Oben am Parkplatz angekommen sind Richard, Nattes und ich noch nicht richtig ausgerollt, da liegt der Uwe schon unter dem Lukas, hängt das Kupplungsseil ein und ruft "Probieramoi" Offensichtlich war die Kupplung hoffnungslos überhitzt und hatte sich während des Abschleppvorganges ausreichend abgekühlt. Dennoch bleibt bei mir das flaue Gefühl der Unzuverlässigkeit. Ich mache eine lange Pause auf der Hütte und die restlichen Kontrollfahrten gehe ich sehr viel ruhiger an, oder sitze beim Peter im Seitenwagen. Mit dem Peter sind Kontrollfahrten auch als Schmiermax extrem schön. Da kommt bestenfalls eine Fahrt in der KNEPTA dagegen an....
Nichts desto trotz fährt der Lukas noch einige Male vom Gerhard oder dem Steve chauffiert zu Tal. Diese Nacht ist mir zum ersten Mal richtig kalt.
SamstagEigentlich wollte ich ja heute erneut ins Triebental. Aber zu erst suche ich ergebnislos den Stefan, der mit mir zusammen noch mal mein Ausrücklager kontrollieren will, dann bleibe ich ein bisschen beim Alex mit seiner verbogenen Junakgabel hängen und schliesslich beschliesse ich, der Kupplung einfach zu vertrauen, und die schicke Staudacherkette aufs Hinterrad zu ziehen, um die beleidigte Kupplung zu schonen. Jetzt kann ich auch im ersten Gang anfahren. Gleich beim ersten Versuch mache ich einen Wheelie im Schnee
Jetzt merke ich das Potential von Lukas als Wintergespann und die Performance der Staudacherkette. Sack und Asche, damit hatte ich nicht gerechnet, dass das auf Eisplatten so gut geht am Gespann! Bislang hab ich die ja selbst nur auf diversen Solomotorrädern gefahren.
Ein Hauptvergnügen, das mich in dieser Nacht um die hervorragenden Linsen mit Spätzle vom Roll bringen soll! Es sind einfach zu viele Kontrollfahrten zu absolvieren. Auch heute Nacht komme ich nicht früh zu Bett.
SonntagDas hat zur Folge, dass die Walisisch/Niederländische Fraktion am nächsten Morgen bereits abgereist ist, als ich fertig bepackt zum Campingplatz rolle. Tina hat eine Mitfahrgelegenheit im VW Bus von Rasfaret gefunden, so dass wir uns das Geleit zum Zug in Rottenmann sparen können. Ich helfe ein wenig beim aufräumen und fahre mit dem Lukas den Uwe zur Hütte, weil es auf den ausgefahrenen Eisplatten jetzt auch die KNEPTA nicht mehr mit den Immlers schafft. Wisst ihr, was das für einen Rookie wie mich bedeutet, den Champion zur Hütte zu chauffieren?
Ich beschliesse die Nacht über zu bleiben und am Montag früh mit dem Zwillingspeter die Heimreise anzutreten. Da auch Peter es trotz drei Immler Nokians auf seiner Ural nicht zur Hütte schafft, ziehe ich zuerst seine Ural über die Eisplatte an der Scheibleralm, anschliessend sein Gepäck und ganz zum Schluss ihn. Nachdem es von Fahrt zu Fahrt glatter wird komme ich auf der Gepäcktour zum ersten Mal bei der Scheibleralm ins Schwitzen, es geht aber noch knapp.
Als ich mit Peter auf der Ladeplattform hochfahre knie ich auf der Sitzbank, um viel Traktion zu erhalten. In einer Eisrille am steilsten Stück Weg gerate ich ein wenig zu weit nach links und streife mich selbst in der Schneewand vom Sitz. Das hat zur Folge, dass ich längelang liegend links vom Tank am Lenker hänge, unfähig die Kupplung zu ziehen, aber keinesfalls bereit, den Lenker loszulassen. Irgendwann stirbt der Lukas dann schon ab. Die Tatsache, dass ich die gefütterte Lederhose anhabe, die mir gut gepasst hat, als ich noch etwas mehr Justus war als heute, (der eine oder ander entsinnt vielleicht das Foto aus Schönleiten) verbunden mit dem geringen - um ganz genau zu sein: nicht mehr vorhandenen - Abstand von der Schneewand, bedingt, dass sich mein Maurerdekoltee mit frischem Schnee zu füllen beginnt als die Fuhre endlich zum stehen kommt. Ich muss erstmal ausgiebig lachen und Peter befürchtet: "Hier kommen wir nie wieder weg!"
