KTM 690 Kipphebel reparieren

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KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Wauschi » Sa 09 Nov, 2024 17:01

In letzter Zeit war ich viel mit verschiedenen KTM 690 (Bj. 2014-2017) unterwegs (mehr als 100.000 km).
Obwohl keine vor 2014 produziert war und somit keine Motoren der ersten Serie verbaut waren, haben sich die Kipphebel als Problemstellen gezeigt.
Über die Jahre ist viel Geld aufgegangen um den Schwachpunkt dieses Motors, die Kipphebel, zu tauschen bzw. zu servicieren.
(Das Paar kostet rund 500.- und ist in meinem Fall nach fast jeder Ausfahrt zu tauschen. Naja, keine normalen Ausfahrten...)

Bei einem meiner letzten Touren hörte ich trotz Überprüfung von Hebel und Spiel vor Abfahrt verdächtiges Klappern.
Es hatte sich nur 2000km nach der Überprüfung ein Kipphebel-Lager verabschiedet
Bevor ich in Schritttempo die nächste Werkstatt anfahren konnte, war der Motor Schrott.

Das defekte Lager habe ich ausgebaut.
Ich hoffe die Auflösung genügt, um die Nadeln und vor allem die abgenutzte Achse zu erkennen.
Meine Theorie ist:
Durch das große Spiel kommt das Lager bei passender Drehzahl in eine (Eigen)Frequenz bei der es die Keile aus den Ventilen klopft. Die Ventile fallen in den Brennraum.

Aus diesem Grund habe ich begonnen mich näher mit dem Thema beschäftigen, um vielleicht einen Weg zu finden, die Kipphebel-Lager selbst zu tauschen.
Im Internet fand ich zu dem Thema viel verwirrendes, blödsinniges, nicht belegtes und schichtweg FALSCHES Halbwissen.
Auf jeden Fall fand ich keine einfache Anleitung die Lager zu reparieren.

Natürlich bin ich Laie (wie alle Internet-Experten), möchte aber meinen Erkenntnisse hier teilen, damit sich eine belegte Lösung zu dem Problem ergibt und andere von meinen Fehlern profieren können.
KTM erzeugt selbst keine Lager, daher wollte ich im ersten Schritt herausfinden woher die Lager möglicherweise stammen.
Einen Hinweis auf passende Lager habe ich auf https://www.ktmforum.eu/forum/thread/88349-kipphebel-fehlerteufel-bei-690-motoren-bis-euro3/ gefunden.

Um 60 Seiten BlaBla auf den Punkt zu bringen:
Die passenden Lager können aus in Autos verwendeten Schlepphebeln ausgebaut werden.
Die Achse ist verpresst, was den zerstörungsfreien Ausbau und neue Verpressung schwer macht, daher braucht man beim im Link beschriebenen Lösungsansatz zwei Lager.
Die original KTM Kipphebel 75036 061 144 und 75036 060 144 haben 16mm Achsen.
Das INA 422 0018 10 hat eine 16,4 mm Achse, was erneutes Verpressen möglich macht, aber falsche Rollendurchmesser.
Das INA 422 0001 10 hat die passenden Rollen aber eine falsche Achslänge.
Die (mögliche) Lösung besteht darin, aus einem Schlepphebel die Rolle und Nadeln (INA 422 0001 10) zerstörungsfrei auszubauen und aus dem Anderen die gehärtete Achse (INA 422 0018 10) und dann das Ganze beim KTM Kipphebel einzupressen.

Ich heute die motointegrator.de die zweit Typen gesucht und drei Hersteller gefunden.
Bestellt habe ich die Schlepphebel von INA und auch von Bilstein wie abgebildet. Vielleicht hat das Bilstein Teil eine andere Qualität oder sonst einen Vorteil.

Nächste Woche werde ich mit meinem Schwiegervater auf der Drehbank Werkzeug zum Aus/Einpressen machen, das Ergebnis und Erkenntnisse posten.

Gruß, Wauschi





Wie ich das

entdeckt im Internet gibt es viele (langatmige, verwirrende, nicht bestätigte) Berichte.

schäftigen und möchte meiner Ergebnisse hier
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Herbert H » Sa 09 Nov, 2024 18:07

Bei meiner KTM hat auch ein Mal bei langsamer Fahrt in der Stadt der Ventiltrieb zu klopfen begonnen. Ist abgestorben, und da es der Auslass- Kipphebel war, fast nicht mehr starten lassen. Habe es zum Glück bis nach Hause geschafft. Damals habe zwei Kipphebel noch unter 200€ gekostet!! Bei dir ist es sehr schlimme, aber so ein Folgeschäden eher selten. Die Modelle 2009 bis 2011 und die Rallye hatten weniger Nockenhub. Bei denen war die Welle auf den die Nadel laufen ,zu weich gehärtet. Dann würden sie so hart, daß sie aus dem Kipphebel wanderten. Dadurch verklemmten sie sich seitlichen im Kopf, und der Kipphebel ist abgebrochen. Das dürfte bei deiner passiert sein. Ventile bleibt offen, und der Kolben macht den Rest.Teile der Kipphebel sind dann meistens an den Magnet der Lichtmaschine!!!!! Der Motor hat zwar zwei Grobe, und zwei Fein Filter. Aber wenn so dickes Öl 10w50 bis 10w60 kalt mit Drehzahl durch den Fein Filter gedrückt wird, macht das Umgehungs Ventil vom Filter auf, und Schmutz kommt zu den Lagern. Wenn so ein kleines Stück in ein Nadellager kommt, bleibt eine Rolle stehen, und schleift sie oval.
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Sa 09 Nov, 2024 19:29

