Umbau von Softtaschen auf einfache Abnehmbarkeit
Für meinen persönlichen Geschmack sind, zum Zeitpunkt dieses Beitrages (11/2020), die Moto Mosko Backcountry 35L Soft panier das Beste das es zu kaufen gibt.
https://moskomoto.eu/collections/motorc ... annier-kitBesonders gut finde ich, dass die Taschen mit einem Handgriff abnehmbar sind, und dass sie über eine Art Känguru-Beutel eine Möglichkeit bieten unterwegs „mal schnell“ was zu verstauen.
Dummerweis habe ich das Problem seit 2015 wirklich gute Softtaschen zu besitzen (Adventur Spec Magadan) welche bis auf genannte Features alles erfüllen, was ich mir von solchen Taschen erwarte.
Ballistisches Außenmaterial: durchstich, schleif und schnittfest.
Sie sind wasserfest, haben Innentaschen aus stabiler LKW Plane und in der Praxis brauchbar sind sie auch noch. Zudem waren die Taschen nicht ganz billig und die Moskos gibt es auch nicht umsonst.
Was also tun, wenn ich doch so gerne die Funktionalität der Moskos hätte aber mit meinen Magadan Taschen sehr zufrieden bin?
Klarer Fall: Umbauen!
Der Umbau sollte dabei so gemacht werden, dass ich die Tasche jederzeit zurückrüsten kann und im Zweifel auch unterwegs alle Umbauten entfernen kann und im ursprünglichen Zustand weiter fahren kann, sollte sich herausstellen, dass das alles nichts taugt.
In diesem ersten Teil der Umbaubeschreibung soll es also darum gehen, wie genau ich das Moto Mosko System nachgebaut habe, warum so und nicht anders, welche Teile ich für welche Lösungen benutzt habe und natürlich wie die einzelnen Arbeitsschritte waren.
Gleich vorneweg. Dieser Umbau ist sehr arbeitsaufwendig, langwierig und das ganze Zeug kostet auch einiges. So unter rein Ökonomischen Gesichtspunkten ist das alles also absoluter Quatsch und wirklich sparen lässt sich auch nix.
Darum soll es aber auch gar nicht gehen. Mir hat es Spaß gemacht und ich wollte einfach auch wissen ob ich das hinbekomme.
Werkzeuge: Ich habe inzwischen eine recht gut ausgestattete Bastlerwerksatt die neben dem üblichen Mopedkram und Metallbearbeitungszeug auch im Bereich Holzwerken gut bestückt ist.
Ich habe mit Tischkreissäge, Bandsäge und Frästisch mit verstellbarem Anschlag gearbeitet und denke darunter geht es kaum.
Schrauben und Verschlüsse.
Alle Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben sind aus Edelstahl. Ich habe sie bei einem Schraubenfachhandel in meiner Nähe gekauft, der auch an Privatmenschen verkauft. Ich rate euch dringend, grundsätzlich keine Schrauben im Baumarkt zu erwerben. Eigentlich sogar gar nichts dort zu erwerben. Aber das ist eine andere Geschichte. Abgesehen von den unmöglichen Packungsgrößen sind die Preise in Baumärkten einfach unterirdisch oder sollte ich besser extraterrestrisch sagen?
Ich bekomme bei meinem Fachhändler jedenfalls alle Arten an Schrauben in passender Ausführung in jeder beliebigen Stückzahl zu sehr angemessenen Preisen. + eine super Fachberatung! Einfach mal die Gelben Seiten durchforsten oder Handwerker vor Ort fragen, wo die ihre Schrauben kaufen. Ach ja die Firma Würth ist übrigens erfahrungsgemäß nicht die richtige Anlaufstelle für Extrawünsche in geringer Stückzahl.
Bei der Montage natürlich immer mit Schraubensicherung arbeiten. Das erwähne ich in der Beschreibung nicht mehr extra.
Los geht’s:
Zuallererst habe ich mir natürlich Gedanken gemacht wie das Ganze später aussehen und funktionieren soll. An welchen Kofferträgern es befestigt werden soll und wie ich die Montage an den Taschen selber ausführen soll.
Dieser Vorgang lässt sich schlecht darstellen, dauerte aber mehrere Tage und ist für ein solches Projekt unerlässlich.
In der Praxis bin ich ständig mit Maßband und Papier zwischen meinen Motorrädern, den verschiedenen Kofferträgern und den Magadan Taschen gependelt. Mit dem Ergebnis, dass ich am Ende eine Menge Schablonen auf Papier hatte, welche ich auf Pappelholz übertrug und aussägte.
