Ich vermute, dass es genau darauf herausläuft.
Der MIA ist bis etwa knapp 70 km/h ein lustiges, wendiges und agiles Fahrzeug. Danach beschleunigt er nicht mehr weiter, sondern nimmt Fahrt auf bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 100 km/h. Auch leiseste Steigungen werfen den Verkehrsfloh sofort um 10 km/h oder 15 km/h zurück. Auf Autobahnen ist man unmittelbar der erklärte Feind jedes LKW. Alleine bei der ersten Fahrt gab es drei Mordversuche von LKW, die bis auf die Höhe ihrer Hinterachse neben mir fuhren und dann genervt einfach auf meine Spur rüberzogen, wohl sehend, dass ich dort bin. Das ist mir selbst im 2CV so noch nicht passiert, zumal ich bei dem mit der gleichen Geschwindigkeit noch Beschleunigungsreserven hätte. Über Land haben die heute üblichen PS-Monster kein Verständnis für den Geschwindigkeitsabfall an Steigungen beim MIA. Das wird bei Oldtimerfahrzeugen schon eher genervt hingenommen. Klar: bei aktuell durchschnittlichen 165 PS eines Neufahrzeuges bekommen die Fahrer durchschnittlicher Mittelklassefahrzeuge glasige Augen und schlagen sich lachend auf die Schenkel, wenn man Ihnen berichtet, man führe einen 2CV mit 28 PS oder ein Elektromobil mit 14 PS.
Die ökonomische Vergleichsrechnung schaut etwa so aus:
Der 2CV verbraucht knappe 6 Liter je 100 km. Das ergibt Spritkosten bei 10.000 km im Jahr in Höhe von etwa 1056 Euro. Dazu benötige ich alle 5.000 km 2,5 Liter Motorenöl, einen Ölfilter, einmal Jährlich für 2 Euro Fett und alle 20.000 km zwei Zündkerzen und einen Satz Kontakte nebst Kondensator. Das sind zusammen jährliche Kosten für Betriebsstoffe und Wartung in Höhe von ca. 1100 Euro. Die anderen Kosten für Scheibenwischer, Reifen, Bremsklötze etc. lasse ich aus der Rechnung raus, weil sie sowohl bei einem Verbrenner, als auch bei einem Elektromobil anfallen und sich nur marginal unterscheiden. Was die Versicherungsprämie angeht liegen 2CV und MIA etwa gleichauf. Bei meinem Anbieter ergäbe sich ein Unterschied von jährlich 7 Euro. Das vernachlässige ich ebenfalls. Bei den Steuern fallen nochmal ca. 180 Euro jährlich für den 2CV zu Buche.
Der MIA braucht über den Strom hinaus tatsächlich nichts und ist obendrein dauerhaft von der Steuer befreit. Der Stromverbrauch liegt bei etwa 3 Euro pro 100 km, also im Jahr bei 300 Euro.
Daraus ergibt sich, dass der MIA knapp 1000 Euro im Jahr billiger ist. 800 Euro bei den Betriebskosten und 180 Euro bei der Steuer.
Wenn ich meinen 2CV heute verkaufen würde, könnte ich etwa 6.000 Euro dafür bekommen. Der MIA würde mich 12.000 Euro kosten. Das bedeutet, dass sich der Tausch nach 6 Jahren amortisieren würde, falls an dem MIA keine zusätzlichen Kosten z.B. für den Ersatz einer Batterie auf mich zukämen.
Die ökologische Rechnung sieht ähnlich aus: Da der MIA zwar nicht gänzlich neu produziert wird (weshalb ich ihn überhaupt ausgewählt habe) aber mit Neuteilen aufbereitet wird, z.B. mit einer neuen 14 kW Lithium-Eisenphosphat Batterie, bringt er einen Rucksack an Energieverbrauch mit, den er erst einmal wieder hereinsparen muss. Wenn ich ihn zudem noch mit grüner Energie betreiben möchte, dann muss ich ein Solarladesystem auf meinem Flachdach installieren, dass wiederum aus Neuteilen hergestellt wird. Auch hier kann man eine Amortisierungsfrist der Ökobilanz errechnen. Nach allen mir zur verfügung gestellten Daten sieht die Rechnung bei der ökologischen Bilanz marginal besser aus, als bei der ökonomischen: hier komme ich auf etwa fünfeinhalb Jahre bis zur Amortisation.
Ich werde mich über zwei Themen informieren:
Zum Ersten werde ich mit dem Hersteller des Obrist Hyper Hybrid Mark II Kontakt aufnehmen, der einen Tesla genommen hat, die schwere Hochreichweiten-Batterie extrahiert und durch eine 100 kg schwere 14 kW ersetzt und einen Zweizylinder-Stationärmotor in Serie geschaltet hat. Bis 65 km/h fährt das halbvoll oder mehr geladene Fahrzeug vollelektrisch, bei höherer Geschwindigkeit oder niedrigerem Ladestand springt der Verbrenner an und speist den Akku mit zusätzlicher Energie. Da er stets am höchsten Wirkungsgrad läuft produziert er kein NOx mehr und unterschreitet den für 2030 vorgesehenen CO²-Höchstwert um mehr als die Hälfte. Im Tesla kam er auf einen Verbrauch von unter 2 Litern Kraftstoff auf 100 km und eine Reichweite von über 1000 km. Über dieses Antriebskonzept möchte ich mehr erfahren.
Zum Zweiten stellt die Offenbacher Firma Lorey Maschinenbau zusammen mit dem bekannten Giessener 2CV-Spezialisten Entenfrisch einen 2CV-Elektroumbau in Kleinserie her, hat aber darüber hinaus schon zahlreiche ander Fahrzeuge zu Elektromobilen umgebaut.
Was ich schön finde ist der Umstand, dass sich bei allen Recherchen und Berechnungen, auch durch nahmhafte Wissenschaftler bestätigt meine These immer weiter festigt, dass der Erhalt eines alten Fahrzeuges so lange es geht, die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative zum Neukauf eines Elektrofahrzeuges ist.
Unsere Autos sind in erster Linie zu groß, zu schwer und zu leistungsstark und werden zu kurz benutzt. Der Energieträger spielt eine untergeordnete Rolle.