Reisebericht Schweden/Norwegen/Finnland 2010

Hier geht es um AiA-taugliche Motoren, Maschinen, Fahrzeuge. Wyrdiges Zeug kwasi :D

Beitragvon Stollentroll » Do 29 Jul, 2010 13:06

Hallo Olly,

Warst Du in Pershyttan oder Grythyttan? Kommt mir so bekannt vor und ist direkt bei Nora (Närke), wo wir unsere Bekannten besuchen wollen.

Jedenfalls kommt durch Deinen Bericht bei mir langsam doch die Urlaubsvorfreude.

Wider erwarten geht es morgen nämlich doch los (es sei denn es kommt NOCH was dazwischen).

Der Friese hat sich allerdings vorgestern erst das Bein mit nem Cuttermesser aufgeschlitz (und fährt jetzt mit 12 Knoten *grins*), so dass wir sicherheitshalber die ersten 1000km zur dän. Grenze mit Auto und Hänger zurücklegen.
Kommt auch meinem vermuteten Bandscheibenvorfall entgegen...na ja, statt Alteisen halt Altknochen-Tour. :oops:

Heut abend wird beladen und gepackt und morgen nach der Arbeit stellen wir uns in den Stau :x

Da ich diesmal ja mit Jungeisen (DR 600 Dakar und XJ 900 Diversion) unterwegs bin und es sich ja "nur" um einen kurzen Heimaturlaub handelt verschone ich mit einem Unterwegsreisebericht. Würde mich auch freuen wenn ich mal keinen Schraubersupport aus der Heimat bräuchte.... :-D

Gruss vom
Stollentroll
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Beitragvon fleisspelz » Do 29 Jul, 2010 13:29

Stollentroll hat geschrieben:...Würde mich auch freuen wenn ich mal keinen Schraubersupport aus der Heimat bräuchte.... :-D

Gruss vom
Stollentroll

Zamonien?
Da hätte mich ein Reisebericht doch sehr interessiert! :-)

Gute Reise, und dem Friesen gute Besserung! :smt039
..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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Beitragvon Blechroller » Do 29 Jul, 2010 14:09

Stollentroll hat geschrieben:,

Warst Du in Pershyttan oder Grythyttan? Kommt mir so bekannt vor und ist direkt bei Nora (Närke),


Weder noch... Muss erst mal schauen, wo das ist; kommt mir jendenfalls nicht bekannt vor.

Macht nix hinnig!

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Beitragvon Stollentroll » Do 29 Jul, 2010 14:30

Blechroller hat geschrieben:
Weder noch... Muss erst mal schauen, wo das ist; kommt mir jendenfalls nicht bekannt vor.



Das da meinte ich:

http://www.lansstyrelsen.se/orebro/amne ... ershyttan/

Da die Karte:

http://www.lansstyrelsen.se/orebro/amne ... Kartor.htm

Schliesslich hast Du auch eine Kiste mit "Gyttorp" drauf photographiert, das ist der Ort mit Bahnhof gleich nebendran.

Aber in der Gegend des Bergslagsleden und überhaupt in der Kupferregion gibt es einige dieser alten "Kulturminner".


Gruss vom
Stollentroll
(der in Nora seine glücklichen Kindheitstage hatte *soifz*)
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Beitragvon Blechroller » Do 29 Jul, 2010 15:18

Ich bin von Askersund ziemlich genau nach Norden gefahren, also die R26. Das ist alles ein Stück (aber kein großes) westlich von Nora. Wo genau die Mine war, weiß ich jetzt nicht. Die stand da "zufällig" am Straßenrand. Die auf dem Bild von dir ist es aber nicht gewesen.

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Beitragvon zündfix » Do 29 Jul, 2010 18:24

Wunderschöner Bericht und feine Bildchen :danke: . Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Das alles macht mächtig Appetit auf eine (meine erste) Nordlandreise.

If I only had time....

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Beitragvon scheppertreiber » Do 29 Jul, 2010 18:49

Ja, bitte schreibe weiter ...

