Kleine Ode an ein unverwüstliches Ding
Ich hab das Ding vor gefühlten 500 Jahren noch aus der DDR erworben, kostete - wenn ich mich recht erinnere - so um die 11 Alumark. Kam in einer Verpackung, die man schon aus Pietätsgründen hätte aufbewahren sollen, aber nicht hat. Als ich das Ding bekam, war es partiell mit einem graublauen Hammerschlaglack (warum die nicht die Farbe rot verwendet haben, verstehe ich auch nicht. Wahrscheinlich war das einer dieser sächsischen Konterrevolutionäre ...) bedeckt. Größere Anteile dieses sozialistischen Oberflächenschutz-Versuchs lagen aber bereits im Neuzustand im Karton. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum die Kocher-Pappe nicht überlebte. Zeitlich einzuordnen ist der bisherige Vorgang so um 1978/79.
Wie immer kühn veranlagt und voller Tatendrang habe ich damals eine Stahlbürste bemüht, die auch völlig ausreichte, um das Ding einigermaßen blank zu bekommen. Dann - oh welche Kühnheit! - habe ich den einzig farbig wirkenden Topf, der noch nicht eingetrocknet war, genommen und mit einem dicken Quast gestrichen. Es war Knall-Orange, weil eben Bleimennige. Und der Topf resp. dessen Inhalt diente einem Mitbewohner meiner WG zum Anstreichen seines original orangen petit ami vulgo R5, der recht flott lief, aber sein Rost war noch schneller.
Viele Treffen, die eine oder andere Paddeltour und auch den Montblanc hat das Ding gesehen - und jetzt habe ich die bleihaltige Schicht dann doch entfernt. Ersetzt habe ich das durch eine Schicht wundervollen mattschwarzen Auspufflack, der vermutlich nicht minder ungesund ist, aber belegt, dass die AIA ansteckend ist.
Zu erwähnen ist ferner, dass ich das Ding düsentechnisch auch zum ersten Mal zerlegt und gereinigt habe. Es war zwar recht beeindruckend, was da für ein Schmodder drin war, aber er hat immer brav funktioniert. Auch auf den diversen Sölktreffen hat er bisweilen als Wecker funktionieren dürfen, denn eigentlich müsste das Ding ja "Vostok" heißen. Zumindest klingt es so, wie wenn eine solche Rakete startet.
Irgendwann in Zeiten des fortgeschrittenen Alters habe ich mal einen Nachfolger erworben. Gleicher Name, aber nicht mehr mit dem stolz verwendeten Namenszusatz "VEB Lötgeräte". Überflüssig zu sagen, dass selbiger "Nachfolger" unbenutzt in seinem originalen Karton vor sich hin oxidiert - noch im vollen Glanze seiner Hammerschlag-Lackierung. Die gute alte Barthel-Bombe wird mich weiter begleiten - und nun halt in mattschwarz und mit ge-ultraschallten Düsen.
Fotos werde ich nachliefern (DONE!), aber nur vom neuen Zustand, denn der Museumsmann hat mal wieder vergessen, den Prozess zu dokumentieren ...
Maybach
Mit einem neuen Drehknopf, neuer Lackierung und wieder voll funktionsfähig