Am späten Vormittag hab ich dann den Fußweg zur Hütte eingeschlagen, einen Kaffee getrunken und beschlossen das TT 2019 mit der Knepta zu beenden. Das Werkl irgendwie ohne Gepäck die 80 km nach Hause zu bringen und mit dem Doblo wieder anzureisen und die letzen Tage als Schmiermax zu verbringen. So wurden die 5l vom Reservekanister in den Tank gefüllt, da ich mangels Start- bzw. Anrollmöglichkeiten am geplanten Heimweg keine Tankstelle anfahren konnte. Mit vereinten Kräften wurde das Werkl umgedreht und ich ließ es die Mautstraße runter anrollen. Eher unwillig sprang der Motor an und ich mußte ihn immer über 3000umin halten, darunter stellte er sofort die Arbeit ein. So ging es im zweiten Gang die Mautstraße runter, vorbei am Schneepflug der Gemeinde, am Keltendorf vorbei und auf einem Zylinder hoch nach Hohentauern. Oben war der Motor wieder heiß und der Öldruck eher im untersten Bereich. Motor mit Schnee kühlen, Kette ablegen und Öl einfüllen, diesmal fast auf Maximum um durch mehr Öl mehr Kühlung zu erreichen, was dann aber auch die Rauchentwicklung fördert, aber das ist eine andere Geschichte, und Helm aufsetzen stand am Programm.
Das anschließende Rollerl runter nach Trieben war ein Spaß, ein, zwei Autos konnte ich überholen und erst an der Triebener Ortstafel hab ich mit stinkenden Bremsen den Motor anrollen lassen um dann Richtung St. Michael abzubiegen. Zwischen 70 und 80km/h mit Gasgriffstellung Vollgas, mitarbeitendem rechten Zylinder und mir unbekannter Geräuschkulisse sind wir dann Richtung Schoberpaß gedonnert. Die bei 3500uin normalerweise anliegenden 4 bar Öldruck wurden nach kurzer Zeit deutlich weniger und ich peilte ein Gefälle an von dem ich das Werkl nach einer Abkühlpause wieder anrollen wollte. Das wurde den Schoberpaß hoch aber zu einem schier unmöglichen Unterfangen, und wenden, das wollte ich unter keinen Umständen, es wird kein erkämpfter Meter aufgegeben. Rückzug ? Niemals!
Irgendwann mit Zündaussetzern, kochenden Vergasern und 2bar Öldruck erreichte ich eine perfekte Stelle für den Wiederstart und blieb stehen um Schnee auf den Motor zu schaufeln. Die vorbeifahrenden Autofahrer machten große Augen ob der Nebelwand, aber Löschhilfe wurde mir keine angeboten. Nachdem ich den Motor ohne die Gefahr von Brandverletzungen wieder angreifen konnte ließ ich per Überlauf kühles Benzin durch die Vergaser laufen und das Werkl wieder anrollen. Nach knapp 15km wiederholte sich das Spiel. Mit Schnee kühlen, anrollen, weiter. Zwischen diesen Abkühlstopps suchte ich nach Erklärungen für das komische Verhalten. Das Heißwerden und die eigenartige Reaktion des Motors auf Ankickversuche. Daß der rechte Zylinder angeschlagen war, das war mir klar, daß die Belastung bei den frühlingshaften Temperaturen, es hatte jetzt 15 Grad Plus bei Sonnenschein, den angeschlagenen Motor hinter den Knieblechen schnell heiß werden ließ auch. Aber trotzdem wunderte ich mich über die eigenartigen Reaktionen, bin ich doch schon öfter, nach diversen Ausfällen des gegenüberliegenden, auf einem Zylinder weitergefahren. Auf der Kammerner Höhe, kurz nach Mautern, also auf meiner klassischen Mitdemmopedindiearbeitfahrstrecke hab ich die Knepta wieder mit Schnee gekühlt und dann den vorderen Deckel vom Motor abgenommen unter dem sich die Zündungsgeberei der Herbrennbox befindet. Der Griff auf die brennheiße Zündungscheibe mit den 2 Gebermagneten zeigte, daß diese bombenfest saß. Der Gummistopfen vom Sichtfenster des Schwungs mit der Zündmarkierung war gleich entnommen und ich drehte den Motor bis das P im Fenster erschien. Der Blick auf die kleine LED am Nehmer zeigte mir, daß da was im Argen war. Nix leuchtete. Erst nachdem ich den Kickstarter weiter nach unten bewegte begann das kleine Licht zu leuchten.
Normalerweise sollte die LED aber da erst erloschen sein.
Die Zündung war extremst verstellt. Um Lichtjahre zu spät...
Nach kühlen der Geberscheibe mit Bremsenreiniger konnte ich die sehr fest sitzende Schraube der Scheibe lösen und die Zündung wieder so einstellen, daß die LED am exakten Zündzeitpunkt ausging. Dann hab ich das Werkl einfach angekickt und der Motor ist stabil im Leerlauf gelaufen und hat auch bereitwilliger Gas angenommen.
Kurz überlegte ich einfach umzudrehen und wieder zurück zum TT zu fahren, die Rauchentwicklung am rechten Zylinder ließ mich aber den Plan verwerfen und ich beschloß weiter Richtung heimatliche Werkstatt zu fahren und am Weg die Tankstelle meines Vertrauens anzupeilen. Und die Knepta wollte heim. Mit knapp 100 ging es dahin. Der Öldruck blieb bei 4bar stehen und ich war bester Dinge. Auch noch als ich kurz vor der Tankstelle den Benzinhahn auf Reserve stellte und beim Stoppen an der Zapfsäule vom Moped stieg. Das änderte sich schlagartig, als der aus der Tankstelle tretende Bierkonsument auf den Zettel an der Zapfsäule deutete und meinte:"Die Tankstelle ist seit Freitag geschlossen. Wird umgebaut auf Automat."