Mir ist es da im Norden zwar etwas zu mückig / kalt, aber man weiß ja nie ;-)
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Beitragvon Dreckbratze » Fr 30 Jul, 2010 15:10

kalt? je nach dem wo du bist, ganz im gegentum :wink: und mücken gibts nur, wenn´s nicht regnet :-D
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Beitragvon porcus » Fr 30 Jul, 2010 21:24

Dreckbratze hat geschrieben:kalt? je nach dem wo du bist, ganz im gegentum :wink: und mücken gibts nur, wenn´s nicht regnet :-D


Und wenn es noch so stinkt: Autan in die Haare, Schafsack zuziehen und Du hast Ruhe...
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Beitragvon Blechroller » Fr 30 Jul, 2010 22:26

Gegen Mucken dortig ist Autan nicht das Mittel der Wahl. Irgendwas mit 30 bis 50% DEET taugt. So lange drauf steht, dass es Plastik anlöst, ist DEET drin.
In Wikingen gibts allerdings seit einigen Zeit nur noch Mittel mit 20% DEET, weil das Zeug nicht so saugesund ist.
Ich hatte mit 30%igem DEET überhaupt keine Probleme mit die Biesters. Sie schwirren halt in Massen rum, stechen aber dort nicht, wo das Zeug ist. Ist aber nur wirksam, wenn sich die Mücke auf die Haut/das Stoffstück setzen will, auf dem DEET ist. Sprich; DEET auf die Haut und und ein Shirt drüber, schon wirkts nicht mehr.

Ach ja Achim: In Norge ist das mit den Mücken nicht sooo wild, in Nordschweden sind die Biester IMMER da (außer bei Sturm). Also wurscht, ob Sonne oder Regen.

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Beitragvon scheppertreiber » Fr 30 Jul, 2010 22:44

Also doch mückig - oder man vergiftet sich.

Kein Wunder daß die Wikinger in ferne Länder und so ... :-D :-D :-D
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Beitragvon Blechroller » Sa 31 Jul, 2010 00:03

Mittwoch

Viel passiert an diesem Tag erst mal nicht und das ist gerade das Tolle.
Mit so einer Hütte in der Nacht wird es morgens etwas zäher. Erst mal gemütlich mit Strom Kaffee gekocht, paar Semmeln gekauft und so richtig gefrühstückt, die Karre beladen, die Hütte gefegt und bei kühlem, aber meist sonnigem Wetter ging es erst so gegen 9.30 Uhr auf die Piste.

Ereignis 1 des Tages auf dem Inlandsvägen: Rentiere!
Schon kurios, wenn man Tiere, die man sonst nur aus dem Zoo kennt, plötzlich auf der Straße trifft. Sind ziemlich lässig unterwegs und stören sich an Motorenlärm inkl. dem Donnerhall des Dieseligen Diesel wenig. So kann es kommen, dass die Viecher gemütlich in eine Richtung am Straßenrand schlendern und genau in dem Moment, in dem man vorbei will, zieht die Gruppe zur Seite und im blöden Fall direkt vors Vorderrad. Ist nicht so schlecht, wenn man da mal langsam macht.


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In einem Ort gibt es eine Sammlung von Samenhütten, die auch heute noch benutzt werden, wenn die Sami -aus welchem Grund auch immer- dort mal zusammenkommen. Klein, niedrig, also schnell zu heizen und daher praktisch.


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Ereignis 2: Eine Baustelle. Klingt harmlos, ist es "eigentlich" auch, aber wenn man 30km (!) auf mehr oder weniger festem Schotter, der zwischendurch auch mal zum treibsandähnlichen Treibschotter mutiert rumeiern muss und ab und an mal vor einem Schlagloch in Kühlschrankgröße doch besser etwas ausweicht, ist das kurzweilig, aber auf Dauer anstrengend.



