Ich bin Alltagsfahrer, nicht zwangsläufig immer die größten Strecken, aber fast täglich das ganze Jahr über. Und das hat dazu geführt, dass ich Motorräder mit ganz bestimmten Eigenschaften suche. Losgegangen ist es mit der väterlichen 4-Ventiler XT auf die ich in den ersten beiden Jahren nach Führerscheinerhalt gleich viel Kilometer draufgeradelt hab, wie alle Vorbesitzer in den 13 Jahren davor. Dann ists mit ein paar großen Vierzylindern Suzuki GS1000, Kawa Z1000 weitergegangen und die waren im Vergleich zur XT gleich mal ein ganz anderes Eck alltagstauglich... viel Leistung: rauf auf die Autobahn. oder woauchimmerhin, E-Start: einfach machen. Nur, mit den Dingern in der Stadt rumrangieren und oft wenn ich nur schnell was gebraucht hab, war der Bock noch nicht mal ansatzweise warm... Also selber auch eine XT500 besorgt und das hatte schon was, schon ein bissi langsam, ziemlich unzuverlässig, aber es hat anders Spaß gemacht. Die Versuche die (Motoren-)Rezepte hier aus diesem und dem SR/XT-Forum nachzukochen, hat halt nicht so ganz funktioniert. Die Leistung zu finden war nicht so schwer, aber irgendwie ständig hin und die XT wurde weniger und weniger gefahren.
Irgendwann ist dann die letzte Kawa Z gegen eine Yamaha TR1 getauscht worden oder anders gesagt 80-90PS gegen ca. reale 45-50 PS. Und das wars dann: ein eigentlich langsames Motorrad, dass die Option für die Alltagsnutzung auch inkl. der Autobahn bietet. Die serienmäßige TR1 war kaum schneller als die meisten gut eingestellten SRs hier im Forum. Unvergessen (für mich) die Suche nach der Höchstgeschwindigkeit oberhalb von 135, weil recht viel mehr war da anfangs nicht... In den letzten (fast schon) 10 Jahren hab ich zwar die TR1 viel verändert und auch einiges an Leistung gefunden, aber ich hab vorallem nach der Leistung ganz unten gesucht, nach einer Leistung die entspannt. Ich wollte eine Leistungskurve die soweit unten wie möglich beginnt und von mir auch auch früher abflacht, aber dafür den Druck rausnimmt, das Ding drehen zu müssen. Dafür war viel Arbeit nötig, aber das passt mittlerweile, auch wenn es dazu nur eines kompletten Umbaus des ganzen TR1-Motors bedurfte und abseits des Motorgehäuses und der Deckel nichts mehr vom ursprünglichen Motor über ist.
... und dann ist mir das Dre-XT-Stück passiert, mein Vater hat keinen Bedarf mehr gehabt (und ist einmal zu oft liegengeblieben damit) und ich hab grad meine XT500 verkauft. Gedacht wars primär als Kilometerfress-Entlastung, geworden ists mein liebster zweirädriger Wanderstiefel. Für das was ich mir alles bei dem Ding angetan hab, ist sie noch immer viel zu langsam, zu unzuverlässig und eigentlich auch viel zu teuer. Und irgendwann letztes oder vorletztes Jahr, nachdem ich bei Dauergeschwindigkeit 160 lt. Tacho den hochverdichter Kolben in die ewigen Jagdgründe geschickt hab, ist es mir klar geworden: Ich will da grad was von einem Motorrad was es nicht wirklich kann bzw. das andere Sachen viel besser kann und ich versuche es krampfhaft in eine Richtung zu drücken, in die es eigentlich nicht hingehört. Jetzt mit dem Wössner-Kolben und ca. Serienverdichtung hab ich eine gemütliche Wanderenduro, die ab 130 eher unwillig wird, aber bis dahin einfach gemütlich dahinstapft, wo ich aufrecht drauf sitze und die Gegend sehe. Die Fahrt ins Innviertel ist immer noch eher fad damit, aber wenn ich am Ende von einem langen Tag heimkomme, dann hab ich durchgeschnauft und der Arbeitstag hat irgendwo bei Altheim oder schlimmstenfalls Ried aufgehört und ist ganz weit weg.