Und dann passiert das unglaubliche.
Mitten auf der Eisplatte, am steilsten Sück vor der Scheibleralm, einfach senkrecht zum Berg starte ich den Lukas, lege den ersten Gang ein, lass die Kupplung kommen und fahre an. Peter springt aufs Brett und wir fahren halt hoch zur Hütte, als wäre das garnichts.
Das ist der Moment, in dem ich beschliesse, dass der Lukas mein Wintergespann ist. Wer mich kennt weiss, dass es Motorräder gibt, von denen ich mich schnell trenne, solche von denen ich mich nach einer Weile trenne und andere, die bei mir bleiben müssen, so wie der Bertel. Seit dieser einen Sekunde, in der Lukas einfach losgefahren ist, gehört er in die Bertelklasse....
Oben an der Hütte grillt Peter seine restlichen Vorräte und ich geh mich duschen. Das dauert ein wenig, weil ich den Waschraum gleich noch aufräume. Da hatten wohl ein paar Mitmenschen andere Vorstellungen, wie der Nachnutzer diesen Raum vorfinden soll, als ich. Seis drum.
Ich esse mit Peter und geniesse dann noch einmal die Ruhe auf der Hütte und ein Viertel von Herberts Rotem. Dann gehe ich zufrieden und früh zu Bett.
MontagPeter und ich frühstücken zeitig, damit wir um acht auf den Krädern sitzen. Da es in der Nacht gestürmt hat und das Thermometer auf Minus 19 gefallen ist, mag der Lukas nicht gleich anspringen. Ich beschliesse, ihn anrollen zu lassen. Der Weg zwischen Hütte und Parkplatz ist zur Hälfte zugeweht. Knapp vor der ersten grossen Verwehung läuft der Motor und ich warte am Parkplatz auf Peter. Der lässt sich Zeit, kommt aber nach einer Weile und ich fahre zu Tal. Bei der grossen Lichtung mit der Wegegabel fällt mir ein, dass Peter noch ein Foto machen wollte und ich halte an. Peter hält an, steigt ab und humpelt. Er sagt, dass er sich oben in der Schneewehe wehgetan hat. Wahrscheinlich eine Bänderüberdehnung. Ich bitte ihn, nicht den Indianer zu spielen. Ich will lieber seine Knochen versorgt wissen, als einen angenehmen Reisepartner zu haben. Peter sicher das auch zu, aber je weiter wir vorankommen, desto klarer wird, dass seine Verletzung ernst zu nehmen ist. In Bad Goisern hole ich ein Sportgel (Reparil-Gel. Wir fragen uns, ob wir den Rest auf Peters Motorblock und meine Kupplung schmieren sollen) und eine Stützbandage. Peters Fuss schwillt immer mehr an. Es ist sackkalt, wir haben etwa 700 km Strecke und wir fahren am Attersee und am Mondsee lang. In Braunau machen wir eine Pause und beschliessen auf der Autobahn weiter zu fahren, weil Peters Bein immer mehr Schmerzen macht. Wir wollen zu mir und am folgenden Tag in die Frankfurter Uniklinik. Ein guter Kompromiss.
Nachts um elf kommen wir an. Ziemlich erledigt der tapfere Peter, ich ein bisschen unterkühlt. Tina hat Nudeln gekocht mit Bolognese, ich trinke ein Gläschen Roten und wir gehen ohne grosses Programm zu Bett. Den nächsten Tag verbringe ich mit Peter in der Uniklinik in Frankfurt. Peter organisiert seinen Heimtransport und als er Nachts abgeholt wird und ich seine Ural auf den Hänger geschoben habe ist für mich das Tauerntreffen zu Ende.
Falcone sagt, das Tauerntreffen sei für ihn einfach das schönste Wintertreffen. Ich habe dem nichts hinzuzufügen.