Ereignis 3: Der Polarkreis. Ist zwar kein Ereignis, sondern in Schweden nur ein kleines Kaffeehaus und eine größere Infotafel, aber es hat was. Es beginnt auch "offiziell" Lappland und "Polarkreis" hat so was kindlich Abenteuerliches. In der Schule hab ich in Erdkunde mal eher ungewöhnlich die Ohren gespitzt, wenn Namen wie Kiruna, Narvik gefallen sind, von Permafrostboden die Rede war und ewig langen, kalten Wintern. Jetzt bin ich da und hab ein Ziel erdieselt, das mehr oder weniger unbewußt seit 30 Jahren in meinem Schädel spuckt.



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Ereignis 4: Der Blinker blinkt nicht mehr, sondern wird zum stinkenden Ereignis. Wenn ich den Blinker anschalte, stinkts gar heftig nach elektrischem Ärger. Erst mal wurscht, denn so viele Kreuzungen hat es hier oben nicht und die stündliche Überholaktion eines Womos geht auch ohne Geblinke. Werd mich dem Thema mal am Abend widmen.


Ich erreiche Jokkmokk. Wieder eine der mehr oder weniger unschönen, um nicht zu sagen häßlichen "Städte" im Norden. Aber das Zentrum der Sami. Überall Läden und Stände, in denen Händler versuchen, die mehr oder weniger typische Handwerkskunst der Sami in der sehr kurzen Touristensaison an den Mann zu bringen. Bei einigen Dingen bin ich mir nicht so sicher, ob da nicht "Made in China" drauf stehen sollte. Trotzdem hat Jokkmokk neben den überzähligen "K" im Namen noch etwas zu bieten, das Samenmuseum. Ein Erlebnis!
Eine hochinteressante Sache. Man bekommt leihweise einen deutschsprachigen Museumsführer in die Hand gedrückt und kann damit recht gut die Ausstellungen nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich verstehen. Neben der Darstellung des typischen Lebens der Sami bis so in die 60/70er Jahre, das alles andere als das idyllische Nomadenleben war, sondern harter Überlebenskampf, widmet sich ein Großteil der Ausstellung der Natur und dessen Zerstörung.
Meine Erkenntnisse:
- Die Sami nomadisieren nicht, sondern es sind die Rentiere, die nomadisieren. Die Sami ziehen halt mit.
- Ab den 50er Jahren versuchte die schwedische Regierung mit Steueranreizen, Subventionen und Befreiung von der Wehpflicht die nichtsamische Besiedlung Lapplands voran zu treiben. Auf die Interessen der Sami wurde dabei null die Bohne Rücksicht genommen. Erst in den letzten Jahren gelang es den Sami wenigstens ansatzweise, ihren Interessen Gehör zu verschaffen. Die Besiedlung mit dem Ziel der landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens durch Ackerbau usw. ging in die Byx. Der Winter ist zu lange und es wächst halt nix. Damit blieb den Siedlern nur die Holznutzung und deren Resultat sieht man erschreckend alle paar Kilometer.
- 80 bis 90% der Flüsse in Lappland sind zur Stromerzeugung reguliert, also gestaut. Das sieht man in der Intensität beim Durchreisen nicht. Ökologisch ist das auch nicht so ganz unstrittig und dabei geht es weniger darum, dass der Lachs nicht mehr wandern kann. Aber anderes Thema und nix für hier...

Wer da hoch kommt, dem sei das Museum angeraten!


An der Tankstelle in Jokkmokk (ich muss die 4 "K" doch noch mal schreiben...) treffe ich einen Norweger aus Tromsö mit einer PanEuropean. Andere Motorradwelt, aber ein netter Kerl, mit dem ich kurz plaudere.

Weiter geht es durch die Wälder und die Wolken werden wieder dichter, aber es bleib trocken.

Am Abend erreiche ich Gällivare. Es ist kühl und sieht nach Regen aus. Eine Hütte???
Mal beim Campingplatz gefragt. Ja, sie hätte noch eine Hütte, aber klein (ich bin alleine), ohne Wasser (gibt's ja auf dem Campingplatz) und so richtig wollen die nicht raus mit der Sache. Auf dem Campingplatz sei die Hütte auch nicht, aber nebendran. So richtig rausrücken wollen de die Hütte nicht.
"Wie jetzt?" Jetzt bin ich neugierig und will die Hütte. Da das Ding auch nur 250 Kronen (25€) kostet, wird das Ding gleich mal bezahlt. Ich erhalte einen ungefähr 50cm langen geschmiedeten Schlüssel, die Anweisung, in den Wald nebenan zu fahren und nach der Hütte zu schauen, deren Namen auf dem Schlüsselanhänger steht.