Seltsam.
Ich habe bislang auch immer nur das Problem vernommen, das die Lagerwellen seitlich rauswandern und dadurch der Kipphebel verkantet wie vom Herbert beschrieben.
Von Lagerproblemen hörte ich bislang nichts.
Bin gespannt ob alles wie geplant funktioniert :popcorn:
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Herbert H » Sa 09 Nov, 2024 20:06

Hast du die Zulassung in Deutschland dann doch geschafft???
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Herbert H » Sa 09 Nov, 2024 20:09

Und welches Baujahre steht auf dem Kipphebel?
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Wauschi » Sa 09 Nov, 2024 21:44

Welches Baujahr, such dir eines aus (siehe Anhang).
Alle haben das gleiche Problem. Siehe Bilder der Achsen.
Herauswandern habe ich noch nie gehabt, haben alle einen Körnerschlag.

Gruß, Wauschi
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Herbert H » Sa 09 Nov, 2024 23:08

Angeblich sollen die ab 18 halten. Du hast auch welche mit 20.
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Aynchel » Mo 11 Nov, 2024 10:37

Moin

Ich denke mal Du kennst den Pirate Racing Kanal

https://youtu.be/0k5v7SsZdRc?feature=shared

unterhalte Dich doch mal mit dem guten Mann
Aynchel aus Meddersheim


ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon hiha » Mo 11 Nov, 2024 10:59

Vielleicht sind Gleitflächenkipphebel doch nicht so schlecht?
:gruebel:
Hans
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Herbert H » Mo 11 Nov, 2024 13:52

Millionen von PKW Motoren fahren problemlos mit solchen Rollen. Aber zwei Ventile mit einer Rolle, und der extreme Ventil Hub sind halt eine andere Sache. Aber auch die 790 und 890er haben massive Nockenwellen Probleme!! Ich finde, um den Ruf der Marke wieder herzustellen gehören Vier Jahre oder 60000km Garantie. Und Problem Teile günstig anbieten! Jahre lang Probleme vor sich her schieben hat schon einige Hersteller in den Konkurs getrieben!!!
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Mo 11 Nov, 2024 14:37

Da sind sie ja fast schon
https://www.motorradonline.de/ratgeber/ ... r-2024-u1/
Das hilft dem Wauschi aber leider gar nichts!
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon hiha » Di 12 Nov, 2024 08:50

Als der Apfelbeck sein Buch schrieb, tat er ein Kapitel über vollnadlig gelagerte Rollen und wie man sie herstellt mit hinein. In der Zwischenzeit sind mir Rollenhebel für BMW Automotoren in die Hände gefallen, und ich hab sie mit den gut 70 Jahre alten Vorgaben im Buch verglichen. Die Rollen sind dünnwandiger und das "Nadelendspiel" ist nichtmal halb so groß wie die INA-Vorschrift (und der Apfelbeck) für vollnadlige Lagerungen sagen. Bei so hohen Belastungen wie sie bei so eckigen Ventilerhebungskurven dieser Vierventiler auftreten, mit den dafür nötigen knochenharten Federn, ist da möglicherweise massive Überlastung die Ursache.
Mal einen Satz Rollen nach Apfelbeck selbermachen? Oder zumindest die Bolzen aus Einsatzstahl? Und nicht Körnen sondern mit Laserschweißen befestigen?

Gruß
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Wauschi » Mo 18 Nov, 2024 16:32

Wir haben heute die Teile in Angriff genommen.

Ist beim Messen horizontal und vertikal das gleich Spiel und dieses in der Größenordnung von 2/100 haben wir das Teil als gut bewertet und gelassen. Alle anderen haben wir repariert.

Es gibt zwischen den beiden oben angeführten Herstellern kleinen Unterschied.

Von einem Hebel wird die Achse entnommen, vom anderen die Rollen.
Die 16,4mm Achse haben wir auf 16,1 abgedreht bzw die Verpressung entfernt.
Im nächsten Schritt alles zusammenfügt und verpresst - fertig.
Liest sich einfach, aber ohne Drehbank und eigenes Werkzeug zum Auspressen, Einpressen, Verpressen nur schwer zu machen.

Gruß Wauschi
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Herbert H » Mo 18 Nov, 2024 18:49

Solche Schlepphebel ist in fast allen Reibung optimierten PKW Motoren verbaut. Aber halt nur eine Rolle Pro Ventil. Auf den Kipphebel der KTM steht das Baudatum. Bis 2015 oder 2017 war der Bolzen zu weich. Danach aber so hart, daß das Sichern schwierig wurde. Bei dem Vorschlag vom schweißen wird das Material ja weich. Aber quer durch Amerika, Kühlmittel Eintrag zeitweise im Öl, und der Kilometerstand, das sind schon eine ordentliche Belastung!! Und die Instandsetzung mit Teilen, die für eine andere Belastung ausgelegt sind? Zu Apfelbecks Zeit hättest du mit dem Motor jedes Rennen gewonnen. Und dann fährtst noch um die Erde!
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Re: KTM 690 Kipphebel reparieren

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Mo 18 Nov, 2024 20:31

Herbert H hat geschrieben: Zu Apfelbecks Zeit hättest du mit dem Motor jedes Rennen gewonnen. Und dann fährtst noch um die Erde!

Da ist was dran.
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