Meine Zweiradkarriere (Mofa/Moped übergehe ich mal) begann mit dem vom Vater übernommenen Heinkelroller. Der war luxuriös, aber mit 9,5 PS aus 175cc eher eine Wanderdüne und schon 1983 geschwindigkeitsmäßig nicht mehr zeitgemäß. Für einen 18jährigen nicht gerade die Erfüllung, aber hatte mich halt nix gekostet.
Ich habe mich dann "hochgearbeitet" bis ich schließlich bei meiner Guzzi LM ankam, die ich viele Jahre mehrere Hunderttausend km fuhr und durch ganz Europa trieb.
Irgendwann fuhr ich fast nur noch Gespann, das Reisetempo sank erheblich auf 100 -120 km/h, Gewicht war beim 3Rad relativ wurscht.
Parallel waren aber immer noch Solos im Stall, anfangs noch meine alte Honda 500four. Als die 1974 gebaut wurde galt die noch (wie auch Thoenys SRs) als großes Motorrad.
Die Maßstäbe haben sich in den letzten Jahrzehnten kräftig verschoben. Die optimistischen knapp 50 PS der Four gelten heute ja als Einsteigerklasse und selbst die damaligen 76 Pferde meiner LM erzeugen bei vielen heute nur noch ein Lächeln. Damals war das eine Hausnummer und das Motorrad mit einer Spitze von über 200 gewiß nicht langsam.
Heutzutage fährt dir jeder Vertreter-Passat um die Ohren.
Durch die Winterfahrerei kam ich irgendwann wieder zu einem MZ Gespann und war aufs neue äußerst beeindruckt, was die kleinen Motoren leisten und wie zuverlässig sie sind, so lange sie nicht zerschraubt wurden. Ich war sogar mal aus der Not heraus mit ner Hufu auf dem Tauerntreffen, das ist allerdings mehr als anstrengend.
Auf kleinen kurvenreichen Straßen muß sich manch größeres Gespann anstrengen um dran zu bleiben, da die Emme leicht und wendig ist, nur 1m Spurweite hat und der 2takter sehr spritzig ist.
Man wird älter und so kam irgendwann der Punkt, an dem ich mich nicht mehr recht wohl fühlte wenn ich meine LM rangieren muß, sei es beim Schieben oder auch beim Wenden auf der Straße mit kaum vorhandenen Lenkeinschlag, Stummellenker und 240kg. Auch mein nicht gerade hünenhafter Wuchs macht die Sache nicht besser. Hinzu kommt, daß ich permanent zu schnell damit unterwegs bin. Bei 100 km/h fahre ich ja meist noch im 4ten Gang.
Ergo ist die LM das Motorrad, das ich am wenigsten fahre.
Für Schwarzwaldsträßchen ist hier meine Solo MZ TS/0 von '73 das Mittel der Wahl. 130 kg, bequemes Fahrwerk, gute Sitzposition. Mit Gespannübersetzung läuft sie noch knapp 110, in der Beschleunigung braucht man sich nicht vor einer SR zu verstecken und auch unbefestigte Wege sind stressfrei zu bewältigen, wie ich dieses Jahr in Irland ausgiebig im wahrsten Sinne des Wortes erfahren durfte.
Und dann gibt es ja noch die 55er Airone. Die 9,5 PS, bei denen mir beim Heinkel damals das Gesicht einschlief, zaubern mir heute ein entspanntes Lächeln ins selbige. Der nahezu ungedämpfte satte Einzylinderschlag massiert die Seele und 80 Dauertempo sind immerhin drin. Einem offensichtlichen Oldtimer werden auch viele Sympathien entgegen gebracht, ich erlebe es praktisch nie, daß mich einer ungeduldig "schiebt". OK, ich fahre auch nicht im Berufsverkehr damit.
Der Einsatzzweck spielt ja auch eine Rolle. Mofa und Moped bedeuteten mit 15/16 einfach Mobilität auf dem Lande, Unabhängigkeit, Freiheit. Und 80 war recht flott in einer Zeit wo Autos mit 50, 60 PS normal waren.
Also du siehst, Life is changing. Schwerpunkte und Vorlieben verlagern sich u. Umst.. Und wenn es irgendwann schwerfallen sollte ein normales Motorrad zu fahren und mir ein Roller die Verlängerung meiner Zweiradzeit ermöglichen kann, habe ich da sicher auch keine Hemmungen.
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Dreckbratze am So 10 Nov, 2024 10:02, insgesamt 1-mal geändert.