Ein Volltreffer!
In dem Wald neben dem Campingplatz scheinen die eine Art Freilichtmuseum aufgebaut zu haben, indem sie alte Hütten dort wieder aufgebaut haben. "Meine" Hütte ist ein winziges Blockhaus von 1850. Ein kleiner Vorraum mit Mimimalküche und Kühlschrank und ein kleiner Schlafraum mit Feuerstelle (!) und das dazugehörige Holz in einer Truhe daneben. Gleich mal anschüren.



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Ich fahre noch mal schnell in den hässlichen Ort, kaufe ein, freue mich, dass in der Hütte mittlerweile locker 30°C sind und gehe auf dem Campingplatz duschen. Ich treffe dort noch ein Transalp-AfricaTwin-Pärchen aus Graz (!) und plaudere kurz. "Ziel Nordkap(p)!- eh klar.

Mittlerweile schätze ich die Temperatur in der Hütte auf 40°C. Ganz lustig, da nur in der Unnerbyx zu sitzen, zu lesen, ein Bierchen zu zischen, aber irgendwann sollte ich dann doch mal pennen. Bei 40°C? Lüften ist eher ein schlechte Idee, denn das würde bedeuten, dass ich in Sekunden ungefähr eine Million blutrünstiger Mücken in der Stube habe. Ich entdecke aber ein Fliegengitter, kämpfe etwas mit dessen Befestigung, mach das Feuer aus und lüfte einmal kräftig durch. Beim Lesen im Bett haut es mir wieder den Schädel ins Buch...

Mein "kürzester" Tag mit 410km.

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Beitragvon Blechroller » Fr 06 Aug, 2010 00:01

Donnerstag

Drei-Länder-Tag.
Da war ja noch die Sache mit dem Blinkerrelais. Also morgens erst mal ins elektrische Herz unter dem rechten Seitendeckel geschaut und ein reichlich von der ursprünglichen Bauform abgewandeltes, ehemaliges Blinkerrelais rausgerupft. Dieses Mistding ist bzw. war -jetzt vollverschweißt ;-) - nicht dicht. Da ist wohl winters Salznebel über die Öffnung des Bremslichtschalters eingedrungen und das Salz wurde durch den Regenfahrtag reaktiviert und hat gewirkt, Der Klumpen wandert ins Archiv und ich finde in meiner Ersatzteiltasche ein neues. Schwups, funktionieren die Blinker wieder.

Jetzt muss ich mir mal wieder Gedanken über den weitern Weg machen. "Kiruna", dieses Wort hat kombiniert mit einigen Bildern aus dem Erdkundebuch etwas in meinem Hirn eingebrannt. Aber "vor Ort" sieht die Welt anders aus. Ich haben keinen Bock 150km in die "falsche" Richtung zu fahren, in eine Großstadt einzufahren und den halbe Tag mit der obligatorischen Besichtigung eine Mine zu verbringen. Also Blinker rechts und ab Richtung Finnland.
BTW: Ich habe mein altes Erdkundebuch gefunden und bin jetzt froh, diese Vorstellung aus meiner Jugend nicht durch die Realität ersetzt zu haben.

STOP! Da fehlt ja noch was. Im gestrigen Wechselwetter bin ich kurz vor dem Übernachtungsort an einer Auffahrt zu einem etwas höheren Buckel vorbei gefahren. Da könnte ich bei dem heute herrlichen Wetter mal etwas Fernsicht genießen. Gesagt, getan...

Ganz am Horizont sieht man die schneebedeckten norwegischen Berge und -dies vorweg- genau so weit werde ich heute inkl. einer größeren Schleife fahren.

