immer noch Sonntag, 25. Januar 2009, Wien
Rrrrumms. Irgendwas weisses taucht irgendwo auf der Autobahn plötzlich vor dem Utz auf und kracht vorne rein. Keine Chance, auszuweichen oder überhaupt irgendwie zu reagieren. Ein tieffliegender Fasan meint Albert. Schade um das Tier.
Bei der Bastelbude von Christian angekommen laden wir erstmal den Bertel aus. Der Schnee ist zwischenzeitlich abgetaut, das Salz leider nicht und mein halbes rechtes Hosenbein vom Thermoanzug hängt eingeschmolzen am Auspuffkrümmer. Sieht irgendwie wild aus...
Kurz drauf kommt auch schon der Christian und macht seinem Foren-Pseudonym alle Ehre. Ein unglaublich redseliger, zugleich freundlicher und überaus zuvorkommender Mensch, bei dem man auf den ersten Eindruck meinen könnte, er würde einfach nur viel reden. Bei näherem Zuhören redet er aber zudem auch noch geistreich, charmant und mit Sachkenntnis. Christian erinnert mich von seinem Charisma an Peter Ustinov und sieht dabei aber auf den ersten Blick aus wie ein wilder Willi aus irgendeiner Harleywurstelbude. Sieht man genauer hin, dann ist zwar der Arm komplett tätowiert, aber ohne nackte Mädels, Flammen und Totenköpfe, sondern mit Rosen und statt einem markigen amerikanischen Blood-and-Honour-Spruch steht da "A heart full of soul" und genauso habe ich Christian empfunden. Die Bastelbude ist im Erdgeschoss eines unauffälligen Mietshauses im 15. Bezirk gegenüber der Polizei und von aussen nicht erkennbar. Innen drin sieht es erst mal aus, wie immer. Ein wenig unordentlich, aber nicht sehr, voller Werkzeug, eine Hebebühne mit einer abgedeckten SR500 drauf, Berge von Teilen, ein paar Schränke, ein paar Motorräder in einem Seitenraum. Die SR 500 unter der Plane hat eine Ceriani-Trommel im Vorderrad, einen Nortonstyle-Alutank, eine Kastenschwinge und zahlreiche spannende Details. Mittendrin steht eine Flow Bench und unter den Werkzeugen findet sich kein verchromter Baumarktschlüssel. Wir bekommen Weslake Zylinderköpfe zu sehen, Kolben, die so hoch sind, dass der Konstrukteur Mühe hatte, die Ringe unterzubekommen, und tausenderlei kleine Leckereien. Christian ist der Gasstrompapst. Ich bin begeistert. Nach kurzer Zeit verabschieden wir uns aber, denn Christian muss sich noch um seine schwerkranke Tante kümmern, der er in seiner Wohnung Asyl gegeben hat und schliesslich muss er morgen früh wieder seine Stelle als Streetwork-Sozialarbeiter bei der Stadt Wien antreten, bevor er Abends seinen Umzug nach Genua weiter vorbereitet
Wir sprechen noch mal kurz über den Auspuff für den Bertel, den Christian biegen soll und ich verabschiede mich von Bertel und Christian. Zu Albert ist es nicht weit.
Dort angekommen entferne ich zunächst meinen intensiven Iltisgeruch unter Alberts Dusche und trinke danach mit Dolores und Albert noch einen kleinen Schlaftrunk.
Dolores und Albert überreden mich, noch ein wenig in Wien zu bleiben, und ich willige unter der Bedingung ein, dass ich das Abendessen am Montag kochen darf. Dann geht es ins Bett.
Montag, 26. Januar 2009, Wien
Ich treibe mich ein wenig rum und lasse meine Augen abschweifen. Wien ist schon spannend...
...aber dennoch war das Abendessen mit Dolores, Albert, dessen Schwester, Dolores' und Alberts Töchtern Lotta und Minna sowie dem Christian ungleich spannender....
Dienstag, 27. Januar 2009, heimwärts
Meine Heimreise am Dienstag war ereignislos, was seine Vorteile hat, denn es gab viele Eindrücke zu verarbeiten. Auf dem Heimweg habe ich noch schnell eine ISH gekauft und abgeholt, und so hat für die Nachbarn alles wieder seine Ordnung gehabt. Der Utz war mit einem komischen alten Mopped drin weggefahren und mit einem komischen alten Mopped drin wiedergekommen. Genauso schmutzig wie vor der Abreise war er auch noch, also alles beim Alten....
Ich möchte mich bei allen für das gelungene TT 2009 bedanken. Es sind Leute wie ihr, die diese Welt bewohnbar machen.