Philipp_FS hat geschrieben:
Die Frage erreicht vielleicht auch die, die EIN Motorrad unter 500ccm fahren. Vielleicht auch die Frage, wie ist es, Minimalismus beim Motorrad zu leben und zu fahren? Geht das überhaupt? Das Motorrad ist ja höchst emotional und es gibt ja auch da verschiedene Ansichten, wer wie wann warum welches Motorrad fährt.
Ein langsames, zuverlässiges, genügsames Motorrad zu fahren geht sicher irgendwie, aber ich bin da Minimalismus-Legastheniker, ich habe es nie gelernt, mich auf eine Sache festzulegen und diese dann auch mein ganzes Leben lang durch zu ziehen.
Spannende Frage mit einer total einfachen Antwort.
Ja es geht!
VORAUSGESETZT du heißt Christoph
Wenn du nicht Christoph bist, wird es schon deutlich komplizierter.
Achtung lang und ausschweifend!!
Zuallererst ist Größe und Leistung eines Motorrades nicht an sich Spaß bringend.
Von Bedeutung wird das erst, wenn die Leistung in Relation zur Nutzung steht. Heutiger Autobahnverkehr ist geprägt von kurzen freien Strecken in denen zum Teil extreme Beschleunigungen gefahren werden und oft starken Bremsmanövern, weil mal wieder einer Rauszieht, der einfach nicht 220 KM/h fahren möchte.
Wenn du also sehr häufig lange Strecken auf Autobahnen verbringen möchtest, brauchst du: stark, bequem, und schnell mit gutem Windschutz. der Rest ist nicht wichtig. Schon gar nicht das Gewicht oder die Wendigkeit, oder ob du das Motorrad alleine aufheben möchtest.
Wenn es dir wichtig ist, der größte Hecht im Teich zu sein, brauchst du entweder das schnellste, das sportlichste, das auffälligste oder das Teuerste.
Gehen wir auf die Bundesstraßen ist es noch sehr ähnlich, jedoch fangen so Dinge wie Wendigkeit zu zunehmen und Dinge wie der Windschutz werden etwas weniger wichtig
Bei den Hechten bleibt alles gleich.
Gehen wir auf die Landstraße, sieht es schon ein wenig anders aus, weil Landstraße nicht gleich Landstraße ist. Von perfektem Belag bis zu falsch deklariertem Rübenacker ist da ja alles dabei.
Für alle Straßen- und Spieltriebarten gibt es das passende Werkzeug und die passende Leistungsklasse. vom extrem starken Supersportler mit Öhlins Fahrwerk über Streetfighter jede Art von Enduros, Nakedbikes, usw. Bei den Leistungsklassen ist vom nahezu Grand Prix Bike bis zum nostalgischen Entschleunigungsfahrzeug auch alles dabei.
Für die Hechte bleibt alles gleich.
Noch größer wird der Spagat, wenn wir die Straße verlassen und auf unbefestigte Wege ausweichen und am deutlichsten, wenn wir alle Wege verlassen.
Auf einmal spielen technische Spielereien fast keine Rolle mehr und die Leistung wird nahezu unwichtig, Außer langen Federwegen, beherrschbarem Leistungseinsatz und möglichst geringem Gewicht zählt da wenig.
Für die Hechte bleibt alles gleich.
Soweit so gut. dann suchen wir uns aus, was wir tun wollen und gut!?
Eben nicht. Jetzt kommt das Marketing, die uns eigene Vergleicherei mit anderen und Die Tatsache ins Spiel, dass wir ja immer erstmal zu unseren bevorzugten Spielwiesen kommen müssen.
Das bedeutet wir müssen Kompromisse schließen und die schließen wir mit den Infos die wir haben. Wenn der Kumpel erzählt xy ist total geil! Ist die Gefahr groß dass wir das auch so finden. Wenn die Werbung uns erzählt, dass die neue Ducati Dessert X Discovery mit 230Kg Gewicht und 17000€ Kosten mit 110 PS der absolut heiße Scheiß ist, sind viele von uns geneigt das zu glauben. Und spätestens wenn der Nachbar fragt, wann denn die alte Möhre von der Ducati ersetzt wird, weil die ist ja soo Toll. Wird es schwierig.
Da sind wir alle nicht davor gefeit. Hier im Forum ist das alles sehr einfach, weil alte und langsame Motorräder in dieser Blase sehr anerkannt sind. Manche hier bewegen sich fast nur in solchen kreisen. Andere nicht!
So bleibt zuletzt nur wieder die gleiche Antwort wie zu beginn. Nur anders formuliert.
Es gibt für jede Art von Motorrad den idealen Einsatzort. den Ort, den die Erbauer bei der Planung im Sinn hatten und an dem alles einfach passt.
Wenn es dir gelingt diesen Ort möglichst oft zu finden, zu Genießen und den Weg bis dorthin mit Vorfreude zu erfüllen.
Wenn es dir gelingt dich nicht ständig vom neuen besseren oder auch nur vom anderen verführen zu lassen. Du also den "Daoismus des Motorrades" lebst
Dann wird dir ein Motorrad dauerhaft reichen.
Ersatzweise geht das auch, wenn dich das Thema Motorrad eigentlich gar nicht juckt und du nur ab und zu mal aufsteigst, weil das doofe Ding halt da rumsteht. Ich fürchte jedoch, dass das Lesen dieser Zeilen schon Beweis genug ist, dass das nicht der Fall ist.
Ansonsten wirst du dich wie alle anderen auch eben zügeln müssen. Denn egal was wir haben. Wir werden immer nach den hübschen Töchtern der anderen Mütter schielen…
Edit meinte übrigens ich sollte, wenn ich mich schon auf Christoph berufe, wenigstens seinen Namen richtig schreiben