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Nach einigen vielen Kilometern schwindet die Lust an der Fahrerei und ich komme kurz vor der finnischen Grenze nach Vittangi. Eigentlich muss man in Vittangi nicht gewesen sein, aber anderseigentlich doch;-) Da steht nämlich ein Schild von wegen "Elchpark". Jetzt hab ich unterwegs einmal am Abend ziemlich weit weg einen Elch gesehen. Als Jugendlicher auf einer Kanutour stand mal in Mittelschweden so ein Vieh in der hellen Nacht recht nah am Zelt und im Zoo war ich auch schon mal...
Aber es wäre jetzt eine Pause mit Abwechslung recht. Also mal da hin. Ich komme den Schildern folgend zu zwei älteren bzw. auf alt gebauten Hütten. Ein Schild neben einer Thermoskanne "Kaffe nehmen, 20 Kronen einwerfen, warten!" Gelesen, getan.
Nach wenigen Minuten kommt ein netter Typ, fragt mich erst mal über mein Motorrad aus und stellt sich dann als Besitzer der Anlage vor. Er kassiert (12 €, die sich lohnen) von mir und den mittlerweile weiteren so 10 Leuten, die Kaffee aus der Thermoskanne entlockten. Dann geht's los. Wir folgen dem "Elchmann". Sein Spruch ist gut: " Ich habe gar keine Elche, aber ihr habt bezahlt, gute Geschäftsidee, oder?"

Nach einem kurzen Marsch sind wir am Gehege. Sogar ein drei Monate altes Minielchtier ist da.

Bilder sagen mehr als Worte, aber einige verliere ich noch.
Entgegen meiner Erwartung ist das kein Disney-Land, sondern der Mensch erzählt viele interessante Sachen über Elche. Z. B. gibt es in Schweden durchschnittlich 10 Verkehrsunfälle mit Elchen täglich (!). Elche haben sich besonders in Mittelschweden zum Problem entwickelt. Es gibt wohl über 300.000 Elche in Schweden und die Population steigt. Das liegt an der Waldrodung, da die Tiere auf dem der Rodung folgenden Gestrüpp ideales Nahrungsangebot finden.
Seine Elche sind Unfallopfer, die er wieder hochgepäppelt hat. Das Jungtier ist von einer geschossenen Mutter. Da die Elche sehr schnell zutraulich werden (und das sind seine Elche wirklich), ist eine Auswilderung nicht mehr möglich.
Jetzt die Bilder:




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Nach Fütterung der Elche noch seine Frage, ob wir mal einen lachenden Elch gesehen hätten. Er hält dem Elch seine Wange hin, der leckt dran und wirklich, so 30 Sekunden später "lacht" das Vieh volle Kanne los.


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Dann gibt es noch einen tollen Film über die Natur in der Gegend. Gedreht im Umkreis von 5k um Vittangi; inkl. Bär.



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Weiter geht's und an der Grenze zu Finnland sehe ich zufällig ein Schild, nach dem ich schon länger gesucht habe. Ein Messerhersteller mit Fabrikverkauf. Hier kann man Messer mit einer 0 weniger auf dem Preisschild kaufen im Vergleich zu den Touriläden. Ich schlage bei einem schlichten Messer ohne Verzierungen und Gedöns zu und habe jetzt ein Lappenmesser.


Dann ab nach Finnland.



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Hier fällt mir auf, dass die eh schon seltener gewordenen Nadelbäume fast verschwunden sind und es nur noch Birkenbüsche gibt.


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Schon wieder die Entscheidung; wie weiter fahren?
Es stehen zur Wahl: Nordkap(p) und/oder Inari-See oder ab auf die Lofoten. Eine kurze Kilometerkalkulation und Inari-See wird gestrichen. Das wir einfach zu weit und der restliche Urlaub würde zu Dauerhetzte. Will ich nicht. Nordkap(p) könnte ich mich später noch zu entscheiden. Also weiter eher nord-westlich.

Ganz interessant -aber leider ohne Foto- sind die Masten der Strom- und Telefonleitungen. Die stehen augenscheinlich teilweise im Permafrostboden. Knapp über dem Boden haben die Holzmasten eine ca. 10m lange Querleiste, die je nach Neigungsrichtung im Sommer mit Gegengewichten wieder aufgerichtet werden.

