunenjacke (ist recht kühl) im Eingang meines Zeltes, lese, schau ab und an aufs Meer, dem sich die Sonne immer mehr nähert. Heute soll der erste Tag sein, an dem dieses Jahr die Sonne wieder das Meer "berührt". Einige Leute sitzen am Strand, haben ein Weinchen dabei und schauen ebenfalls aufs Meer. Komischerweise haben die Leute die Sache mit der Sommerzeit immer noch nicht kapiert. Kurz nach 0 Uhr leert sich der Strand, aber Mitternacht ist "eigentlich" erst um 1 Uhr.
Es ist ein wirklich tolles Erlebnis, wenn die Sonne nach 1 Uhr wieder steigt und man die ganze Nacht so etwas wie Dämmerung nicht wahrnehmen kann. Ich bin auch um 2 Uhr noch hellwach und aufgedreht. Irgendwann kippe ich einfach nach hinten ins Zelt und schlaf ein....
Stilecht Reisen die Zweite:
und Gute Nacht!
OllY