An diesem Punkt habe ich bereits den ersten Fehler gemacht.
Für eine einmalige Benutzung ist das so passend, sollte ich jedoch auf die Idee kommen die Halterungen noch öfter zu bauen, also z.B. für Alukoffer oder andere Taschen oder für Bekannte, bekomme ich früher oder später Probleme, weil das einfach zu bearbeitende Pappelholz zu weich ist.
Merke: Frässchablonen immer aus Hartholz fertigen!
Nachdem die Schablonen fertig waren, habe ich erst mal Probefräsungen aus Holz gemacht, um zu sehen ob alles so passt, wie ich das wollte.
Dabei wurde mir sofort wieder ein Fehler klar, den ich aber nicht mehr beseitigt habe.
Wie auf den Bildern zu sehen, hielt ich es für eine gute Idee, eine Rundung am oberen, schmalen Teil der Halterung zu machen. Das war Quatsch! Hätte ich nur mit geraden gearbeitet (also 90 Grad zur Längsachse) wäre die Passung vermutlich deutlich besser.
Da die Passung insgesamt aber ausreichend gut ist und sich auch nichts bewegt habe ich meine Schablonen so gelassen wie sie sind und einfach weiter gemacht.
Diese beiden Fräser habe ich benutzt, um die Schablonen auf die Werkstücke zu übertragen.
Der größte 45 Grad Fräser den ich für den Hausgebrauch gefunden habe, ermöglicht eine maximale Materialstärke von 12 mm
Bei dickerem Material gibt es Absätze.
Damit war die Materialdicke gesetzt.
Als Material habe ich mich nach längerem Überlegen für PE-HD Platten entschieden. Als alternativen wären potentiell auch Siebdruck oder Hart PVC gegangen. Die genauen Gründe weshalb ich mich für das PE-HD entschieden habe kann ich gar nicht mehr nennen.
Ein Grund war, dass ich hoffe, im Falle eines Sturzes sich die Taschen einfach durch die Elastizität des Materials aus den Halterungen winden und sich anschließend einfach wieder einstecken lassen.
Na ja.
Ob es sich am Ende als dauerhaft, tauglich und nicht schmelzend (Heise Sommer in Auspuffnähe und Schleichfahrt erweisen wird, wird sich zeigen.
Von vorne herein war jedoch klar, dass ich auch noch Platten in 2 mm Stärke brauchen werde.
Als Farbe für alles, kam natürlich nur Schwarz in Frage.
Gekauft habe ich die Platten am Ende über E-Bay, weil ich da ein Angebot fand, welches preislich ok war. Insgesamt habe ich für die beiden Platten mit je 1,5qm ca. 45€ bezahlt
Die Holzschablonen werden mit doppelseitigem Klebeband auf die grob zugeschnittenen Platten geklebt und dann werden die Konturen nachgefräst. Das Anlaufrad (Kugellager an der Oberseite der Fräser) tastet dabei die Kontur an der Schablone ab.
Nochmal zum Klebeband. Doppelseitiges Klebeband ist tatsächlich eines der wichtigsten Werkzeuge in meiner Werkstatt. Es ersetzt zuverlässig die ständig fehlende dritte Hand.
Beim Zusammenkleben von Flächen nicht zu viel Klebeband benutzen. Sonst bekommt ihr die Teile nicht mehr zerstörungsfrei auseinander.
Das PE lässt sich problemlos mit Holzwerkzeugen verarbeiten. Beim Fräsen und Bohren nur die Drehzahl nicht zu hoch wählen, weil der Thermoplastische Kunststoff sonst anfängt zu schmelzen.
Wenn alles gut läuft fliegt euch beim Fräsen das schwarze Zeug in Spänen durch die Gegend, die wegen der Statischen Aufladung wirklich überall hängen bleiben.
Das sieht zum Teil echt Übel aus, weil es optisch wie eine Ölschmiere wirkt, oder der Sauerei beim Polieren ähnelt. Zum Glück ist der Staubsauger mein Freund und beseitigt das Chaos im nu.
Weil das Loch in meinem Frästisch zu klein war, musste ich mir einen Ersatzfrästisch basteln.
So sah das Ergebnis aus.
Und weil an meiner Tasche Auf der Rückseite eine Lasche Verbaut ist, welche es unmöglich machen würde, die Tasche auf den Träger zu schieben, die Montageplatte hängt sich ein, brauchte ich noch eine glatte Innenfläche. Diese wurde aus 2mm Plattenmaterial gefertigt.