Finnland ist relativ gerade ;-)



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Nach einigen Stunden nähere ich mich der Grenze zu Norwegen und mich beschleicht ein etwas schlechtes Gewissen. Ich habe zu viel Zigaretten dabei. WENN ich kontrolliert werde, werde ich das anmelden; so der Beschluss. Die Strafen sind mir zu hoch. Aber es gibt keine erkennbare Grenze und schwups bin ich in Norwegen und fahre einen Pass runter. Unten halte ich mal, um mich zu orientieren und wer kömmt ankradiert? Der Honda PanEurop-Fahrer aus Jokkmokk (hach! wieder die vier "K" geschrieben...)
Wir plaudern und er erzählt mir von einem wöchentlichen Motorradtreff in der Nähe von Tromsö. Alle "Biker" aus der Gegend kämen da am heutigen Tag zusammen. Ich soll mal hinschauen.

Ich erreiche die Küste und die Landschaft ist spektakulär. Jetzt bin ich an den Schneebergen, die ich morgens gaaanz in der Ferne gesehen hatte.




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Soderle, "irgendwie" fährt die Karre an der Küste nach rechts, also nach Nordosten. Ich habe nicht überlegt, sondern bin einfach Richtung Alta gefahren. Doch zum Nordkap(p)? Die Idee ist plötzlich entstanden und nun ja, dann fahr ich halt mal.
Aber nicht sehr lange. Es kommt ein Rastplatz mit Kaffeehaus. Ich kauf mir einen Kaffee und schau mich um. Massig Wohnmobile und so 7 oder 8 Reisebusse stehen rum. Ich lausche den Gesprächen und es fallen ununterbrochen die Worte "Nordkap, Nordkap, Nordkap..."
Nee, bitte! Mit den Massen will ich da nicht rumstehen. Der Entschluss ist schnell gefasst und so 50km vor Alta dreh ich um und fahr Richtung Lofoten. Mögen Andere ihren Sinn darin sehen, einen definierten Punkt als Ziel zu haben... (Später treffe ich einen Motorradfahrer, der von einer Massenveranstaltung am Kap erzählt).



Ich hab ein Problem. Meine norwegischen Kronen aus dem Urlaub vor drei Jahren sind nach dem Kaffee alle. Ich brauch einen Geldautomaten... Das dauert. Das dauert sogar 150km. Dann habe ich Geld, getankt und was für den Abend eingekauft.


Ich komme sogar an dem angeratenen Mopettentreffpunkt vorbei. Ziemlich was los. Viele Großeisen, viel Chrom, viele Leute. Es ist wie in D-Land; die Leute sagen mir nichts, ich sage den Leuten nichts. Zwei Welten.... Also weiter.


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Ich will einen Campingplatz, weil eine Dusche wäre jetzt recht.
Das dauert wieder... Aber irgendwann kommt einer. Zelt hin, Bierchen auf und schon kommt der "Nachbar". Ein Womolist aus Wien. So von wegen "das Motorrad" und so.
Der Wiener und ich stehen draußen, seine Frau im Womo hinterm ( ohne Chemie unbedingt nötigen) Fliegengitter. Wir plaudern, er öffnet einen Rotwein. Wird ein lustiger Abend. Er berichtet, dass sie auf den Lofoten waren und kurz vor der Mitternachtsonne über dem Meer kam eine Wolkenbank. Gegen 0 Uhr fällt uns auf, dass wir beide ziemlich frieren. Ich schau auf mein Thermometer: 3°Cund wir sind nicht mal 150m über dem Meeresspiegel....

Um 1.00 Uhr gehe ich duschen und ab ins Bett.



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Beitragvon Bulldog2011 » Fr 06 Aug, 2010 11:52

Moin Olly,

vielen Dank für den schönen Bericht. Weckt Erinnerungen an längst vergangene Zeiten...
Over the hills and far away...
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Beitragvon T. » Fr 06 Aug, 2010 12:16

danke...mach lust auf mehr... :wink:
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