Hallo zusammen,
auf dem Sektor hat sich ja einiges getan und ein bisserl habe ich die Entwicklungen mitgemacht.
Von den Eisenhaken der Standardzelte aus den 80ern, als Aluminium noch Weltraumtechnik und teuren Alpinzelten aus Spezialläden vorbehalten war
bis hin zu Zeiten, wo der Aluhaken schon fast ein Billigzelt-Merkmal ist.
Aktuell ist Titan der heiße Scheiß (bei den Leichtwanderzelten) und oft findet man Zeltnägel mit sternförmigem Querschnitt.
Zwischendrin hatte ich auch mal ultraleichte Alunägel mit Rundkopf.
Ein paar Erfahrungen zu dem ganzen Zeug. Hinsichtlich Motorrad-Campingtauglichkeit. Und hinsichtlich einer universellen Einsetzbarkeit, sprich: man hat NUR DIESE Zeltnägel dabei. Keine Spezialisten für Sand, Fels oder Schnee.
1) Eisenhaken in billig oder gut:
Die billigen haben einen geraden Haken, sind also grob L-förmig (ist gerne bei superbilligen Zelten oder Sonnensegelchen dabei), die besseren einen der wie ein Kleiderbügelhaken geformt ist. Besser, weil er sich nicht wegdreht beim Einschlagen oder auch im Betrieb. Das Zeug ist schwer, hat aber sonst kaum Nachteile. Für Wagencamping (Vorzelt, Plane) OK, da arbeitet man auch gern mit einem Eisenhammer und die Teile vertragen das. Weil es so billig ist, werden die Dinger stumpf abgelängt und in Form gebogen. Leichtes Anspitzen unter 45° erhöht die Performanz enorm. Wenn man fürs Zelt nur wenige Nägel braucht, find ich es akzeptabel, 1-3 Stück davon in Stahlausführung mitzunehmen, für Stellen die mit Alunägeln nicht vernünftig penetrierbar sind. Dassn sich mit dem Hammer gut ausbiegen, ewiges Leben - außer man bewahrt sie feucht auf.
Bisherige Verluste: keine. Im Gegenteil, ich finde auf fast jeder Campingreise mindestens einen vergessenen oder verlorenen brauchbaren Zeltnagel.
2) Aluminium-Haken:
Klassiker und meine Lieblingszeltnägel.
Man kriegt die auch mit der Stiefelsohle eingedrückt ohne Gefahr, dass man sich die Sohle perforiert. Lassen sich mit Steinen oder Holz oder einer leichten Campingaxt gut einbringen. Rausziehen geht easy, gerne unter Drehung des Hakens. Den Haken kann man bei halbwegs weichem Boden komplett versenken, und damit hat man sein Verletzungspotential minimiert. Ich nehme NUR noch solche Nägel für die Apsis vom Zelt, wo 80% des Verkehrs stattfindet und wo ich mir sonst mit Sicherheit blutige Zehen hole. Zusatzplus: die Nägel kommen, weil glatt, praktisch immer sauber aus dem Boden. Stecken sie mal zu tief oder zu fest, kann man sie mit Hilfe eines Reservenagels unter dem Haken packen, drehen, und rausarbeiten. Diese Nägel lassen sich oft von Hand oder mit einer guten Zange, immer aber mit Schlagwerkzeug wieder in gebrauchsfähig geraden Zustand versetzen.
Bisherige Verluste: keine.
3) Aluminium-Nägel:
Von denen war ich mal ein großer Fan. Das sind Zeltnägel mit einem halbwegs großen runden Kopf, gern auch mit Loch quer und Schnur drin. Fand ich super, bis ich zwei Dinge rausfand:
1) die sind gerne mal hohl zur Gewichtsersparnis, und ein Ausbiegeversuch endet in einem Knick, dann kann man sie wegwerfen.
2) Der Kopf ist üblicherweise aufgepresst, und wenn er runterkommt (beim Rausziehen), kann man sein Glück unterwegs noch mit Epoxi versuchen, oder man sieht dabei gleich dass er eh hohl ist > siehe Punkt davor.
Ich verwende die nur noch als Zusatz/Reservenägel für weiche Böden. Für eine Fahrt zum Sölktreffen beispielsweise OK, für Dalmatien ein No-Go.
Bisherige Verluste: 4. Zweimal geknickt, zweimal Kopf ab, bei zwei verschiedenen Fabrikaten.
4) Aluminium-Zeltnägel mit V - Y - X Querschnitt
Von denen war ich eine Zeitlang angetan. Nicht mehr!
Vorteile: formbedingt sind die Zeltnägel steifer und verkrallen sich sehr gut mit dem Untergrund.
Die können daher etwas kürzer ausfallen. Und sind damit leichter. Und cool eloxiert.
Nachteile:
1) Egal wie wie man die einschlägt, es steht immer ein scharfkantiger Blechkopf vor. Zehenkiller!
2) Verkrallen sich sehr gut mit dem Untergrund. Kann sein dass man die nicht mehr rauskriegt. Drehen lassen sie sich nicht (Form) und beim seitlichen draufschlagen zum Lockern kann der Kopf verbiegen bis zur Unbrauchbarkeit oder brechen
3) Wenn die Dinger beim Einschlagen ein Hindernis treffen können sie nicht ausweichen. Und sie verbiegen sich komplett oder brechen.
4) Einmal verbogen kann man sie unterwegs kaum ordentlich richten. Ich zumindest hab das nur mit Schraubstock und Zangen und anderen Hilfsmitteln geschafft.
5) In etwas härteren Untergrund ist Einbringen mit dem Stiefel gefährlich bis unmöglich. Ohne Werkzeug geht da nix.
6) Kleinigkeit aber lästig: Wenn man endlich mal weichen Boden hat wo man die Dinger gut verwenden kann, kommen sie vollgepackt mit Erde wieder raus und müssen einzeln mühsam gereinigt werden, wann man nicht ein Schäufelchen Erden mitführen möchte.
Bisherige Verluste: 2 Zeltnägel komplett kaputt (abgebrochen, einer von VAUDE und einer von MSR), etwa 5 Stück mehr recht als schlecht gerichtet. 1 Paar Schuhe, 1 Paar Sandalen beschädigt.
5) Titan-Zeltnägel
Die Reise geht weiter.
Dank künftig geplanter motorloser Entdeckungsurlaube mit meiner lieben Frau (Radfahren, Weitwandern) bin ich am Ausrüstung abspecken.
Ich hab mir gerade welche bestellt. Scheinen massiv zu sein und ohne aufgepressten Kopf. Ich bin gespannt.
Gryße!
Andreas, der motorang